Troja

Der Fernsehfilm war recht...hmm. Die Stimmen der Synchronisation (besonders Achill und Odysseus) gingen mir verdammt schnell auf den Senkel und was Ausstattung und dergleichen betraf war es alles und nichts. Es wirkte einfach nur schlecht zusammengestückelt ohen Idee dahinter.
Petersens Variante hat zwar nicht die Atmosphäre von Homer, baut aber immerhin eine eigene auf.
 
Dass der einzig positiv besetzte Charakter, nämlich Hektor, eine dreiviertel Stunde vor Ende des Filmes von einem durch und durch unsympathischen Achilleus (lag wohl am Schauspieler) getötet wird, ist für einen Blockbuster nicht gerade förderlich.
Homer läßt sich leider (oder Gott sei Dank?) nicht so einfach auf Hollywood übertragen.
Grüße
 
Dass der einzig positiv besetzte Charakter, nämlich Hektor, eine dreiviertel Stunde vor Ende des Filmes von einem durch und durch unsympathischen Achilleus (lag wohl am Schauspieler) getötet wird, ist für einen Blockbuster nicht gerade förderlich.

Okay, das ist deine persönliche Empfindung, aber warum hast du Hektor als einzig positiven Charakter empfunden? Dass er so dargestellt wurde steht außer Frage - quasi der Prince Charming von Troja... aber Achilles fand ich gar nicht so negativ besetzt. Und was ist mit Briseis? Und König Priamos?
 
Die letzten beiden hatten keine Kampfszenen und zählen daher nicht als vollwertige Figuren.
Das lasse ich jetzt einfach mal so stehen... :rofl:
Ich fand Achilles auch negativ besetzt, aber mir gefällt er trotzdem (oder gerade deshalb). Ich vermute nämlich, dass Homer seine Helden gerne glorifiziert. Das ist ja nicht schlecht, aber dadurch hat man evtl. ein anderes Bild von einem Achilles oder einem Paris, der dann eben geschickt, schnell. elegant und schön, statt feige, schwach und "unehrenhaft" ist. Wenn man sich dann anguckt, was sich Achilles alles leistet (nur weil sein Vetter getötet wurde so einen "Aufwand" zu machen). Das kann sich sonst keiner aus dem griechischen Heer erlauben. Dann kämpft er nicht für Agamemnon sondern unabhängig. Das sind Dinge, wo er seinen Status so ausnutzt, dass man ihn sehr gut für einen selbstherrlichen überheblichen Typen halten kann. Homer lässt dann das "selbst" weg und macht einen herrlichen Helden aus ihm.
Naja, lange Rede, gar kein Sinn... Ich würde sagen, man kann Homer durchaus so interpretieren. Zumal sich Petersen seiner versucht realistischen Interpretation (ohne Götter etc.) damit treu bleibt.
 
Heute würde man Homrs Achilles vermutlich als "Zicke" bezeichnen. Ich kenne zwar nur Nacherzählungen, aber auch im Original schmollt er letztenendes und schändet Hektors Leiche. Glorifizierung?
 
Heute würde man Homrs Achilles vermutlich als "Zicke" bezeichnen. Ich kenne zwar nur Nacherzählungen, aber auch im Original schmollt er letztenendes und schändet Hektors Leiche. Glorifizierung?

Umso gerechtfertigter ist die Filmfigur. Trotzdem bewertet Homer ja seine Figuren nicht negativ. Es gibt keine "Guten" oder "Bösen" im hollywood'schen Schwarzweiß-sinne. Bei Homer muss man eben die Aktionen der Figuren selber bewerten. Da ist dann die Zickeninterpretation von Achilles natürlich möglich und naheliegend.
 
Das Problem des Achilles bei Homer ist eines der großen Probleme der Zeit Homers, nämlich der Rolle des großen Einzelnen in einer sich entwickelnden Polisgesellschaft, wo nicht mehr die Qualitäten gefragt waren, die den Adligen in der Zeit vorher ausgemacht hatten, sondern etwas, was der homerische Adlige nicht konnte: modern gesprochen: Teamfähigkeit. Das Ideal des Adligen war es ja, 'immer besser und allen anderen überlegen zu sein'. Und dieses Ideal birgt in einer Polisgesellschaft Konflikpotential.

Der Adlige in der Gemeinschaft. Eines von vielen Themen der Ilias.


