Trio de Terreur

liberale17

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danton, marat und robespierre waren ja die anführer des terreur.
doch meine frage: robespierre wird oberflächig immer als "der schlimme drahtzieher" dabei bezeichnet, aber welcher der drei ist der schlimmst von allen sozusagen?
ich kanns noch nich begründen, hab aber das gefühl, dass es danton war.
 
Würd ich nicht so sehen... Abgesehen davon, dass Danton der einzige war, der sich nach einer gewissen Zeit vom Terror distanzierte und nach Alternativen suchte, wurde er schließlich sogar selbst Opfer des Regimes und hingerichtet.
 
Ashigaru schrieb:
Würd ich nicht so sehen... Abgesehen davon, dass Danton der einzige war, der sich nach einer gewissen Zeit vom Terror distanzierte und nach Alternativen suchte, wurde er schließlich sogar selbst Opfer des Regimes und hingerichtet.

Ja, aber Robespierre doch auch.
Hat Robespierre eigentlich direkt zur Hinrichtung Dantons beigetragen oder passiv (also einfach durch seinen Terreur) ?
Und was war mit Marat?

Da fällt mir gerade ein, dass ich letztens gelesen habe, dass Frankreich 1793/1794 eine radikale Jakobinerdemokratie war. Im Geschichtsleistungskurs bei einer richtig guten und der kompetentesten Lehrerin, die ich in meiner ganzen Schullaufbahn erlebt hab, wurde mir allerdings erzählt, es sei eine Jakobinerdiktatur gewesen. Was nun Demokratie oder Diktatur? Ich würde ja meinen, Frankreich war zu dem Zeitpunkt demokratisch.
 
Naja... in einer Zeit in der pro Tag bis zu 50 Todesurteile vollstreckt werden, weil jemand der falschen Gesellschaftsschicht angehört oder der falschen Partei - etwa der ebenfalls "demokratischen" Gironde - kann man nur sehr schwer von einer Demokratie sprechen. Die Jakobiner hatten sicher ursprünglich ehrbare Ziele, aber seit ihrem Putsch haben sie sich ziemlich heftig verrannt.
 
Also der Terreur war sicherlich diktaturisch.
Aber mit dessen Sozialgesetzgebung war der Jakobinismus auch radikal-demokratisch.

Deswegen weigere ich mich von einer Jakobinerdiktatur zu sprechen. Da muss es doch eine bessere Bezeichnung geben.
 
Wer der schlimmste war ist wirklich nicht leicht zu beantworten, auch wenn Robespierre der eigentliche Diktator war (ich nenne ihn mal bewust so), so ließ er sich doch sehr von seinem Kettenhund St. Just beeinflussen, der wohl wirklich jeden Tag Blut sehen wollte.

Danton und Robespierre waren beide Juristen, also Männer von Bildung, doch Danton hatte ein grobschlächtiges Wesen und er neigte zur Brutalität, man denke nur an den von ihm und Westermann angezettelten Sturm auf die Tuillerien...

Der Rest des Revolutionstribunals der Schreckensherrschafft bestand aus Zuhältern, Messerstechern, Dieben, und sonstigen Zwielichtigen Gestalten.
Auch wenn ich kein Freund von Robespierre und Danton bin, so könnte ich mir vorstellen, dass andere aus diesem Haufen weitaus schlimmeres vollbracht hätten.
St. Just ist meiner Meinung nach einer der schlimmsten.

Soweit ich weiß hat Robespierre Dantons Tod unterstützt, zumindest hat er ihn nicht verhindert, ein gutes Beispiel wie Politik Freundschaft zerstören kann.
Allerdings würde ich wirklich von Diktatur reden, das wurde zwar nicht offen ausgesprochen, aber die Verhältnisse sprechen für sich.
 
Also was spricht denn für Diktatur? Doch nur die Willkür des Terreur.

Aber die Verfassung (auch wenn nie in Kraft getreten) war demokratisch. Sozial- und Wirtschaftspolitik waren radikal demokratisch.

Und ausserdem gab es nach wie vor die Möglichkeit zur Oppositionsbildung im Konvent, was mit Diktatur nix zu tun hat.
 
Oh ich denke schon, dass man eine Zeitlang Robespierre als Alleinherrscher angesehen hatte, zumindest hat man ihn alles durchgehen lassen - aus Angst.
Darin unterscheidet er sich nicht von den üblichen Diktatoren.

