unterdrückte Slawen

Alexander187

Neues Mitglied
Warum wurden die Slawen von der Österreich-Ungarischen Regierung eigentlich unterdrückt? Was hat die Regierung mit den Slawen gemacht?

Dankeschön
 
eine Unterdrückung der Slawen gabs eigentlich nicht in der Donaumonarchie. Die Tschechen fühlten sich in erster Linie zurückgesetzt weil auch sie eine Sonderstellung wie Ungarn erhofften.
Man hat auch versucht das Sprachenproblem zu lösen - alle Gesetzte waren mehrsprachig, der Unterricht wurde ebenfalls in der jeweiligen Sprache gehalten. Eine Germanisierungspolitik im eigentlichen Sinn gabs also nicht.
Dennoch, die Zugeständnisse der Regierung an die slawsichen Minderheiten waren den slawischen Nationalisten zuwenig, den deutschen Nationalisten in der Monarchie zu viel. Die Regierung setzte sich permanent zwischen alle Stühle und konnte in der Hochzeit des Nationalismus mit der multinationalen Staatsidee der Habsburger zu keiner Lösung kommen.

Der Untergang war - wahrscheinlich - nicht abzuwenden.
 
Alexander187 schrieb:
Warum wurden die Slawen von der Österreich-Ungarischen Regierung eigentlich unterdrückt? Was hat die Regierung mit den Slawen gemacht?

Diese Frage kann so nicht beantwortet werden. Zunächst einmal verfolgten Cisleithanien (oft Österreich genannt) und Ungarn seit 1867 eine unterschiedliche Politik und daher auch eine unterschiedliche Nationalitätenpolitik.
Zu Ungarn: Hier muß ich vorausschicken, daß ich zunächst das zu Ungarn gehörige Königreich Kroatien-Slawonien ausklammern muß, da dies über den sogenannten Subdualismus (seit 1868) einen Sonderstatus hatte und eine eigenständige Nationalitätenpolitik verfolgte.
In Ungarn basierte die Nationalitätenpolitik auf dem vom ersten Unterrichtsminister entworfenen Sprachengesetz. Diese sicherte zwar allen Kindern Ungarns eine Ausbildung in der Grundschule in ihrer Muttersprache zu, sie erkannte aber keine kulturelle Nationaldefinition an. In Ungarn gab es nur eine politische Nation, die ungarische. D.h. jeder Staatsbürger Ungarns war Ungar (andere in Ungarn lebende Personen waren Ausländer). Nur sprachen hatten die ungarischen Staatsbürger unterschiedliche Muttersprachen. Es gab Ungarn die ungarische Muttersprache hatten, und solche mit slowakischer, rumänischer, serbo-koratischer etc.
Dies hieß im Klartext, in Ungarn gab es personenbezogene Rechte auf Wahrung der eigenen Identität, aber keine kollektiven Gruppenrechte "ungarischer" Nationalitäten. Z.B. nicht die ungarischen Rumänen hatten Rechte, sondern nur die einzelnen Personen.
Die Rechte der einzelnen Personen waren aber de facto wieder eingeschränkt. Denn zum Wahlrecht mußte man ungarisch lesen und schreiben können, Wahlbezirke in den sogenannten "Nationalitätengebieten" waren weitaus größer, als in den rein ungarischen. Im ungarischen Repräsentantenhaus waren nie mehr als 5% nicht-ungarischer Muttersprache und darin waren die "siebenbürger Sachen" eingerechnet, die eine spezielle bevorzugte Sonderstellung hatten.
Mit der Zeit wurde die Rechte der einzelnen Personen auf Wahrung iher Muttersprache zudem immer mehr aufgeweicht. Zum einen, indem man nicht-ungarischen Schulen die staatlichen Förderungen entzog, dann, daß Spenden für nicht-ungarische Schulen nicht aus dem Ausland kommen durften. Wenn man bedenkt, daß der Masse die nicht-ungarischen Nationalitäten zu den ärmsten (und wirschaftlich nicht geförderten) Bevölkerungsschichten kamen (wieder mit Ausnahme der siebenbürger Sachsen), so ist leicht verständlich, daß die den Todesstoß für die Nationalitätenschulen bedeutete. Seit den 1890er Jahren betieb Ungarn eine dezidierte und öffene Magyarisierungspolitik, mit dem Ziel, wie es Ministerpräsident Bánffy formulierte, daß die Grenzen Ungarns auch die Grenzen der ungarischen Muttersprache werden. Der "Erfolg" dieser Politik ist schwer zu ermessen (wenn man rein formale, nicht aber moralische Maßstäbe anwendet). Zum einen nahm der Anteil derer, die sich in den alle 10 Jahre stattfindenden Volkszählungen als ungarische Muttersprachler bezeichneten, stark zu, zwischen 1870 und 1910 von unter 40% auf über 50%. Andererseits gewannen die Ungarn eigentlich nur opportunistische Neuungarn, hingegen die, die 1910 sich immer noch nicht als Ungarn bezeichnen wollten, waren nationale und anti-ungarische Hardlinier.
Also, Ungarn betrieb keine dezidierte anti-slawische Politik, sondern eine, die gegen alle nicht-ungarischen Muttersprachler gerichtet war, also auch gegen z.B. Rumänen.

