Verschwinden der Bürgerkavallerie

Legat

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Warum (und wann?) verschwanden eigentlich die Equites als Schlachtkavallerie?

Eine Theorie besagt ja, dass sie wärend des Bundesgenossenkrieges abgeschafft wurde.
"Der Bundesgenossenkrieg habe die Römer zur äußeren Ausschöpfung ihres Menschenpotentials gewzungen. Während mittlerweile in den Provinzen zahlreiche berittene Hilfstruppen existierten und herangezogen werden konnten, habe es an der Rekrutierungsbasis für die Legionsinfanterie gefehlt. Deshalb sei die adelige Jugend in den Legionen eingesetzt worden. Da die Bundesgenosen am Ende des Krieges das volle römische Bürgerrecht zugestanden bekamen, hätte ihr Adel von un an gleichberechtigt im Equitatus dienen und sich die hieraus resultierende günstige Ausgangsbasis für die politische Laufbahn verschaffen können. Um das zu verhindern, habe die römische Elite auf eine Wiederbelebung der Adelskavalerie verzichtet."(McCall 2002, 100-113)

Wie seht ihr das?
 
Ich gehe davon aus, dass erfolgreichere Kavallerie die Equites auf dem Schlachtfeld verdrängt hat. Zu viel waren die sowieso nicht fähig, mal abgesehen von Flanken decken und fliehende Gegner verfolgen. Wozu römische Adlige in die Schlacht schicken, wenn man hervorragende Gallische und/oder Germanische Reiter aufbieten kann? Zu "wann" , das ist schwer zu sagen, wird wohl nicht von einem Tag auf den anderen passiert sein. Schätze den Zeitraum auf 200 v.Chr.
 
Ich finde die Equites standen der Auxiliarkavallerie in punkto Qualität in nichts nach. Ihr Problem war nur immer ihre geringe Zahl, da sie sich ausschließlich aus dem römischen Adel rekrutierte.
 
Ich sagte "hervorragende fremde Kavallerie" , nicht "bessere". Ich glaube wir sind uns einig, die Equites waren 1. zu wenige und 2. fragt sich ein Adliger doch, warum er umherreiten soll wenn es auch Germanen tun können.
 
Eintritt beiden Equites war Grundvorraussetzung um ein militärisches Amt zu erreichen. Und das wiederum erleichterte eine politische Laufbahn.
 
10 Jahre glaube ich. Ihr militärischer Nutzen war aber trotzdem bedeutend geringer als jener professioneller Kavalleristen anderer Völker.
 
Über welchen Zeitraum wollt ihr genau reden? Die Equites von 500 v. Chr. haben eine andere Rolle/Zusammensetzung als die Equites 200 v. Chr. oder gar zum Ende der Republik. Gleiches gilt für die politische Karriere in Rom oder die Kampfweise der Armee.
 
NUua sie verschwanden als Schlachtkavallerie. Das wann und warum ist hier die Frage. Ist das Wann geklärt dann wissen wir auch die Rolle/Zusammensetzung die sie kurz vor ihrem Verrschwinden hatte.
 
Nunja, die römische Reiterei war in der Frühzeit nicht existent, einfach durch die Umstände unter denen sich Rom entwickelt hatte. Der Kampf wurde wie in Griechenland mit Phalanx und leichten Fußvolk ausgetragen, die Reiterei spielte dabei eine geringe Rolle. Erst als man in Kontakt mit Völkern kam, die selbst eine starke Reiterei auf dem Schlachtfeld einsetzten, muss sich der Gedanke gebildet haben, dass die römische Armee ebenfalls starke Reiterverbände braucht. Diese wurden dann aber von den Bundesgenossen bzw. Verbündeten gestellt die damit schon Erfahrungen hatten.

Falls du auf den Begriff der "Equites" hinaus willst, so ist darin wohl eher ein finanzielles Sortierkriterium zu sehen. Es war teuer, ein Pferd und die passende Ausrüstung zu unterhalten, und wer dies konnte, der wurde eben anders beurteilt als jemand der diese finanziellen Möglichkeiten nicht hatte. Möglicherweise geht es wie in Griechenland auch noch in die Zeit vor der Phalanx und Hoplitentaktik zurück, als es soetwas wie einen aristokratischen Einzelkampf gab, in dem Berittene natürlich wichtig waren.
 
Nun Adelige bekamen von Staat ein Pferd gestellt. Equites equo publico nannte man die dann. Andere mussten es sich selber kaufen und hießen Equites equo privato und waren weniger angesehen.
Reiterei war Pflicht, wenn man den geschlagenen Gegner verfolgen wollte. Auch wärend der Schlacht sehr nützlich um der gegnerischen Phalanx in die Seite oder den Rücken zu fallen.
Klar war beiden Griechen die Phalanx wichtiger, immerhin rekrutierte sich hieraus die Mehrzahl der Bürger und genoss deshalb hohes Ansehen. Aber wichtig war die (meist auschließlich aus dem Adel bestehende)Kavallerie in der Schlacht schon.
Ähnlich wird es bei den Römern ausgesehen haben.
 