Und abgewählt hat man ihn ja auch nicht direkt, sondern soweit ich mich noch erinnere im Schlaf überfallen und einer der Männer versuchte ihn zu erschießen, traf aber nur seinen Kiefer.
Um ihn entgültig loszuwerden wurde er auch auf die Guillotine geschickt, allerdings soll er sich ziemlich angestellt haben...

Ich denke auch wenn die Möglichkeit wohl bestanden hätte eine Oppostion zu bilden dann doch nur auf dem Papier. Der Terror und die Angst selbst der Nächste zu sein, hat jegliche Opposition im Keim erstickt, so musste erst eine Verschwörung im Geheimen stattfinden, um sich von Robespierre und seinen Mannen zu befreien.

Vielleicht kann man noch nichtmal von einer wirklichen Regierung sprechen.
Finanziell haben sie sich ja nur durch Raubzüge über Wasser gehalten...

Also von einer Demokratie scheint mir das doch alles sehr weit entfernt zu sein, bis auf das, dass das "Volk" regierte, bzw. dessen Bodensatz... :p

Also ich bleibe dabei, sie wollten die Demokratie, hatten aber die Diktatur als vermeintliche Demokratie.
 
liberale17 schrieb:
Also was spricht denn für Diktatur? Doch nur die Willkür des Terreur.
Die gab es doch, ergo Demokratie?
liberale17 schrieb:
Aber die Verfassung (auch wenn nie in Kraft getreten) war demokratisch. Sozial- und Wirtschaftspolitik waren radikal demokratisch.
Waren dann die realen Zustände demokratisch?

liberale17 schrieb:
Und ausserdem gab es nach wie vor die Möglichkeit zur Oppositionsbildung im Konvent, was mit Diktatur nix zu tun hat.
Und wie wurde mit Opponenten realiter umgegangen?
Diese Art von Demokratie lob ich mir. :motz:
 
zur verteidigung der jakobiner :)

zu einem bürgerkrieg gehören immer zwei seiten (mindestens). es ist natürlich richtig, dass die jakobiner etliche ihrer gegner auf die guillotine verfrachtet haben (aber auch nicht alle, die führer der girondisten z.B. wurden- auf drängen robespierres!- inhaftiert, aber nicht guillotiniert)

ebenso wahr ist allerdings, dass royalisten oder "gemäßigte" ebenso gern das gleiche mit den jakobinern gemacht hätten (vgl. etwa den weißen terror nach 1794,
oder das manifest des herzogs von braunschweig- führer der preußisch-österreichischen interventionstruppen, das der pariser bevölkerung mord und totschlag androhte- auslöser der "septembermorde" 1792)

die gesellschaft war einfach zu stark polarisiert, als dass kompromisse noch möglich gewesen wären. der adel konnte keine republik akzeptieren- und in der republik war für den adel kein platz (und konnte auch keiner sein).

das französische strafrecht vor 1789 ist auch nicht unbedingt human zu nennen ... (hat andrerseits aber auch nur einfache bauern oder manchmal städter betroffen)

PS: demokratie ist nicht mehr und nicht weniger als ein verfahren zur entscheidungsfindung mittels mehrheit ... demokratisch ist jede entscheidung, die durch freie abstimmung der mehrheit getroffen wird ... über inhalte ist damit nichts gesagt
 
Zuletzt bearbeitet:
Saint-Just schrieb:
PS: demokratie ist nicht mehr und nicht weniger als ein verfahren zur entscheidungsfindung mittels mehrheit ... demokratisch ist jede entscheidung, die durch freie abstimmung der mehrheit getroffen wird ... über inhalte ist damit nichts gesagt
Zur Demokratie gehört auch die Unverletzlichkeit der Menschenrechte, das war ja auch das hehre Ziel der frz. Revolution.
 
schon recht ... aber was macht man mit einem adel, der die demokratie bis aufs messer bekämpft? ... (vor allem wenn dieser adel europaweit beste verbindungen hat)

vielleicht ist die entscheidende frage einfach, wie man den terreur am besten erklärt: aus der (angeblichen) persönlichen boshaftigkeit von ein paar leuten im wohlfahrtausschuß- oder aus den tiefen gegensätzen der französischen gesellschaft dieser zeit (bzw.: wie und warum entsteht eine revolution?)

noch ein gedanke: ist nicht im grunde jede herrschaft organisierte gewalt?
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn wir an dieser Stelle innehalten und rekapitulieren, können wir verschiedene fakten zusammen setzen.