Ganz anders waren die Verhältnisse in Cisleithanien: es gab zwar eine enome politische Dominanz der Deutschen. Und das aus mehreren Gründen: 1. historisch, denn das Kernland und die Dynastie war deutsch, 2. die Deutschen war eine etablierte Kulturnation, die anderen Nationen begannen sich seit dem 19. Jhd. "zu finden" und 3. sie stellten die insustriellen Besitzer. Die Deutschen wurden oft als "der Kitt der Monarchie" genannt (und gefielen sich in dieser Rolle). Daraus ergaben sich nahezu automatisch bestimmte Vorteile. So war "selbstverständlich" die Verwaltungssprache der höchsten Ebene deutsch sowie auch die Kommandosprache der gemeinsamen Armee und der k.k. Landwehr.
Doch besonders auf Ebene der einzelnen Kronländer nahmen deutsche Vorrechte kontinuierlich ab. So wurde Anfang der 1880er-Jahre die deutsche Karls-Universität in Prag in eine deutsche und eine tschechische geteilt. Über neue Sprachenverordnungen in Böhmen wurde das tschechische im externen Verkehr (d.h. in der Kommunikation der Behörden mit der Bevölkerung) gleichberechtigt neben das Deutsche gestellt. Im Vergleich entstanden weitaus mehr Grundschulen für nichtdeutsche Nationen und zusätzlich wurden auch viele höhere nicht-deutsche Schulen gegründet.
Dies führte zu einer Abwehrhaltung der Deutschen gegen jegliche Veränderungen. Sie sahen ihre Vormachtsstellung gefährdet und begannen der Regierung ihre Unterstützung zu verweigern, wenn es um kleinste und unwichtigste Zugeständnisse an die "Natonalitäten" ging. So scheiterte das Budet von 1894 in der Höhe von etlichen 100 Millionen Gulden wegen den Budgetpostens "Unterstufengymnasium in Cilli", das ca. 2000 Gulden ausmachte. Cilli war eine Stadt im Süden der Steiermark (heute in Slowenien). Wie üblich wurden hier Slowenen in den Grundschulen slowenisch und Deutsche deutsch unterrichtet. Das Gynasium war aber nur deutschsprachig. Nun war es üblich, daß slowenische Schüler, die nach der Grundschule das Gymnasium besuchen konnten, ein Schuljahr verloren, um zuvor deutsch zu lernen. Durch das Unterstufengymnasium sollte nun den Slowenen in den unteren Gymnasialklassen deutsch parallel beigebracht werden, um den Verlust eines Schuljahres für sie zu umgehen (also, zuerst der Unterricht fast nur auf slowenisch, am Ende der Unterstufe nur mehr auf deutsch). Die Deutschen hingegen faßten dies Unterstufengymnasium als "Slawisierungspolitik" der cisleithanischen Regierung auf und ließen verkünden, daß sie dem Budgetentwurf der Regierung nur zustimmen würden, wenn die ca. 2000 Gulden für das Unterstufengymnasium gestrichen würden. Hingegen erklärten die an der Regierungsmehrheit beteiligten Slowenen, sie würde ihm nur mit dem Unterstufengymnasium zustimmen und so mußte die gesamte Regierung wegen dieser 2000 Gulden zurücktreten. Das war 1894.
1897 geriet dann das politische System Cisleithaniens aber ganz in Scherben, als die Regierung Badeni neue Sprachenverordnungen für Böhmen und Mähren erlassen wollte, in der gesagt wurde, daß ein auf tschechisch eingebrachter Akt bis zur Erledigung auch intern auf tschechisch zu führen sei und daß daher jeder Beamte in Böhmen und Mähren auch tschechisch beherrschen müsse. Danach legte die deutsche Obstruktion das Parlament lahm, bis diese Sprachenverordnung 1899 zurückgenommen wurde und es nun die tschechische Obstruktion war, die Verhandlungen unmöglich machten.
Also, in Bezug auf Cisleithanien kann überhaupt nicht davon die Rede sein, daß eine antislawische Politik betrieben wurde, aber den Regierungen waren im Versuch die alten Benachteiligungen aufzuheben, Grenzen gesetzt, da die Deutschen eine Politik für die anderen Nationen nicht zuließen.
 
