Unsere Freunde, die Amerikaner

Ist eigentlich mal untersucht worden, wieweit hier auch die Kriegspropaganda nachwirkte? Oder war das nur "Anschauungsmaterial" aus der Nachkriegszeit?
Ich wüßte gar nicht, wie man das methodisch sauber trennte könnte.
Die Nazi-Propaganda hat halt gewarnt "Wehe, wenn die Russen kommen" - und die Kriegs- und Nachkriegserlebnisse haben gezeigt, daß die Warnung berechtigt war (wohl der einzige Bereich, wo die Nazis nicht gelogen haben).

Es waren ja schließlich keine eingebildeten Ängste, die zur Gründung der NATO etc. führten - die Sowjetunion agierte expansiv, wollte zusätzlich zu den Eroberungen des zweiten Weltkriegs noch weiter vorrücken.
Dazu gehörten die Berlin-Blockade, der Bürgerkrieg in Griechenland, der Koreakrieg ...
Und dazu gehörte die Brutalität, mit der in Ungarn oder am 17. Juni Herrschaftssicherung betrieben wurde.

Alle diese Erlebnisse stärkten über viele Jahre das Gefühl, die Amerikaner als Freunde und Beschützer zu sehen.
 
VHatte außer mir keiner den Eindruck, dass die Bevölkerung der 60er und 70er Jahre einen heillosen Respekt vor den Amis hatten?
Das schon. Respekt, Bewunderung, Neid, Freundschaft ...

Einen Grund dafür (einen, nicht den!) sehe ich in dem Bombenhagel der Jahre 1944 und 1945
Sorry, aber ich kann wirklich nicht erkennen, wieso es einen Zusammenhang zwischen dem Horror des Bombenkriegs und späteren positiven Gefühlen gegenüber den Amis geben sollte.

Ich sehe dagegen zwei Gegenbeispiele: Gegenüber den am Bombenkrieg ebenso beteiligten Briten entwickelte sich nicht annähernd ein ähnliches Verhältnis wie gegenüber den USA.
Und gegenüber den Russen vertiefte sich - eben wegen Kriegsgreuel - noch die Antipathie.
Wenn Deine Logik stimmt, hätte es auch da einen Effekt der Art "mit denen wollen wir nie wieder Krieg" geben müssen.
Den gab es m. E. aber überhaupt nicht (nur den allgemeinen pafizistischen Reflex, überhaupt keinen Krieg mehr zu wollen, egal gegen wen - aber das ist ein ganz anderer Aspekt).
 
Hast du Zahlen dazu?
Nein, aber silesia hat das ja schon beantwortet:

"Dabei ist zu beachten, dass die Bevölkerung in der DDR (Stand nach dortigen Analysen 1950, abgedruckt in Statistisches Jahrbuch der BRD 1952) nahezu unverändert gegenüber dem Vorkriegsstand blieb, und es somit zur "Westverschiebung" der Bevölkerung kam."
 
Ich behaupte mal, es war einfach der "American way of life", der seine Faszination vor allem auf jüngere Menschen ausübte. Dem hatten die anderen Westmächte, erst recht nicht die Russen, wenig entgegenzusetzen. Dazu das einsetzende Wirtschaftswunder...
Freiheit oder Demokratie waren für die Leute doch eher Nebensache. Man wollte endlich das Leben genießen und das Vergangene möglichst schnell vergessen.
 
Hast du Zahlen dazu?

Statistisches Jahrbuch 1952 bis 55, Datengrundlage dort angegeben (Volksbefragungen und Volkszählungen); demnach lag ich oben falsch.


"SBZ" 29.10.1946: 17,181 Mio. plus 0,133 Insassen bei umsiedlungs-, Durchgangslagern etc., plus 1,175 Mio. in Ost-Berlin (Wohnbevölkerung nach Wohnort 1.9.1939)

Vorkriegsstand für dieselbe Fläche ohne Berlin: 15,097 Mio. (also die ehemalige "Wohnbevölkerung"). Zugang also rund 2,3 Mio.



Verteilung der 17,181 + 0,133 = 17,314 (Mio. Bevölkerung) nach den angegebenen Wohnorten 1.9.1939:
davon "in der SBZ": 13,097 Mio.
Bundesgebiet: 0,268 Mio.
Berlin: 0,307 Mio.
Ostgebiete: 2,273 Mio. (das sind also die Flüchtlinge)
Ausland: 1,327 Mio.
Rest: ungeklärt.


Nein, aber silesia hat das ja schon beantwortet:
Sorry, oben lag ich falsch!
 
