Unsere Mütter, unsere Väter

Immerhin ist die Schadenersatzforderung vom Tisch. Es bleibt dann abzuwarten, wie eine öffentliche Entschuldigung des ZDFs aussieht - und ob ggf. die RDI gegen Form oder Inhalt der Entschuldigung gedenkt, polnische Gerichte einzuschalten.
 
Im Moment schwelt ein kleiner Historiker-Streit zwischen Polen und Israel. Es ist unstrittig, dass die Deutschen die Shoa initiierten und es ist unstrittig, dass Polen Juden retteten und versteckten.
Israelische Jugendliche sollen in Polen das Museum Ulmer [Muzeum Polaków Ratujących Żydów podczas II wojny światowej im. Rodziny Ulmów w Markowej] besuchen.
Die Familie Ulmer gehörte zu den Polen, die Juden vor den Deutschen versteckten. Sie wurde verraten und sowohl die von ihnen versteckten Juden, als auch die Ulmers wurden von der deutschen Besatzungsmacht ermordet.

Israelische Historiker bemängeln nun den Narrativ des Museums und des IPN (Instytutu Pamięci Narodowej, Institut der Erinnerung des Volkes), der unterschlägt nämlich, dass es Polen waren, welche die Ulmers verrieten. In der offiziellen polnischen Erinnerung werden Polen nur als Retter von Juden geduldet; polnische Historiker, welche den Finger in die Wunde legen, dass vor dem Hintergrund des Holocaust etwa 200.000 polnische Juden durch Polen ermordet wurden (natürlich in einem von der verbrecherischen deutschen Besatzungsmacht geschaffenen Klima - dieser Hinweis nur, weil keineswegs deutsche Verantwortung auf Polen abgewälzt werden soll); müssen um ihre Anstellung bangen.
Diese Unterschlagung belastet den polnisch-israelischen Jugendaustausch.
 
Im Moment schwelt ein kleiner Historiker-Streit zwischen Polen und Israel. Es ist unstrittig, dass die Deutschen die Shoa initiierten und es ist unstrittig, dass Polen Juden retteten und versteckten.

Erst vor einigen Tagen habe ich einen Artikel über eine innerpolnische Kontroverse gelesen, die durch das Interview der Holocaust-Forscherin Barbara Engelking ausgelöst wurde, die sagte, dass die Rettung von Juden durch Polen eher Einzelfälle gewesen seien. Diese Aussage hat Gegenwind von allerhöchster Stelle ausgelöst.


hier ist der Artikel:

In Polen zensiert die Regierung kritische Forschung zum Holocaust. Die Bürger wehren sich

und hier im wesentlichen identisch auf Englisch:

Scholars come to defense of Polish Holocaust researcher under fire from government

(Ich frage mich, ob Engelking auch selber Jüdin ist. Der Nachname selber ist zumindest nicht typisch polnisch, allerdings ebenso wenig typisch jüdisch. Wahrscheinlich gibt es da einen deutschen Ursprung, der aber wohl schon Generationen zurück liegen mag. Problematisch wäre bei solchen Fragestellungen sowohl das eine als auch das andere, aber zumindest wurde das in keinem der beiden Artikel erwähnt.)
 
Manchmal frage ich mich, warum der PiS die Vorstellung, dass es mit den Nazis kollaborierende Polen gab, so ein Graus ist, denn schließlich kommen in ihrem Weltbild pro-russische bzw. pro-kommunistische Kollaborateure ja auch vor; sie sind sogar eines ihrer größten Feindbilder.

Der PiS zufolge wäre Polen das einzige katholische Land Europas mit einer signifikanten jüdischen Minderheit ohne antisemitische Strömungen gewesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Manchmal frage ich mich, warum der PiS die Vorstellung, dass es mit den Nazis kollaborierende Polen gab, so ein Graus ist, denn schließlich kommen in ihrem Weltbild pro-russische bzw. pro-kommunistische Kollaborateure ja auch vor; sie sind sogar eines ihrer größten Feindbilder.

