Gibt es das auch in deutscher Übersetzung?
Noch nicht, ebenso wenig wie sein Buch zur Bagdadbahn.
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Gibt es das auch in deutscher Übersetzung?
In jedem Fall ist dem Ergebnis zuzustimmen, dass Russland im Juli 1914 im Prinzip nicht kriegsbereit gegen die Mittelmächte gewesen ist, bzw. dieser Krieg extreme Risiken bot.
Und dennoch sah man in einem Warten noch größere Gefahren für die russische Großmachtstellung und ihre Vorstellungen einer angemessenen Süd-West-Expansion. Russland war getrieben, aber nicht ziellos.
Es war das Zeitfenster, das man für 1914 in Gefahr sah. Gerade weil Russland schwach war, auch maritim im Schwarzen Meer, stellte sich die Frage, wie man die Westmächte erfolgreich instrumentalisieren konnte, in einem Krieg gegen die Achsenmächte.
Hier fehlt bei McMeekin eine breite ökonomische Darstellung der Vorgeschichte. Böse gesagt, kann man Frankreich 1914 bereits aufgrund des finanziellen Engagements in Russland als (russische) Geisel bezeichnen.Es war sicherlich aus russischer Sicht immer eine ambivalente Allianz, begleitet durch die Frage, an welchem Punkt die Franzosen ihre Interessen höher gewichten im Vergleich zu ihren Bündnisverpflichtungen. Und noch problematischer war sicherlich, bereits traditionell, zu GB.
Und der Preis war für Russland die Kontrolle über den Balkan, indem man die entsprechende Erbteile von Ö-U und des Ottomanischen Reichs übernahm.
An diesem Punkt der historischen Konstanz des russischen Imperialismus sehe ich sogar eine Übereinstimmung zwischen McMeekin und Geyer
Somit ergibt sich für mich als vorläufiges Fazit, dass Russland militärisch eigentlich nicht in der Lage war, einen Krieg mit Aussicht auf Erfolg zu führen. Aber genau dieser Umstand der eigentliche Angelpunkt für die russische Haltung ist. Russland dynamisierte die Situation und instrumentalisierte den Pan-Slawismus, da es hoffte, die Potentiale Frankreichs und GB für die Verbesserung seiner Position als Großmacht nutzen zu können und teilweise das Erbe des Ottomanischen Reichs antreten zu können.
1908/09 und 1912/13 drängte die russische Regierung Serbien noch zur Zurückhaltung. 1914 ließ Russland dann wissen, man werde dem Schicksal Serbiens nicht gleichgültig gegenüberstehen. Dies ermutigte Serbien, das Ultimatum Österreich-Ungarns nicht in seinem ganzen Umfang zu akzeptieren.
Wilhelm Zwo und Bethmann Hollweg waren sicherlich eher bereit zu kämpfen, als nachzugeben, wenn Russland seine Unterstützung für Serbien aufrecht erhielt. Das ist klar....nun aufs Ganze zu gehen. Oder zugespitzt: im Prinzip war es egal, wie Serbien antwortet.
Der Automatismus begann, wie du selbst richtig schreibst, früher.Am 30. Juli traf dann der erste Bericht über die Mobilmachung in Russland ein. Dann begann das eine in das andere zugreifen.
Deutscherseits war es Teil dieser Risikostrategie, Eskalationen als Mittel der Politik zu verwenden, und dann wieder abzuwinken. Das hatte seit 1905 (Marokko 1) Methode, eigentlich schon seit dem russ.-jap. Krieg 1904. Im Juli 1914 waren die Dinge allerdings auf die kontinentale Konfrontation zugespitzt, und der point of no return (über den man streiten kann, der aber in jedem Fall vor dem 28.7.1914 mit der österreichischen Kriegserklärung liegen muss) wurde verpasst.Ich wollte nur sagen, man war auf deutscher Seite anderen Wegen nicht gänzlich abgeneigt. Sicher hätte eine etwas zielgerichtete englische Diplomatie die deutsche Seite bewogen, maßvoller zu agieren und letztendlich nicht aufs Ganze zu gehen.
1908/09 und 1912/13 drängte die russische Regierung Serbien noch zur Zurückhaltung. 1914 ließ Russland dann wissen, man werde dem Schicksal Serbiens nicht gleichgültig gegenüberstehen.
Vor diesem Hintergrund und er Kenntnis der Dislozierung der Armeen der Achse war die Bereitschaft für einen Waffengang sicherlich ein überschaubares Risiko. Und sicherlich geringer wie wenn Russland alleine gegen die Achse hätten kämpfen müssen.
Rurik schrieb:Was mich daran interessiert: Konnte Russland sicher sein, dass Frankreich wirklich eine Entlastung darstellen würde?
Deutscherseits war es Teil dieser Risikostrategie, Eskalationen als Mittel der Politik zu verwenden, und dann wieder abzuwinken. Das hatte seit 1905 (Marokko 1) Methode, eigentlich schon seit dem russ.-jap. Krieg 1904.
Zu diesem Spiel wären Wilhelm II. und von Bethmann auch gerne nach Bekanntwerden der serbischen Antwort auf das Ö-U Ultimatum zurückgekehrt, allerdings hatten sie nach dem 5. Juli und dem durch beide ausgestellten "Blankoscheck" keine wirkliche Eingriffsmöglichkeit mehr auf die Krise ohne - 1914 unvorstellbar! - ihr Gesicht zu verlieren. Sie spielten - wie schon jahrelang zuvor- mit dem Feuer, jedoch wurde ihnen das "Heft des Handelns" aus der Hand genommen: Der deutsche Generalstab wollte den Krieg, der nach seiner Meinung 1. "sowieso kommen musste" und 2. "je früher desto besser" zu führen sei.
Da konnte auch die englische Diplomatie nichts bewirken: Als sie die Krise vollends erkannte, war der deutsche Generalstab schon im Begriff "aufs Ganze zu gehen", ja, eher im Gegenteil: Durch die offensichtlichen Ausflüchte die Grey auf die deutsche Nachfrage zur russisch-englischen Marinekonvention kurz vor der Julikrise nahm verstärkte sich die Angst im deutschen Generalstab massiv, die Entente würde nachdem sie militärisch überlegen sei (1916/17) den Krieg gegen die Mittelmächte führen; diesem Krieg müsse man nun zuvorkommen.
Meines Erachtens sehr nachvollziehbar beschrieben durch Dieter Hoffmann
"Der Sprung ins Dunkle - oder wie der 1. Weltkrieg entfesselt wurde",
Militzke Verlag, Leipzig
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