Ungewöhnliche Berufe aus alter Zeit?

Gibt es eigentlich noch/wieder Stellmacher/Wagner, die Lehrlinge ausbilden?
Ja, gibt es wohl.
Google mal unter "Wagnerei"
Ich habe sofort zwei Betriebe gefunden, einen in Bayern, einen in Hessen, und wenn man weiter sucht, finden sich sicher noch mehr.

Angesiedelt sind diese Betriebe neben der klassischen Wagenbauerei und Restauration von alten Kutschen heute hauptsächlich im Messebau.
 
Gibt es eine Art Liste historischer oder toter Berufe, die damals ungewöhnlich waren?

Beispielsweise weiß ich, dass man zu Zeiten Rousseaus Noten (die für Musik) noch per Hand abschreiben musste, weil entsprechende Druckmaschinen nicht zu Verfügung standen. Rousseau selbst arbeitete eine Zeit lang in diesem Gebwerbe.
Der Beruf war wohl ungewöhnlich und ist heute tot - ähnlich Rechenmeister oder "Computer".

Gibt es weitere Beispiele für solche zu ihrer Zeit ungewöhnlichen, aber heute historische oder tote Berufe?

Der Schreiberberuf war eigentlich nicht ungewöhnlich, sondern weitverbreitet. Auch die Masse der Behördenschreiben wurde damals noch nicht gedruckt (vor allem im internen Verkehr oder soweit es nur einzelne Empfänger betraf) und diese wurden fast immer vom Beamten im Entwurf verfasst und vor dem Versand noch mal von einem Schreiber abgeschrieben.
 
Nun ja, die ersten namentlich bekannten Mitglieder meiner Sippe waren allesamt Wagnermeister und dann hatten wir auch einen Lohgerber, einen
Feilenhauer und einen Nagelschmied in der Familie - und mein einer Opa war Kupferschmied und der andere Papiermacher.

was es bei uns Anfang der sechziger Jahre im Ort noch gab war ein öffentlich bestellter Sauhirt und mehrere Feldschützen, also Leute die die Felder bewachten
 
Beim Lampenputzer bin ich mir nicht so sicher (siehe auch Erich Mühsam – „der Revoluzzer“ – „... im Zivilstand Lampenputzer...“.)

In Erinnerung sn den kleinen Prinzen wär mir noch der Laternenanzünder eingefallen; blöderweise gibt es die in Berlin (und anderswo?) wohl noch, wenn auch nicht mehr viele, wie mir beim Googlen ein Zeitungsartikel verraten hat.

Hauptberufliche Kesselflicker wird man in Deutschland aber wohl kaum mehr finden; Scherenschleifer hingegen schon.

Und das Lied vom Bettelvogt hat heute auch keine echte Grundlage mehr, fürchte (oder hoffe) ich...
 
Mir ist hier in einem alten Heimatbuch ein "beeidigter Gasfitterer" über den Weg gelaufen, vermutlich ein frühzeitlicher Klemptner, der Gasanschlüsse verlegen durfte,
dazu noch ein "Hundshautgerber"
 
Zuletzt bearbeitet:
Da es sich um einen "beeidigten Gasfitterer" handelt, halte ich es für unwahrscheinlich, dass damit ein "einfacher" Klempner gemeint ist.

Anmerkung: "einfacher" Klempner ist in keinster Weise abwertend gemeint - schließlich habe ich selber mal von 1992 bis 1995 erfolgreich den Beruf des Gas- und Wasserinstallateurs und Klempners erlernt :).

Da er vereidigt war, gehe ich mal davon aus, dass er eine besonders vertrauenswürdige Tätigkeit im Bereich der Gasversorgung inne hatte. Dazu habe ich mal zwei Möglichkeiten:

1. Der Ableser:

Der Ableser kam früher wöchentlich, später dann monatlich ins Haus und las die Gasuhr, später den Gaszähler ab. Da der Ableser auch gleichzeitig als Kassierer tätig war und den jeweiligen Betrag auch sofort in bar kassiert hat, wäre dies eine Begründung für eine Beeidigung - weil eine Vertrauensperson.