Ich sehe dagegen zwei Gegenbeispiele: Gegenüber den am Bombenkrieg ebenso beteiligten Briten entwickelte sich nicht annähernd ein ähnliches Verhältnis wie gegenüber den USA.
Und gegenüber den Russen vertiefte sich - eben wegen Kriegsgreuel - noch die Antipathie.
Wenn Deine Logik stimmt, hätte es auch da einen Effekt der Art "mit denen wollen wir nie wieder Krieg" geben müssen.
Den gab es m. E. aber überhaupt nicht (nur den allgemeinen pafizistischen Reflex, überhaupt keinen Krieg mehr zu wollen, egal gegen wen - aber das ist ein ganz anderer Aspekt).


Habe ich doch schon oben geschrieben.
Man war der Meinung, dass man sowohl mit dem "Iwan" als auch mit den "Tommys" sehr wohl fertig geworden wäre.

Nur die Amis, die wollte man immer zum Freund haben.
Eine Haltung zu der die Bombengeschwader täglich am Himmel, die sichtlich mehr zusammenschlagen konnten, als überhaupt da war, schon maßgeblich beigetragen haben.
 
Ich behaupte mal, es war einfach der "American way of life", der seine Faszination vor allem auf jüngere Menschen ausübte. Dem hatten die anderen Westmächte, erst recht nicht die Russen, wenig entgegenzusetzen. Dazu das einsetzende Wirtschaftswunder...
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Hätte man das alles geglaubt? wenn nicht zuvor schmerzhaft vorgeführt worden wäre, was die tatsächlich alles drauf haben?

Besitze ich ein Nazibuch von 1942
"USA-Rüstung Illusion und Wirklichkeit"
"Alles Flaschenhälse ...."
Haben sie wörtlich übersetzt, die Nazipopagandisten, von "bottle-neck" reden die Amis.
 
Das ist also noch vor dem großen Flüchtlingsstrom von DDR in Richtung BRD.

Ich würde eher Anfang der 50er Jahre für die Betrachtung nehmen. Da war der größte Teil der Bevölkerungsverschiebungen wg. Weltkrieg abgeschlossen (auch wenn es danach noch nennenswert Fluch nach Westen gab), die Vertriebenen waren im wesentlichen mit Unterkünften und Arbeitsplätzen versorgt, und per Lastenausgleichsgesetz 1952 wurden sie (halbwegs) entschädigt.

Einen gewissen Zuwachs gab es auch auf dem Gebiet der DDR, aber der überproportional weitaus größere Teil mußte vom Westen verkraftet werden. Die genauen Zahlen müßtest Du ja im schon zitierten Zahlenwerk finden.
 
Silesia hat mich verstanden.

Das ist das einzige was einen tatsächlich verwundern muss.

Westdeutschland als 53. Staat der USA.
Das war der Wunschtraum der Deutschen 1960.

Immerhin haben sich die Zeiten inzwischen geändert. Ich glaube, heute kommt niemand mehr auf die Idee ein Beitrittsgesuch zu stellen. Selbst Frau Merkel hält sich mit Bekundungen zu deutsch-amerikanischen Freundschaft zurück.
 
Das ist also noch vor dem großen Flüchtlingsstrom von DDR in Richtung BRD.

Die Zahlen von 1946 und 1950 sind ungefähr gleich groß. Bis 1960 entwickelte sich dann die bevölkerung um rd. 1 Mio. rückläufig, auf 16,116 Mio. Verbleibt ein Anstieg von rd. 1 Mio. zum Vorkriegsstand.

Das erstaunt mich jetzt, weil ich davon ausgegangen war, hier habe sich nichts verändert.
 
Immerhin haben sich die Zeiten inzwischen geändert. Ich glaube, heute kommt niemand mehr auf die Idee ein Beitrittsgesuch zu stellen. Selbst Frau Merkel hält sich mit Bekundungen zu deutsch-amerikanischen Freundschaft zurück.

Abgesehen von einer positiven oder negativen Haltung gegenüber den Vereinigten Staate, glaube ich auch, dass im Gegensatz zu damals einen entscheidender Fakt fehlt: das Sicherheitsbedürfnis. Ich bin der Meinung, dass das vor allem in den ersten 20 bis 30 Jahren nach Kriegsende ein nicht zu unterschätzender Faktor war: das Verhalten der Sowjetunion (u.a. auch am 17.Juni) wird diese Furcht noch verstärkt haben, und die großen USA (die man ja - wenn auch auf gegnerischer Seite - als starke Kriegspartei kennengelernt hat) boten natürlich starke Unterstützung.
Ich wage mal zu behaupten, dass zumindest zu Beginn das Sicherheitsbedürfnis noch entscheidender war als die Bewunderung des american way of life etc. pp.
 
R.A. schrieb:
Es waren ja schließlich keine eingebildeten Ängste, die zur Gründung der NATO etc. führten - die Sowjetunion agierte expansiv, wollte zusätzlich zu den Eroberungen des zweiten Weltkriegs noch weiter vorrücken.
Dazu gehörten die Berlin-Blockade, der Bürgerkrieg in Griechenland, der Koreakrieg ...
Und dazu gehörte die Brutalität, mit der in Ungarn oder am 17. Juni Herrschaftssicherung betrieben wurde.

