"Trossweiber und Glücksmädchen"- Prostitution im Schatten des Krieges

Nicht nur pervers, sondern es stellt sich auch die Frage der Religion. Würde z.B. ein gläubiger Katholik oder ein Evangele tatsächlich eine katholische Nonne vergewaltigen?

Die Religion und das damit verbundene Ansehen einer Nonne sollte doch, dachte ich bisher, über der des Feindbildes als Landeszugehörigkeit stehen, ähnlich der Marienverehrung. :grübel:

Was mich hier nun wundert ist, dass es solche Berichte vor allem von russischen Überfällen gibt.


Dazu fiel mir ein Bericht aus dem 30. Jährigen Krieg ein, der etwas entfernter mit Religion und diesem Ansehen zu tun hat. Nach Kriegsrecht waren die Kirchen eigentlich tabu und dienten als Zufluchtsort. Der Pfarrer von Echzell schrieb:

Den 3. Juni. Die Kirche, dahin die Leute das Meiste des Ihrigen gebracht, haben sie aufgerissen und alles, was tauglich, geraubt, die Gotteskasten aufgerissen und Geld, zwei Kelche, neben allem Altarornat mitgenommen, die Hostien zerstreut [...] Die Altarleuchter haben sie zermalmt, die Kanzel aufgerissen und darin gesucht. Darinnen hat mit des Kirchendieners Magd der ganze Haufen Schande getrieben. *

Freilich ist das ein anderer Krieg und eine andere Zeit als die angesprochene, aber mir scheint, daß es in extremen Zeiten mit "normalen" Sensibilitäten teils nicht so weit her ist, und das sagt auch nichts über die Gläubigkeit der Täter aus, sondern nur, daß ohne Rücksicht gehandelt wurde. Sicherlich wurde teilweise jedoch auch anders gehandelt- aber wie das halt so ist, werden eher die schrecklichen Dinge aufgeschrieben oder überliefert, und seltener die guten oder diejenigen die "normalem" Verhalten entsprechen. Über Nonnen im 30. jährigen Krieg konnte ich auf die Schnelle nichts finden, außer einen etwas vagen Hinweis auf schwedische Truppen, und deren Verhalten, aber das konnte ich nicht verifizieren oder genauer feststellen.




*Quelle: P. Milger (1998) "Gegen Land und Leute: Der Dreissigjährige Krieg", C Bertelsmann... und weil ich das Buch zugeschlagen hab, bevor ich mir die Seitenzahl gemerkt hab', und jetzt zu faul zum Suchen bin, bleibe ich die schuldig. :rotwerd:
 
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Dazu fiel mir ein Bericht aus dem 30. Jährigen Krieg ein, der etwas entfernter mit Religion und diesem Ansehen zu tun hat. Nach Kriegsrecht waren die Kirchen eigentlich tabu und dienten als Zufluchtsort. Der Pfarrer von Echzell schrieb:

Den 3. Juni. Die Kirche, dahin die Leute das Meiste des Ihrigen gebracht, haben sie aufgerissen und alles, was tauglich, geraubt, die Gotteskasten aufgerissen und Geld, zwei Kelche, neben allem Altarornat mitgenommen, die Hostien zerstreut [...] Die Altarleuchter haben sie zermalmt, die Kanzel aufgerissen und darin gesucht. Darinnen hat mit des Kirchendieners Magd der ganze Haufen Schande getrieben. *

Freilich ist das ein anderer Krieg und eine andere Zeit als die angesprochene, aber mir scheint, daß es in extremen Zeiten mit "normalen" Sensibilitäten teils nicht so weit her ist, und das sagt auch nichts über die Gläubigkeit der Täter aus, sondern nur, daß ohne Rücksicht gehandelt wurde. Sicherlich wurde teilweise jedoch auch anders gehandelt- aber wie das halt so ist, werden eher die schrecklichen Dinge aufgeschrieben oder überliefert, und seltener die guten oder diejenigen die "normalem" Verhalten entsprechen. Über Nonnen im 30. jährigen Krieg konnte ich auf die Schnelle nichts finden, außer einen etwas vagen Hinweis auf schwedische Truppen, und deren Verhalten, aber das konnte ich nicht verifizieren oder genauer feststellen.

*Quelle: P. Milger (1998) "Gegen Land und Leute: Der Dreissigjährige Krieg", C Bertelsmann... und weil ich das Buch zugeschlagen hab, bevor ich mir die Seitenzahl gemerkt hab', und jetzt zu faul zum Suchen bin, bleibe ich die schuldig. :rotwerd:

Die Frage ist doch, sind das die schlimmsten Einzelfälle oder gewohnheitsmässige Übergriffe; und wurden diese von der Kommandie geahndet, toleriert oder sogar gelobt?

Wie gesagt, mir erschliesst sich der Sinn nicht die Kirche zu berauben, wenn sie doch landesübergreifend gilt. Ein griechisch-orthodoxer Russe meinetwegen, der eine katholische Kirche beraubt, mag mir ja noch eingehen, aber ein deutscher Katholik, der ein katholisches Kloster in Polen überfällt? Welchen Sinn soll das machen? Er schädigt damit doch vor allem die Kirche bzw "seine" Religion und Würdenträger.