2. Der Gasriecher:

Früher wurde in der Straße über den verlegten Gasrohren ein kleines Loch gebohrt und darin wurde ein Rohr gesteckt, das auf beiden Seiten offen war und woran der "Gasriecher" gerochen hatte. Roch er Gas, wurde die Straße aufgegraben und das defekte Gasrohr repariert. Der Gasriecher musste eine gute bzw. empfindliche Nase haben.


Und ganz ehrlich: ich persönlich halte den Gasriecher für die wahrscheinlichste Variante. Immerhin handelt es sich dabei um eine sehr verantwortungsvolle und vertrauenswürdige Stellung, denn an der Nase des Gasriechers hingen ja Leib und Leben der Bewohner.


Nachzulesen auch unter diesem Link (ist auch die Quelle meiner Ausführungen):


Alte Berufe in der Gasversorgung
 
Hier findet man eine Menge Berufe:alte und seltene Handwerksberufe Beispiel: Grauhosenschneider. Der Kunde musste sich auf den Boden legen, auf dem das Wollzeug ausgebreitet war. Nun zeichnete der Grauhosenschneider die Beinumrisse des Kunden mit Kreide auf den Stoff und erhielt so den "Schnitt" für die Hose. Solche Hosen waren so steif, dass sie von alleine standen.=)
 
@MaGruCreu

"... dass damit ein "einfacher" Klempner gemeint ist."

Diese Formulierung hatte ich bewußt vermieden, da ich hier niemanden dikreditieren wollte.

Aber nun zur Sache:

Den "Gasschnüffler", pardon Gasriecher halte ich eher für unwahrscheinlich, weil man seine gute Nase eigentlich nicht beeiden lassen muß. Das kann eigentlich fast jeder, bei dem die Nase halbwegs funktioniert.

Da scheint mir doch Deine erstgenannte Möglichkeit wahrscheinlicher zu sein, obwohl der Ausdruck "Fitterer" für einen Ableser und Kassierer doch ungewöhnlich zu sein scheint. Dein geposteter Link konnte darüber leider auch keinen Aufschluß geben. Alte Berufsbezeichnungen wurden dort leider auch nicht namentlich erwähnt. Auch Herr Google konnte leider nicht zur Aufklärung beitragen.

Mein Großvater väterlicherseits hatte Klempner Mitte der 20-iger Jahre erlernt und auch einige Jahre als solcher gearbeitet, bevor er bei der Reichsbahn Lokomotivführer wurde. Leider ist er schon verstorben, so daß ich ihn nicht mehr befragen kann, aber vielleicht hat mein Vater mal mit ihm darüber gesprochen, falls meine Theorie stimmen sollte!

Wie bin ich nun auf diese Theorie gekommen??
Wegen der Ähnlichkeit der Worte "Fitterer" und "Fittinge". Mit Fittinge bezeichnet man Verbindungs- bzw. Übergangsstücke aus dem Sanitärbereich. Demnach könnte ein "beeidigter Gasfitterer" ein Klempner sein, der berechtigt ist Gasleitungen bzw. Anschlüsse zu verlegen, was einem "normalen" Klempner untersagt sein könnte, da bei Gasleitungen ein wesentlich höheres Gefahrenpotential besteht als bei Wasserleitungen.

Aber wie schon gesagt, nur eine Vermutung.
 
Zum "Hundshautgerber" ist mir eingefallen, daß dieser Beruf noch praktiziert werden könnte, zwar nicht in unseren Breitengraden, aber doch in Südostasien, da dort auch schon mal ein Hund in zubereiteter Form zwischen Messer und Gabel, bzw. zwischen den Stäbchen landet.

Wäre doch schade um das Fell, oder nicht!?
 
@Trozki:

Die Überlegung, dass "Fitterer" möglichweise von "Fitting" kommen könnte, ist sehr interessant und naheliegend.