Also, besonders zimperlich waren die USA auch nicht.

1947 haben die Amerikaner in Griechenland dann auf Seiten der sehr rechtsstehenden Konservativen in Bürgerkrieg Stellung bezogen. Wenn ich mich richtig entsinne, war doch die CIA bei der Gründung des dortigen Inlandsgeheimdienst engagiert, der dann mit seinen Gegnern ziemlich brutal umgesprungen sein soll.

Ebenfalls 1947 haben die USA in Italien doch massiv mit dafür Sorge getragen, das die Kommunisten die Wahlen eben nicht gewinnen.

Anfang der 50er wurde die legal gewählte Regierung von Guatelmala von der CIA aus dem Sattel gekippt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also, besonders zimperlich waren die USA auch nicht.

1947 haben die Amerikaner dann auf Seiten der sehr rechtsstehenden Konservativen in Bürgerkrieg Stellung bezogen. Wenn ich mich richtig entsinne, war doch die CIA bei der Gründung des dortigen Inlandsgeheimdienst engagiert, der dann mit seinen Gegnern ziemlich brutal umgesprungen sein soll.

Ebenfalls 1947 haben die USA in Italien doch massiv mit dafür Sorge getragen, das die Kommunisten die Wahlen eben nicht gewinnen.

Anfang der 50er wurde die legal gewählte Regierung von Guatelmala von der CIA aus dem Sattel gekippt.


Alles OT

1956 wurde die größte Armee des Kontinents aufgebaut. Abgesehen von der Sowjetarmee.
 
Alles OT

1956 wurde die größte Armee des Kontinents aufgebaut. Abgesehen von der Sowjetarmee.
Mit dieser Entscheidung waren viele Bürger aber nicht einverstanden und es gab Demontrationen und sogar Kravalle dagegen.
Über den politischen Hintergrund hatten wir uns woanders schon mal unterhalten: Zu Mitgliedern des Bundestages war die CIA sehr spendabel und hat auf diese Weise so manchen Abgeordneten auf die Seite der Amerikaner gezogen:
Der Einfluss der CIA reicht bis in die Spitzen der deutschen Politik. Neben der selbstverständlichen Unterstützung konservativen Politiker wird über die Gewerkschaften auch auf die SPD-Führung Einfluss ausgeübt.

Thomas Braden: "Ich weiß, dass Willy Brandt Geld von der CIA erhalten hat. Und überhaupt war es so. Benötigte irgendein deutscher Politiker mit demokratischen Absichten Hilfe und Unterstützung gegen die Kommunisten, hätte ihm die CIA geholfen."

Soweit bekannt, haben deutsche Nachkriegspolitiker wie Willy Brandt aus der Annahme von CIA-Geldern keinen persönlichen Vorteil gezogen, sondern sie für Wahlkampagnen und Unterhalt des Parteiapparates verwandt. Auf jeden Fall aber hat die materielle Unterstützung die Verbindungen zu den USA gestärkt.
Germany - Made in USA - Programmtipps - LernZeit.de - WDR. Mehr wissen. Mehr können.
 
Ja, diese Vermutungen werden schon lange kolportiert. Strauß hätte sich für den Starfigther eine Nacht mit der Monroe erhandelt. Und der HS30 hätte ordentlich Geld in die CDU Wahlkampfkasse gespült.
Nix genaues weiß man nicht, und dabei war keiner.

Fakt ist, dass Adenauer, der diese Politik getragen hat, bei der Bundestagswahl 1958, also kurz nach der Wiederbewaffnung, den größten Wahlsieg in der Geschichte der BRD gelandet hat.

Alle Deutsche hat der CIA aber nicht geschmiert.
Ergo: Die Politik war ständig Mehrheitsfähig.
 
Also, besonders zimperlich waren die USA auch nicht.
Richtig - das hat auch keiner behauptet.

Wesentlich ist aber: Das waren alles eher Abwehraktionen.

Machtpolitisch und vor allem im allgemeinen Bewußtsein war der kommunistische Machtbereich auf dem Vormarsch, relativ straff organisiert und im Bewußtsein, daß die Zukunft ihm gehören würde.

Der Westen war desorganisiert und defensiv bis defätistisch eingestellt. Die beiden anderen westlichen "Siegermächte" waren durch den Krieg entscheidend geschwächt, das Ende ihres Kolonialherrschaft war absehbar (auch wenn sie noch Kräfte vergeudeten, diese zu halten).

In dieser Situation der Schwäche und Bedrohung waren die USA eigentlich das einzige wirklich aktionsfähige Land, daß Stalin entgegentreten konnte.
Und das wurde gerade im Frontstaat Deutschland auch so gesehen - man war auf diese Schutzmacht angewiesen.

Und wie Repo zu Recht sagt: Das war nicht nur Regierungslinie, sondern breit in der Bevölkerung verankert.
 
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