danke schön für eure ausführlichen antworten.
eine frage hab ich noch...

- Serbien wollte ein Großserbisches Reich erschaffen.
- Franz Ferdinand wollte Österreich-Ungarn zu einem Trialismus umformen, also das neben Österreich und Ungarn auch noch ein Südslawischer Reichsteil entstehen sollte.
-Die Slawen wollten eine kulturell-politische Zusammenarbeit aller slawischen Völker. Was beudetet das genau "eine kulturell-politische Zusammenarbeit " ? was war ihr genaues Vorhaben? Demnach wär doch das Vorhaben von Franz Ferdinand gar nicht mal so schlecht für die slawische Bevölkerung, da is dann ihren eigenen Staat erhalten würden.
Und warum war Kaiser Franz Joseph gegen den Trialismus?

Dankeschön Alex
 
Hallo Alexander,

ich versuch's mal - obwohl ich nicht sicher bin, ob das alle Deine Fragen beantwortet.

Alexander187 schrieb:
- Serbien wollte ein Großserbisches Reich erschaffen.
- Franz Ferdinand wollte Österreich-Ungarn zu einem Trialismus umformen, also das neben Österreich und Ungarn auch noch ein Südslawischer Reichsteil entstehen sollte.
-Die Slawen wollten eine kulturell-politische Zusammenarbeit aller slawischen Völker. Was beudetet das genau "eine kulturell-politische Zusammenarbeit " ? was war ihr genaues Vorhaben? Demnach wär doch das Vorhaben von Franz Ferdinand gar nicht mal so schlecht für die slawische Bevölkerung, da is dann ihren eigenen Staat erhalten würden.
Und warum war Kaiser Franz Joseph gegen den Trialismus?

Bereits Punkt 1 "Serbien" und Punkt 2 "Reichsteil Kroatien-Slawonien" kollidierten miteinander.
Serbien wollte - wie im späteren Jugoslawien geschehen - einen serbisch dominierten Staat, der neben Serbien und Montenegro die entsprechenden Nachbarn (Kroaten, Slowenen, Bosniaken) mit einfaßte. Hier liegt bereits ein weiterer Knackpunkt: Slowenien war Teil Cisleithaniens, also direkt mit dem österreichischen Reichsteil verbunden. Andererseits wurde Bosnien-Herzegovina ja ebenfalls recht bald von Österreich-Ungarn besetzt bzw. später auch noch annektiert.
Der Reichsteil Kroatien-Slawonien hätte immer noch unter KuK Herrschaft bzw. zumindest dessen Einfluß gestanden und wäre von Seiten Serbiens eher gegen seine eigenen Interessen gewesen.

Und jetzt wird's spannend, wenn man die Interessensphären der Großmächte auf dem Balkan einbezieht...

Das Osmanische Reich hatte jahrhundertelang dort dominiert, befand sich aber längst auf dem absteigenden Ast, was letztlich im Verlust seiner gesamten Balkangebiete nach den beiden Balkankriegen endete.
Inzwischen stritten zwei andere um die Vorherrschaft in dieser Region: Österreich-Ungarn und das Russische Reich. Letzteres wiederum unterstützte die serbischen Bestrebungen (übrigens eine "Tradition", welche nach dem 2. Weltkrieg die UdSSR mit der Unterstützung der neuen jugoslawischen Staatsgründung wieder aufgriff).

