Verhältnis Hauptstadt Paris vs. Rest des Landes

Ovidius

Mitglied
Hi,
ich frage mich wie das Verhältnis zwischen der Hauptstadt Paris und dem Rest des Landes, den Provinzen, zur Anfangsphase der Französischen Revolution und während des Bürgerkrieges 1793 war.
 
Paris war natürlich vor allem von den Nahrungsmitteln abhängig, welche aus der Provinz kamen.

Wenn Du es politisch meinst, gibt es verschiedene Aspekte. Paris war natürlich DAS herausragende politische Zentrum. Eine wichtige Rolle hatte es schon vor 1789 als Sitzungsort des mächtigsten französischen Parlaments gespielt. Auch lebte in Paris der Duc d'Orléans, welcher immer wieder in Opposition zum König stand.

Mit der Übersiedelung der königlichen Familie nach Paris wurde die Stadt endgültig der Ort, an welchem die Politik gemacht wurde.

Natürlich sollte die Nationalversammlung, dann die Gesetzgebende Versammlung und daraufhin der Nationalkonvent alle Bürger Frankreichs repräsentieren. Die aus den Wahlen hervorgegangenen Gewinner, besonders der Gironde standen aber gerade im Verhältnis zur Commune von Paris in einem gewissen Gegensatz. Mit Hilfe vor allem der Commune und der Sansculottes wurde die Gironderegierung im Juni 1793 gestürzt. Diejenigen, welche den Sturz zu verantworten hatten, regierten fortan ohne Wahlen v.a. gestützt auf die Sansculottes.

Mit den Ereignissen in Paris war man auf dem Lande in unterschiedlichem Maße und aus unterschiedlichen Gründen unzufrieden.

Entsprechend kam es zu Unruhen in verschiedenen Regionen gegen die Pariser Regierung. Zu nennen wären v.a.:
1. Die Erhebung in der Vendée und Bretagne nach der Hinrichtung des Königs.
2. Der Bürgerkrieg, welcher von geflohenen Girondisten in Bordeaux mobilisiert wurde.

Von den Girondisten wurde die Gefahr, welche von der Allmacht der Commune in Paris ausging erkannt und daher wurde diese von den Girondisten bis zur Vernichtung der Girondisten im Juni 1793 bekämpft.

Einen besonderen Anteil hatte die Commune wahrscheinlich an den Septembermorden, welche von der Gironde - z.B. durch Brissot http://www.geschichtsforum.de/252780-post17.html -entschieden verurteilt wurden. http://www.geschichtsforum.de/f16/septembermorde-1792-a-19211/
 
Warnruf an die Pariser
Anonyme Flugschrift, Sommer 1788:
Leichtfertige Pariser! Ihr lauft in die Theater, in die Kaffee­häuser und zu allerlei Belustigungen, während die Monar­chie in Gefahr ist und eure Feinde darauf aus sind, eure Ketten noch schwerer zu machen und euch zu Sklaven herabzudrücken. Ihr verharrt in törichter Untätigkeit, wäh­rend ihr doch daran denken solltet, euch zu verteidigen! Vergeblich vertreten in Liebe zum Vaterland entbrannte Schriftsteller eure wankende Freiheit: Ihr aber helft ihnen nicht bei ihren großmütigen Bemühungen und verbleibt unbeteiligt und gleichgültig. Schaut auf die Bretagne, die Guyenne, das Languedoc und das Dauphine: Dort sammelt sich das Volk, fasst Beschlüsse, um das Joch abzuschütteln, das man ihm auferlegen möchte, und um seine Rechte zu schützen; und ihr, die ihr den Provinzen ein Beispiel geben solltet, redet kaum über die Revolution, die im Kommen ist; ihr macht euch noch ein Vergnügen daraus, und eure Tage vergehen in einem läs­sigen und verweichlichten Leben. Ihr Memmen! Streift die­se schändliche Teilnahmslosigkeit ab, die ans Verbrechen grenzt, erhebt euch gegen den Klerus, den Adel und den Richterstand, die miteinander eng verbündet sind, und duldet nicht, dass an die 600000 Menschen für 24 Millio­nen die Gesetze machen! Seid ihr einverstanden, dass der Klerus Straf- und Abgabenfreiheit, der Adel Privilegien, der Richterstand Prärogativen für sich beansprucht, als wäre es keine Schande, von Abgabenfreiheit, Immunität und Privilegien zu sprechen, wenn sich der Staat in Nöten und der größere Teil der Nation im Elend befindet? Schart euch um den König, bildet einen Schutzwall, unterstützt seine Autorität und die Unabhängigkeit seiner Krone! [...]