- Die Verfassung, demokratisch oder nicht, kam nicht zur gebührenden geltung

- demokratische Parteien wie auch kontextlose Zivilisten, wie Religion (und deren Personen), Royalisten wurden gnadenlos verfolgt und in Standverfahren (welche kein Zeichen demokratischer Tendenzen sind) verurteilt um fast umgehend hingerichtet zu werden

- Robbespierre selbst versuchte einen Kult zu integrieren (vergeistigtes Wesen wenn ich mich recht erinnere, keine Garantie), ein Zeichen übersteigerter Persönlichkeit

- starke Spitzel - und Denunziantentätigkeit besonders an Bevölkerungsintensiven Stellen (Brotschlangen usw.)

- Ermordung von Frauen

- Verwerfung der eigentlichen Ziele im Sinne des Terreur als Erziehungsmittel des Volkes (also nichts anderes als das was der Adel tat noch verschärft)

- Robbespierre war ursprünglich Gegner der Todesstrafe und brachte sie unter anderem vermehrt dazu

- Robbespierres Taten wurden selbst von seiner Umgebung als Unrecht erachtet, aber erst seine Hilfslosigkeit brachte dies zum Vorschein
Wir erinnern uns: er verschärft die Gesetze, auch gegen die Versammlung und schon wird er selbst zum Ziel und wegen des Terreurs verhaftet und umgehend hingerichtet.



Sätze wie "in der Gesellschaft war kein Platz für den Adel" beachten die weitere Entwicklung nicht.
Schon kurz nach dem Verfall des Wohlfahrtsausschußes wird eine neue, Adelsgleiche Elite sichtbar, die sich mit der Krönung Napoleons selbst als eben dieser, als Adel, installiert.
Und das System funktionierte wieder.


Das Strafrecht vor 1789 hat keineswegs nur Bauern betroffen. So war es ein gewisses Vorrecht höherer Klassen, "mit dem Schwerte geköpft zu werden", ein Recht, welches manche Revolutionäre auch für "sich" forderten. Im Toede gleich sozusagen.

Die Oppositionsbildung ist rein illusorischer Natur und sollte gen Ende hin ausgerottet werden....
also nicht umsonst heißt es Regime des Terrors, oder auch Diktatur.

Wer der Schlimmste war, ist, wie immer subjektiv, und nicht zu beantworten, denn man müßte Tote, Verletzte, seelisch gebrochene oder Verstoßene aufwiegen, ein Ding der Unmöglichkeit. Persönliche Meinungen jedenfalls werden dies nicht belegen.


Zum letzten Satz "jede Herrschaft organisierte Gewalt":
Ja, jede Form von Regierung ist monopolisierte und organisierte Gewalt, aber der Umgang mit ihr ist dabei eine ganz andere Frage. Man kann Gewalt, oder besser Macht, in menschenrechtlichen Bahnen nutzen oder ausnutzen. Letzteres ist in der Revolution geschehen und eskaliert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Saint-Just schrieb:
schon recht ... aber was macht man mit einem adel, der die demokratie bis aufs messer bekämpft? ... (vor allem wenn dieser adel europaweit beste verbindungen hat)

vielleicht ist die entscheidende frage einfach, wie man den terreur am besten erklärt: aus der (angeblichen) persönlichen boshaftigkeit von ein paar leuten im wohlfahrtausschuß- oder aus den tiefen gegensätzen der französischen gesellschaft dieser zeit (bzw.: wie und warum entsteht eine revolution?)

noch ein gedanke: ist nicht im grunde jede herrschaft organisierte gewalt?
Natürlich ist jede Herrschaft organisierte Gewalt - wobei die Betonung auf organisiert liegt. Man spricht auch vom staatlichen Gewaltmonopol, das nur entsprechend den rechtstaatlichen Prinzipien zum Tragen kommt.

Und das genaue Gegenteil war im revolutionären Frankreich los. Es ist mir unbegreiflich wie man die verbrecherischen, fanatischen Protagonisten dieser Epoche verteidigen kann!
"Liberte" wurde in den Dreck gezogen und durch Pöbelherrschaft ersetzt. Die Verrbrechen der Septembermorde stossen noch heute durch ihre perverse Brutalität ab. Die Ergüsse führender Jakobiner wie Herbert oder Marat zeugen immer noch mit ihren obszönen Verleumdungen und Verfälschungen von der Macht der Journaille (was angesichts unserer Mediokratie nicht gerade beruhigt).