Der PiS zufolge wäre Polen das einzige katholische Land Europas mit einer signifikanten jüdischen Minderheit ohne antisemitische Strömungen gewesen.
Die PiS vertritt ja das katholische Polen (bzw. hat diesen Vertretungsanspruch sehr erfolgreich für sich vereinnahmt) und sieht sich in Tradtion der polnischen Armija Krajowa, der nationalkatholischen Befreiungsarmee, die von Stalin und seiner kommunistischen polnischen Gegenbewegung, der Armija Ludowa um ihre Verdienste betrogen wurde. Dass die Armija Krajowa durchaus heterogen war und nicht nur auf der richtigen Seite der Geschichte stand (also das Land vor den nazistischen Deutschen befreit hat) passt nicht in den nationalistischen Narrativ. Es ist nicht die eine Lichtgestalt, über deren dunkle Facetten man ungern spricht, sondern gleich die ganze Nation.
Die Historische Armija Krajowa war eine Widerstandsarmee, deren Verankerung im Katholizismus sie einigte, die aber durchaus in der Haltung zum Antisemitismus/-judaismus sehr heterogen war. Das ist ein Teil, den man in Polen ungern hört, weil es einen Schatten auf die Armija Krajowa und ihre unbestrittenen Heldentaten würfe. Jüngere Anhänger der PiS tragen oft T-Shirts oder auch Tattoos mit dem Wahrzeichen der Armija Krajowa.
 
...die auffallende Neigung der "Offiziellen" in Polen zu maßlos selbstglorifizierender Geschichtsklitterung findet auf allerlei Ebenen statt - und das beschränkt sich nicht allein auf die Pis Partei. Dass hierbei lächerliche Höhen erklommen werden, scheint die edlen Helden a la "Krapülinski und Waschlapski"*) nicht zu irritieren... Dass Wohl und Wehe der westlichen Welt einzig vom amerikanischen Präsidenten dank seiner Zusammenarbeit mit der Siegermacht Polen abhängen, kann man nur wissen, wenn man am Weichselstrome gebürtig ist und mit Radio Marija aufgewachsen :D

Als kurioses Beispiel ein Ausflug in die Musikwissenschaft: polnische Musikwissenschaftler versteigen sich tatsächlich zu der erfrischend beweisfreien Behauptung, die polnische Musikikone Chopin habe nicht nur die Tristanharmonik, sondern auch postserielle Techniken a la Ligeti vorweggenommen**)... und das im 21.Jh. innerhalb einer Aufsatzsammlung, die ansonsten auch sehr vernünftiges enthält.

Für Historiker ist sicherlich das Museum im Warschauer Arsenal erhellend, wo man erfahren darf, dass die Urpolen die mächtigsten wenn nicht gar ersten Slawen gewesen seien...

Trotzdem bin ich guter Dinge, was die seriösen polnischen Wissenschaftler betrifft wie z.B. die Historikerin Prof. Wiktoria Sliwowska, die mit einigen liebgewonnenen Glanz und Gloria Legenden aufgeräumt hat. Und der unbestreitbare polnische Antisemitismus wird in seriöser Forschung nicht unter den Tisch fallen.

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*) Quelle: immergrün, Heinrich Heine "zwei Ritter"
**) und das in einem harmonisch so harmlosen Stück wie der Etude op.25 Nr.6
 
Kleiner Hinweis: In Polen ist verboten, die offizielle Ansicht zum Thema anzukratzen. Und, da Polen zur EU gehört, werden Bußgelder unhinterfragt vom deutschen Staat eingezogen.
 
