Umweltverschmutzung in der DDR

Kilon

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Hi,

woran lag diese massive Umweltverschmutzung in der DDR? Ich habe da eben noch mal etwas speziell darüber gesehen und gelesen, es war mir vorher schon bekannt. Jedoch dass Beispiel, dass wirklich jeden Morgen die Straße entweder braun, leicht schwarz oder pechschwarz war in einem Dorf welches in direkter Nähe von 3 Werken lag, darunter einer alten (Kohle-)Schwelerei die noch im 3. Reich errichtet wurde und wo die Maschinen dann eben nach der Deportation in die SU in den frühen 50ern spätestens neu beschafft wurden, im Raum Leipzig.

Ich weiß, dass der Grund die Nutzung der Braunkohle war, denn die Steinkohlereserven Deutschlands gingen nach dem 2. WK großteils an Polen verloren oder lagen in der BRD. Die DDR konnte froh sein, dass es überhaupt Erdöl aus der Sowjetunion erhielt gegen Güter.

In den 80er Jahren aber verfiel die Wirtschaft offenbar immer mehr und die Sowjets die selbst stark unter Druck waren (Afghanistankrieg etc.) lieferte weniger Erdöl, da die DDR auch immer weniger Güter liefern konnte die abnehmbar waren. Daher verkaufte die SU natürlich soviel Erdöl wie es ging gegen Dollar, Pfund, Yen, D-Mark etc, die Lieferungen an die DDR reichten nur in Kombination mit den Braunkohleanlagen aus um für die paar Autos und petrochemischen Produkte die "lebensnotwendig" waren eine Grundversorgung sicherzustellen.

Wieso aber war in der DDR die Auswirkung so extrem?! Braunkohle ist seit der Wende weiterhin in der Region und auch für uns West-Berliner jetzt eine der Hauptquellen für Energie. Die BRD ist der größte Braunkohleförderer und Konsument weltweit zugleich! 2007 lag sie z.b. bei 180,4 Millionen Tonnen, gefolgt von China mit 97,4 Mio Tonnen! 2009 waren es immerhin noch 169,9 Mio Tonnen und in China 120,0 Mio. In der DDR lag sie kurz vor der Wende bei bis zu 300 Mio. Tonnen. Dennoch sind bei uns in Berlin und Umland nicht mal ansatzweise solche Auswirkungen wie damals zu spüren?! Obwohl die Braunkohle weiterhin fast ausschliesslich in den neuen Bundesländern wo sie eben auch gefördert wird Verwendung findet.

Offiziell gab es in der DDR keine Umweltverschmutzung, aber die Bewohner des Dorfes (Mölbis, hab nachgeschaut) erhielten ein "Gasgeld" wenn der Smog gewisse extreme Werte überschritt die Tiere töteten oder so, die Tiere auf den Videos sehen aus wie nach einer Öltanker-Katastrophe, völlig schwarz, nur nicht so verklebt, furchtbar.

Punkt 1. ist oben schon angesprochen:

1. Beispielsweise Karbid (und andere Stoffe) wurde aus Braunkohle hergestellt, eigentlich ein petrochemisches Produkt aus Erdöl gewonnen nur eine sehr geringe Umweltbelastung, bei Kohle, besonders Braunkohle und Uralt-Technik hingegen sah es wieder anders aus... es war aber notwendig, denn bekanntlich kann man aus Kohle auch Öl, Benzin usw. herstellen. Ohne diese Produktion hätten selbst grundlegendste Produkte in der DDR gefehlt, und selbst die Stasi, NVA, Polizei usw. hätten unter Treibstoffmangel gelitten.

Woran genau lag es also, dass es Heute nicht diese Auswirkungen gibt aber in der DDR schon?! Ganz einfach: Technik oder hat die bankrotte DDR aus Geldmangel irgendwie noch sich als Mülldeponie dem Westen angeboten? Gegen harte Devisen natürlich.
 
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Woran genau lag es also, dass es Heute nicht diese Auswirkungen gibt aber in der DDR schon?! Ganz einfach: Technik oder hat die bankrotte DDR aus Geldmangel irgendwie noch sich als Mülldeponie dem Westen angeboten? Gegen harte Devisen natürlich.