Von wem ist diese wahrscheinlich verfasst worden? Pariser Bürgertum? Bauern der Provinzen?
 
Dann muß ich wohl versuchen, meinen Beitrag nachzuerzählen ;-)

Das Verhältnis zwischen Paris und der Provinz war schlecht.
Es gab natürlich auch revolutionäre Aktivisten im Rest von Frankreich - aber im wesentlichen wurde dort nur (meist gegen erhebliche Widerstände) nachvollzogen, was in Paris vorgedacht und entschieden worden war.

Und dieser Nachvollzug wurde mit erheblicher Brutalität durchgesetzt, siehe dazu der Bürgerkrieg (manche sagen auch Völkermord) in der Vendée, die Strafexpeditionen gegen Städte wie Lyon, Marseille, Bordeaux und Nantes.

Es gibt da interessante Parallelen zu früheren Jahrhunderten, insbesondere zu den Albigenserkreuzzügen oder dem hundertjährigen Krieg.

Ein Professor von uns hat das (natürlich polemisch übertrieben) so formuliert: "Die französische Revolution war der Abschluß des jahrhundertelangen Eroberungskriegs der Region Ile-de-France gegen das restliche Frankreich."
Das wird in manchen Gegenden Frankreichs durchaus so gesehen.
 
@ R.A.

Scharfe Worte, aber nicht so verkehrt.

Ich denke aber auch man muss die Ursachen gleichfalls in der völlig anderen sozialen Problematik der Großstadt Paris suchen. Zu ähnlichen Ausschreitungen wie in Paris kam es ja gerade in anderen großen Städten,



Ganz außen vor, weil hier den Rahmen sprengend, sollte man den religiösen Aspekt lassen. Der Rückhalt des Katholizismus war auf dem Land ein ganz anderer, während die aufklärerischen, antiklerikalen Ansichten gerade in den bedeutenden Städten und allen voran Paris auf einen weitaus fruchtbareren Boden fielen, wozu noch kam, dass die Auswürfe der Libellisten in den Städten viel mehr Verbreitung und Wirkung hatten als auf dem Lande.
 
Woher hast Du das Zitat? Wo hast Du es gelesen?

Aus dem Themenheft "Geschichte und Geschehen; Französische Revolution" auf S. 21 habe ich es her, stammt ursprünglich aus "Appel aux Parisiens et Appel de toutes convocations d'Etats généraux oú les Députés du troisiéme Ordre ne seraient pas supérieurs aux deux autres. Bibl. Nat., Lb 39 830. Nach Markov, Revolution im Zeugenstand, Frankfurt a. Main 1987, S 19f.".

Ich tippe auf einen Pamphletisten aus der Zeit. Ein Bauer schreibt sowas wohl kaum.
Vielleicht ein Adliger, der die Bauern/den Dritten Stand vertrat... Bauern konnten ja auch nicht unbedingt lesen und schreiben. Aber ihre Meinung dennoch mündlich kundtun, die dann durch wen verschriftlicht wurden.

Das was in Paris entschieden worden war, betraf letztendlich doch zumeist den Dritten Stand und fiel zu dessen Ungunsten aus und dies fand schließlich überwiegend in den Provinzen statt.
Letztendlich wurde die Revolution doch auf dem Lande entfacht und nicht in Paris. Die Pariser sind diejenigen, die untätig sind, was denen aus den Provinzen nicht gefiel, weshalb diese Flugschrift entstand, um die Leute in der Großstadt "wachzurütteln". Auch die aus der Großstadt sollen - nach Ansicht der Bauern/des dritten Standes aus den Provinzen - mit gegen Unterdrückung und für die Gesetze kämpfen.

Die Revolutionären waren demnach überwiegend auf dem Lande - nicht größtenteils in Paris - vorzufinden, die aber aufgrund von Bildungdefiziten durch andere (u.a. durch Pariser) vertreten wurden.

