Vestalinnen "Grab"

Nergal

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Wieder mal eine meiner etwas, manche würden sagen, morbiden oder extrem merkwürdigen, aber trotzdem interessanten, Fragen:
Haben moderne Archäologen jemals die Hinrichtungsstätte einer vestalischen Jungfrau gefunden? Damit meine ich jene unterirdisch angelegten Kammern wo man unkeusch lebende Vestalinnen lebendig eingemauert hat?
Es soll ja ungefähr bekannt sein wo diese gelegen haben, richtig?
 
Eigentlich nicht. Zum einen sind die Gräber in und um Rom nicht so gut erhalten - die vielen gut erhaltenen wurden meistens anderweitig zwischengenutzt - zum anderen ist es nicht klar, ob die Vestalinnen in z. B. einer Familiengrablege oder einer Hinrichtungsstätte "beerdigt" worden sind. Zum dritten wird auch in den Quellen immer wieder betont, wie selten sowas vorkam.
Wenn du was makabres finden willst, kannst Du auf dem Forum Boarium nach den mind. je vier Griech- und GallierInnen suchen, die dort zu verschiedenen Zeiten geopfert wurden. Wahrscheinlich in den Fundamenten späterer Tempel.
 
Ich weiß auch nicht, ob die Kammern bestehen blieben, also die wurden zwecks Hinrichtung eingemauert, was aber einerseits wohl keine richtigen Räume, sondern eher Nischen waren und dann ist nicht gesagt, dass die dort blieben und nicht später wieder entfernt wurden, sonst hätte man theoretisch nicht nur Kammern, sondern auch Gebeine finden müssen.
 
Soweit mir bekannt waren diese Kammern groß genug um eine Bett aufzunehmen so wie Nahrung für eine kurze Zeit, die Vestalinnen wurden also nicht stehend irgendwo vergraben.
 
An der Porta Collina ist ja im 19. Jhdt. und 1996 gegraben worden.
Suchergebnisse zur Porta Collina: DAI Zenon
Suchergebnis zum "lebendig vergraben werden" der Vestalinnen: DAI Zenon
Und noch ein französischer Beitrag zum Thema:
DAI Zenon
 
Indem du den bibliographischen Angaben folgst und schaust, in welcher Bibliothek du sie finden kannst.
 
Ich meine, irgendwo gelesen zu haben, daß es für zum Tod durch Einmauern verurteilte Vestalinnen noch die (natürlich nicht offizielle) Möglichkeit der Flucht gab. Gab es keine Abstufungen? Es wäre ja möglich, daß dies nicht unbedingt eine Todesstrafe war, sondern eine Art zeitlich begrenzter Haft, je nach Schwere des Vergehens.

Wiki:
Auffällig ist auch, dass die Verurteilte durch die Bereitstellung von Bett, Lampe und Nahrungsmitteln gleichsam eine symbolische Lebensgrundlage in ihrem Verlies erhält. Bereits Plutarch vermutet darin eine rituelle Fiktion, die vorgeben sollte, dass die Priesterin nicht wirklich getötet wurde. Dies könnte darauf hindeuten, dass man eher daran interessiert war, sie aus der Öffentlichkeit der römischen Welt zu verbannen als sie zu töten.

Später wird dann noch erwähnt, daß es keinen Totenritus für Vestalinnen gab. Ich bin mir nicht sicher, ob die Verbannung unter die Erde immer ein Todesurteil war, das ist umstritten.
 
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