Verruste Luft konnte man ja schlecht exportieren. Ich kann mich entsinnen, dass wenn ich als Kind zu Besuch bei meinen Großeltern im Ruhrpott war, dort auch alles grau und verrust war. Neben Steinkohle wurde (und wird noch) auch dort Braunkohle in den Kraftwerken verheizt. (Rheinisches Braunkohlerevier ? Wikipedia)

Nur hat man früher begonnen die alten Anlagen durch neuere, effizientere zu ersetzen, die einen höheren Wirkungsgrad hatten und weniger Ruß in die antmosphäre bliesen. Ruß ist ja schliesslich unverbrannter Brennstoff.

Später, als das Umweltbewustsein stieg und Grenzwerte festgelegt wurden, hat man dann die Kraftwerke mit Elektrofiltern versehen, mit denen die Flugasche abgetrennt und die Abgase entschwefelt wurden (Rauchgasentschwefelung ? Wikipedia). Daraus enstehen sogar verwertbare Stoffe wie Gips.
 
Löscht das bitte! Die DDR ist sicher auch "Tagesthema".
Für mich ist die DDR Geschichte!

Umweltverschmutzung kommt vor allem daher, dass die Beseitigung von nicht mehr nutzbaren Begleitprodukten kostet. Dies ist schon seit langem so (man denke an die ersten Öfen zur Metallgewinnung oder die Gerber). Über lange Zeit waren die Mengen an Abfall aber für die Umwelt noch erträglich, es blieb noch genügend Fläche zum Ausweichen übrig.

Mit der Industrialisierung aber wuchsen die Abfallmengen und auch die Schädlichkeit stark an. Gleichzeitig waren die Flächen (zumindest in Mitteleuropa) so gut erschlossen, dass Ausweichen immer weniger möglich war. Auch waren die Investitionen in die Anlagen zu groß (die Werke selbst und die nötige Infrastruktur) für eine schnelle und wirtschaftliche Verlagerung.

Die Bevölkerung hat sich im Rahmen der entwickelnden Demokratie zunehmend gegen die schlimmsten Begleiterscheinungen gewehrt, damkt wuchs die Motivation zur Erfindung von weniger belastenden Alternativen bzw. der Installation von Reinigungsmechanismen (z.B. Rauchgasentschwefelung bei Kraftwerken). Die Belastung der Umwelt wurde damit immer stärker mit in die Berechnung der Wirtschaftlichkeit einbezogen, wir kennen die damit verbundenen Kämpfe immer noch aus den Medien.

In der DDR waren Umweltschutz und die Verschwendung von natürlichen Ressourcen lange Zeit kein Thema. Das Chemiedreieck und die Forcierung von Braunkohle als Primärenergieträger zeigen das deutlich. Hinzu kamen noch Aktivitäten wie im Uranbergbau, die die DDR nicht selbst entscheiden konnte, auch da wurde ohne große Rücksicht einfach produziert.

Erst in den 80ern hatte der Umweltschutz in der DDR eine kleine Chance. Zum einen waren die Belastungen für die Bürger auch wirtschaftlich sichtbar geworden (z.B. erhöhte Kosten im Gesundheitswesen), zum andern waren die Auswirkungen grenzüberschreitend. Kalisalze in Flüssen oder Saurer Regen aus dem Osten wurden ein Thema internationaler Verhandlungen.

Nach der Wende kamen der Einbruch in den Produktionszahlen und westdeutsche Umweltgesetzgebung der Umwelt zugute. Aber da betreten wie dann das Gebiet Tagesthema.
 
Verruste Luft konnte man ja schlecht exportieren.

Doch, konnte und kann man immer noch. Der Dreck exportiert sich sogar selber, wenn man ihn nur hoch genug in die Luft bläst (vgl. Politik der hohen Schornsteine). Man bekommt nur keine Devisen sondern inzwischen eher Ärger mit den Nachbarn.