Wenn man sich Polens Geschichte der letzten 4 Jahrhunderte ansieht, dann wundert es einen nicht, dass es am Minderwertigkeitskomplex leidet. Das führt in der Regel zu Überkompensierung mit der Betonung des Heldentums und der Großartigkeit der eigenen Nation, was auf anderer Seite fast zwangsläufig dazu führt, auf jegliche Kritik dünnhäutig zu reagieren – weil sie selbst (zumindest insgeheim) schon wissen, dass ihre Geschichte zuletzt so großartig eben nicht gewesen ist.
 
Wenn man sich Polens Geschichte der letzten 4 Jahrhunderte ansieht, dann wundert es einen nicht, dass es am Minderwertigkeitskomplex leidet. Das führt in der Regel zu Überkompensierung mit der Betonung des Heldentums und der Großartigkeit der eigenen Nation, was auf anderer Seite fast zwangsläufig dazu führt, auf jegliche Kritik dünnhäutig zu reagieren – weil sie selbst (zumindest insgeheim) schon wissen, dass ihre Geschichte zuletzt so großartig eben nicht gewesen ist.
Ich kann das so nicht bestätigen. Das ist eine Entwicklung, seitdem die Kaczińskis an die Macht gekommen sind, die sich in den letzten Jahren deutlich radikalisiert hat. Als ich vor 24 Jahren das erste Mal mit meiner Partnerin in Polen war, habe ich ein sehr deutschfreundliches Klima erlebt - und das war explizit auch bei den historischen Stätten der Fall, wo in den von mir verständlichen Sprachen nie stand „die Deutschen“, sondern immer „die Nazis“, egal ob in Krakau, Auschwitz, Danzig oder Warschau.
Bei einer Wahlbeteiligung von 32 % können halt 19 % der Wahlberechtigten eine Partei mit absoluter Mehrheit ins Parlament wählen. (Das waren in etwa die Zahlen der PiS zur Zeit der Kaczyński-Doppelspitze, wie sie heute sind, weiß ich nicht und wir sind ja auch ein Geschichts- und kein Politikforum.)
 
Das ist eine Entwicklung, seitdem die Kaczińskis an die Macht gekommen sind, die sich in den letzten Jahren deutlich radikalisiert hat.
Natürlich ist dem so. Aber Außenpolitik ist der Anhängsel der Innenpolitik. Und wenn man sich fragt, warum die Kaczińskis mit der Betonung der eigenen, polnischen Größe Erfolg im Innern haben, dann muss man nicht lang suchen: Welches Volk sieht sich nicht gern an der Sonnenseite der Geschichte, selbst wenn es ahnt oder sogar weiß, dass es sich eher im Schatten befindet.

Wir mussten z.B. lernen, dass die Wehrmacht nichts so ritterlich und sauber war, wie uns das jahrzehntelang erzählt wurde. Die Wahrheit hat sich gegen heftige Widerstände letztlich doch durchgesetzt, und man kann Polen nur wünschen, dass sie eines Tages den Mut finden, mit ihrer eigenen Geschichte ähnlich umzugehen.
 
Damit ist der Minderwertigkeitskomplexautomatismus* hinfällig.


*Ich verlange keine Tantiemen bei Verwendung dieses Wortes bei Hangman o.ä.
 
Damit ist der Minderwertigkeitskomplexautomatismus* hinfällig.
Sehe ich nicht so. Auch bei uns herrschte nach dem Krieg Entsetzen über die umfassende Barbarei der „Nazis“ in den Ostgebieten, die damit das Bild von Deutschen als Kulturnation mit Dreck beworfen, wenn nicht ganz hineingezogen hatten. Aus dem Gefühl, nun minderwertig zu sein oder zumindest eklatant versagt zu haben, half uns zu einem gewissen Grad die „Gewissheit“ über die „saubere“ Wehrmacht, die ja aus „normalen“ Deutschen bestand.