Ich weiß nicht, ob ich Euch richtig verstanden habe, aber ich denke so wird es womöglich gewesen sein.
 
@Brissotin:
Natürlich gab es soziale und kulturelle Unterschiede zwischen den Städten und eben gerade Paris und dem flachen Land.
Und das erklärt einen Teil der Konflikte, gerade in der Religionsfrage.

Aber wenn man von der Vendée absieht, sind es ja gerade die (konkurrierenden!) Großstädte Frankreichs, die besonders hart von den Pariser Revolutionären zur Unterordnung gezwungen wurden.

Und es gibt einige wichtige Maßnahmen der Revolutionäre, die lassen sich nur sehr begrenzt mit den eigentlichen Revolutionszielen begründen: Die rigorose Zentralisierung, die Abschaffung der regionalen Parlamente und aller lokalen Sonderrechte, die Errichtung der Départements mit Einsetzung von aus Paris entsandten Präfekten ...

Da übernehmen und vollenden die Revolutionäre die Machtpolitik, die das französische Königshaus, basierend auf der Region Paris/Ile-de-France, über Jahrhunderte betrieben hatte.
 
Letztendlich wurde die Revolution doch auf dem Lande entfacht und nicht in Paris. Die Pariser sind diejenigen, die untätig sind, was denen aus den Provinzen nicht gefiel, weshalb diese Flugschrift entstand, um die Leute in der Großstadt "wachzurütteln".
Vorsicht!
Das ist erst einmal eine Behauptung des Pamphletisten. Und wie das so mit politischer Propaganda ist - das muß überhaupt nicht wahr sein.

M. W. gab es zwar eine breite Unzufriedenheit über die Steuerlasten, und natürlich vor allem auf dem Land bei den Bauern, die diese Last vorwiegend zu tragen hatten.
Und die erwähnten Vorgänge in der Bretagne etc. könnten Petitionen o. ä. sein, diesen Mißständen abzuhelfen.

Aber von "Revolution entfachen" ist das noch weit weg, die Revolution war im wesentlichen eine Pariser Sache und ging weit über das hinaus, was der Pamphletist vier Jahre vorher forderte.
 
1.
Aus dem Themenheft "Geschichte und Geschehen; Französische Revolution" auf S. 21 habe ich es her, stammt ursprünglich aus "Appel aux Parisiens et Appel de toutes convocations d'Etats généraux oú les Députés du troisiéme Ordre ne seraient pas supérieurs aux deux autres. Bibl. Nat., Lb 39 830. Nach Markov, Revolution im Zeugenstand, Frankfurt a. Main 1987, S 19f.".

2.
Vielleicht ein Adliger, der die Bauern/den Dritten Stand vertrat... Bauern konnten ja auch nicht unbedingt lesen und schreiben. Aber ihre Meinung dennoch mündlich kundtun, die dann durch wen verschriftlicht wurden.

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Das was in Paris entschieden worden war, betraf letztendlich doch zumeist den Dritten Stand und fiel zu dessen Ungunsten aus und dies fand schließlich überwiegend in den Provinzen statt.

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Letztendlich wurde die Revolution doch auf dem Lande entfacht und nicht in Paris. Die Pariser sind diejenigen, die untätig sind, was denen aus den Provinzen nicht gefiel, weshalb diese Flugschrift entstand, um die Leute in der Großstadt "wachzurütteln". Auch die aus der Großstadt sollen - nach Ansicht der Bauern/des dritten Standes aus den Provinzen - mit gegen Unterdrückung und für die Gesetze kämpfen.

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Die Revolutionären waren demnach überwiegend auf dem Lande - nicht größtenteils in Paris - vorzufinden, die aber aufgrund von Bildungdefiziten durch andere (u.a. durch Pariser) vertreten wurden.

Ich weiß nicht, ob ich Euch richtig verstanden habe, aber ich denke so wird es womöglich gewesen sein.
1.
Ich schau mal rein. Müsste in Band 2 sein.

2.
Es könnte ein adeliger Schreiber solcher Pamphlete sein. Ich würde dennoch eher auf einen gedungenen Bürgerlichen tippen, der von einem antiköniglichen Oppositionellen bezahlt wurde.