Damals war es die preiswerteste Lösung - genau wie der Ölwechsel in der freien Natur als Kavaliersdelikt galt.
 
woran lag diese massive Umweltverschmutzung in der DDR?
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Wieso aber war in der DDR die Auswirkung so extrem?! Braunkohle ist seit der Wende weiterhin in der Region und auch für uns West-Berliner jetzt eine der Hauptquellen für Energie. Die BRD ist der größte Braunkohleförderer und Konsument weltweit zugleich! 2007 lag sie z.b. bei 180,4 Millionen Tonnen, gefolgt von China mit 97,4 Mio Tonnen! 2009 waren es immerhin noch 169,9 Mio Tonnen und in China 120,0 Mio. In der DDR lag sie kurz vor der Wende bei bis zu 300 Mio. Tonnen. Dennoch sind bei uns in Berlin und Umland nicht mal ansatzweise solche Auswirkungen wie damals zu spüren?!
(...)
Woran genau lag es also, dass es Heute nicht diese Auswirkungen gibt aber in der DDR schon?!

Ich bin kein Fachmann, aber die sicht- und fühlbare Umweltverschmutzung war mWn auch in Westdeutschland "früher" sehr viel größer als heute. Auch im Ruhrgebiet gab es Gegenden, wo kein mensch die Wäsche zum Trocknen nach draußen hängte, weil sie grau wurde, die Ruhr war früher praktisch ein toter Fluss, etc pp. Vielleicht ist die interessantere Frage, ab wann und warum sich das "im Westen" geändert hat, in der DDR nicht oder kaum. Das könnte etwas mit den vorhandenen Ressourcen, Technologien und Devisen zu tun haben, ja.

Ganz einfach: Technik oder hat die bankrotte DDR aus Geldmangel irgendwie noch sich als Mülldeponie dem Westen angeboten? Gegen harte Devisen natürlich.

Hat sie; zumindest der Müll aus West-Berlin wurde schon vor der Wende in der DDR entsorgt, gegen DM, versteht sich.

Der Dreck exportiert sich sogar selber, wenn man ihn nur hoch genug in die Luft bläst (vgl. Politik der hohen Schornsteine). Man bekommt nur keine Devisen sondern inzwischen eher Ärger mit den Nachbarn.

Man spart aber die Rußfilter; ob da an der richtigen Stelle gespart wird... ;)
 
Ein Grund für die übergroße Luftverschmutzung war die immer minderwertigere Qualität der Kohle, die gefördert wurde. Sie wies einen sehr großen Schwefelgehalt auf. Auch der größte Teil der Häuser wurde mit Braunkohle über Kachel- oder Dauerbrandöfen beheizt.
Die immer schlechtere Qualität der Braunkohlebrikett konnte jeder selbst, bei seiner jährlichen Lieferung feststellen. Sie zerfielen ,wenn man sie zu fest anfasste und nach der Verbrennung blieben neben der Asche große Schlackeanteile zurück. Asche und Müll wurden nicht getrennt entsorgt, sondern alles in die gleichen Container gefüllt. War in der Asche noch Glut enthalten brannten die Abfallbehälter, samt Plastikmüll und stanken bestialisch. Wenn ich an den Winter in der DDR zurückdenke so sehe ich vor jedem dritten Haus einen qualmenden Müllcontainer stehen.
Die Zweitaktmotoren, mit ihrem Benzin-Ölgemisch trugen auch ihren Teil zur Verschmutzung der Luft bei.
 
Es war ja nicht nur die Luftverschmutzung, hervorgerufen durch die schwefelhaltige Muttererde (hieß wohl in der DDR Braunkohlenbrikett) mit denen wir in den Haushalten Wärme erzeugten.
Ich hatte einen so genannten „Umluftofen“ in Korridor und damit heizte ich alle Räume.

Eine kleine persönliche Geschichte...
Seit frühester Kindheit leide ich unter Asthma.
Im Winter konnte ich in Erfurt an manchen Tagen überhaupt nicht die Wohnung verlassen.
Glück war, dass ich 1979 stolzer Besitzer eines „Trabi’s“ wurde. Und so konnte ich dann ab diesem Zeitpunkt wieder pünktlich am Arbeitsplatz erscheinen.
Allerdings, abends musste ich die Batterie ausbauen und im Wohnzimmer stationieren und früh wieder einbauen.
Und der Trabi passte da genau noch in diese verpestete Luft.

