Tötung mittels CO

Eumolp

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Im Thread "Wannseekonferenz" wurde von Repo das Problem der Verwendung von Diesel- oder Benzinmotoren bei der Vergasung von Menschen angesprochen, wobei es um
1. die mobilen Gaskammern, also umgebaute LKWs geht
2. die stationären Gaskammern in Vernichtungslagern wie Treblinka oder Belzec.
Warum diese Frage eine Rolle spielt, hat Repo zusammengefasst:

...falls Euch irgendwann ein Kfz-Mechaniker-Lehrling begegnet, und Euch erklärt, "kann gar nicht sein, alles erlogen mit dem Holocaust, denn mit Diesel-Abgasen kann man gar niemanden umbringen"

Falls die Frage immer noch von Interesse ist und obwohl das ein schreckliches Thema ist, hier 2 Antworen.

1. Nicht überall wurden in den Vernichtungslagern Dieselmotoren eingesetzt. Wie ich bei Hilberg (Vernichtung der europ. Juden, Bd. 2, S.941) lese, wurden in Belzec und Treblinka Diesel-, in Sobibor aber Benzinmotoren eingesetzt. Auch die Aussagen der Zeugen, die angeblich Dieselmotoren gesehen haben, sind nicht sicher (vgl. http://holocaustcontroversies.blogspot.de/2006/06/why-diesel-issue-is-irrelevant.html).

2. In den Fällen, wo Diesel-Motoren tatsächlich zum Einsatz kamen, eine Antwort, die Raphael Ben Nescher in seinem sehr empfehlenswerten Buch "Holocaust-Revisionismus. Ideologie oder Wissenschaft" gibt:
"In earlier days fuel Diesel fuel composition was different, fuel atomization technology was different and combustion conditions were different. It should be emphasized that the CO formation depends solely on the combustion process and in particular on the local fuel-air ratio during combustion. In older engines, the fuel injection system couldn't generate quality sprays and consequently the combustion occured under fuel rich conditions, which obviousely resulted in significant high CO formation."

Ich bin dafür kein Experte. Es scheint aber so zu sein, dass beide Motorentypen zum Einsatz kamen, dass aber damals Diesel in einer bestimmten Mischung genauso geeignet für den Tötungszweck war wie Benzin.
 
Ich glaube ich kann hier aus technischer Sicht etwas zu diesem dunklen Kapitel beitragen. Im dritten Reich wurden sehr viele Fahrzeuge, vor allem hinter der Front auf Holzgas umgebaut. Holzgas kann sich z.B.: wie folgt zusammensetzten: 16,3% Kohlenoxyd, 24,2% Wasserstoff, 1,4% Methan, 42,4% Stickstoff, 15,7% Kohlendioxyd.
Dabei wurden nicht nur Benzinmotoren sondern auch Dieselmotoren auf "Zweistoffbetrieb" umgebaut, oder auch Dieselmotoren komplett umgebaut und mit Zündanlage versehen damit sie mit Holzgas betrieben werden können. Habe dazu jede Menge Literatur. Ein interessantes Buch (Werner Kroll, Der Gasgenarator, 1943) zu dem Thema gibt es hier zum freien Download.

Ob man dann die Auspuffgase oder gleich das Holzgas (zum Beispiel eine Leitung weg vom Anfachgebläse) verwendet hat kann ich aus technischer nicht nicht sagen.

Aber es macht mit Einbeziehung dieser Fakten keinen Unterschied ob Benzin oder Dieselfahrzeug weil die Fahrzeuge zur Deportation zu 90% mit Holzgas betrieben wurden. Denn für diese Zwecke hätten die verantwortlichen im dritten Reich sicher kein Mineralöl "verschwendet", das wurde an der Front gebraucht.

Hoffe geholfen zu haben.

Edit I:
Habe gerade gesehen dass im oben verlinkten Buch der Umbau von Dieselmotoren nur auf Seite 138 erwähnt ist. Ich habe technische Bücher zu Holzgasgeneratoren ab 1936. Ab ca. 1939 wurden von Herstellerfirmen der Gasgeneratoren komplette Umrüstsätze von Diesel auf Holzgas angeboten. Deshalb wird in diesem Buch von 1943 nicht mehr auf das Zweistoffverfahren wo noch immer 25% der ursprünglichen Dieselmenge zur Zündung des Luft-Gas Gemisches verbraucht werden eingegangen.
Edit II:
Im oben verlinkten Buch S127: "[...] ist es notwendig, sich vor dem Eintreffen der Generatoranlage und der Motorumbauteile über den organisatorischen Ablauf der ganzen Umbauaktion und die technischen Vorarbeiten , die für den Umbau nötig sind zu orientieren."
Im Buch "Wartime Woodburners" von John Fuller Ryan gibt es schöne Werkaufnahmen von Fahrzeugen mit Holzgasgeneratoren in der Serienfertigung von Büssing, Daimler Benz, MAN, Opel, Saurer, GM, etc. also neu und kein Umbau.
Und nachdem ich jetzt nur von Fahrzeugen geschrieben habe. Stationäre Anlagen mit Verbrennungsmotoren wurden fast gänzlich auf Holzgas umgestellt da man da weder ein Gewicht noch Platzproblem und auch das Problem der Lagerung des Treibstoffes nicht hatte.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Noch ein Nachtrag.
Auf den Seiten 127-137 im Buch "Der Gasgenerator" von Werner Kroll ist auch die Anordnung betreffend "Umstellung von Verbrennungsmotoren jeder Art auf den Betrieb mit Generator-sowie Hoch- oder Niederdruckgas (Stadtgas, Kokereigas, Motorenmethan, Klärmethan)" vom 30.Mai 1942 abgedruckt. Dass auch die Wehrmacht Fahrzeuge für "untergeordnete" Zwecke auf Holzgas umgerüstet hat geht aus den Bildern im Buch "Wartime Woodburners" eindeutig hervor.
Ein Bild kann ich hier beisteuern, da das Original in meinem Besitz ist.
Holzgas LKWs.jpg

So, ich glaube das ist jetzt genug zu dem Thema ;)
 
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