Aber okay, solch Geist ist mir grundsätzlich fremd und unverständlich. :S
 
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Wie gesagt, mir erschliesst sich der Sinn nicht die Kirche zu berauben, wenn sie doch landesübergreifend gilt. Ein griechisch-orthodoxer Russe meinetwegen, der eine katholische Kirche beraubt, mag mir ja noch eingehen, aber ein deutscher Katholik, der ein katholischer Kloster in Polen überfällt? Welchen Sinn soll das machen?
Wieso muss dies denn auch einen höheren "taktischen" Sinn verfolgen?

Schwedische Befreier, die doch laut der Propaganda der Zeit, die deutschen Lutheraner vorm bösen Kaiser retteten, schändeten auch Kirchen und traktierten brutal die Pastoren, wo diese sich in den Weg stellten.

Man trifft das freilich v.a. bei kleineren Truppen, die herumstreifen und seltener direkt beim Hauptheer.

Aber darum geht es hier ja auch wiederum weniger.:rotwerd:

Ich habe auch eher wie manch anderer an Schillers Marketenderin, der Gustel aus Blasewitz, in "Wallensteins Lager" denken müssen. Vorbilder dazu fand Schiller in seiner Beschäftigung mit dem historischen Stoff (z.B. zu seinem Werk zum Dreißigjährigen Krieg) sicherlich zu Hauf und daher kommt wohl, dass diese Figur sehr authentisch wirkt (und Brecht sicher auch kannte).
 
Die Frage ist doch, sind das die schlimmsten Einzelfälle oder gewohnheitsmässige Übergriffe; und wurden diese von der Kommandie geahndet, toleriert oder sogar gelobt?

Wie gesagt, mir erschliesst sich der Sinn nicht die Kirche zu berauben, wenn sie doch landesübergreifend gilt. Ein griechisch-orthodoxer Russe meinetwegen, der eine katholische Kirche beraubt, mag mir ja noch eingehen, aber ein deutscher Katholik, der ein katholisches Kloster in Polen überfällt? Welchen Sinn soll das machen? Er schädigt damit doch vor allem die Kirche bzw "seine" Religion und Würdenträger.

Aber okay, solch Geist ist mir grundsätzlich fremd und unverständlich. :S
nö, genau wie der "Russe" bereichert sich der Katholik erstmal selbst.
Und "haben wollen" als Trophäe ist nun mal oft eine Triebfeder
 
Die Frage ist doch, sind das die schlimmsten Einzelfälle oder gewohnheitsmässige Übergriffe; und wurden diese von der Kommandie geahndet, toleriert oder sogar gelobt?

Wie gesagt, mir erschliesst sich der Sinn nicht die Kirche zu berauben, wenn sie doch landesübergreifend gilt. Ein griechisch-orthodoxer Russe meinetwegen, der eine katholische Kirche beraubt, mag mir ja noch eingehen, aber ein deutscher Katholik, der ein katholisches Kloster in Polen überfällt? Welchen Sinn soll das machen? Er schädigt damit doch vor allem die Kirche bzw "seine" Religion und Würdenträger.

Aber okay, solch Geist ist mir grundsätzlich fremd und unverständlich. :S


Nun, so wie das von mir als Quelle herangezogene Buch es darstellt, handelte es sich dabei eher um die Regel, aber wahrscheinlich wurde es vom Pfarrer festgehalten, weil es für ihn ungewöhnlich und unverständlich war. In meiner Quelle steht, daß die Kirchen zu Anfang des Krieges grundsätzlich als erste ausgeraubt wurden- konfessionsübergreifend- da die Anwohner davon ausgingen, daß diese heilig waren, und dort ihr Hab und Gut unterbrachten. Ich gehe in diesem Fall davon aus, daß es sich dabei um reinen Opportunismus auf Seiten der Söldner handelte. Davon, daß geahndet wurde, habe ich nichts gelesen, aber ich schaue nochmal genauer nach.

Wie gesagt, ein anderer Krieg und andere Zeiten, womit ich nicht sagen möchte, daß ich ein solches Verhalten persönlich verständlich finde, es fiel mir nur als Beispiel ein wie Krieg die Normen des Friedens verändern kann. :S
 
Aber darum geht es hier ja auch wiederum weniger.:rotwerd:

Ich habe auch eher wie manch anderer an Schillers Marketenderin, der Gustel aus Blasewitz, in "Wallensteins Lager" denken müssen. Vorbilder dazu fand Schiller in seiner Beschäftigung mit dem historischen Stoff (z.B. zu seinem Werk zum Dreißigjährigen Krieg) sicherlich zu Hauf und daher kommt wohl, dass diese Figur sehr authentisch wirkt (und Brecht sicher auch kannte).
Ja, und gerade Mutter Courage möchte sich ja selbst bereichern, bzw. partizipiern.

