Truppenstärke der K.u.K. Armee 1914?

F

Franz Joseph

Gast
Hallo, kennt jemand die Truppenstärke Österreich-Ungarns im Jahre 1914 (1900 ginge auch)?

Und zum Vergleich vielleicht auch die des Dt. Reiches.


Danke!
 
Hallo, kennt jemand die Truppenstärke Österreich-Ungarns im Jahre 1914 (1900 ginge auch)?Und zum Vergleich vielleicht auch die des Dt. Reiches.Danke!

Die Landstreitkräfte betrugen:
Ö/U: Friedensstärke 1879: 267.000 - Kriegsstärke 772.000
Friedensstärke 1913: 800.000 - Kriegsstärke 3000.000
Dt. Reich: Friedensstärke 1879: 419.000 - Kriegsstärke: 1300.000
Friedensstärke 1913: 2200 - Kriegsstärke: 3800.000
laut: Geschichte und Gegenwart Bd 3, hrsg. H.-J. Lendzian/C. A. Marx, Verl. F. Schöningh, Paderborn 2001, S. 41
 
Vielen Dank!

Weiß jemand vielleicht auch die Flottenstärke, am Besten von beiden Staaten?
 
Ergänzend zu den Zahlen für Österreich-Ungarn, die Klaus P. bereits gebracht hat, noch einige zusätzliche Anmerkungen, falls diese auch von Interesse sind...

Aufteilung in die Truppengattungen
Infanterie: 102 Regimenter - entsprachen jeweils einem der 102 Ergänzungsbezirke, in welche das Staatsgebiet aufgeteilt war
Kavallerie: 11 Regimenter Ulanen (Galizien, Kroatien), 15 Regimenter Dragoner (Böhmen, österreichische Gebiete), 16 Regimenter Husaren (Ungarn, Siebenbürgen)
Dazu kam die Kavallerie der Landwehr, welche aus Ulanen, Husaren und Karabiniers bestand (Tirol, Dalmatien)
Anm. 1: Truppengattung der Kürassiere wurde 1868 aufgelöst, für die Ulanen wurde 1884 die Lanze abgeschafft!
Anm. 2: Ein Kavallerie-Regiment umfaßte bei Mobilmachung 6 aktive Eskadronen (je 166 Reiter plus 5 Offiziere), eine 7. mobile Eskadron und eine 8. Ersatz-Eskadron.
Artillerie: 14 Brigaden Feldartillerie (je 1 Korps Regiment und 3 Divisions Regimenter; in diesen waren auch die Batterien der Gebirgsartillerie enthalten), 6 Regimenter (je 3 Bataillone) plus 3 unabh. Bataillone Festungsartillerie

Lit.: L. & F. Funcken "Historische Uniformen - Napoleonische Zeit, 18. und 19 . Jh. - Preußen, Deutschland, Österreich, Frankreich, Großbritannien, Rußland" - Orbis Verlag, München 1989
(enthält detaillierte Regimentslisten etc.; falls sich jemand über den Buchtitel wundert)

Nachtrag @Franz Joseph: Zur Flotte habe ich leider keine Zahlen griffbereit...
 
Vielen Dank!Weiß jemand vielleicht auch die Flottenstärke, am Besten von beiden Staaten?

Die Flottenstärken sahen folgendermaßen aus:
Ö/U 1900: 6 Schlachtschiffe - 1914: 16 Schlachtschiffe
Dt. Reich 1900: 14 Schlachtschiffe - 1914: 40 Schlachtschiffe
Zu anderen Schiffsarten habe ich leider keine Angaben.
Quelle wie oben.
 
Zu den Flotten : ( lt. Taschenbuch der Kriegsflotten 1912)

Öst.-Ungarn /// Dt. Reich

Linienschiffe ( Schlachtschiffe ) 13/// 28
Schlachtkreuzer - ///3
Panzerkreuzer 3 ///10
Grosse Kreuzer 5 ///-
Kleine Kreuzer - ///29
Torpedoboot- Zerstörer 13/// -
Hochsee-Torpedoboote 24 ///117
U - Boote 7 ///16

dazu kommen noch Kanonenboote,Hilfsschiffe , Flussschiffe etc

Diese Zahlen sagen jedoch nicht alles aus. Zb. Könnte man noch zwischen
Panzerungen entsprechend des Dreadnought- Prinzips unterscheiden ,
dazu gab es Modernisierungen älterer Schiffe ,
Bis 1914 wurden noch zahlreiche Neubauten fertigestellt und in
Dienst genommen.- leider besitze ich das Taschenbuch 1915 nicht.
 
