Vergleich der (Außen-)Politik Bismarck/Wilhelm

G

Gast

Gast
Hallo!
Ich schreibe Anfang nächster Woche eine Klausur im Geschichts-Leistunskurs. Eine Aufgabe wird höchstwahrscheinlich ein Vergleich der Außenpolitik von Bismarck und Willhelm sein.
Kann mir jemand ein paar Hilfestellungen zu diesem Vergleich geben? Auch Links zum Thema wären ganz hilfreich. Bei diesem Thema sehe ich irgendwie ganz und gar nicht durch. Die ganzen Krisen in den Kolonien, die Bündnisssysteme u.s.w. bekomme ich einfach nicht geordnet in meinen Kopf...

Schon mal im Voraus Danke für jede Hilfe!
 
http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/aussenpolitik/buendnissystem/index.html

http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/aussenpolitik/index.html
dann zur außenpolitik der beiden:
bismarck: nach der reichsgründung 1871 reichskanzler
-bündnissystem sollte europäisches gleichgewicht erhalten und deutschland vor einer isolation in der mitte europas und vor einem zweifrontenkrieg bewahren

wilhelm2:
-erwerb von kolonien (platz an der sonne)
-aufbau einer kriegsflotte
-förderung des überseehandels
-wirtschaftl. polit. militärische stärke

also: wilhelm förderte im gegensatz zu bismarck eher eine weltpolitik, ihm war landbesitz wichtiger, als innenpolitischer frieden (wie bismarck es versuchte)--> bismarck strebte mit seinen bündnissen eher nach frieden, wilhelm mit seinem aufrüsten eher nach landerwerb

um die bündnisse zu lernen, mal dir am besten die zwei dreiecke auf!! russland, frankreich, österreich und (england)? glaub ich... und mache dir die situation klar... der zweifrontenkrieg... also waren frankreich und russland verbündet.... dazu durfte es nicht kommen, also musste ein bündnis her, das einen krieg ausschloss...
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke schonmal für die Anhaltspunkte! Die Links helfen mir auch weiter.
 
Zwei Punkte die man ewig ausdiskutieren könnte

Saturiertheit (unter Bismarck) vs. Sozialimperialismus (unter Wilhelm II.)
 
Hm ja da gab es heute eine GSL zu. Bismarck betrachtete das Reich als groß genug, auch wenn seine Außenpolitik nicht überall auf Freunde stieß.
Der Kaisersohn hat doch gesagt "Bismarck hat uns groß und nächtig gemacht - doch er beraubte uns unserer Freunde und Symphatien in der Welt".
 
http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/aussenpolitik/buendnissystem/index.html

http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/aussenpolitik/index.html
dann zur außenpolitik der beiden:
bismarck: nach der reichsgründung 1871 reichskanzler
-bündnissystem sollte europäisches gleichgewicht erhalten und deutschland vor einer isolation in der mitte europas und vor einem zweifrontenkrieg bewahren

wilhelm2:
-erwerb von kolonien (platz an der sonne)
-aufbau einer kriegsflotte
-förderung des überseehandels
-wirtschaftl. polit. militärische stärke

also: wilhelm förderte im gegensatz zu bismarck eher eine weltpolitik, ihm war landbesitz wichtiger, als innenpolitischer frieden (wie bismarck es versuchte)--> bismarck strebte mit seinen bündnissen eher nach frieden, wilhelm mit seinem aufrüsten eher nach landerwerb

um die bündnisse zu lernen, mal dir am besten die zwei dreiecke auf!! russland, frankreich, österreich und (england)? glaub ich... und mache dir die situation klar... der zweifrontenkrieg... also waren frankreich und russland verbündet.... dazu durfte es nicht kommen, also musste ein bündnis her, das einen krieg ausschloss...

widerspruch:

die meisten kolonien sind noch unter bismark erworben/gegründet worden, auch wenn ihm das keine herzensangelegenheit war.

innenpolitisch suchte er bestimmt keinen frieden (kulturkampf, sozialistengesetze), dass versuchte eher der junge kaiser.
 
widerspruch:

die meisten kolonien sind noch unter bismark erworben/gegründet worden, auch wenn ihm das keine herzensangelegenheit war.