Aber Das Thema „Umweltverschmutzung in der DDR“ erstreckte sich nicht nur auf das verbrennen von Muttererde.

Erinnern möchte ich auch an die "toten Flüsse".
Um einige zu nennen, Elbe, Pleiße, Werra.

Meines Wissens sind Elbe und Pleiße inzwischen wieder einigermaßen sauber. Zu mindest höre ich dies von meinen Angelfreunden.
Bei der Werra gibt es aber wohl noch Probleme.
 
Zu dem Thema erinnere ich mich an die Pyramiden von Ronneburg:

Wismut (Unternehmen) ? Wikipedia
7 Umweltschäden und Sanierung

Aber auch bei uns im Ort wurden über einen großen Industriebetrieb des öfteren Gelbe Wolken abgelassen.. Wenn es danach regnet war die gute Jeans Jacke am Arsch ...

Dem DDR Regime lag ebend nicht viel an seiner Bevölkerung, dann wohl auch noch weniger am Umweltschutz, zumal meist die finanziellen Mittel fehle, diverse Anlagen wieder mit entsprechenden Filtern auszustatten.
 
Hat sie; zumindest der Müll aus West-Berlin wurde schon vor der Wende in der DDR entsorgt, gegen DM, ...

Stichwort "Schönwald", war auch in der BRD ein Skandal wegen Sondermüllentsorgung.
Deponie Ihlenberg ? Wikipedia

In der DDR gab es Betriebsdeponien und solche, die von der Kreisen betrieben wurden.

Ein besonderes Problem stellten dabei die Tagebau-Restlöcher dar, da diese zB keine Spuntwände, Wasserhaltung und Bodenabdichtung besaßen und auch nicht nachträglich ertüchtigt wurden. In der großflächigen Tagebau-Abbaugebieten fand zwecks Förderung eine Grundwasserabsenkung statt. Mit der Einstellung der Förderung wurde auch die Absenkung eingestellt, mit dem Ergebnis steigender Grundwasserspiegel, und "nassen" Deponiefüßen.
 
Das Problem lag einmal an der Planwirtschaft. Es wurde entschieden mit dem Verfahren wird hier, jenes Produkt hergestellt. Alternative Verfahren wurden in den Hochschulen und Universitäten entwickelt, zum Teil auch in den Betrieben. Nur die Entscheidung wer was produziert kam von weiter oben.
Zum anderen die Mangelwirtschaft, da sehr viel an die UDSSR abgegeben werden musste. Und für andere, bessere Verfahren nicht die nötigen Werkstoffe zur Verfügung standen. Ein Chemisches Verfahren steht und fällt auch mit den Stahlsorten, welche beim Bau einer Anlage verwandt werden. Habe ich das falsche Material zur Verfügung löst sich die Anlage sehr schnell in Wohlgefallen auf.
Und je mehr Ebenen zwischen der Bevölkerung/Arbeiter und Entscheidungsträger sind, desto mehr wird an Informationen gefiltert, welche die nächst höhere Ebene erreichen.

Apvar
 
Zum anderen die Mangelwirtschaft, da sehr viel an die UDSSR abgegeben werden musste. Und für andere, bessere Verfahren nicht die nötigen Werkstoffe zur Verfügung standen. Ein Chemisches Verfahren steht und fällt auch mit den Stahlsorten, welche beim Bau einer Anlage verwandt werden. Habe ich das falsche Material zur Verfügung löst sich die Anlage sehr schnell in Wohlgefallen auf.
Und je mehr Ebenen zwischen der Bevölkerung/Arbeiter und Entscheidungsträger sind, desto mehr wird an Informationen gefiltert, welche die nächst höhere Ebene erreichen.

