Varus Aussehen an Münze rekonstruiert. Aber wie?

Die Diskussion geht ein wenig fehl. Bei den Kaiserportraits ist es schon so, dass diese idealisiert sind (wie schon gesagt: Augustus altert nicht, noch der 70jährige Augustus wird in seinen Portraits als der 30jährige Augustus dargestellt). D.h. aber nicht, dass sie keine individuellen Züge hätten.
Es gibt einen Buchtitel mit Kaisermünzen drauf, der wird in numismatischen Seminaren in der Alten Geschichte und bei den Klarchos gerne angepriesen als Hilfsmittel, Kaiser zu identifizieren. Und, wie Mashenka schon sagte: Nero wird mit den Jahren zunehmend feist dargestellt (der junge Nero dagegen noch nicht, aber seine Züge sind erkennbar). Bei späteren, kurzlebigeren oder nichtdynastischen Kaisern haben wir häufig das Phänomen, dass das Kaiserbildnis zunächst mit dem des Vorgängers identisch ist. Wenn der jeweilige Kaiser dann lang genug herrschte, dass wir mehr als eine Münzserie von ihm haben, dann bekommt er in der Regel auch seine individuelle Darstellung.
 
Und wieso hat das jetzt mehr mit Varus Abbild zu tun, als die Vorgeschichte der konsequenten Festlegung der Portraits unter Augustus?

Ich will nicht meckern, ich sehe nur den Zusammenhang nicht.
 
Die Diskussion geht ein wenig fehl. Bei den Kaiserportraits ist es schon so, dass diese idealisiert sind (wie schon gesagt: Augustus altert nicht, noch der 70jährige Augustus wird in seinen Portraits als der 30jährige Augustus dargestellt). D.h. aber nicht, dass sie keine individuellen Züge hätten.
Es gibt einen Buchtitel mit Kaisermünzen drauf, der wird in numismatischen Seminaren in der Alten Geschichte und bei den Klarchos gerne angepriesen als Hilfsmittel, Kaiser zu identifizieren. Und, wie Mashenka schon sagte: Nero wird mit den Jahren zunehmend feist dargestellt (der junge Nero dagegen noch nicht, aber seine Züge sind erkennbar). Bei späteren, kurzlebigeren oder nichtdynastischen Kaisern haben wir häufig das Phänomen, dass das Kaiserbildnis zunächst mit dem des Vorgängers identisch ist. Wenn der jeweilige Kaiser dann lang genug herrschte, dass wir mehr als eine Münzserie von ihm haben, dann bekommt er in der Regel auch seine individuelle Darstellung.
Und deshalb hatte ich immer gezweifel, dass man zu Lebzeiten des jeweiligen Herrschers einen Gegenstempel mitten ins Münzgesicht schlagen und dies damit verunstalten durfte.
 
Und deshalb hatte ich immer gezweifel, dass man zu Lebzeiten des jeweiligen Herrschers einen Gegenstempel mitten ins Münzgesicht schlagen und dies damit verunstalten durfte.
Mit dem Zitat und deinem "Und deshalb..." stellst du einen Zusammenhang zwischen unseren beiden Beiträgen her, den ich nicht erkennen kann.
 
Münzen hatten damals nebenbei die Funktion von Massenmedien, insbesondere das Konterfei des Herrschers zu verbreiten. Die individuelle Darstellung, die bei längerer Herrschaft erkennbar wird, scheint dies zu bestätigen. Und ein Gegenstempel mitten ins Gesicht eines Gottgleichen wäre ein Sakrileg.
 
Die Gegenstempel sind eigentlich ganz gut anhand statistischer Austwertungen datiert, insofern wissen wir, dass es überhaupt kein Problem darstellte - auch einem vergöttlichten Augustus nicht - einen Gegenstempel ins Antlitz zu schlagen. Du kannst natürlich bei deiner Privatthese bleiben, ich denke die Wissenschaft wird da eher bei Wertz bleiben, der hat die besseren Argumente.
 
