Auszug aus dem Telegramm vom 29.07.1914 von Lichnowsky an Jagow
„[…] Die britische Regierung wünsche sich nach wie vor mit uns die bisherige Freundschaft zu pflegen und sie könne, solange der Konflikt sich auf Österreich und Russland beschränke abseits stehen. Würden wir aber gegen Frankreich hineingezogen, so sei die Lage sofort eine andere und die britische Regierung würde unter Umständen sich zu schnellen Entschlüssen gedrängt sehen. In diesem Falle würde es nicht angehen, lange abseits zu stehen und zu warten, if war breaks out, it will be the greatest catastrophe that the world ever has seens.“ (1)
Hier hat sich das angebliche Angebot bereits abgezeichnet.
Am 01.August hatte der Kaiser bekanntermaßen die Mobilmachungsurkunde unterzeichnet gehabt. Kurz nach der Unterzeichnung erschien der Staatsekretär des Auswärtigen Amtes von Jagow und kündige eine wichtige Depesche aus London an. Moltke und Falkenhayn wollten nicht abwarten, sondern zur Tat schreiten. Sie machten sie möglicherweise Sorgen, der Kaiser könnte es sich anders überlegen. Kurz darauf kam das folgende Telegramm aus London an.
Auszug aus dem Telegramm vom 01.08.1914 von Lichnowsky an Jagow
„Sir Edward Grey lässt mir soeben durch Sir W. Tyrell sagen, er hoffe mir heute Nachmittag als Ergebnis einer soeben stattfindenden Ministerberatung Eröffnungen machen zu können, welche geeignet wären die große Katastrophe zu verhindern. Gemeint damit scheint zu sein, nach Andeutungen Sir Williams, dass, falls wir Frankreich nicht angriffen, England auch neutral bleiben und die Passivität Frankreichs verbürgen würde. Näheres erfahre ich heute Nachmittag.“ (2)
Diese erstaunliche Neuigkeit schlug wie eine Bombe ein. Man war sich nunmehr sicher, den Krieg zu gewinnen. Moltke und Falkenhayn wurden ins Schloss zurückgerufen. Moltke erklärte den Kaiser, er könne den Aufmarsch nach Westen nicht mehr aufhalten zu können. Wilhelm II. und Bethmann bedrängten Moltke. Eigentlich hätte wohl die Mobilmachung nach gerade einmal einer Stunde geändert werden müssen können; auch wenn Moltke das Gegenteil behauptete. Der Ostaufmarsch war bis 1913 jedes Jahr bearbeitet worden. Es hätte also möglich sein müssen, diesen mit entsprechenden Modifikationen umsetzen zu können.
Wilhelm ließ sich auch nicht durch Moltkes Beharren beeindrucken und kabelte nach Trier, das die 16.Division nicht nach Luxemburg einrücken solle.
Des Weiteren einigten sich. Bethmann sollte eine Telegramm an Lichnowsky senden. Deutschland war bereit auf den Vorschlag Großbritanniens einzugehen. Die deutschen Truppen würden angehalten werden und bis auf weiteres in ihren Versammlungsorten stehen bleiben. (3)
Spät abends kam dann die ernüchternde Mitteilung aus London, das Grey sein Angebot zurückgenommen habe. (4)
Schließlich kam eine definitive Absage des britischen Königs Georg V. Das britische Kabinett war sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht einig und deshalb hat Grey taktiert. (5)
(1) Geiss, Juli 1914, S.288
(2) Geiss, Juli 1914, S.351
(3) Meyer Arndt, Julikrise, S.257
(4) Afflerbach, Falkenhayn, S.166
(5) Mommsen, Bürgerstolz, S.560