Anmerkungen:

Zum einen wurden auch in der DDR ab der Funktion der Erdölpipeline
nach Schwedt einige Kraftwerke auf Ölfeuerungsbasis errichtet.
Als mit der 1. Ölkrise die Preise stiegen, wurde diese Lösung
zunehmend für die DDR-Wirtschaft eine Kostenfalle, denn die
"sozialistische Brudernation " UdSSR verlangte Weltmarktpreise -
zumindestens jedoch höhere Preise als vorher
(was nur durch höhere Exporte in die UdSSR abgedeckt werden konnte )

Deshalb passierte mehreres .....
-Benzin - und Diesel - Verfügbarkeit für die VEB wurde rationiert
-die " Störfreimachung " wurde ausgerufen - dh. Ölfeuerungen
wurden auf Kohlefeuerung umgerüstet
-man beteiligte sich am Bau der neuen Erdöl/ Gaspipelines ( Trasse )
-man zahlte auch mit Bauleistungen in der UdSSR

Über die Umweltsituation war man informiert - es gab auch in der DDR
Smog -Szenarios.
Über Unfälle , Störfalle und Produktionsausfälle war man ebenso gut informiert.

Und zwar durch die entsprechenden Abteilungen des MfS !
Es gab ausreichend IM , welche aus den Betrieben berichteten.
Ich habe erlebt , daß das MfS eher vor Ort eines Arbeitsunfalls ankam ,
als die Rettungssanitäter ....

Inwiefern die realen Lagen in den Berichten nach oben hin
( ZK , Ministerrat) geschönt wurden , kann ich nicht beurteilen.
Und auch nicht , an welcher Stelle die vorgenommen wurde.

Das MfS hat sich nichts vorgemacht - die wußten , was los war.

Das es in den Medien sehr oft geschah, ist hingegen nachvollziehbar.
 
Die Bevölkerung hat sich im Rahmen der entwickelnden Demokratie zunehmend gegen die schlimmsten Begleiterscheinungen gewehrt, damkt wuchs die Motivation zur Erfindung von weniger belastenden Alternativen bzw. der Installation von Reinigungsmechanismen (z.B. Rauchgasentschwefelung bei Kraftwerken). Die Belastung der Umwelt wurde damit immer stärker mit in die Berechnung der Wirtschaftlichkeit einbezogen, wir kennen die damit verbundenen Kämpfe immer noch aus den Medien.

Das ist ein wichtiger Punkt. Kein Mensch der Macht hat gibt gerne zu, wenn etwas nicht optimal läuft. In der BRD wurde aber - weil die Presse als vierte Macht im Staat agieren konnte und das System nicht nur scheinpluralistisch sondern tatsächlich pluralistisch war und es eine, wenn auch damals noch weitgehend nicht ganz ernst genommene Umweltpartei - viel offener über Umweltprobleme debattiert als in der DDR. Diktaturen haben es so an sich, dass sie Probleme am liebsten nicht zugeben.
Die Umweltprobleme in der DDR wurden daher häufig nicht in dem wünschenswerten Sinne thematisiert. Und letztendlich können Verbesserungen nur vollzogen werden, wo ein Problem von Politik und/oder Gesellschaft erkannt ist.

Wie nun schon einige in diesem Thread bemerkt haben, war die Umweltverschmutzung auch im Westen durchaus ein Problem und ist es bis heute. Und zwar sowohl im Großen, wie auch im Kleinen. Nur gab es im Westen eben gesellschaftliche Gruppen, die sich dagegen engagierten und auch etwas erreichten, bis sich Umweltpolitik schließlich als Wahlkampfthema auch anderer Parteien etablierte.

Und wie ebenfalls schon festgestellt wurde, macht Umweltverschmutzung vor politischen Grenzen keinen Halt.

Erst in den 80ern hatte der Umweltschutz in der DDR eine kleine Chance. Zum einen waren die Belastungen für die Bürger auch wirtschaftlich sichtbar geworden (z.B. erhöhte Kosten im Gesundheitswesen), zum andern waren die Auswirkungen grenzüberschreitend. Kalisalze in Flüssen oder Saurer Regen aus dem Osten wurden ein Thema internationaler Verhandlungen.
Auf der anderen Seite verschwieg man 1986 lange die Tschernobyl-Katastrophe. Ich habe es schon mal geschildert, ich erinnere mich an Fernsehberichte aus der DDR (vom westdeutschen Fernsehen), die zeigten, wie, nachdem der GAU im Westen schon seit Tagen bekannt war, immer noch Kinder in den Sandkästen der DDR spielten, weil die DDR-Behörden ihre Bevölkerung weder davor, noch vor dem Verzehr von Pilzen und Gemüse warnten.