Friedensstärke der Heere 1914

Ich hänge mich an dieses Thema mit einer allgemeinen Frage an: Welches waren die Friedensstärken der Heere, die im August 1914 in den Krieg eintraten?

Was ich hierzu finde, ist mitunter recht widersprüchlich:
Ö/U: Friedensstärke 1913: 800.000
Dt. Reich: Friedensstärke 1913: 2200 [sicher ein Schreibfehler]
Großbritannien: 478 Tsd. Mann zzgl. Territorialarmee von 323 Tsd. und der indischen Armee mit 272 Tsd.
Österreich-Ungarn 415 Tsd.
Friedenspräsenzstärken nach Gebhardt, 10. Aufl. 2002, S. 41:

  • Deutsches Reich 671.000
  • Österreich Ungarn 478.000
  • Frankreich 927.000
  • Rußland 1.445.000
Wer weiß was wohltuend Widerspruchsfreies?
 
Cron (Organisationsgeschichte des deutschen Heeres) nennt 700 000 Friedensstärke und Mobilmachungsstärke 3 822 000.

Gruß

Cisco
 
Gemäß Mommsen betrug die Friedensstärke des deutschen Heeres 761.000 Soldaten. (1)

Thomas Nipperdey beziffert die Friedensstärke des deutschen Heeres ebenfalls auf 761.000 Soldaten. Die Friedensstärke von ÖU wird mit 478.000 Soldaten angegeben.
Frankreich 927.000 und Russland 1.445.000 Soldaten.(2)

(1) Mommsen, Bürgerstolz und Weltmachtstreben, S.582, Berlin 1995
(2) Nipperdey, Deutsche Geschiche 1866 - 1918, S.758, München 1992
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe jetz einmal bei Salewski nachgeschlagen, der sich auf "Geschichte der Königlich Preußischen Armee" Band 4 von Curt Jany stützt. Salewski nennt folgende Zahlen:

Das deutsche Heer verfügt bei Kriegsbeginn über 794.319 Soldaten, die Marine über 79.000 und die Kolonialtruppen 7.000. Bei den Kolonialtruppen fanden aber auch Einheimische Verwendung.

Noch 1911 betrug die Friedensstärke des deutschen Heeres lediglich 506.000 Soldaten. Im März wurde das Heer um 9.000 Mann erhöht. 1912 wurde dann eine weitere Erhöhung um 38.000 Mann beschlossen und im Oktober 1913 sollte die Stärke des deutsche Heeres auf 817.000 Mann hochgefahren werden. IMan darf wohl mit Fug und Recht hier fragen, ob so eine zügige Verstärkung nicht zwangweise zu Lastend er Qualität der Truppe ging?

Österreich-Ungarn verfügte nach Salewski über 478.000 Mann und zusätzlich waren bei der Marine 16.000, insgesamt also 494.000.

Michael Salewski, Der Erste Weltkrieg, S.113, Paderborn 2004
 
Noch 1911 betrug die Friedensstärke des deutschen Heeres lediglich 506.000 Soldaten. Im März wurde das Heer um 9.000 Mann erhöht. 1912 wurde dann eine weitere Erhöhung um 38.000 Mann beschlossen und im Oktober 1913 sollte die Stärke des deutsche Heeres auf 817.000 Mann hochgefahren werden.

Das würde nach Saleswki eine Friedenstärke 1912 vor der "großen" Erhöhung von 553.000 ergeben. Das Problem ist wohl stets das der Zählung (Saninätswesen Logistik, etc.)

Die deutsche Etatstärke betrug 1912: 656.144 Mann, davon in den 90416 Offiziere, 531.994 Gemeine und Rest (Zahlmeister, Maschinisten, Handwerker etc.).

