Vergleich: Demokratie - Kommunismus

D

Der Auserwählte

Gast
Hey,

Ich bin Schüler und wir haben gerade das Thema Kalter Krieg. Hier ist immer vom demokratischen Westen und kommunistischem Osten die Rede. Aber eigentlich ist doch Demokratie eine Regierungsform und Kommunismus eine Wirtschaftsform. Deshalb kann man das doch nicht so einfach vergleichen oder? Die SU bzw. die SBZ war doch eine Dikatatur oder nicht?

Grüße und vielen Dank schonmal für eure Antworten :)
 
Streng genommen ist Kommunismus weder eine Regierungsform noch eine Wirtschaftsform sondern ein Gesellschaftsmodell, das sich allerdings zu einem gewissen Anteil über die Verteilung dess Eigentum an den Produktionsmitteln definiert, aber nicht nur.Der selbstgewählte Staatsbegiff kommunistisch orientierter Staaten war daher "Volksdemokratie"

Streng genommen ist auch die moderne Demokratie keine einfache Regierungsform ,wie dies noch in der Antike der Fall war sondern geht darüber hinaus und ist ebenfalls zum Gesellschaftssystem geworden .Gewaltenteilung,Rechtsstaatspinzip,persönliche Freiheitsrechte gehören ebenso zum demokratischen Gesellschaftsmodell wie das Mehrheitsprinzip.

Die Bezeichnungen Volksdemokratie/Kommunismus und Demokratie/Kapitalismus sind also nur verkürzte Wiedergaben der dahinter stehenden Gesellschaftssysteme.

Ob die SU/SBZ eine Diktatur war läßt sich ebenfalls so einfach nicht beantworten, da zumindest in der Verfassungstheorie gewisse plebiszetäre und demokratische Elemente verankert waren, wobei diese sich teilweise auch nur innerhalb der Staatspartei manifestierten
Die Realität dagegen spiegelte dieser alte Radio Eriwan-Wtz am besten wieder:
Frage an Radio Eriwan; "Gibt es einen Unterschied zwischen Demokratie und Volksdemokratie ?"
Antwort:"ImPrinzip ja. Der gleiche wie zwischen Jacke und Zwangsjacke "
ud
 
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Natürlich ist der Kommunismus eine Regierungsform. Wenn man sich die Idee des Kommunismus nach der Bolschevistischen Revolution und der Begründung der UdSSR ansieht kann man feststellen, dass der Kommunismus aus sogenannten Räteregierungen besteht, also de facto ein Militärregime ist. Die weiteren Facetten des Kommunismus (Verstaatlichungen der privaten Firmen, Planwirtschaft etc. ) sind tatsächlich alle Wirtschaftsideen. Die KPD hat ja während?/vor? der Weimarer Republik auch versucht Räteregierungen in Deutschland zu etablieren.
LG
Julius Cäsar :)
 
Natürlich ist der Kommunismus eine Regierungsform. Wenn man sich die Idee des Kommunismus nach der Bolschevistischen Revolution und der Begründung der UdSSR ansieht kann man feststellen, dass der Kommunismus aus sogenannten Räteregierungen besteht, also de facto ein Militärregime ist. ....

Die Sowjetunion war, wenn überhaupt, nur für kurze Zeit eine Räteregierung. Und eine Räteregierung ist keine Militärdiktatur.
 
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Also ist die Urform des Kommunismus verbunden mit einer Räteregierung.

Kann, muss aber nicht.

Deshalb ist es sowohl ein Wirtschaftsmodell, als auch eine Regierungsform.
Es ist eine (theorethische) Gesellschaftsform. Stramme kommunistische Fundis wurden Dir erklären, dass man das gar nicht wissen kann, weil es noch gar keine kommunistische Gesellschaft gegeben hat.
Alle bisher vorhandenen sozialistische Gesellschaften, waren nur Vorformen auf dem Weg dorthin.

Laut Marx sind der Sozialismus und die Diktatur des Proletariats nur Etappen auf dem Weg zum Kommunismus.
 
ZaphodB (Beitrag Nr. 2) hat es m.E. auf dem Punkt gebracht.

Mit der Einordnung in „Regierungsform“ hätte ich auch so meine Bedenken.

Werfen wir mal kurz einen Blick auf die Definition Kommunismus die in der DDR galt (und natürlich auch in der UdSSR):

„Kommunismus klassenlose Gesellschaftsordnung, in der die Produktionsmittel einheitliches Volkseigentum und sämtliche Mitglieder der Gesellschaft sozial völlig gleich sein werden, in der mit der allseitigen Entwicklung der Individuen auf der Grundlage der ständig fortschreitenden Wissenschaft und Technik auch die Produktivkräfte wachsen und alle Springquellen des gesellschaftlichen Reichtums voller fließen werden und wo das Prinzip herrschen wird: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jeder nach seinen Bedürfnissen.“
Quelle: „Meyers Neues Lexikon“, 8 Bände, Herausgegeben 1962, Band 4.
Anmerkung:
Jeder nach seinen Fähigkeiten ..., siehe Karl Marx: „Kritik des Gothaer Programms“, 1. Abschnitt.

