Unklare Formulierung zum Thema Zunft

JacktheStripper

Neues Mitglied
Hallo Zusammen,
ich brauche mal euren Rat und zwar habe ich folgendes Buch vor mir liegen: Schmieder, Felicitas: Die mittelalterliche Stadt, Darmstadt 2005.
Und ich habe schon mehrmals eine Textstelle gelesen, die ich aufgrund der Formulierung nicht verstehe! Ich bitte um Hilfe!
Ich habs großzügig zitiert, meine aber nur den Satz in fett!!!
"Mit der Entwicklung und der zunehmenden wirtschaftlichen Prosperität gelangten breitere Kreise in den einzelnen Städten in die Lage, sich um Partizipation an den gewonnen Freiheitsrechten zu bemühen, die mit zunehmender Autonomie der Städte zudem immer attraktiver wurden. Nicht zuletzt dürfte dahinter der uralte Wunsch gestanden haben, mitzubestimmen über die Verwendung der Abgaben, die man in zunehmendem Maße an die Gemeinschaft leisteste. Vor allem handelte es sich dabei um reich gewordene Handwerker, denen offenbar immer schwieriger der Aufstieg konfliktfrei gelang. Das dürfte mit ihrer Zahl im Zusammenhang gestanden haben und mit dem Maß, in dem die Führungszirkel tatsächlich rechtlich und sozial abgeschlossen waren - wobei ein solcher Abschluss zugleich als Reaktion auf das zahlreiche Anstreben von unten erfolgt sein wird.


Ich bitte wirklich fix um Hilfe!!!
Danke!

http://www.geschichtsforum.de/#sdfootnote1anc
 
Innerhalb der Zünfte bildeten sich Eliten, die peinlich darauf bedacht waren, ihr kleines bisschen Macht zu verteidigen, indem sie sich vom Rest der Zunft abschlossen, also z.B. untereinander heirateten und die Machtpositionen untereinander auskungelten. Je mehr andere Zunftmitglieder nach den Führungspositionen innerhalb der Zunft strebten, desto mehr schlossen sich die zunftinternen Eliten ab, um ihre Führungspositionen innerfamiliär zu bewahren.
 
Innerhalb der Zünfte bildeten sich Eliten, die peinlich darauf bedacht waren, ihr kleines bisschen Macht zu verteidigen, indem sie sich vom Rest der Zunft abschlossen, also z.B. untereinander heirateten und die Machtpositionen untereinander auskungelten. Je mehr andere Zunftmitglieder nach den Führungspositionen innerhalb der Zunft strebten, desto mehr schlossen sich die zunftinternen Eliten ab, um ihre Führungspositionen innerfamiliär zu bewahren.

Erstmal DANKE!
Klingt logisch und ist mir auch bekannt, aber der Text setzt so fort:
"Möglicherweise in Reaktion darauf schlossen sich auch die Handwerker zu Zünften und Ähnlichem zusammen [...]"
Mh also der von mir zitierte fettgedruckte Satz führte möglicherweise zu dem Zusammenschluss von Zünften! Mh ne Idee?
 
Dann dürfte es sich um den allmählichen Aufstieg der Patrizier in den Adel handeln.
gibt sinn, also kurzum kann ich festhalten: handwerker schlossen sich a) aufgrund der anzahl und b) als "Gegenpol" zumnStadtadel/Patriziat zusammen! nur dann frage ich mich was mit der textpassage "- wobei ein solcher Abschluss als Reaktion auf das zahlreiche Aufstreben von unten" gemeint ist? denn der stadtadel ist doch schon vorhanden oder nicht?!?!
ah diese passage macht mich wahnsinnig!
 
Also ich verstehe das folgendermaßen:

Als Ausgangssituation kann man annehmen, dass die Patrizier in der Stadt das (alleinige oder zumindest wesentliche) Sagen hatten.

Mit der Zunahme des persönlichen Wohlstands einiger Handwerker, sahen sich diese wirtschaftlich an die Patrizier angenähert und wollten nun auch in den Einflussmöglichkeiten den Patriziern gleichgestellt werden, besonders, da sie durch ihre Abgaben nicht unwesentlich zum Stadthaushalt beitrugen.

Die Zunahme der Einflussmöglichkeiten der Handwerker verlief nicht linear. Nach gewissen "Anfangserfolgen" sahen sich die Handwerker bei ihren Bemühungen um mehr Einfluss auf die städtische Verwaltung immer größeren Schwierigkeiten (z. B. durch den zunehmenden Widerstand der Patrizier gegen ihren Aufstieg) ausgesetzt.

Was den Handwerkern bei ihren Bemühungen um mehr Mitsprache besondere Schwierigkeiten bereitete, war ihre große Zahl. Der Stadrat oder Magistrat konnte ja nicht beliebig erweitert werden, er sollte ja eine "vernünftige" Größe haben. Drei oder vier zusätzliche Mitglieder aus der Handwerkerschaft kann man schon integrieren, aber wenn nun 30 oder 40 in den Magistrat reinwollen geht das nicht mehr (...dürfte mit ihrer Zahl im Zusammenhang gestanden haben...). So lange also in einer Stadt nur drei oder vier Handwerker den Wohlstand eines Patriziers erreicht haben, sind ihre Chancen ganz gut, einen Sitz im Magistrat zu erhalten. Sind es schon 20 Handwerker, die in den Magistrat wollen, wird es schwieriger. Da man ja den Magistrat nicht unbegrenzt "aufblasen" kann, würde dies bedeuten, dass einige der bisherigen Ratsmitglieder weichen müssen, um die Handwerker reinzulassen. Das wird denen nicht geschmeckt haben.

Je größer der Zusammenhalt (=Maß, in dem die Führungszirkel tatsächlich rechtlich und sozial abgeschlossen waren...) unter den alten Ratsmitgliedern war, desto schwerer war es für neue Aspiranten, da reinzukommen, wenn man dafür ein altes Ratsmitglied rausschmeißen musste.

Viele Grüße

Bernd
 
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