3.
Auf welchen Zeitpunkt beziehst Du Dich? Auf 1788?

4.
Was wurde auf dem Lande entfacht? Es gab die Unruhen 1788 außerhalb von Paris, als die Bevölkerung vom Adel aufgestachelt wurde, was dann zur Forderung nach der Einberufung der Generalstände führte.

5.
Robespierre kam aus Arras. Desmoulins beispielsweise kam zwar aus der Provinz, hatte sich aber schon früh in Paris niedergelassen und wurde 1789 zu einem Wortführer in den Unruhen des Juli.
 
Und es gibt einige wichtige Maßnahmen der Revolutionäre, die lassen sich nur sehr begrenzt mit den eigentlichen Revolutionszielen begründen: Die rigorose Zentralisierung, die Abschaffung der regionalen Parlamente und aller lokalen Sonderrechte, die Errichtung der Départements mit Einsetzung von aus Paris entsandten Präfekten ...

Da übernehmen und vollenden die Revolutionäre die Machtpolitik, die das französische Königshaus, basierend auf der Region Paris/Ile-de-France, über Jahrhunderte betrieben hatte.
Das ist richtig.

Dabei sind viele Akteure widersprüchlich. So erkannten zwar vor allem die Girondisten, dass die Gefahr des direkten Einflusses der Regierung und des Konvents durch die Pariser schlecht war, befürworteten aber dennoch prinzipiell die verhängnisvolle Fortsetzung der zentralistischen Tendenz, welche in der robespierristischen Diktatur wohl ihren Höhepunkt erreichte.

Andererseits trugen die Nationalgarden bspw. aus Marseille, die nach Paris kamen zu den Ereignissen wie dem 10. August bei, welche eben die Pariser Revolution in einen noch größeren Gegensatz zur gesamtfranzösischen Stimmung stellte.

An diesen Widersprüchen gemessen funktionierte die Diktatur sogar recht gut. Erstaunlich für mich ist, warum es keinen Marsch des Militärs bspw. auf Paris gab und vor allem les Bleus weiterhin zu der Pariser Regierung hielten.
 
Das was ich feststelle, ist dass Ihr beide ziemlich kompliziert schreibt, wobei ich R.A. eher nachvollziehen kann, aber in Bissotin Ansicht teils "Denkfehler" sehe.

Robespierre kam aus Arras. Desmoulins beispielsweise kam zwar aus der Provinz, hatte sich aber schon früh in Paris niedergelassen und wurde 1789 zu einem Wortführer in den Unruhen des Juli.

Für mich ist das ein Beleg dafür, dass die Revolution gerade eben auf dem Lande groß wurde.
Bauern = vom Lande/Provinz
Bauern waren unzufrieden, wegen:
- hohe Steuerlasten
- wenig Rechte
- ...
Robesspierre = Provinz Arras --> reiche Advokaten Famile --> ebenfalls Jurastudium in PARIS --> hohe Bildung

Desmoulins = Provinz --> Advokat & Journalist --> hohe Bildung --> Pariser
Beide hatten genau das, was die Bauern nicht hatten: BILDUNG. Durch diese beiden gebildeten Herren gelang es den Bauern vertreten zu werden. Sie wurden vertreten, weil Desmoulins die schlechten Verhältnisse aus der Provinz kannte und er sich mehr FREIHEIT, GLEICHHEIT, BRÜDERLICHKEIT für die schwächeren Menschen wünschte.
Er kannte den Kontrast zwischen Elend und sozial-starken Schichten in Paris. Dies wollte er -zumindest etwas - egalisieren.

Ferner sollte noch erwähnt werden, dass man sagen kann, dass die Revolution von 1788 bis 1804, nämlich bis zur Krönung Napoleons, war. Epochen lassen sich nicht unbedingt genau "festnageln".
Alles fing auf dem Lande 1788 mit Unzufriedenheiten an u.a. - wie bereits erwähnt - Steuerlasten, wenig Nahrung, Getreidepreisanstieg, Prunk des Adels ...

Auch die chinesische Revolution ist aus ähnlichen Gründen entstanden: Dürre, Überschwemmungen, Hungersnöte, keine Menschen- & Bürgerrechte, Fiskalkrise,...
 