Demokratie im revolutionären Frankreich die sich gegen den Adel verteidigen muss? Die Ansätze eines konstitutionellen parlamentarischen Systems die möglicherweise zu einer demokratischen Staatsform geführt hätten waren spätestens 1792 Chimäre.
Die Vernichtung der Girondisten ist nur ein weiterer Höhepunkt in diesem irrwitzigen Totentanz.

Und was kam danach? Ich empfehle die Lektüre von Zweigs "Joseph Fouche":
Ein neuer Herr ist im Lande, eine neue Macht im Entstehen, und er beschließt ihr zu dienen. Diese neue Macht ist das Geld. Kaum liegen Robespierre und die Seinen auf dem harten Holzbrett, da ist es wieder auferstanden, das allmächtige Geld, und hat wieder tausend Schranzen und Knechte.
Die neue Gesellschaft konnte sich gar nicht schnell genug zu einer neuen alten Elite (wieder) verwandeln, spätestens am 2. 12. 1804 war die Tragödie endgültig zur Farce geworden.
 
Das die Ziele Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit edel sind kann ich nicht bestreiten. Ich frage mich allerdings, warum die Verbrechen der französischen Revolution immer verniedlicht oder entschuldigt werden. Genauso wird Napoleon in vielen Kreisen verehrt bzw. gewürdigt als Bringer der französischen Ideale. Dabei scheint niemanden zu interessieren, daß er ganz Europa mit Krieg überzogen hat und hunderttausende wegen ihm starben. Mal ganz abgesehen davon, daß er seine Truppen im Ernstfall stets allein ließ und stiften ging. Ich stelle mir vor, dieselben Leute wollten Stalin und die russische Revolution verherrlichen. Die Ziele des Kommunismus sind auch edel und Stalin hatte auch gegen Feinde im Inneren und Äußeren zu kämpfen. Auch im Kommunismus/Stalinismus wird gewählt und abgestimmt. Demokratie? In der DDR gab es z.B. immer eine Opposition, die SED stellte niemals die absolute Mehrheit. Demokratie? Warum ist es so schwer festzustellen, daß die ursprünglichen Ziele der Revolution gut waren, doch schon sehr bald verraten wurden und in reinen Mord, Willkür und Eroberungssucht ausarteten?
 
liberale17 schrieb:
danton, marat und robespierre waren ja die anführer des terreur.
doch meine frage: robespierre wird oberflächig immer als "der schlimme drahtzieher" dabei bezeichnet, aber welcher der drei ist der schlimmst von allen sozusagen?
ich kanns noch nich begründen, hab aber das gefühl, dass es danton war.

Hallo Liberale! Auch wenn die Diskussion schon hie und da gediehen ist, möcht ich noch mal auf deine (interessante) Anfangsfrage eingehen:
Das Urteil kannst du dir -durch viel Lesen - nur selbst bilden und es ist wiederum eingeschränkt durch dein betrachtendes Auge ;-)
Wozu aber brauchst du eigentlich eine Reihung?

Gerade diese drei, ganz nahe stehenden Proponenten der Jahre der Schreckensherrschaft sind genau die Beispielgeber des Spruches "Die Revolution frisst ihre Kinder" (Georg Büchner, "Dantons Tod"!).
Zuerst war aller dreier Feind die Gironde (Ha! Feind! Gerade die Gironde achtete den damals niedergeschriebenen Pluralismus), die sie vernichteten,- und zwar, da sie geistig-argumentativ nicht durchdrangen, intensiv rufmörderisch und dann körperlich: Marat hetzte medial, Robespierre lieferte quasi die absolut geschliffenen Argumente vor der Deputiertenversammlung, Danton sanktionierte (mit den anderen gewählten Zuständigen) die Todesurteile.

Folge: Marat erfährt geradezu einen noblen Tod und wird aus seinem Siechtum erlöst.* (Dazu unten noch mehr "Anschauungen").