Gleichzeitig erinnere ich mich aber auch an schulfrei für uns wegen zu hoher Smogwerte im Winter (Ruhrgebiet). Und das war schon zu Zeiten, wo das Zechensterben das Ruhrgebiet bereits weitgehend verändert hatte.


die Ruhr war früher praktisch ein toter Fluss

Da muss ich dich korrigieren: Das war die Emscher, die aber auch durchs Ruhrgebiet fließt. Auch die ist aber inzwischen wieder ein einigermaßen sauberes Gewässer.
 
Wie nun schon einige in diesem Thread bemerkt haben, war die Umweltverschmutzung auch im Westen durchaus ein Problem und ist es bis heute. Und zwar sowohl im Großen, wie auch im Kleinen. Nur gab es im Westen eben gesellschaftliche Gruppen, die sich dagegen engagierten und auch etwas erreichten, bis sich Umweltpolitik schließlich als Wahlkampfthema auch anderer Parteien etablierte.
bevor sich "im Westen" ein Umweltbewußtsein peu a peu (und gegen einige starke Widerstände!) etablierte, war die industrielle Ideologie der Beherrschung der Natur wie im 19. Jh. gültig und nicht hinterfragt (so war anfangs der Begriff "Naturschützer" teilweise negativ konnotiert)

diese Ideologie der Naturbeherrschung (dass die Natur für den Menschen da ist, ihm zu dienen hat und von ihm "ausgewertet" sein soll), völlig unabhängig von der Wirtschaftsform, hielt sich jenseits des eisernen Vorhangs länger
 
Aber auch bei uns im Ort wurden über einen großen Industriebetrieb des öfteren Gelbe Wolken abgelassen.. Wenn es danach regnet war die gute Jeans Jacke am Arsch ...
nehmen wir die alte Römerstadt Moguntiacum, die es später zur Bundes- und Reichsfestung brachte :) zu meinen Kindheitserinnerungen (Grundschulzeit) zählt, dass man dort je nach Wetterlage (Windrichtung) sehr deutlich (!!) Nestle riechen konnte...

gigantische Umweltsünden, die heute noch weiter betrieben werden ((ja sogar als Ausflugsattraktionen Verwendung finden)), finden sich unweit von Fulda: man kann ja googeln, was der Begriff "Monte Kali" so alles hergibt....... interessant auch in diesem Kontext das Wasserproblem in Bremen (schon im 19. Jh.) ...die Werra...
 
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Auf der anderen Seite verschwieg man 1986 lange die Tschernobyl-Katastrophe. Ich habe es schon mal geschildert, ich erinnere mich an Fernsehberichte aus der DDR (vom westdeutschen Fernsehen), die zeigten, wie, nachdem der GAU im Westen schon seit Tagen bekannt war, immer noch Kinder in den Sandkästen der DDR spielten, weil die DDR-Behörden ihre Bevölkerung weder davor, noch vor dem Verzehr von Pilzen und Gemüse warnten.

Dies war allerdings nicht nur in der DDR so. Auch westlich der Grenzen der Bundesrepublik tat man sich in Frankreich schwer damit, die Auswirkungen der Katastrophe von Tschernobyl zu realisieren. Vor einigen Jahren (dürfte so zum 25. Jahrestag, also 2011, gewesen sein) gab es über die unterschiedliche Behandlung des Themas in Deutschland und Frankreich eine Dokumentation auf arte.

Gleichzeitig erinnere ich mich aber auch an schulfrei für uns wegen zu hoher Smogwerte im Winter (Ruhrgebiet). Und das war schon zu Zeiten, wo das Zechensterben das Ruhrgebiet bereits weitgehend verändert hatte.

Den Zeitzeugenbericht von El Quijote kann ich (auch als Zeitzeuge)bestätigen. Das dürfte Mitte der 80er Jahre gewesen sein, als im Ruhrgebiet Smog-Alarm ausgelöst wurde. Der gesamte Individualverkehr wurde meiner Erinnerung nach verboten, Schulen blieben geschlossen. Riesige Verkehrsachsen waren verwaist. Der "Ausnahmezustand" dauerte wenige Tage.