Das ist genau der Punkt (Hervorhebung von mir). Vergleichen wir Bismarck mit Wilhelm II., so haben wir zwei Männer von sehr unterschiedlichem Charakter. Bismarck in seiner Politik hoch aggressiv (was ihn ja bekanntlich überhaupt erst zum Preußischen Ministerpräsidenten werden ließ), aber auch berechnend und stets um ein Gleichgewicht seiner Gegner bemüht. Den Krieg mochte er nicht, aber nicht weil er ihn - ganz Kind seiner Zeit - etwa aus moralischen Erwägungen abgelehnt hätte, sondern weil er ihn so schwer kalkulierbar fand, wie Haffner schreibt.

Bismarck war ein Meister des Ausgleichs, ein Politiker, der gewissermaßen Schach spielte, seinem Gegner dabei immer drei Schritte voraus war und ihn schließlich matt setzte. Nur das erklärt die lange Friedensperiode zwischen dem Deutsch-Französischen und dem Ersten Weltkrieg in einer Zeit, in der die einander widersprechenden Interessen der europäischen Großmächte mehr als einen Anlass zum Krieg boten. Es war Bismarcks kunstvolles Mächtegleichgewicht, das unter Caprivi langsam, dann immer schneller erodierte und schließlich die Mittelmächte in der Isolation zurückließ.

Wilhelm, den Politik so langweilte, dass er in manchen Jahren 200 Tage auf Reisen und auf der Flucht vor seinen Kanzlern war, war in seinen Entscheidungen erschreckend impulsiv, dabei flatterhaft und ein schlechter Stratege. Nicht unintelligent und - wie selbst seine Gegner und Kritiker sagen - von schneller Auffassungsgabe, fehlte ihm das nötige Quäntchen Empathie. Er hat - so trivial dies klingen mag - nie gelernt, mit anderen Menschen inter pares umzugehen und das verhinderte jedes echte Verständnis für seine politischen Gegner.

innenpolitisch suchte er bestimmt keinen frieden (kulturkampf, sozialistengesetze), dass versuchte eher der junge kaiser.

Seine Politik des sozialen Ausgleichs, die ihn scheinbar so viel versöhnlicher gegenüber der Sozialdemokratie machte als Bismarck entsprang allein dem brennenden Wunsch, von seinen Untertanen geliebt und geachtet zu werden.

Nach dem Vorbild seines großen Vorfahren Friedrich II., wollte er als väterlicher Anwalt des kleinen Untertanen kurzzeitig sogar hart gegen die vom Streik bedrohten Unternehmer im Ruhrgebiet durchgreifen. Und wie Friedrich fand er hier seine casa Arnold.

Die bebelsche Verweigerungshaltung quittierte Wilhelm bald mit Unverständnis und Beleidigtsein. Dem kurzzeitigen paternalistischen Anbiedern folgte schon bald eine Politik der Ausgrenzung und Ablehnung der Arbeiter, die - für ihn unverständlich - sozialdemokratische Reichsfeinde zu ihren Anführern machten und sich in Gewerkschaften organisierten.

Außenpolitisch war Wilhelm der "Maulheld", der Frankreich (Marokkokrisen), China (Boxeraufstand) und England (Daily-Telegraph-Interview und Krüger-Depesche) gerne drohte, im Angesicht des bevorstehenden Weltkrieges aber selbst erschrak und die Vettern in London und St. Petersburg mit Brandbriefen zum Frieden aufrief.

So muss er wohl von der Schuld, einen Krieg gewollt herbeigeführt zu haben, frei gesprochen werden. Wenn dieses Wilhelminische Deutschland allerdings eine über vierzigjährige Epoche ohne Krieg und Revolution erlebte, dann trotz und nicht wegen dieses Mannes an seiner Spitze.
 
innenpolitisch suchte er bestimmt keinen frieden (kulturkampf, sozialistengesetze), dass versuchte eher der junge kaiser.
Nicht einmal beim jungen (Hervorhebung von mir) Kaiser bin ich mir sicher, dass er innenpolitisch Frieden suchte (höchstens treue Untertanen) und schon gar nicht beim späteren Wilhelm. Der (nicht umgesetzte) Staatsstreichgedanke zog sich über Jahrzehnte durch Wilhelms Politik - also sicher kein Mann des Ausgleichs und des innenpolitischen Friedens.

Und wie sagte er doch im kleinen Kreis, zitiert nach Bülow: "Erst die Sozialisten abschießen köpfen und unschädlich machen, wenn nötig, per Blutbad, und dann Krieg nach außen." (Wolfgang J. Mommsen: War der Kaiser an allem schuld?, Berlin 2005, S. 115)
 
Zurück
Oben