Du schreibst – Der Auserwählte – „kommunistischer Osten...“.
So ganz unkorrekt finde ich das allerdings nicht, weil man in der DDR und den anderen Ländern des RGW die kommunistische Gesellschaftsordnung ja errichten wollte.
Damit nun diese Gesellschaftsordnung Realität wird, benötigt man nach deren Ansicht in der Übergangsphase (Sozialismus) die Staatsform einer Diktatur der Arbeiter und Bauern (DDR = „Arbeiter- und Bauern - Staat").
 
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Wie kommt es dann, dass China oder Nordkorea sich als kommunistische Staaten definieren? Man kann sehen, dass es zwar geringfügig von der Diktatur des Proletariats und der Theorie des Kommunismus von Marx ab, jedoch zeigen sich erstaunliche Parallelen.
 
Wie kommt es dann, dass China oder Nordkorea sich als kommunistische Staaten definieren? Man kann sehen, dass es zwar geringfügig von der Diktatur des Proletariats und der Theorie des Kommunismus von Marx ab, jedoch zeigen sich erstaunliche Parallelen.

Erstens: Zwischen Theorie und Praxis klafft oft eine weite Lücke.

zweitens: China definiert sich nicht als "kommunistischer Staat" sondern seit den Reformen Deng Xiao Pings als "sozialistische Marktwirtschaft" mit Einparteienregierung.
Viele Schritte die unter Mao in Richtung Kommunismus getroffen wurden, sind vor langer zeit wieder rückgängig gemacht worden, so z.B. die Abschaffung des Privateigentums.

Nordkorea, wenn es auch nicht die Reformen durchgemacht hat, die in China nach 1979 stattfanden, bezeichnet sich als "Koreanische demokratische Volksrepublik". Das Wort "kommunistisch" taucht auch dort nicht auf. Nicht einmal die Regierungspartei heist dort "Kommunistische Partei" wie sie auch nach Deng noch in China hiess, sondern "Partei der Arbeit Koreas." Sogar die "marxistisch-leninistische" Ausrichtung wurde gegen die Landeseigene Chuch'e-Ideologie ausgetauscht.

Es ist, nach dem Niedergang der restlichen Sozialistischen Ostblockländern, als letztes Relikt dieses Systems neben Cuba geblieben und vermutlich näher der kommunistischen Gesellschaftsform als letzteres . Mit China hat es aber kaum etwas gemeinsam und die erbliche Diktatur eines Familienclans dürfte auch nicht gerade im Sinne von Marx sein.
 
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Erstens: Zwischen Theorie und Praxis klafft oft eine weite Lücke.

zweitens: China definiert sich nicht als "kommunistischer Staat" sondern seit den Reformen Deng Xiao Pings als "sozialistische Marktwirtschaft" mit Einparteienregierung.
Viele Schritte die unter Mao in Richtung Kommunismus getroffen wurden, sind vor langer zeit wieder rückgängig gemacht worden, so z.B. die Abschaffung des Privateigentums.

Nordkorea, wenn es auch nicht die Reformen durchgemacht hat, die in China nach 1979 stattfanden, bezeichnet sich als "Koreanische demokratische Volksrepublik". Das Wort "kommunistisch" taucht auch dort nicht auf. Nicht einmal die Regierungspartei heist dort "Kommunistische Partei" wie sie auch nach Deng noch in China hiess, sondern "Partei der Arbeit Koreas." Sogar die "marxistisch-leninistische" Ausrichtung wurde gegen die Landeseigene Chuch'e-Ideologie ausgetauscht.

Es ist, nach dem Niedergang der restlichen Sozialistischen Ostblockländern, als letztes Relikt dieses Systems neben Cuba geblieben und vermutlich näher der kommunistischen Gesellschaftsform als letzteres . Mit China hat es aber kaum etwas gemeinsam und die erbliche Diktatur eines Familienclans dürfte auch nicht gerade im Sinne von Marx sein.

Dem kann man auch nur hinzufügen, dass Nordkorea sich ausdrücklich nicht zum Marxismus bekennt und auch nicht zum Kommunismus in dem Sinne, sie haben mit der Chuch'e-Ideologie und der Son-gun-Ideologie ihre eigene Auffassung.
Vereinfacht sorgt das Militär für die Aufrechterhaltung der Ordnung im Land und höchste Priorität hat die Arbeit, die zur nationalen Unabhängigkeit führen soll, zudem ist die Gesellschaft nicht an Elemente wie der internationalen Arbeiterbewegung gebunden, die Strömungen in Korea sollen nur auf sich selbst bezogen und zum "heiligen" Führer sein, in Folge der Son-gun-Ideologie hat der Gleichheitssatz des Sozialismus und auch des Kommunismus sowieso keine Wirkung, da neben den Herrscher, die Militärs aufgrund ihrer Funktion eine Sonderrolle einnehmen, das politische System in Nordkorea hat mit dem Kommunismus entfernt so viel zu tun, wie eine Islamische Republik mit Robespierre.
 
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