Danton dürfte bereits beim Schlachtfest gegen die Girondisten Gewissensbisse bekommen haben und ist zunehmend -halb zog er sich, halb fiel er- aus dem Zentrum der Macht gedrängt. Meine Erklärung dafür, dass er mit Camille Desmoulins (den allein ich für eine "idealistischen, demokratischen (sic!) Träumer" halte, über die große Klinge spingen musste, ist, dass sie doppelt, als "Schwächelnde" und Sündeböcke für diese "quasi erste Entgleisung (gegen die Gironde) der Revolution" herzuhalten hatten. ("Blut wäscht Blut" - schrieb gerade dies nicht Saint Just?? lieber Saint Just?;-))

Übrig blieb: Maximilian de Robespierre, unter dem erst die wirkliche Schreckensherrschaft beginnt und von dessen "Unbestechlichkeit" man sich geradezu aufatmend nach nur einem Jahr befreite.

Zu deiner späteren Frage: "Demokratie" war damals nicht der Begriff, den du heute davon hast. Marat spricht NIE davon, alle drei Proponenten waren sich einig im Aus-dem-Wege-Räumen anderer politischer (und zwar zu LIBERALER) Mitbewerber. Es mündete meines Erachtens in die erste Diktatur mit eigentlich nur einem Herren an der Spitze (s.o.) und war weiter entfernt vom Pluralismus als das Königreich Frankreich des vorangegangenen ludovizischen (XIV-XVI) Jahrhunderts.

*
Meine(!) persönlichen Biographien beinhalten dieses:
Marat erscheint (mir) als "kompensatorischer Mensch" in der Vorgeschichte bis 1789, ein zu kurz Gekommener im Frankreich vor der Revolution. Er diente (fast ausschließlich) aristokratischen Mäzenen, seine wissenschaftlichen Beiträge in seinem eigentlichen Arbeitsfach (Medizin) fanden damals keine Anerkennung und auch nach seinem politischen Auf- und Abtreten keinen Nachhall. Seine Schriften sind ausgefeilte Polemik. Wenn auch J.J. Rousseau ständig von ihm zitiert wird, so hat er Rousseaus menschenliebende Ader nicht ein Deutchen verstanden.
Anscheinend lag er deshalb ein Jahr in der Schreibewanne, da er sich selbst kurierte.
Was er schrieb, ähnelt in Stil und Inhalt durchaus den Schriften Uljanows (Lenins), womit ich beorna -hoffentlich meinen "Frankenbeitrag" vergessen lassen ;-) und- in die Diskussion richtig hingewiesen verstanden habe.
Für beide war die "breite Masse" Instrument.

Danton, richtig gesagt ein "Genussmensch" mit durchaus friedliebenden Zügen, hatte auch eine -körperlich geradezu perfekt ausgedrückte- "Kraftmensch"-Natur. Er verantwortet vieles (und zwar steht er mit seiner UNTERSCHRIFT dazu) an erster Stelle.

Robespierre steht hingegen bei allzu vielen brutalen Dokumenten immer klein, verborgen, irgendwo, unten.

Nachtrag:
Das Strafgesetz sieht seit dem 16. Jhdt (in Deutschland waren sinnigerweise die Bauernerhebungen bis 1525 der ANLASS) "Anstifter" zur selben Strafe wie den Ausführenden der Tat verdammt vor.
Und Robespierre hat das, wie mir scheint, ganz schnell ereilt.
 
Zuletzt bearbeitet:
zum robespierre-bild wäre zu sagen, dass sämtliche seiner engen bekannten zu selben zeit (1794) guilloitiniert wurden- die darstellung robespierres war ganz in der hand seiner gegner (der "thermidorianer"; zum beispiel zwielichtiger gestalten wie jospeh fouché); das heutige bild robespierres beruht wesentlich darauf

Diktatur Robespierres? Die Maßnahmen wurden vom Wohlfahrtsausschuß bzw. Konvent gemeinsam beschlossen, die Stellung Robespierres war nie unangreifbar, die Arbeit im Ausschuß war immer sehr konfliktreich (Robespierre ist schließlich sogar zurückgetreten)
Politisch stand er für das Bündnis zwischen radikalem Kleinbürgertum (Handwerker z.B.) und Sansculotterie (d.h. der Pariser Stadtarmut) zur Fortsetzung der Revolution. Als sein "Programm" könnte man die Verfassung von 1793 und den Erziehungsplan Lepeletiers betrachten.
Robespierre trat für die Abschaffung der Sklaverei ein (gegen die Interessen der französischen Siedler auf Haiti).
Ebenso wandte er sich gegen die Kriegseröffnung durch Frankreich (die von den Girondisten betrieben wurde), mit der Begründung, der Krieg könne einen cäsarenhaften Diktator an die Macht bringen.
Mit seiner Hinrichtung war die aufsteigende Phase der Revolution beendet (das allegemien Wahlrecht wurde eingeschränkt, die Sansculotten niedergeschlagen)

Marat war nie in einer regierung, sondern hat immer "nur" als journalist gearbeitet. politisch stande er als stimme der Sansculotten eher links von robespierre (wobei dieser sich ihm zunehmend angenähert hat).