Interessant in dem Zusammenhang, dass man in vielen Quellen den Führer des Versorgungszuges als "Hurenweibel" bezeichnet, als wäre seine Hauptaufgabe die Versorgung mit Huren gewesen. Aber so ganz stimmig scheint das nicht gewesen zu sein, denn auch "Troßweibel" und "Gemeinweibel" sind für sich verzeichnet und hatten ihre eigenen Aufgabenbereiche.
 
Wie gesagt, ein anderer Krieg und andere Zeiten, womit ich nicht sagen möchte, daß ich ein solches Verhalten persönlich verständlich finde, es fiel mir nur als Beispiel ein wie Krieg die Normen des Friedens verändern kann. :S
Nein, sorry, so hab ich das nicht aufgefasst und nicht gemeint. :winke: Wie gesagt, solches Handeln ist mir per se unverständlich, so wie dir auch. :friends:
 
Ich hab leider keine Ahnung - wie gesagt, das war ein Gespräch dass ich zufällig mitgehört hab.


Grund meiner Nachfrage:

Im Warthegau hat sich die NS-Verwaltung überaus Kirchenfeindlich gebärdet. Es wurden die Klöster aufgelöst, Gottesdienste durften nur in Kirchen, nicht in Privatgebäuden stattfinden, was besonders die evangelischen traf. Der Regierungspräsident war ausgerechnet August Jäger, bis 1936 Rechtswalter der Deutschen Christen. Seine Tage beschloss er 1949 an einem polnischen Galgen.

Von dem her würde das schon sehr ins Bild passen.
 
Grund meiner Nachfrage:
Im Warthegau hat sich die NS-Verwaltung überaus Kirchenfeindlich gebärdet.

Möglicherweise geschah das hier im besonderen Maße. Aber auch im Generalgouvernement gab es Unterdrückung, da Unterstützung der Kirche für die Polnische Heimatarmee bei der Besatzungsmacht sicher nicht unerkannt geblieben ist. Die Truppen waren seelsorgerisch begleitet, über Klöster und Kirchen lief Nachrichtenaustausch etc.
Die polnische Heimatarmee ... - Google Bücher
 
Möglicherweise geschah das hier im besonderen Maße. Aber auch im Generalgouvernement gab es Unterdrückung, da Unterstützung der Kirche für die Polnische Heimatarmee bei der Besatzungsmacht sicher nicht unerkannt geblieben ist. Die Truppen waren seelsorgerisch begleitet, über Klöster und Kirchen lief Nachrichtenaustausch etc.
Die polnische Heimatarmee ... - Google Bücher


Nix dagegen.
Dass der "ober Kirchenstürmer" zuvor aber in des Führers Auftrag eine Reichskirche aufbauen wollte, dürfte eine Besonderheit darstellen.

Mir ist der August Jäger kürzlich in anderer Sache "über den Weg gelaufen" daher.
 
Im Warthegau hat sich die NS-Verwaltung überaus Kirchenfeindlich gebärdet. Es wurden die Klöster aufgelöst, Gottesdienste durften nur in Kirchen, nicht in Privatgebäuden stattfinden, was besonders die evangelischen traf.

Im Wartheländischen Tagebuch (Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte 8, IfZ) finden sich dazu einige Details einiges zum Ablauf:

16.4.1941
"... eine häßliche, geradezu empörende Verfügung des Gauleiters ist heute eingegangen: alle Bildstöcke müssen sofort entfernt und vernichtet werden. Es handelt um jene netten Kreuze an den Wegen ...
Mir scheint, man will "höheren Ortes" den Polen wohl gerade diese Besinnlichkeit ... nehmen. Was wird diese unkluge Maßnahme wieder für Groll erzeugen. ... Man muß uns für Barbaren halten ..."

Die eingereichte Fuldaer Denkschrift der Bischofskonferenz vom 18.12.1941:
"Bis auf ganz wenige Gotteshäuser sind alle Kirchen in den Diözesen Poen und Litzmannstadt dem gottesdienstlichen Gebrauch entzogen ... in sehr großer Zahl ... ihrer Kultgeräte, der Altarwäsche, Meßgewänder beraubt; die Inneneinrichtung ist zerstört worden. Häufig sind die Tabernakel erbrochen und das Allerheiligste Sakrament in gemeinster Weise geschändet worden. ... Im Bereich der Diözese Litzmannstadt sind fast alle Kreuze und Heiligenbilder an öffentlichen Wegen und Straßen zerstört worden."

(dort, S. 115)

1.9.1941
"Ab heute sind die polnischen Kirchen im Warthegau geschlossen worden. ... Der Kreisschulungsleiter ... sagte etwas von der politischen Gefahr, die in der Ansammlung so vieler Polen während der Gottesdienste zu erblicken sei ..."

9.9.1941
"Die Gendarmerie teilte mir heute mit, daß in der vergangenen Nacht die Gestapo alle polnischen Geistlichen in "Schutzhaft" genommen habe. ... Nun soll ich Wohnung und Eigentum des Pfarrers in öffentlichen Besitz nehmen."

Ab 28.10.1941 gab es dann die Verordnung zur Neuregelung des Kirchenwesens im Warthegau.
 
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