Das lateinische Wort "olfacere" kann sowohl "riechen" als auch "schnüffeln" bedeuten. Meine Überlegung war nun, dass einfach aufgrund von regionalen Spracheigenheiten ein "Fitterer" eine alte Bezeichnung für "Riecher" oder "Schnüffler" ist. Und aufgrund der hohen Verantwortung und Zuverlässigkeit, die ein solcher "Gasriecher" haben musste, wäre eine amtliche Vereidigung nicht all zu abwegig. Nicht vergessen: die Aufgabe des Gasriechers war die Ortung und genaue Lokalisierung möglicher Undichtigkeiten in der Gasversorgung. Es ging u. U. also durchaus auch um Menschenleben. Es ist zumindest vorstellbar, dass somit für solche - fast schon - hoheitlichen Aufgaben nur Personen eingesetzt wurden, deren "nasale Qualifikation" hinreichend und amtlich geprüft wurden. Vorzustellen wäre auch, dass ein "beeidigter Gasfitterer" als "vereidigter Schachverständiger" für einen Gerichtsbezirk tätig gewesen ist - quasi als Sachverständiger in Fragen von Baumängeln etc.. Dies gibt es ja heutzutageauch noch.

Wie gesagt, ich habe von 1992 bis 1995 ebenfalls den Beruf des Gas- und Wasserinstallateurs erlernt. In der Firma wo ich gelernt und dann auch noch einige Zeit als Geselle gearbeitet habe, hatten wir GWS-Istallateure UND Klempner. Ein Klempner ist etwas anders als ein GWS-Installateur - auch wenn im Allgemeinen für den Laien ein GWS-Installateur auch ein Klempner ist. Dies ist aber sachlich falsch. Ein Klempner - oder Spengler - verarbeitet Bleche zu Bauteilen im Bauwesen oder Handelswaren oder führt Dacharbeiten aus. Aber er installiert keine Rohre für Gas- und Wasserversorgung. Im Übrigen muss man für die Installation von Gasleitungen nicht gesondert beeidigt sein. Diese Berechtigung erwirbt man sich bereits mit dem erfolgreichen Ablegen der Gesellenprüfung. Nachdem ich meine Gesellenprüfung abgelegt habe, war ich (und bin es auch noch) berechtigt, alle Tätigkeiten auszuführen, die zum Berufsbild des GWS-Installateurs gehören, auch die Installation von Gasversorgungseinrichtungen.
 
Zum "Hundshautgerber" ist mir eingefallen, daß dieser Beruf noch praktiziert werden könnte, zwar nicht in unseren Breitengraden, aber doch in Südostasien, da dort auch schon mal ein Hund in zubereiteter Form zwischen Messer und Gabel, bzw. zwischen den Stäbchen landet.

Wäre doch schade um das Fell, oder nicht!?

Hundefelle wurden bis vor einigen Jahren auch nach Deutschland eingeführt. Aber aber kein Mensch Hundefell tragen wollte, wurden sie hier als Gaewolf gehandelt.
Gaewolf ? Wikipedia

und gegessen wird er wohl auch noch in Teilen der Schweiz

http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz...ne-Hunde-und-Katzen-mehr-essen/story/19945914
 
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Hallo...

Der Letzte seines Standes? ist eine Doku-Fernsehreihe des BR.
Im Auftrag des Bayerischen Rundfunks produzierten mehrere Filmemacher 30-minütige Filmdokumentationen über alte Handwerksberufe bzw. alte Herstellungsverfahren. Ziel der Sendereihe war es zum Teil jahrhundertealte Handwerksberufe, die wegen des industriellen Fortschritts vom Aussterben bedroht sind, zu porträtieren. In den einzelnen Dokumentationen wurden Handwerksmeister bei der manuellen Fertigung eines ihrer Zunft entsprechendem Produkts dargestellt. Der Protagonist gibt Auskunft über seine Lehrzeit, sein Arbeitsleben, aber auch über Rezepturen, Handgriffe, Materialien und Techniken der traditionellen Herstellungsweise seines Produktes.


Der Letzte seines Standes? ? Wikipedia


Videos gibt es auch...


https://www.google.de/?gws_rd=ssl#q=der+letzte+seines+standes&tbm=vid

...und hier noch eine Liste Historischer Berufe.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Historischer_Beruf
 
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