Die Salewski-Zahl und damit die entscheidende Aussage zum "Sprung" auf die 817.000 vom Oktober 1913 (welche Basis hier denn nun?) wird damit in Frage zu stellen sein, sie ist auch nach folgender Betrachtung zu niedrig:
429.564 Infanterie, 75.460 Kavallerie, 103.307 Artillerie, 20.570 Pioniere, 10.993 Verkehrstruppen und übrige.
(abgleich mit Stat. JB)



Für den Generalstab waren überdies die Kriegsstärken-Schätzungen wichtig:

Friedensstärke Heer-Kriegsstärke Feldtruppen Heer, nur Europa-Gesamtstärke (inkl. Marine etc.) August 1914:

Deutsches Reich 761.000 - 2.147.000 - 3.822.000
Öst.-Ungarn 478.000 - 1.338.000 - 2.300.000

Frankreich: 827.000 - min. 1.800.000 - 3.781.000
England: 248.000 - 162.000 - 1.000.000
Belgien: 48.000 - 117.000 - 300.000
Rußland einschl. asiatische Gebiete/Kaukasus 1.445.000 - 3.400.000 - 4/5.000.000

Reichsarchiv, Der Weltkrieg 1914-18, Band I Die Grenzschlachten im Westen, 1925.
 
Wehler stellt folgendes Zahlenmaterial vor:

1911: 607.400 und es wurden im Reichstag "nur" 10.000 Man zusätzlich gefordert und genehmigt.

1912: Es wurden eine Heeresverstärkung von weiteren 38.900 Mann im Reichstag eingebracht und ebenfalls durchgewunken.

1913: Eine Verstärkung von 137.000 Mann wurde, sogar von den Sozialdemokraten, bewilligt.

1914: Von den angestrebten 793.300 Soldaten waren bis zum Frühsommer aber erst 748.000 unter Waffen.

Hans-Ulrich Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschhichte 1849 - 1914, S.1112f, München 1995
 
Auch Niall Ferguson beziffert die Stärke des deutschen Heeres am Vorabend des Weltkrieges mit 748.000 Mann.

Interessant sind auch die folgenden Zahlen im Vergleich zu Frankreich:

Ausschöpfung des Potentials der Wehrpflichten in Deutschland bis 1913: 50% bis 55 %, dann bis auf 82%

Ausschöpfung des Potentials der Wehrpflichten in Frankreich: 78 bis 82%

Auch die Betrachtung der Gesamtstärke der Heere im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung ist interessant:

Frankreich: 2,29%
Deutschland: 1,33%
Großbritannien: 1,17%

Niall Ferguson, Der falsche Krieg, S.131f, Stuttgart 1999
 
um die deutschen Zahlen einmal zusammenzufassen (das Thema bezieht sich ja eigentlich auf die K.u.K.-Zahlen)


Auch Niall Ferguson beziffert die Stärke des deutschen Heeres am Vorabend des Weltkrieges mit 748.000 Mann.
Wehler stellt folgendes Zahlenmaterial vor:
1911: 607.400 und es wurden im Reichstag "nur" 10.000 Man zusätzlich gefordert und genehmigt.
1912: Es wurden eine Heeresverstärkung von weiteren 38.900 Mann im Reichstag eingebracht und ebenfalls durchgewunken.

Hallo turgot,

die Zahlen von Wehler basieren somit auf den amtlichen Statistiken, was vielleicht festgehalten werden sollte.

Folgejahre
Etatstärke 31.10.1913 als Angehörige der Streitkräfte: 806.778 Mann im Heer
Etatstärke 01.04.1914 als Angehörige der Streitkräfte: 816.946 Mann im Heer

Die abweichenden, niedrigeren Zahlen bei Wehler und Ferguson kann ich mir wieder nur so erklären, dass Teilstreitkräfte herausgelassen worden sind. Ebenso die Angabe der 761.000 aus dem Reichsarchiv, die als "Feldtruppen" nur Infanterie+Kavallerie+Artillerie+Pioniere(?) enthalten.
 
Sind die Kolonialtruppen eingerechnet?
Hallo bb,

bei den Zahlen aus dem Reichsarchiv nicht,

einerseits würden sich sonst Erhöhungen der absoluten Zahlen ergeben, andererseits die relativen Zahlen sinken, wenn die Kolonialbevölkerung einbezogen wird.


Im Europa-Vergleich muss sich für die Kennzahl stehendes Heer/Bevölkerung für Frankreich eine höhere Relation ergeben (die nun wieder die Wirtschaftskraft entscheidend schwächt/ausgabenseitig belastet), wenn Frankreich bestrebt war, auch nur annähernd im Mob.-Fall die deutschen Zahlen des mobilisierten Heeres zu erreichen (höhere Erfassungsrate pro Jahrgang, um später nicht die "doppelte Anzahl von Jahrgängen ziehen zu müssen).