Das Russische Reich wird von Historikern dabei als die treibende Kraft des sog. Panslawismus - im Sinne eines Großslawischen Bündnisses(?) - angesehen: der Einfluß Rußlands (das ja bereits den größten Teil Polens hatte) sollte zusätzlich auf Groß-Serbien, Bulgarien, Tschechen, Slowaken ausgeweitet werden. Vor diesem Hintergrund ist es auch verständlich, daß Rußland den späteren Kriegseintritt Bulgariens auf Seiten der Mittelmächte als Verrat betrachtete.

Kulturell gesehen war die Klammer für diesen Panslawismus nicht so einfach: auf Basis der miteinander verwandten Sprachen mochte dies bspw. noch genügen, bei der Einheit der Schrift wurde es schwierig (Polen, Tschechen, Slowaken, Kroaten und Slowenen schrieben und schreiben nicht kyrillisch), ebenso - wenn nicht noch stärker - bei den religiösen Traditionen: orthodoxe Russen, Serben und Bulgaren hier, katholische Polen, Tschechen, Slowaken, Kroaten und Slowenen dort.

Für Österreich-Ungarn hingegen war durch die serbischen und russischen Interessen nicht nur die eigene Balkanherrschaft gefährdet, sondern zudem auch die Existenz des eigenen Reiches. Sicher läßt sich darüber diskutieren, ob nicht ein Reichsteil Kroatien-Slawonien einige Spannungen dort entkräftet hätte. Nur wie schwierig die Situation und der Umgang mit den Interessen einzelner Völker in dieser Region ist, haben wir ja noch selbst in der jüngsten Vergangenheit gesehen.

In diesem Sinne

Timo
 
Alexander187 schrieb:
danke schön für eure ausführlichen antworten.
eine frage hab ich noch...
- Serbien wollte ein Großserbisches Reich erschaffen.

Mit König Peter I. 1903 setzte in Serbien eine nationalistische Politik ein, deren Ziel es war, alle von Serben bewohnten Gebieten zu vereinen. Diese Politik mußte notwendigerweise gegen die Habsburgermonarchie und auch gegen das osmanische Reich gerichtet sein.
Ein Versuch der österreichisch-ungarischen Außenpolitik, dem entgegenzuwirken, war es, Serbien wirtschaftlich an sich zu binden, um so einen Keil zwischen die serbischen nationalen und ihre wirtschaftlichen Interessen zu treiben, in der Hoffnung, daß die wirtschaftlichen Interessen dann Serbien bewegen würden, eine national gemäßigtere Politik zu betreiben. Dieser Versuch schlug fehl. Erstens standen dem die wirtschaftlichen Interessen Ungarns gegenüber. Ungarn und Serbien waren Agrarstaaten und Ungarn wollte keine Agrarkonkurenz für seine Produkte. Dennoch war bis 1906 Österreich-Ungarn Serbiens wichtigster Handelspartner bei der Ein- wie Ausfuhr, Serbien war durchaus wirtschaftlich abhängig. Dennoch entscheiden sie sich 1904 bei einem großen Ankauf für ihre Artillerie nicht das beste Angebot der Firma Skoda (aus Österreich) zu nehmen, sondern eines der ungünstigsten der französischen Firma Schneider-Ceuzot. Dies erzürnte der Habsburgermonarchie, denn diese serbische Entscheidung brachte klar deren Willen zum Ausdruck, militärisch nicht in eine Abhängigkeit zur Habsburgermonarchie zu kommen. Eine Folge war der sogenannte "Schweinekrieg" 1906-1910. Österreich-Ungarn kündigte nämlich daraufhin den Handelsvertrag mit Serbien und verbot die Einfuhr des wichtigsten Exportgutes Serbiens, nämlich Schweine. Serbien sollte wirtschaftlich in die Knie gezwungen werden. Doch auch hier hatte sich Österreich-Ungarn verrechnet. Denn Serbien fand schnell (sozusagen über Bruderhilfe) in Rußland einen Ersatz. Folge des Schweinekrieges war es dann, daß nun Serbien weder militärisch noch wirtschaftlich abhängig von der Habsburgermonarchie war. Der Wunsch, Serbien wirtschaftlich einzubinden, war spätestens nach 1906 gescheitert, wahrscheinlich schon früher, denn die serbischen Waffenkäufe zeigten nur zu deutlich, daß nicht die wirtschaftlichen Interessen, sondern die nationalen schon zuvor die serbische Politik bestimmten. Aber nach 1906 lief die Politik beider Seiten auf eine Konfrontation hinaus. Nur weil Österreich-Ungarn einen günstigen Moment, eine diplomatische Isolierung Serbiens abwarten wollte, Serbien hingegen Rußland und Frankreich als starken Verbündete benötigte, brach der Krieg nicht schon vor 1914 aus.

