Transkription

Also gut, dann mal sehen.
Zweiter Absatz:

Item mer schaf ich bemelter meiner Tochter zwaijen Khinde[rn, gekürzt]
Als mein[e, gekürzt] Erb[en, gekürzt] vnd And[ern] mit Namen Hart[lieb, gekürzt, ???] vnd Walhriß [???]
miteinander zehen Phundt phenning.

Für den Anfang ist das doch schon recht gut. Namen sind oft nur zu erraten. Aber vielleicht sehen da andere mehr oder ich morgen. Die Auflösung von Kürzungen wird einfacher, wenn man es besser lesen kann. An ungewöhnlichen Schreibungen wie bei den zwei Kindern, solltest du dich nicht stören, was anfangs natürlich schwer fällt. Da hilft es mitunter, sich bewusst zu fragen, was mit der Rechtschreibung gemeint sein könnte. Ähnlich ist es bei Buchstaben die verfremdet sind: Darauf achten, ob etwas gedrängt oder wie hier beim Namen mit zuviel Platz geschrieben ist.

Und dann sind da die Besonderheiten des Schreibers. Dieser benutzt zwei verschiedene 'h's. Einmal das normale kleine h, mit den beiden Schleifen oben und unten, dass so leicht mit dem f verwechselt werden kann -hier bei "Phundt" und dann ein 'h', dass fast wie ein großes aussieht, aber wohl einfach nur vom Kasten-h, einem eckig geschriebenen k, abgeleitet ist. Hier wäre dann auch zu fragen, ob hier wirklich ein Übergang vorliegt, oder das Testament eine Fälschung ist, bei der der Fälscher das ältere 'h' nicht durchgehalten hat, was aber an einem isolierten Blatt nicht zu beurteilen ist. Verschiedene Schreibungen für einen Buchstaben sind nur oft ein Hinweis auf eine Fälschung. Dann zieht er den letzten Strich bei 'n' und 'm' oft wie bei einer Kürzung nach unten, ohne dass da eine Kürzung ist.

Meine Medikamente hören um diese Zeit auf zu wirken, ich schaue morgen nochmal nach den letzten Absätzen. Bei der Frage groß oder Kleinschreibung bin ich gerade schon überfordert.
 
So, im dritten Absatz stell ich mal der Einfachheit halber deine und meine Lesung zeilenweise untereinander.

Und nafden ich nach ainen Ende. mit Wamen Wirgilj vrelf

Vnnd nahdem ich noch einen Erb[en, gekürzt] mit Namen Virgili[i, gekürzt] wel[chem, gekürzt]

[Hier sehen wir dann ein drittes 'h', bei dem der untere Bogen nicht durchgezogen ist, das aber zwischen den beiden anderen angesiedelt ist, wenn es einmal genau betrachtet wird. Das spräche eher gegen eine Fälschung, da der Schreiber offensichtlich unregelmäßig schreibt. Bei einem 'und' würde ich immer genau hinsehen. Die Punkte dabei sind sonst zu leicht verschenkt. Das Zählen der Zacken ist nicht nur ein Scherz, sondern kann tatsächlich bei der Lesung helfen, ja ist teils sogar notwendig. Das hilft auch 'w' und 'v' zu unterscheiden. Die Verwechslung beider ist auch ein gängiger Fehler. Das mit der Kürzungsauflösung wird mit der Zeit einfacher, weil meist dieselben Kürzungen gewählt werden und auch zum 'b' hatte ich ja schon einen Hinweis gegeben. Daran muss man sich immer wieder erinnern, weil es einfach gegen alle unsere Lesegewohnheiten geht.]

mir funf phundt phenning zutheun, so sag ich im firmit

mir funf phundt phenning zuthuen, so sag Ich Im hirmit

[Auch das 'h' ist so eine Sache. Da hilft nur, sich immer zu fragen, ob das wirklich ein 'f' ist, oder ein 'h'. Auch das mit der Groß- und Kleinschreibung ist eine Sache, bei der man sich angewöhnen muss, darauf zu achten. Für Anfänger empfiehlt es sich, diese Dinge als Liste zu lernen und sie dann immer bei der Lesung, sei es nach jedem Wort oder jeder Zeile, abzufragen.]