Eine Überlegung dazu:
die deutschen Geburtenjahrgänge (1914 also 21-25 Jahre alt) von 1884 bis 1893 hatten jeweils mindestens 800.000 männliche Lebendgeborene, Potential also theoretisch 4.000.000 (davon später >2 Millionen einberufen). Frankreich hatte etwa 350.-400.000 pro Jahrgang, etwas weniger als die Hälfte des Deutschen Reiches. Ergo: etwa doppelte Zahl pro Jahrgang ist auszubilden.
(Rußland übrigens min. 4 Millionen in dem Zeitraum p.a.)
 
Gegensatz Frankreich-Deutschland

Interessant sind auch die folgenden Zahlen im Vergleich zu Frankreich:

Ausschöpfung des Potentials der Wehrpflichten in Deutschland bis 1913: 50% bis 55 %, dann bis auf 82%

Ausschöpfung des Potentials der Wehrpflichten in Frankreich: 78 bis 82%

Auch die Betrachtung der Gesamtstärke der Heere im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung ist interessant:

Frankreich: 2,29%
Deutschland: 1,33%
Großbritannien: 1,17%

Niall Ferguson, Der falsche Krieg, S.131f, Stuttgart 1999

Im Europa-Vergleich muss sich für die Kennzahl stehendes Heer/Bevölkerung für Frankreich eine höhere Relation ergeben (die nun wieder die Wirtschaftskraft entscheidend schwächt/ausgabenseitig belastet), wenn Frankreich bestrebt war, auch nur annähernd im Mob.-Fall die deutschen Zahlen des mobilisierten Heeres zu erreichen (höhere Erfassungsrate pro Jahrgang, um später nicht die "doppelte Anzahl von Jahrgängen ziehen zu müssen).


Eine Überlegung dazu:
die deutschen Geburtenjahrgänge (1914 also 21-25 Jahre alt) von 1884 bis 1893 hatten jeweils mindestens 800.000 männliche Lebendgeborene, Potential also theoretisch 4.000.000 (davon später >2 Millionen einberufen). Frankreich hatte etwa 350.-400.000 pro Jahrgang, etwas weniger als die Hälfte des Deutschen Reiches. Ergo: etwa doppelte Zahl pro Jahrgang ist auszubilden.
(Rußland übrigens min. 4 Millionen in dem Zeitraum p.a.)

Das ist aus dem französich-deutschen Gegensatz heraus ja auch leicht nachvollziehbar. Man sollte nicht vergessen, dass in den Jahrzehnten vor dem 1. Weltkrieg der Revanche-Gedanke in Frankreich sehr bestimmend war, während Deutschland in dieser Hinsicht ja alle seine Ziele durchgesetzt hatte. Frankreich wurde also als natürlicher Gegner in allen möglichen deutschen Verstrickungen angesehen. Dem beugte Bismarcks Bündnispolitik zur Isolierung Frankreichs vor. Ein System, das nach seinem Rücktritt in sich zusammenbrach - Nicht zuletzt aufgrund der Weltmachtabsicht von Kaiser Wilhelm mit seiner Flottenrüstung!

Frankreich arbeitete denn auch konsequent an seinem Militär und investierte viel in die Rüstung. Der traditionelle Wettlauf mit England um Kolonien und der britisch-französische Flottengegensatz (man hatte in Frankreich lange daran festgehalten mit England zur See konkurrieren zu können, auch aufgrund des kolonialen Gegensatzes (wie er etwa noch in Ägypten im Kontext mit dem Bau des Suez-Kanals eine gewisse Rolle gespielt hatte)! Nach dem Russisch-Japanischen Krieg von 1905 war es möglich die größte Bresche in das ehemalige Bismarcksche System zu schlagen, indem man Russland weitgehend auf seine Seite brachte. Die Wiederaufrüstung Russlands wurde zu einem nicht geringen Teil durch französische Hilfe ermöglicht.

Wie sehr diese Anstrengungen die vor 1870 führende Rolle Frankreichs in Wissenschaft, Technik und Industrialisierung Festlandeuropas beeinträchtigt hat, wäre eine interessante Fragestellung. Frankreich blieb ja weiterhin eine führende Nation in diesen Punkten, musste sich aber gerade im Umfang der Industrialisierung der stürmischen Entwicklung in Deutschland geschlagen geben…
…etwas off-topic, sorry!
 
In der MGFA Militärgeschichte 1648-1939 Band 3 sind diese Punkte ausführlich beschrieben.
Da ich annehme, dass die den Diskutanten auch zur Verfügung steht, beschränke ich mich auf den Hinweis.
 
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