Alexander187 schrieb:
- Franz Ferdinand wollte Österreich-Ungarn zu einem Trialismus umformen, also das neben Österreich und Ungarn auch noch ein Südslawischer Reichsteil entstehen sollte.

Was Franz Ferninand genau wollte, und wie er es sich vorstellte, dies politisch auch durchzusetzen, ist durchaus bis heute unklar. Unter Trialismus gibt es zwei Varianten, zwischen denen er anscheinend schwankte: 1. durch die Schaffung eines - wie Du sagts - südslawischen, also auch 2. durch die Wiederbelebung eines böhmischen Teil der Monarchie. Daß er logischerweise dann einen Quadralismus hätte anstreben müssen, ist jedoch durch nichts belegt. Außerdem stellt sich die Frage, ob der erzkonservative Franz Ferdinand diese Umgestaltung der Monarchie nicht auch zu verfassungsmäßigen Änderungen in Ungarn und in Cisleithanien (Österreich), im Sinne einer Einschränkung bürgerlicher Rechte, hätte nutzen wollen. Kurz, daß er da was zu ändern vorhatte, steht außer Frage. Aber was und zu welchem Zweck muß offen gelassen werden.

Alexander187 schrieb:
-Die Slawen wollten eine kulturell-politische Zusammenarbeit aller slawischen Völker. Was beudetet das genau "eine kulturell-politische Zusammenarbeit " ? was war ihr genaues Vorhaben? Demnach wär doch das Vorhaben von Franz Ferdinand gar nicht mal so schlecht für die slawische Bevölkerung, da is dann ihren eigenen Staat erhalten würden.
Und warum war Kaiser Franz Joseph gegen den Trialismus?

Franz Joseph mußte eine trialisische Umgestaltung der Monarchie schon einmal aufgeben, nämlich 1871, als er neben Ungarn und Cisleithanien Böhmen stellen wollte. Diesen Versuch mußte er abbrechen und spätestens damit wurde kein Versuch einer politischen Umgestaltung der Monarchie in Richtung Trialismus jemals wieder versucht.
Was unter "kulturell-politischer Zusammenarbeit" genau zu verstehen ist, weiß ich nicht. Möglicherweise ist damit das Zusammenarbeiten von Serben und Kroaten im zu Ungarn gehörigen Königreich Kroatien-Slawonien gemeint und besagte soviel wie, statt kroatische und serbische Interessen auch gegeneinander zu verteten, solle man sich lieber auf die gemeinsamen kulturellen Wurzeln besinnen und politisch gemeinsam zusammenzuarbeiten. Es könnte sich auch auf die politische Zusammenarbeit der slowenischen, kroatischen und serbischen Abgeordneten in Cisleithanien beziehen, die sich zum jugoslawischen Klub (in etwas Partei) zusammenschlossen. Beides setzte um 1905 ein. Nur wäre es dann keine "slawische", sondern speziell eine "südslawische" Zusammenarbeit. Die Idee dahinter war, daß Slowenen, Kroaten und Serben keine eigenständigen Nationen seien, sondern Teile der "dreigliedrigen" Nation "Südslawen" oder "Jugoslawen".
Schließlich könnte es sich auch noch auf die Versuche der Abgeordneten verschiedenster slawischer Nationen in Cisleithanien beziehen, die anderen slawischen Abgeordneten zum gemeinsamen Vergehen im Reichsrat gegen die Abgeordenten der Deutschen zu bewegen. Je nach Interessenlage wurde dies gerne von Slowenen oder Tschechen gefordert, aber genauso schnell fallengelassen, wenn man glaubte, seine Interessen alleine durchsetzen zu können.
Ein letzte Variante könnte sich auf die Endphase der Monarchie 1917/18 beziehen, in der in Cisleithanien die Slawen Autonomie forderten und dabei koordiniert mit ihren Forderungen auftraten.
 
Zurück
Oben