derselben schulden, ganz ledig unnd sreij, also dat (keine Ahnung) auch

derselben schulden, ganz ledig vnnd freij, Also das Ime auch

[Durch die andere Rechtschreibung kann es günstig sein ein Wort, wie hier das 'Ime' isoliert zu lesen, die anderen Wörter vielleicht sogar abzudecken. Auch bei dem 'Im' in der Zeile darüber hat er einen Strich für ein 'e' hinzugefügt. An der Anzahl der Zacken ist aber gut zu erkennen, dass es da 'Im' und hier 'Ime' heißen soll. Wie ihr bei solchen Verschreibungen verfahren sollt, musst du erfragen. Ja, dass 'f' sieht auf den ersten Blick nach einem 's' aus, aber vergleich es mal mit der 'funf' zwei Zeilen darüber. Der Vergleich mit verschiedenen, sicher oder sicherer gelesenen Stellen einer Handschrift ist eine weitere wichtige Methode. Das runde 's' ist aus Gründen der Ästhetik so geschrieben, dass es fast wie ein 't' aussieht.]

sanil. also den andernn geburtt.

sam[tlich, gekürzt] Als den ander[en, gekürzt] geburtt.

[Das ein Kürzungszeichen wie ein kleines 'L' aussieht, kommt in diesem Text häufig vor. An die verschiedenen Möglichkeiten zur Kürzung muss sich auch erst gewöhnt werden. Daher sollte das vielleicht auch erst mechanisch geprüft werden. Ob er bei 'anderen' wirklich das 'e' kürzen wollte, können wir nicht sagen, weil er den letzten Strich von 'n' und 'm' so oft ohne Anlass herunterzieht. In solchen Fällen unterstellt man meist die je nach Dialekt oder Sprache korrektere Schreibweise. Ganz korrekt wäre es anzumerken. Und ja, meist wird mit dem unter die Linie verlängerten Strich 'n', 'm', 'en', 'em' abgekürzt. Aber es kann je nach Schreiber auch großzügiger benutzt werden.]

Der vierte Absatz folgt nach einer Pause.
 
Dann der vierte Absatz wie oben der dritte:

Ten mer so schaf ich der Sigmundt Schursterin Tochter

Item mer so schaf ich .der Sigmundt Schuesterin Tochter.

[Ich unterstelle mal, du warst beim 'Item' nur abgelenkt. :) Schwester ist gemeint. Eigentlich müssten da dann zwei 'u' oder ein 'w' stehen, aber er hat wohl ein 'v' darstellen wollen.]

also meiner gothen Barbara genandt auch funf pfundt d.

Als meiner gotlen .Barbara. genandt auch funf phundt d[enariorum, gekürzt].

[Die denare stehen korrekt im Genitiv, etwa wie im Deutschen "5 der Pfennige" gedacht. Personen, Namen, Summen werden mitunter dadurch hervorgehoben, dass sie zwischen Punkte gesetzt oder damit abgeschlossen werden. Willst du das korrekt haben, musst du den Text nochmal durchgehen, da ich nicht darauf geachtet habe. Der Gothe, die Gude und so ähnlich je nach Dialekt waren diejenigen, die bei der Taufe das Taufversprechen für das Kind übernahmen, was heute die Eltern tun, damals eher Nachbarn oder entferntere Verwandte. Ich nehme an, Gotlen bezeichnet hier den Täufling, kenne das Wort aber nicht. Alternativ wäre ein verschriebenes 'h' anzunehmen. Aber ob bei Verfassung des Testaments die Gude (wie es hier in Ostwestfalen hieß) des Erblassers noch leben konnte, wäre zu überprüfen. Es sei denn natürlich, es gibt da ein passendes Wort, dass etwas ganz anderes heißt.]

Dann gleich noch der fünfte Absatz.
 
Dann der fünfte und letzte Absatz wie gehabt:

Ten mehr schaf ich meinem (keine Ahnung) und zeugen dist

Item mer schaf ich meinen Gechefftingern. vnd zeugen. dis[es, gekürzt]

[Item heißt 'ebenso' und ibidem hieße 'ebendort'. Beides kommt oft in Aufzählungen vor. Immer aufpassen, nicht in unsere heutige Rechtschreibung zu rutschen. Das ist etwas, was gut am Ende überprüft werden kann. Bei dieses ist da 'diss' geschrieben, also langes s und rundes s hintereinander. Das der Strich nach oben verdickt ist, kann durchaus als Kürzungsstrich gemeint sein.]

meinet Testamendt ijedem ain pfundt pfenning.

meines Testaments ijedem ain phundt phenning.

[Hier wieder ein rundes 's', kein 't'. Und ja, er [oder sie?] schreibt wirklich immer 'ph', nicht 'pf'.]

Ich hoffe, dass das weiterhilft. Und das die anderen das jetzt nicht in der Luft zerreißen.
 
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