Vergleich Bismarck / Hindenburg

History4fun

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Moin, liebe Community,

die ganze Zeit schwirrt mir schon der Gedanke durch den Kopf basierend auf einer Reportage, die ich kürzlich gesehen habe.
Hindenburg wird oft als Bindeglied zwischen Bismarck und Hitler betitelt. Seht ihr das auch so? Immerhin ist doch deutlich auffällig, dass es viele Parallelen zwischen Bismarck und Hindenburg gibt, was vermutlich auch dazu beigetragen hat, dass er 1925 Reichspräsident wurde.
Beide sind erzkonservativ, Preußen, adelig, "Militärmythos", Monarchisten.
Wie seht ihr das?

Grüße
History
 
Moin, liebe Community,

die ganze Zeit schwirrt mir schon der Gedanke durch den Kopf basierend auf einer Reportage, die ich kürzlich gesehen habe.
Hindenburg wird oft als Bindeglied zwischen Bismarck und Hitler betitelt. Seht ihr das auch so? Immerhin ist doch deutlich auffällig, dass es viele Parallelen zwischen Bismarck und Hindenburg gibt, was vermutlich auch dazu beigetragen hat, dass er 1925 Reichspräsident wurde.
Beide sind erzkonservativ, Preußen, adelig, "Militärmythos", Monarchisten.
Wie seht ihr das?

Grüße
History

Welche Parallelen meinst du denn?
 
Die, die ich z.B. schon genannt habe, dass beide erzkonservativ waren etc.

Es geht mir eig. um die Person Hindenburgs im Vergleich mit Bismarck.

Grüße
History
 
Zwischen Bismarck und Hindenburg sin mE enorme Unterschiede:
Bismarck war durch und durch (politischer) Junker während Hindenburg junkerlich erzogen worden ist und durch seinen Werdegang (angefangen mit der Kadettenschule) einen beschränkten Horizont - typisch preußischer Offizier - gerade in politischen Dingen hatte.

Und wie Hindenburg mit Hitler zusammenpasst ... da bin ich überfragt - beide Deutsch, beide "Politiker", beide hatten nen Schnurrbart...aber das hilft nicht weiter!

Gruß
Graf Rakete
 
Stimmt, der entscheidenste Unterschied zw. Hindenburg und Bismarck ist deutlich zu erkennen. Hindenburg war Militär, Bismarck redegewandter "Parlamentarier".
Warum vergleicht man Hindenburg und Bismarck trotzdem sooft?

Grüße
History
 
Na ja,
Hindenburg wird oft als Bindeglied zw. Bismarck und Hitler bezeichnet.

Was verstehst du unter oft? Oder anders gefragt, wer bezeichnet ihn als Bindeglied. Machen das Historiker oder Politiker?

http://www.muenzauktion.com/diller/pic/091029010bz.jpg

An der Münze sieht man auch nochmal die gegenüberstellung der beiden.
In der erster Linie gehts mir um die Frage, ob man die beiden vergleichen kann, wo sich Parallelen aufzeichnen und wo unterschiede.

Bei der Münze stellt sich die Frage, aus welcher Zeit die ist. Hast du einen Jahrgang wann diese Münze in den Umlauf kam? Denn das ist für eine Bewertung noch zentral.

Vergleichen kannst du die beiden Personen sicher. Du kannst aufzeigen, welche Ausbildung sie hatten, oder welchen Werdegang. Was du aber sicher beachten musst ist die Zeit in denen sie gelebt haben. Bismarck hatte eine ganz anderes Umfeld wie Hindenburg. Die politische Lage war nicht die Selbe.

Ganz wichtig ist das du beide im Kontext anschaust. Bismarck wusste zum Beispiel nicht das es mal einen Hitler geben wird, die NS Bewegung gab es zu seiner Zeit noch nicht usw. Solche Vergleiche sind nicht einfach.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist keine Münze, sondern eine Medaille, jedenfalls trägt das Ding keinen Nominalwert. Aufgrund der Schrift im Revers kann man die Medaille wohl am ehesten auf die Phase der hidenburgschen Reichspräsidentenschaft vor der Machtergreifung der Nazis (keine Hakenkreuz) datieren.
 