Erst die Wehrmachtsausstellung hat diese Lüge entlarvt und uns damit gezwungen, uns selbst zu erkennen. Und Selbsterkenntnis ist die Grundlage der Selbstheilung, so dass wir jetzt, im Reinen mit uns selbst, selbstbewusst und ohne falsche Scham im Orchester der Nationen mitspielen können.

Polen sind in dieser Hinsicht anscheinend noch nicht so weit, denn sie klammern sich an der Lüge, im Krieg wären sie die Sauberen, und wenn nicht, wurden sie von den Deutschen zum Anderssein gezwungen. Solange sie diese Lüge leben, werden sie daran kränken.
 
Erst die Wehrmachtsausstellung hat diese Lüge entlarvt und uns damit gezwungen, uns selbst zu erkennen. Und Selbsterkenntnis ist die Grundlage der Selbstheilung, so dass wir jetzt, im Reinen mit uns selbst, selbstbewusst und ohne falsche Scham im Orchester der Nationen mitspielen können.
Das kann aber sehr leicht zu einem sich selbst auf die Schulter Klopfen verkommen, wie rational und aufgeklärt und offen und ehrlich man sei. Man habe ja alles getan.

Polen sind in dieser Hinsicht anscheinend noch nicht so weit, denn sie klammern sich an der Lüge, im Krieg wären sie die Sauberen, und wenn nicht, wurden sie von den Deutschen zum Anderssein gezwungen. Solange sie diese Lüge leben, werden sie daran kränken.
Wie ich gestern schrieb und wie du gestern bestätigt hast, ist das eine Entwicklung, die eigentlich erst 2005 begann und sich allmählich radikalisierte. Somit ist dieses Sentiment in früheren Jahren nicht so virulent gewesen, sondern wurde von der rechtspopulistischen PiS und den ihr verbundenen Medien wie Radio Marija aufgebaut und gepflegt. Wenn dem so ist, ist der Automatismus ausgeschlossen.
 
Wie ich gestern schrieb und wie du gestern bestätigt hast, ist das eine Entwicklung, die eigentlich erst 2005 begann und sich allmählich radikalisierte.
Ja, PiS und andere Rechte haben die schon vorhandene Erzählung nach und nach zur alleinigen Wahrheit erhoben. Das war auch bei uns zu beobachten, denn es waren die Rechten, die gegen die Ausstellung protestierten.

Aber die Frage ist doch, warum sie in Polen damit Erfolg haben, während bei uns die protestierenden Stimmen bald verstummten – weil die Beweise erdrückend waren. Es liegt an den polnischen Historikern, eine so umfassende Dokumentation zusammen zu stellen, die man nicht mehr als sog. Einzelfälle zurückweisen kann. Aufgrund der gegenwärtigen Gesetzeslage ist das nicht so leicht, aber so etwas kann man auch im Geheimen vorbereiten.

Aber ich habe leicht reden ...
 
Ja, PiS und andere Rechte haben die schon vorhandene Erzählung nach und nach zur alleinigen Wahrheit erhoben. Das war auch bei uns zu beobachten, denn es waren die Rechten, die gegen die Ausstellung protestierten.

Aber die Frage ist doch, warum sie in Polen damit Erfolg haben, während bei uns die protestierenden Stimmen bald verstummten – weil die Beweise erdrückend waren. Es liegt an den polnischen Historikern, eine so umfassende Dokumentation zusammen zu stellen, die man nicht mehr als sog. Einzelfälle zurückweisen kann. Aufgrund der gegenwärtigen Gesetzeslage ist das nicht so leicht, aber so etwas kann man auch im Geheimen vorbereiten.

Aber ich habe leicht reden ...

Der Wehrmachtsausstellung hat der rechte Protest gegen sie eigentlich gut getan.
Ich habe sie zwei Mal gesehen, in der ursprünglichen und in der überarbeiteten Form. Das erste Mal zusammen mit Teilen meines Geschichts-LKs einige Monate vor dem Abi. Da war sie mehr oder weniger ein Geheimtipp.