Bei der Rolle der "nationalrömischen" Reiterei in der späten Republik muss man zwei Faktoren beachten.
Erstens die immense Expansion des Reiches, vor allem während des 2. Jhd. v. Chr.
Zweitens der recht begrenzte Umfang des römischen und auch des italischen Ritterstandes.

Die von Legat bereits erwähnten Ritter mit "Staatspferd" (equus publicus) waren nie mehr als 1800. Die Anzahl der Reiter mit Privatpferd ist unbekannt. Bedenkt man nun aber dass gerade der Bundesgenossenkrieg und die Diktatur Sullas besonders viele Opfer unter dem römischen und italischen Ritterstand forderte kann man sich ausrechnen wie schwierig es wurde eine geschlossene Truppe aufrechtzuerhalten.

Der enorme Bedarf an Soldaten aller Waffengattungen hatte ja bereits seit dem zweiten punischen Krieg dazu geführt dass man die römisch/italischen Truppen immer mehr mit ausländischen Verbündeten kombinierte.
Bei den Kämpfen mit Makedonien und den Seleukiden etc. waren ständig lokale Bundesgenossen dabei.
Die soziale Schieflage infolge der ständigen Kriege und der ungleichen Verteilung des Reichtums dürfte ohnehin die Rekrutierungsgrundlage in Italien geschmälert haben. Von daher war es effektiver, und für die Betroffenen sicher auch reizvoller, dass sich der Reiteradel zum Offiziersadel wandelte.

[Noch eine Anmerkung: Das Staatspferd machte die Existenz als Reiter nicht einfacher. Ein römischer Reiter musste auf einem Feldzug drei Pferde mit sich führen, ein italischer Bundesgenosse deren zwei.]

Einen genauen Zeitpunkt zu nennen an dem die Bürgerkavallerie als geschlossen Truppe verschwand ist schwierig, während der Bürgerkriege im 1. Jhd. v. Chr. gab es noch Aufgebote.
Manche Autoren gehen mit gutem Grund davon aus dass die "echte" römische Reiterei in Form der Legionsreiter bis in die Kaiserzeit überdauerte (auch für die Reiter in einer Legion war das römische Bürgerrecht zwingend).
 
Hab auch gelesen, dass die Bürgerkavallerie nie wirklich verschwand. Nur als geschlossene Schlachtformation wurde sie nicht mehr eingesetzt. Stattdessen wurden deren Mitglieder als Meldereiter, etc eingesetzt.
Wie Secundus sagte wurde aus dem Reiteradel der Offiziersadel.
 
Das widerspricht sich. "Reiteradel" wird zu Meldereitern...
Die Legionsreiterei hinterließ Spuren ihrer Zusammensetzung. Berühmtester Fall ist der bekannte Maximus, welcher Deccebalus "fing".
Sollte diese Theorie also als Lösung auf die Fragen nach dem Verbleib der equites stehen, wäre sie gegen zu prüfen.
 
Ich hatte ja auch geschrieben Reiteradel wird zu Offiziersadel.
Die begrenzte Anzahl an Angehörigen des Ritterstandes bildete dann selbst keine Truppe mehr, sondern wurde als Präfekten der Auxilien eingesetzt (beritten oder zu Fuß).
Die Übergangszeit ist die Zeit der Bürgerkriege.
Die Legionsreiter der Kaiserzeit konnte man dann natürlich nicht mehr dem Ritterstand entnehmen, waren gleichwohl aber römische Bürger. Daher der letzte "Abglanz" der Bürgerkavallerie.
 
Ich zitiere mal "Die Reiter Roms - Teil 2" von Marcus Junkelmann:
"Sieht man von einigen sporadischen Adelsaufgeboten während der Bürgerkriege des 1. Jahrhunderts v.Chr. ab, hörenwir in den Quellen letztmals von Einsätzen der nationalrömischen Kavallerie in denJahren 140 und 113 v.Chr. Mit der Heeresreform des Marius im ausgehenden 2. Jahrhundert v.Chr. scheint die nationalrömische Reiterei als geschlossen eingesetzte Waffengattung ganz verschwunden zu sein.
Der Niedergang der alten römischen Kavallerie hatte vornehmlich zwei Gründe. Zum einen verhinderte ihr gesellschaftlich elitärer Charakter einenausreichend quantitativen Ausba der traditionellen Reitertruppe, zum anderen verlagerten die mit der Eroberung des Weltreiches im 2. Jahrhundert v.Chr. ins Ungeheure gewachsenen militärischen und zivilen Aufgaben des Adels sein Tätigkeitsfeld auf eine andere Ebene. Sache der Aristokraten war es jetzt nicht mehr, in geschlosenen Truppenkörpern zu kämpfen, sondern als Offiziere und als Beamte die Führung des Reiches zu übernehmen. Wahrscheinlich fanden schon früh erfahrene equites als Kommandeure von Bundesgenosseneinheiten Verwendung. Aus diesem Ansatz entwickelte sich in der späten Republik und dann vor allem in der Kaiserzeit die Führungsfunktion des Ritteradels."


Alsdo das mit den Meldereitern hatte ich wohl falsch im Gedächtnis....
 
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