Uniform in k. u. k. Monarchie (Österreich Ungarn)

beggo

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Hey,
bin neu hier.
Habe ein coloriertes Foto von meinem Ur-Ur-Großvater aufgenommen in Böhmen. Er steht da mit Uniform.
Kann mir jemand weiterhelfen und mir mitteilen, was er militärisch betrachtet war? Und wann das Foto etwa gemacht wurde - an Uniform abschätzbar?
Er trägt hohe schwarze Stiefel, eine rosarote
xUnbenannt.jpg
weite Hose, blaue Jacke mit 6 Knöpfen (einreihig), die rote Ärmelenden und einen roten Kragen hat. Außerdem eine rote Mütze. Und ein Unterarm langes Messer, das an einem Gürtel hängt.
Foto im Anhang
LG Christian
 
Das Messer sieht mir nach einem Bajonett aus. Ich würde auch annehmen, dass die "rosa" Hose eher weiß sein soll.
 
Das "Messer" halte ich auch für ein Seitengewehr, also Bajonett.

Die Hose hingegen könnte rot sein. (Die Farben auf dem kolorierten Foto sind ja generell eher blass.) Rote Hosen (mit blauen Röcken mit roten Krägen und roten Ärmelenden) gab es Ende des 19. Jhdts. / um 1900 in der Kavallerie. Gegen einen Kavalleristen spricht freilich das Seitengewehr, das nur bei einem Infanteristen Sinn macht.
Weiße Hosen waren meines Wissens zur fraglichen Zeit bei regulären Einheiten nicht in Gebrauch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mal schauen:

1. Die Uniform wäre die der Dragoner. Rote Mütze ohne Schirm, Rote Hosen, blauer Rock. Abzeichen sind 'weiße' (silberfarbene) Knöpfe und rote Aufschläge. Bei Dunkelrot wäre es Dragonerregiment Nr. 1, bei Krapprot Nr. 13, bei Scharlachrot Nr. 11. Bei dem blassen Bild bin ich mir da nicht sicher, vielleicht hilft es nach kolorierten Bildern der Regimenter zu googeln und zu vergleichen. (In den 90er Jahren wurden der Rock eigentlich 'lichtblau', aber bei dem kolorierten Foto möchte ich nicht sagen, dass es das dunklere Blau ist.)

2. Das Bajonett oder der Hirschfänger wären für einen Dragoner natürlich falsch. Aber die Sanitätsgehilfen, Fahrsoldaten und Fleischhauer trugen andere Seitengewehre. Eigentlich waren die kleinen, eher haumesserartigen Pioniersäbel vorgesehen, aber auf dem Foto ist eine schlankere Waffe zu sehen. Und die ist auch auf anderen Abbildungen von Soldaten zu sehen, die eigentlich den Pioniersäbel tragen sollten. Z.B. bei diesem Zugführer der Artillerie. Zum Hintergrund bin ich überfragt. Vielleicht wurde die Bewaffnung irgendwann geändert oder es gab besondere Vorschriften für das Auftreten bei Ausgang oder im Urlaub.

3. Der Dienstgrad ist am Kragen zu erkennen. Ohne jegliches Abzeichen ist es der niedrigste Mannschaftsdienstgrad. Der Gürtel sitzt zu hoch und wird im letzten Loch auf dem Bauch gehalten. Er gehörte wohl einem dickeren Mann. Ich weiß nicht, was in Böhmen üblich war. In Preußen hielten die Fotografen passende Seitengewehre vor, weil die Soldaten in der Regel ohne unterwegs waren. Aber, wie gesagt, bei dem genauen Hintergrund für dies Seitengewehr kann ich nur vermuten. (1914 bekamen viele Einheiten Bajonette statt Säbel. Sollte das Foto eher aus der Zeit sein, als aus der Zeit um 1900 oder davor, wäre es klar.)

(Vgl. Knötel/Sieg Farbiges Handbuch der Uniformkunde.)
 
Hey, super vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich denke, dass das Bild eher um 1914 (Herbst) aufgenommen wurde, wegen Kriegsbeginn. Der Rock ist eher dunkleres Blau und weniger Lichtblau. Das Rot eher Scharlachrot. Die Hose helles Rot, wahrscheinlich ausgewaschen. Er war Schuhmacher. Als der Begriff Dragoner viel, hat es bei mir sofort geklingelt, wurde mir als Kind mitgeteilt, aber sofort wieder vergessen, da halt Kind.
LG Christian
 
Die Hose hatte übrigens auch in der Realität einen anderen Farbton als die Abzeichen und war bei allen Dragonerregimentern gleich. Das sollte wohl durch die hellere Farbgebung bei der Kolorierung gezeigt werden.

Wir helfen immer gern.
 
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