Als sie dann weiter nach München wanderte, hat Gauweiler dann gegen sie Stimmung und die Glatzen auf die aufmerksam gemacht. Gleichzeitig haben polnische und ungarische Historiker den Ausstellungsmachern Fehler nachgewiesen. Dass die Stoßdichtung dieser Historiker eine ganz andere war, als die rechter Gruppierungen, ging in der Diskussion manchmal etwas unter.

Aber erst das, der rechte Aufstand gegen die Wehrmachtsausstellung, hat sie wirklich popularisiert, sie war vom Feuilleton auf die Titelseiten gewandert, war vom Kulturmagazin spät in der Nacht in Tagesschau/-themen und heute (Journal) gesprungen.

Sie wurde dann überarbeitet, so, dass von wissenschaftlicher Seite nichts mehr zu beanstanden war, hatte aber auch den Effekt, dass es in der überarbeiteten Wehrmachtsaussttellung weniger Fotos und mehr schriftliche Dokumente gab, es war mehr lesen als gucken geworden, was bei einer Ausstellung irgendwie suboptimal ist.
 
Aus dem Gefühl, nun minderwertig zu sein oder zumindest eklatant versagt zu haben, half uns zu einem gewissen Grad die „Gewissheit“ über die „saubere“ Wehrmacht, die ja aus „normalen“ Deutschen bestand.

Erst die Wehrmachtsausstellung hat diese Lüge entlarvt und uns damit gezwungen, uns selbst zu erkennen.

Ich bin mir relativ sicher, dass es ein Bild von der "sauberen Wehrmacht" en gros in dieser Form nie gegeben hat.
Die ehemaligen Soldaten wussten woran sie beteiligt waren oder was sie zumindest gesehen hatten und nach dem Krieg mit der Aufarbeitung kamen auch Dinge ans Licht, die man nicht ignorieren konnte.

Das fängt schon bei der Aufarbeitung der Kriegsvorbereitung und der Einweihung in Hitlers Eroberungspläne und dem Zuarbeiten dazu an und daran gab es schon lange vor der Wehrmachtsausstellung nichts mehr zu deuteln, auch an anderen Dingen, wie dem in der Wehrmacht kursierenden "Kommissarbefehl" nicht.

Auch das als Ausrede klassische "ich habe nur Befehle befolgt" legt ja durchaus nahe, dass der Unrechtscharakter diverser Handlungen überhaupt nicht grundsätzlich in frage gestellt, sondern der Versuch unternommen wurde, die Verantwortung bei den Vorgesetzten abzuladen.

Ich denke der Narrativ, mit dem die Wehrmachtsausstellung aufgeräumt hat, war nicht eine Erzählung einer insgesamt sauberen Wehrmacht, sondern mehr die Erzählung bis auf Einzelfälle sauberer Mannschaften, gegenüber einem verbrecherischen Offizieerkorps.

Das ließ sich natürlich mit Fotographien von Wehrmachtsmannschaften, die in Erschießungen und Massakern an Zivilisten involvieert waren, nicht mehr aufrecht erhalten.
 
Polen sind in dieser Hinsicht anscheinend noch nicht so weit, denn sie klammern sich an der Lüge, im Krieg wären sie die Sauberen, und wenn nicht, wurden sie von den Deutschen zum Anderssein gezwungen. Solange sie diese Lüge leben, werden sie daran kränken.

Die polnische Regierung klammert sich daran, möglicherweise nist nur aus ideologischen Gründen, sondern möglicherweise auch einfach aus dem politische Kalkül auf diesem Wege entsprechenden möglichen Entschädigungsforderungen vorzubauen.
Das Phänomen, dass die Regierung aus politischen Gründen von nichts verbrecherischem wissen will, gibt es ja z.B. auch in Japan, was aber nicht bedeutet, das über die entsprechenden Themen nicht gesprochen, bzw. nichts anerkannt würde, nur eben nicht offiziell.
Insofern würde ich auch im Hinblick auf Polen meinen, dass die polnische Regierung aktuelle den offiziellen und öffentlichen Diskurs massiv behindert sagt uns wenig darüber aus, wie die Bevölkerung dazu steht.