Danton war bis zu einem gewissen Grad mit Robespierre einer Meinung, aber gegen ein allzu enges Bündnis mit der Sansculotterie. Auch war er gegen Maßnahmen wie Preiskontrolle (Brotpreise!). Verwickelt in eine bestechungsaffäre, außerdem wurden ihm kontakte zu general dumoriez nachgesagt, der später die den österreicher überlief. Die Masse der Bevölkerung hätte er wohl lieber außerhalb der Politik gesehen. Politisch eher rechts von Robespierre.


mein hinweis auf das "mittelalterliche" strafrecht sollte nur soviel besagen: über den terreur auf dem höhepunkt der französischen revolution regt man sich gerne auf, die blutige unterdrückung z.B. des deutschen bauernaufstands 1525 erhitzt keine gemüter (der weiße terror nach 1794 genausowenig)
 
Zuletzt bearbeitet:
Moment,
die meisten hier haben bereits darauf verwiesen, dass man weder einen "Schlimmsten" einfach bestimmen kann, noch dass Robespierre allein Verantwortlich war (die von dir folgend direkt wieder kritisierten Verweise u.a. auf Marat sind dafür exemplarisch).

Auch findet keine Verherrlichung der Monarchie statt. Niemand bestreitet hier die Schreckenstaten die manch Kronenträger zu verantworten hat oder die unter blauem Blut veranlaßt wurden.
In einer Diskussion über die Schrecken und Verbrechen der Revolution allerdings auf die Bauernkriege oder womöglich noch den 30jährigen zu verweisen verfehlt den Rahmen, denn es versucht sich in einem Aufwiegen, welches schlicht nicht möglich ist.

Nach wie vor steht fest, dass die Ziele einmal mehr als löblich waren, aber die Methoden mit denen dies verfolgt wurde diktatorisch und tyrannisch waren, schlimmer, als alles, was vorher vorging. Hätten die Adligen vorher dergestallt gewütet, hätte sich die Bevölkerung vermutlich massiv dezimiert...
 
Ich glaub was mich stört, ist die willkürliche trennung die hier aufgemacht wird:

gleichheit aller bürger= gut
terror= schlecht

ich meine dass beides bereits in der aufklärung, auf jeden fall aber der revolution angelegt war (im weiteren sinne: in der moderne)

wenn man den terror ablehnt, muss man konsequenterweise auch die bürgerrechte ablehnen- beides war bestandteil der revolution
ein apparat, "gut" und "böse" voneinander zu trennen, wurde noch nicht erfunden- man wird alles nehmen müssen oder gar nichts

gleichheit aller bürger bedeutet implizit auch den zwang, bürger zu sein- während die ungleichheit unter den bürgern beseitigt werden sollte, wurden die nicht-bürger aggressiver bekämpft als zuvor- das scheint mit in der logik der sache zu liegen (und läßt sich an der entwicklung des strafrechts ganz gut ablesen)

nach abwägung aller bekannten tatsachen, und ohne die augen vor der realität dessen zu verschließen, was terror bedeutet, halte ich die jahre 1789-94 trotz allem für einen fortschritt (im vergleich zum vorherigen zustand)

(dass jemand mit den exakten ansichten eines robespierre heute anachronistisch wäre, brauche ich wohl nicht zu sagen- aber unter den damaligen umständen war es die fortschrittlichste mögliche politik)

@T.G.: um den beginn der revolution zu verstehen, wird man sich doch auf jeden fall die zeit davor anschauen müssen? nicht grad den bauernkrieg zugegeben, aber doch die französische geschichte etwa seit Louis XIII. und wie die revolution verläuft, hängt sicherlich nicht om guten oder bösen willen von ein paar leuten an der spitze ab.
 
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