Dass sowas im Film nicht dargestellt werden kann, ist dann auch nicht überraschend. Ich fand eigentlich Achilles und Hektor beide gar nicht so schlecht - Hektor aber noch ein wenig besser.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich fand eigentlich Achilles und Hektor beide gar nicht so schlecht - Hektor aber noch ein wenig besser.
Und ich fand Achilles ein klein wenig besser.;) Obwohl ich zunächst entsetzt war, als ich hörte, dass Brad Pitt ihn spielen würde, weil ich mir Achilles immer ganz anders vorgestellt habe. Aber ich muss sagen, in solchen ambivalenten, auch negativen Rollen ist er sehr gut (ich denke nur an "Kalifornia"), und er hat mich wirklich überzeugt.
Hector und Paris gefielen mir als ungleiche Brüder, und die Tatsache, dass ausgerechnet Paris Achilles tötet, hat was Ironisches - im positiven Sinne.
 
Das Problem des Achilles bei Homer ist eines der großen Probleme der Zeit Homers, nämlich der Rolle des großen Einzelnen in einer sich entwickelnden Polisgesellschaft, wo nicht mehr die Qualitäten gefragt waren, die den Adligen in der Zeit vorher ausgemacht hatten, sondern etwas, was der homerische Adlige nicht konnte(...)
Der Adlige in der Gemeinschaft. Eines von vielen Themen der Ilias.
Eine andere gesellschaftliche Problematik, die dafür im Film durchaus angesprochen ist der Streit zwischem Agememnon und Achilles. Letztere ist dem König in allen persönlichen Belangen überlegen, gebietet aber über das kleinste Truppenkontingent und möchte dennoch respektiert werden. Ein wichtiges Anliegen der Aristokratie in der frühen Polis. Die adligen Tugenden (immer der Beste sein) waren selbst im radikaldemokratischen Athen noch präsent. Nachdem der Hoplitenkampf den Adligen die Gelegenheit nahm sich auf dem Schlachtfeld zu profilieren, kamen sportliche Wettbewerbe auf (die Homer allerdings auch schon beschreibt, trotz aristokratischer Kampfweise). In den neueren Spielen wird aber das Bewerberfeld größer, während in der Illias noch die Könige alles gewinnen und wenn sie nicht gar die einzigen Teilnehmer sind.
 
Wolfgang Petersens Troja ist wieder in die Kinos gekommen; als 30 minütige längere Director's Cut Version.
Siehe hier:
http://www.warnerbros.de/movies/troy/
Mit mehr Blut als vorher, mehr Zeit während der Belagerung.
Also, wer statt ameisenhafte Strandszenen am heimischen TV lieber die Details erkennen möchte: Rein ins klimatisierte Kino... ;)
 
Ich denke, daß es praktisch unmöglich ist, Homers unglaublich vielschichtiges Epos in einen mehrstündigen Film zu verarbeiten, der dann auch noch für einen Durchschnittszuschauer verständlich ist und vor allem die Produktionskosten wieder hereinspielt. Die Rivalität zwischen den Göttern zu daramatisieren, hätte vermutlich die meisten Zuschauer heillos überfordert. Wenn dann in Troja Lamas oder Aras auftauchen, sehe ich über solche Fauxpas eigentlich hinweg. Ein Film, der historische Puristen völlig zufriedenstellt, wäre mit ziemlicher Sicherheit ein Riesenflopp. Trotz aller berechtigten Kritik an Details, ist es Petersen meiner Meinung nach insgesamt eigentlich schon gelungen, die älteste Geschichte Europas "mehrheitsfähig" und mit einem gewissen künstlerischen Wert zu verarbeiten.

Es ist wohl kein Zufall, daß für viele Hektor eigentlich der perfektere, weil verantwortungsvollere, Held ist. Er kämpft für seine Heimat, ist ein sympathischer Ehemann und liebevoller Vater, während Achilleus ein Antiheld ist. Ihm geht es nur um Kriegsruhm, der Grund des Streits ist ihm wurst, die Trojer haben ihm nichts getan, wie er bei Homer selbst sagt. Er ist maßlos in seinem Zorn auf Agamemmnon, verantwortwortungslos im Hinblick auf das Schicksal der Griechen und schließlich auch maß- und gnadenlos in seinem Schmerz um Patroklos. Aber ohne diesen Superkrieger mit den Allüren einer Diva geht es nun mal nicht. Achilleus gewinnt für mich am meisten Farbe in der Begegnung mit Priamos, und da finde ich, daß Peter O Toole und Brad Pitt in dieser Szene bemerkenswert viel von Homers Werk rübergebracht haben.
 
Vielleicht auch ne Generationenfrage? "Ältere" Semester mögen Hektor lieber, mit seiner Reflexion, mit seinem Verantwortungsbewußtsein, die Jüngeren werden sagen:

"Go Brad, go!! Mach die Trojaner platt! Cooler Body, Handtuch runter! Will Blut sehen! Gooiiler Move! Endlich mal kein Jammerlappen! Auja, Bodycount!"...