Auch wenn wir uns vom Thema der DDR-Umweltproblematik entfernen. Bis mindestens in die späte 80er Jahre gab es am Drei-Städte-Eck zwischen Duisburg, Oberhausen und Mülheim eine Abraumhalde, die stark an die Bilder erinnerte, die Curiosity und seine Roboterkollegen vom Mars ("rote Erde") schicken. Irgendwann in den 90er Jahren wurde diese renaturiert und ist heute ein Naturschutzgebiet. Eigentlich fast ein wenig schade, dass der Mars an der Ruhr verschwunden ist.:red: Die dazugehörige Zeche ist übrigens in den frühen 70er Jahren geschlossen worden.

Also die Umweltproblematik gab es durchaus auch im Westen in beträchtlichen Ausmaßen. Nur hier setzte ein gesellschaftliches Umdenken statt.
 
Spätestens mit der Kanzlerschaft von Brandt. Mit seinem Slogan "Blauer Himmel über der Ruhr". Nur selbst wenn man das Wissen hat, das was schief läuft, braucht man auch die Technologien und den auch Willen etwas zu ändern.

Apvar
 
...was der Begriff "Monte Kali" so alles hergibt...

Die künstlichen Berge in der Landschaft sehen ohne Frage hässlich aus. Das Hauptproblem dieses Abraums (DDR wie BRD) ist dann die Versalzung der Vorfluter.

Die Produktion ist für die Düngemittel-Herstellung unverzichtbar, diese wiederum sind Schlüssel für die Produktivitäten in der Landwirtschaft. Daran hat sich eigentlich nichts geändert, und der Abraum ist insoweit "Folgeprodukt" der Vervielfachung der Ernteerträge.
Kombinat Kali ? Wikipedia

Technologisch beschäftigte man sich in BRD und DDR damit verstärkt in den 1980ern. Die DDR verfügte über eine beachtliche Kali-Industrie, konzentriert südlich und nördlich des Harzes. Bei den Abraumhalden wurde "experimentiert", zB mit Anspritzverfahren, um einen Bewuchs hinzubekommen und die Auswaschungen in die Vorfluter durch Erosion und Niederschläge. Ansonsten bleiben nur Wasserhaltungen und Spuntwände um die Halden. Im Prinzip war das schon damals auch eine Kostenfrage.
 
Auf der anderen Seite verschwieg man 1986 lange die Tschernobyl-Katastrophe. Ich habe es schon mal geschildert, ich erinnere mich an Fernsehberichte aus der DDR (vom westdeutschen Fernsehen), die zeigten, wie, nachdem der GAU im Westen schon seit Tagen bekannt war, immer noch Kinder in den Sandkästen der DDR spielten, weil die DDR-Behörden ihre Bevölkerung weder davor, noch vor dem Verzehr von Pilzen und Gemüse warnten.
Den Salat im Osten hatten wir schon mal als Thema. Die schlechten Informationen in der DDR waren in erster Linie von Nichtinformation durch den "großen Bruder" verursacht, verstärkt durch die schlechten Planungen für einen Katastrophenfall. Politisch motiviert war das wohl nur wenig.
 
Die schlechten Informationen in der DDR waren in erster Linie von Nichtinformation durch den "großen Bruder" verursacht, verstärkt durch die schlechten Planungen für einen Katastrophenfall. Politisch motiviert war das wohl nur wenig.
Das war sehr wohl politisch motiviert. Eine Kritik am "großen Bruder" Sowjetunion wäre einem Sakrileg gleichgekommen. In der Zeit des Atom-Unfalls gab es noch nicht die Zwistigkeiten zwischen Honecker und Gorbatschow. Kritik an der S.U. hätte Zweifel an der Unfehlbarkeit und technologischen Überlegenheit des Sozialismus genährt. In einem Land, das nach dem Wahlspruch "von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen" lebte, wäre das Eingeständnis einer derartigen Katastrophe undenkbar gewesen. Hinzu kam noch, dass die Nukleartechnik der DDR mit der sowjetischen identisch war. Die Informationspolitik in der DDR war immer und in jedem Bereich politisch motiviert.
 
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