Und auf der anderen Seite könnte man hinterfragen, sind wir denn wirklich so weit, wie wir zu sein meinen, wenn es um den 2. Weltkrieg und seine Nebenerscheinungen geht oder auch um das Thema Verhaltensweisen von Wehrmachtsangehörigen geht?

Ich kenne z.B. diverse Dokumentationen die sich mit der Figur des Generalfeldmarschalls Rommel beschäftigen, diesem neben einer mindestens mit dem Widerstand gegenüber sympathisierenden Rolle, auch eine weitgehend saubere Kriegsführung attestieren und dabei auf den Umgang mit Gefangengen in Afrika verweisen.

Was sehr häufig erwähnt wird, dass ist sein Kommando in Afrika (wobei seine militärischen Fehler dort eher nicht thematisiert werden) und sein späterer Einsatz am "Atlantikwall", der mit der Peeriode verbunden ist, in der er sich dem Widerstand annäherte.
Worüber fast nie gesprochen wird, ist der Umstand, dass Rommel zwischen diesen beiden Schauplätzen noch in Italien im Einsatz war und dass die Rolle, die er dort spielte und was er dort in Richtung der ehemaligen Verbündeten äußerte, eher nicht so gut zu dem Bild eines widerstandsnahen hochrangigen Offiziers passt, der im Besonderen Maße Wert auf saubere Kriegsführung gehalten hätte.

Zufall? Meiner Meinung nach nicht.

Aufarbeitung und Neubewertung ist keine einmal erreichte Errungenschaft, sondern ein Prozess. Und ich würde meinen bei einigen Themen sind wir möglicherweise noch nicht so weit, wie wir es uns gerne attestieren würden.
 
Kennst du das ausgezeichnete Reihenwerk des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes "Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg"? Dort wird nichts beschönigt.

Ich denke, das Deutschland in der Aufarbeitung seiner furchtbaren Geschichte des Dritten Reiches einschließlich des grauenhaften Holocausts schon recht weit ist. Von irgendwelchen rechtsradikalen Vollpfosten einmal abgesehen, werden die entsetzlichen Verbrechen, die von den Deutschen in der Zeit von 1933 bis 1945, verübt worden sind, doch nicht ernsthaft in Frage gestellt. Auch hat Deutschland umfänglich Widergutmachung geleistet, obwohl das unerhörte Leid und Entsetzen der Betroffenen wohl kaum zu lindern ist.

Beispielsweise betonte Kanzler Adenauer in seiner Regierungserklärung vom 27.September 1951 sehr unmissverständlich, das Deutschland zur moralischen und materiellen Wiedergutmachung verpflichtet sei. Am 10.September 1952 unterzeichneten Adenauer und der israelische Außenminister Moshe Sharett ein Abkommen, in dem sich die Bundesrepublik verpflichtete, an Israel Warenlieferungen in einem Gesamtwert von insgesamt 3 Milliarden DM zu leisten. Das war für die junge Bundesrepublik eine enorme Summe. In der zweiten Hälfte der 50ziger wurden an Israel auch Waffen geliefert. Es entstand ein "gewisses "Vertrauensverhältnis" und David Ben Gurion höchst persönlich wie den Vorwurf zurück, Deutschland sei eine "Nation der Mörder" zurück.

Auch Williy Brandt sein bemerkenswerter Kniefall in Warschau, eine Bitte um Vergebung für die deutschen Verbrechen an und in Polen, und seine Ostpolitik sind Meilensteine auf diesem Wege.

Es gibt Nationen, die ihre Verbrechen, ihre Schuld schlicht leugnen und bestreiten.
 
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