;)
 
Es ist wohl kein Zufall, daß für viele Hektor eigentlich der perfektere, weil verantwortungsvollere, Held ist. Er kämpft für seine Heimat, ist ein sympathischer Ehemann und liebevoller Vater, während Achilleus ein Antiheld ist. Ihm geht es nur um Kriegsruhm,
Dennoch erliegt am Ende auch Hektor dem Kriegsruhm, der ihn dazu bringt, sich dem Kampf mit Achilleus zu stellen und so die Sorge um die Stadt, um die Heimat und um die Familie hintenanzustellen und doch lieber den Ruhm zu suchen.
Die Rede, die er da mit seiner Frau hält, ist da bezeichnend genug.
 
Ich sehe es etwas anders, denn es ist eigentlich nicht Hektors Streben nach Ruhm, sondern eher Schuldbewußtsein, das Hektor den Kampf mit Achilleus suchen läßt. Nach der Schlacht um die Schiffe macht Pulydamas den Vorschlag, sich lieber hinter die Mauern Trojas zurückzuziehen und von dort Achilleus abzuwehren (18. Gesang) Hektor lehnt scharf ab und ist damit verantwortlich für den Tod vieler Trojaner. Weil er den Angehörigen nicht glaubt, unter die Augen treten zu können, entscheidet er sich schließlich, sich Achilleus zu stellen.

Was du oben über das aristokratische Ethos bei Homer schriebst, verdient Beachtung. Die von verschiedenen Dichtern in Anlehnung an Homer verfaßte Odyssee zeigt bei ihrem Helden schon eine Vorstellung von Ethos, die sich stark von der der homerischen Helden der Ilias unterscheidet.
 
Vielleicht auch ne Generationenfrage? "Ältere" Semester mögen Hektor lieber, mit seiner Reflexion, mit seinem Verantwortungsbewußtsein, die Jüngeren werden sagen:

"Go Brad, go!! Mach die Trojaner platt! Cooler Body, Handtuch runter! Will Blut sehen! Gooiiler Move! Endlich mal kein Jammerlappen! Auja, Bodycount!"...

;)
Na, na jetzt mach uns alte Säcke nicht älter, als wir sind. Es ist wohl eher eine Frage der Reife, als des Alters, denn auch Hektor sendet viele "stattliche Seelen der Heroen zum Hades hinab, machte sie selbst zur Beute, den Hunden und Vögeln zum Fraß". An Achilleus bewundere ich, daß er seinem Spleen, seiner Ehre, seinem Ego alles opfert, denn er kennt seinen Wert und weiß, daß er selbst bald sterben wird. Soviel destruktive Energie, die dann, als die Griechen wirklich in der Bredoullie sind, hofiert wird, wer wünscht sich das nicht, es ist herrlich destruktiv in seinem heroischen Nihilismus. Hektor aber ist eigentlich der psychologisch breiter angelegte Held. Homer hat auch viele Sympathien für ihn und die Begegnung Hektors mit Andromache und Astyanax, es ist, glaube ich im 6. Gesang, gehört mit zu den besten Passagen der Ilias. Hektor will sich mit Achilleus einigen, daß der Sieger die Rüstung nimmt, dem Leichnam aber ehrenvolle Bestattung zu gewähren. Hektor ist ein Soldat, Achilleus eher ein Gladiator. Er hat übrigens einen Gegenpart, der Hektor in vielem ähnlich ist: Patroklos. Er ist älter und reifer als Achilleus. Er ist der Einzige, der mäßigenden Einfluß auf Achilleus hat. Phoinix versucht das in der Gesandtschaft mit Aias und Odysseus auszunutzen, indem er Patroklos ersucht, noch mal mit dem Freund zu sprechen. Briseis und die anderen Sklavinnen schätzten seinen Gerechtigkeitssinn und auch die unsterblichen Pferde Achilleus, Xanthos und Balios weinen um ihn.. Er fühlt sich verantwortlich für die Griechen, und das wird ihm schließlich zum Verhängnis. Hektor hat nicht einfach " nur einen Vetter" getötet, nein er, der Beste der Trojaner, hat den moralisch vollkommsten der Griechen getötet, und das kulminiert schließlich im Leitmotiv der Ilias, dem Zorn des Achilleus, der jetzt erst richtig zornig wird und am Ende, dadurch, daß er seinen Zorn mäßigt, seinem Gegner die Ehre erweist und die Einhaltung der Absprachen gegenüber Priamos garantiert, zum wirklichen, weil menschlichen Helden wird.
Homer und seine Nachfolger haben sehr viel von Psychologie verstanden, die Werke Homers sind wahrhafte Fundgruben, ebenso wie übrigens auch das Alte Testament.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es war nicht ganz nach der Troja Sage.Den Paris wurde von Menelaus getötet ,er hat Helena nacht Sparta mitgenommen.

Im Film wurde Menelaus von Hektor getötet.



:scheinheilig:ansonsten war der Film wie die Sage!!!

Lest in Homer nach!!!
 
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