Als Bindeglied wird er von Willms und ab und an von Haffner betitelt.

Ich selbst kann damit nicht besonders viel anfangen, da aber meine mündl. Prüfung vermutlich in die Richtung Vergleich Bismarck (Kaiserzeit) und Hindenburg (Weimar) gehen wird, würde mich einfach eure Meinungen interessieren.
 
Es handelt sich um eine Medaille v. Otto Glöckler um 1930. Die Büsten v. Bismarck und Hindenburgs n. r./8 Zeilen Schrift im Kreis von 25 Länderwappen. Slg. Böttcher 5654. 36,2mm. Randpunzen d. Preuss. Staatsmünze.
 
In dem Link Geschichte: Hindenburgs Plan verhalf Hitler zur Macht - Nachrichten Kultur - WELT ONLINE

habe ich gerade gelesen, dass Hindenburg durch Stricken seines eigenen Mythos und seiner "Medienarbeit" immer mehr zu einem 2. Bismarck wurde und ab 1925, wie Bismarck "sogar sämtliche Staatsgeschäfte dirigierte und vor allem die Gesamtheit der Staatsaufgaben verkörperte".

Kann man die beiden also doch vergleichen??


Keinesfalls, Hindenburg hatte überhaupt nicht die Rechte dazu. Natürlich war er als Reichspräsident ein wesentlicher Faktor, vor allem nach 30, als er die Kanzler einsetzte und deren Politik per Verodnung durchsetzte und beeinflußte, aber nie hat er auch nur im Ansatz die Machtfülle Bismarcks erreicht.

Die eigentlich Politik haben immer die Kanzler und ihre Kabinette gemacht.
 
Rein von der Verfassung her hatte Hindenburg sogar mehr Befugnisse als Bismarck. Bismarcks Machtfülle beruhte darauf, dass Wilhelm I ihm weitgehend freie Hand ließ.

Der Reichspräsident der Weimarer Republik ernennt grundsätzlich den Kanzler (nicht erst nach 1930) und kann ihn auch jederzeit entlassen. Er kann den Reichstag auflösen, Neuwahlen ansetzen, im Ausnahmezustand (der ausgesprochen dehnbar ausgelegt werden kann) Verordnungen mit Gesetzeskraft erlassen (bis hin zur Einschränkung der Grundrechte) und hat den Oberbefehl über das Heer.
Nicht umsonst gilt der Präsident in der Weimarer Verfassung als "Ersatzkaiser".

Hindenburg hat 1925-1930 versucht, im Geist der Weimarer Verfassung zu agieren und sich mehr oder weniger aus der Politik heraus gehalten (allerdings hat er großen Einfluss auf die Zusammensetzung von Regierungskabinetten genommen und dafür gesorgt, dass konservative Politiker bevorzugt wurden - siehe Henning Köhler, Deutschland auf dem Weg zu sich selbst, 2002). Er hätte durchaus viel stärker lenken können -die Macht dazu hatte er.

Und andererseits: Bevor Bismarck sein Sozialistengesetz verabschiedet bekam, ist er im Reichstag damit gescheitert.

Vergleichbar sind beide evtl. auch darin, dass die Bevölkerung ihnen mit einer gewissen Heldenverehrung gegenüberstand (die allerdings 1890, als Bismarck auf eigene Bitte entlassen wurde, bzgl. Bismarck schon sehr abgekühlt war und erst einige Jahre später wieder entstehen sollte).
 
Rein von der Verfassung her hatte Hindenburg sogar mehr Befugnisse als Bismarck. Bismarcks Machtfülle beruhte darauf, dass Wilhelm I ihm weitgehend freie Hand ließ.