@ Ovidius

Aber Du willst doch wahrscheinlich nicht abstreiten, dass eben auf dem Land die Revolution auch erhebliche Probleme hatte und sich zumindest in Westfrankreich die Bauern lieber den Adeligen unterstellten um diejenigen zu bekämpfen, welche sie aus Paris mit Neuerungen und staatlichen Zwangsmaßnahmen, umfangreiche Rekrutierungen usw. beglücken wollten?

Die wenigen Rechte bedrückten obendrein in der Stadt genauso wie auf dem Land. Die Bildung der Unterschicht war in der Stadt auch nicht besser als auf dem Lande.
Die Probleme waren nur andere. :winke:

PS: Tut mir natürlich leid, wenn Du R.A. besser verstehst als mich. Wobei, eigentlich kann ich R.A. auch gratulieren. Immerhin sind er und ich uns zumindest einig.
 
Zuletzt bearbeitet:
PS: Die Revolution endete 1799.:winke:

Bonaparte hatte sie selbst für beendigt erklärt.

Es gab aber noch Nachwehen und weiterhin vor allem von royalistischer Seite Versuche, das Konsulat zu stürzen. Pichegru bspw. endete im Kerker. George Cadoudal starb ebenfalls 1804.
 
Ich habe jetzt einmal den ganzen "Warnruf ..." gelesen. Immerhin erstreckt er sich in "Revolution im Zeugenstand" über etwa 5 Seiten(!). Von daher ist auch nicht ganz klar, ob es dem Autor nun so primär um das Wachrütteln der Pariser geht. Relativ rasch wendet er sich historischen Beispielen der Widerspenstigkeit des Adels zu, nennt Ereignisse rund um die Zeit der Fronde. Die Anmaßungen des Adels auch gegen den König und dessen Autorität kritisiert er. Ein wenig nimmt er sogar Calonne in Schutz, die Versuche die ersten beiden Stände mit Abgaben zu belasten lobt er. Im letzten Teil der Schrift geht es um die Generalstände vor allen Dingen und dass man darauf achten solle, dass diese nicht nur von Adel und Klerus missbraucht würden, was, nach dem Autor, der Fall wäre, falls sie nicht weniger Abgeordnete als der dritte Stand stellten.

Ich würde zur Ansicht von R.A. tendieren. Was der Autor vorgibt zu wollen und tatsächlich beabsichtigt könnten zweierlei sein. Das Leitbild anhand der Unruhen auf dem Land könnten auch nur ein Vehikel zu der eigentlichen Botschaft am Ende des Textes sein. Vorrangig geht es dem Autor darum den renitenten Adel und den Richterstand, von dem er spricht, bloßzustellen. Dabei laviert der Verfasser zwischen einer Haltung, welche dem dritten Stand zugeneigt ist und einer, welche durchaus auch die Autorität des Königs verteidigen möchte. Bis zum Ende des Abschnitts über die Fronde konnte ich mir auch gut vorstellen, dass der Autor schlicht ein Anhänger des Königs war und von einem Vertreter der "Alten Schule"(+) bezahlt worden war.


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Die "Alte Schule" war eine Art Hofpartei, welche in erster Linie hinter einem Absolutismus katholischer Prägung stand, welcher der Philosophenpartei feindlich gegenüber stand.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bis zum Ende des Abschnitts über die Fronde konnte ich mir auch gut vorstellen, dass der Autor schlicht ein Anhänger des Königs war und von einem Vertreter der "Alten Schule"(+) bezahlt worden war.
Da ich den kompletten Text nicht kenne, kann ich das natürlich nicht beurteilen.
Aber die proklamierte Königstreue kann auch einfach nur ein Hilfsmittel sein, um "umstürzlerische" Forderungen veröffentlichen zu können, ohne Repression befürchten zu müssen.
 
Übrigens noch ein Nachtrag zur These mit "jahrhundertelanger Bürgerkrieg zwischen Paris und Provinz":
In dieser Traditionslinie (die existiert, aber natürlich nur einen Teilaspekt beschreibt) ist die französische Revolution zwar ein Höhepunkt (mit kompletter Durchsetzung des Zentralismus), aber nicht der Abschluß.
Die Kämpfe um die Kommune 1871 gehören auch noch in diesen Kontext - da hat halt die Provinz gewonnen (ohne aber die Entwicklung zurückdrehen zu können).
 
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