Zumal sonst eine Erklärung fehlt, wie die Gegenstempel auf die Münzen gekommen sind. Die haben ja nicht die Archäologen angebracht.
 
Zumal sonst eine Erklärung fehlt, wie die Gegenstempel auf die Münzen gekommen sind. Die haben ja nicht die Archäologen angebracht.
Na, da muss man schon fair bleiben. Opteryx postuliert ja nicht, dass die Gegenstempel moderne Fälschungen seien, sondern, dass sie nicht zu Lebzeiten des amtierenden/abgebildeten Kaisers auf die Münzen geschagen worden seien.
 
Ich hatte vorausgesetzt, dass er sie nicht für eine moderne Fälschung hält. Daher das 'ja' in der Aussage.

Beantwortet werden müsste, wie die Stempel dann darauf kamen. VAR für Varus und einige andere können ja nur zu Lebzeiten der betroffenen Kaiser entstanden sein. Und nach dem Tod galt der durchschnittliche Kaiser ja erst, bzw. weiterhin als göttlich.
 
Beantwortet werden müsste, wie die Stempel dann darauf kamen. VAR für Varus und einige andere können ja nur zu Lebzeiten der betroffenen Kaiser entstanden sein. Und nach dem Tod galt der durchschnittliche Kaiser ja erst, bzw. weiterhin als göttlich.
Das ist ja genau der Grund für Opteryx' These. Letztlich geht es ja darum, mit den Gegenstempeln, die angeblich nicht zu Augusti Lebzeiten auf dessen Münzportrait eingestanzt worden wären, zu 'beweisen', dass gewisse Orte nicht Örtlichkeit gewisser Schlachten sein könnten. Die These ist also nicht um ihrer selbst Willen aufgestellt, etwa, weil da eine Beobachtung gemacht worden wäre, sondern eine Hilfshypothese, um an ganz anderer Stelle eine Theorie zu stürzen.
 
Da irrst Du. Seit der Analyse der metallurgischen Fingerabdrücke geht es mir nicht mehr um solche Gegenargumente. Ich vergleiche nur die Situation mit dem, was passiert wäre, wenn man einmal nicht den ganzen Poststempel, sondern nur einen winzigen Namenstempel mitten auf das holde Briefmarkenantlitz von H oder Ulbricht gesetzt hätte. Da wäre die gesamte Denunziantenmaschinerie heissgelaufen!
 
Zu Caesars Zeit waren die Idealisierungen noch nicht so ausgeprägt.
@vindus beziehst du dich da einzig auf Münzen, oder insgesamt auf plastische Darstellungen (Büsten, Statuen, Reliefs etc) dieser Zeit? Zu Münzen kann ich nichts sagen, aber was andere antike Plastiken betrifft, so ist denen kein naturalistisch-realistisches Konzept eigen, sondern sie sind typisierend (und darin idealisierend) bis hin zum beinahe schablonenhaften. Diese typisierenden Muster können natürlich den einen oder anderen individualisierenden Aspekt haben, aber sie dürften von einer realistischen Darstellung dennoch eher entfernt sein.
(man denke an die "klassische" griechische Nase)
 
@vindus beziehst du dich da einzig auf Münzen, oder insgesamt auf plastische Darstellungen (Büsten, Statuen, Reliefs etc) dieser Zeit? Zu Münzen kann ich nichts sagen, aber was andere antike Plastiken betrifft, so ist denen kein naturalistisch-realistisches Konzept eigen, sondern sie sind typisierend (und darin idealisierend) bis hin zum beinahe schablonenhaften. Diese typisierenden Muster können natürlich den einen oder anderen individualisierenden Aspekt haben, aber sie dürften von einer realistischen Darstellung dennoch eher entfernt sein.
(man denke an die "klassische" griechische Nase)
Sowohl als auch. Man vergleiche mal den Caesar aus Tusculum mit den Münzporträts.
 
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