Der Reichspräsident der Weimarer Republik ernennt grundsätzlich den Kanzler (nicht erst nach 1930) und kann ihn auch jederzeit entlassen. Er kann den Reichstag auflösen, Neuwahlen ansetzen, im Ausnahmezustand (der ausgesprochen dehnbar ausgelegt werden kann) Verordnungen mit Gesetzeskraft erlassen (bis hin zur Einschränkung der Grundrechte) und hat den Oberbefehl über das Heer.
Nicht umsonst gilt der Präsident in der Weimarer Verfassung als "Ersatzkaiser".

Hindenburg hat 1925-1930 versucht, im Geist der Weimarer Verfassung zu agieren und sich mehr oder weniger aus der Politik heraus gehalten (allerdings hat er großen Einfluss auf die Zusammensetzung von Regierungskabinetten genommen und dafür gesorgt, dass konservative Politiker bevorzugt wurden - siehe Henning Köhler, Deutschland auf dem Weg zu sich selbst, 2002). Er hätte durchaus viel stärker lenken können -die Macht dazu hatte er.

Und andererseits: Bevor Bismarck sein Sozialistengesetz verabschiedet bekam, ist er im Reichstag damit gescheitert.

Vergleichbar sind beide evtl. auch darin, dass die Bevölkerung ihnen mit einer gewissen Heldenverehrung gegenüberstand (die allerdings 1890, als Bismarck auf eigene Bitte entlassen wurde, bzgl. Bismarck schon sehr abgekühlt war und erst einige Jahre später wieder entstehen sollte).


Du hast darin recht, dass Hindenburg die machtvollere Position theoretisch hatte, faktisch hatte Bismarck aber einen viel größeren, jahrzehntelang prägenden Einfluss auf das Reich.

Hindenburg war primär Militär und wäre gar nicht in der Lage gewesen, wie Bismarck zu agieren.
 
Papa_Leo schrieb:
Hindenburg hat 1925-1930 versucht, im Geist der Weimarer Verfassung zu agieren und sich mehr oder weniger aus der Politik heraus gehalten (allerdings hat er großen Einfluss auf die Zusammensetzung von Regierungskabinetten genommen und dafür gesorgt, dass konservative Politiker bevorzugt wurden - siehe Henning Köhler, Deutschland auf dem Weg zu sich selbst, 2002). Er hätte durchaus viel stärker lenken können -die Macht dazu hatte er.


Deswegen hat Hindenburg wohl auch den Nazis die Hand zur Zerstörung der Parlamentarischen Demokratie samt Verfassung gereicht. Hindenburg hat sich auch gern in personalpolitische Entscheidungen des Außenministers, Ernennung der Botschafter, eingemischt. Ob ihm dies gemäß Artikel 46 der Verfassung zustand, ist umstritten. Stresemann jedenfalls hat sich nicht vom alte Herrn die Butter vom Brot nehmen lassen.


Aus der Tagespolitik hat er sich nicht herausgehalten. Im Gegenteil. So hat er beispielsweise auf der Sitzung des Ministerrats vom 07.02.1928 die Weisung erteilt, mehr für die ostelbische Landwirtschaft zu tun. Wörtlich hieß es:
"Notwendig sei ein klares Programm. Mit Krediten und Worten allein sei es nicht erfüllt. Das Ziel müsse die Rentabel-Machung der Landwirtschaft sein, sonst ist der Zusammenbruch der Landwirtschaft nur vertragt, nicht beseitigt. Das Programm muss schleunigst verwirklicht werden; bis dahin dürfen Zwangsmaßnahmen und Pfändungen, namentlich seitens der Finanzämter, gegen die Landwirtschaft nicht durchgeführt werden. Die Eisenbahntarifverbilligung ist nicht nur für die Einfuhr nach Ostpreußen, sondern auch für die Ausfuhr von dort notwendig. Zwei Spezialfragen möchte ich noch erwähnen. Preußen will 10 Millionen Mark für Steuererleichterungen bewilligen, aber sie auf bisher gestundete Grundvermögenssteuern verrechnen. Ich glaube es wäre richtiger, die gestundeten Grundvermögenssteuern auf sich beruhen zu lassen und die 10 Millionen zur Erleichterung der Steuerlasten zu verwenden; denn sonst ist keine Erleichterung gewährt."
 
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