Veteranen der "falschen" Seite

Repo

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Rovere hat mich da auf ein interessantes Thema gebracht.

Ich habe nicht viel Ahnung von der Materie, kenne nur ein paar Einzelfälle.

1. 1815 hat der württ. König Friedrich tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, die Versehrten und Veteranen aus Rheinbundszeiten aus der Veteranenversorgung auszuschließen. "Falsche Seite".
Der Grund für die Gründung des "Württ. Kriegervereins", der demnach wenig kriegerisches an sich hatte, sondern lediglich ein Vorläufer des VdK war.

2. Mein Vater hatte einen Freund, Elsässer, seit Kaisers Zeiten in meiner Heimatstadt lebend, der hat 1939 den franz. Stellungsbefehl bekommen!
(haben sie im Großdeutschen Reich tatsächlich zugestellt) Den hat er ignoriert. Was ihm nach der franz. Besetzung 1945 ein paar Monate Gefängnis eintrug.

3. In den Vogesen, im stillen Wormsatal bei Metzeral, gibt es ein Denkmal für die im 2. WK gefallenen elsässer Pfadfinder. Aufschrift ".... wenn auch die meisten fremde Uniform trugen..." (sinngemäß übersetzt)



Ich denke, dass es da noch viele ähnlich gelagerte Fälle aus allen Zeiten geben wird.
Denke wäre interessant die zusammenzutragen.
 
Das hat mich an einen Artikel erinnert, den ich kürzlich bei der BBC gelesen habe, über Deutsche die im 2. Weltkrieg auf britischer Seite gekämpft haben:

BBC News - The Germans who took up arms against Hitler

Laut den Aussagen des Artikels hätten ca 10 000 Deutsche und Österreicher auf britischer Seite auf die ein oder andere Art und Weise gekämpft, oder waren zumindest in Uniform, und seien als "des Königs loyalste feindliche Fremde" bekannt gewesen, wobei die meisten- aber nicht alle- jüdischer Herkunft gewesen seien.
 
1. 1815 hat der württ. König Friedrich tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, die Versehrten und Veteranen aus Rheinbundszeiten aus der Veteranenversorgung auszuschließen. "Falsche Seite".
Das wäre aber sehr undankbar und doppelmoralisch gewesen. Dann hätte er auch seinen Königstitel samt annektierten Gebieten zurückgeben müssen.
2. Mein Vater hatte einen Freund, Elsässer, seit Kaisers Zeiten in meiner Heimatstadt lebend, der hat 1939 den franz. Stellungsbefehl bekommen!
(haben sie im Großdeutschen Reich tatsächlich zugestellt) Den hat er ignoriert. Was ihm nach der franz. Besetzung 1945 ein paar Monate Gefängnis eintrug.
Zahlreiche Elsässer waren dann in der Wehrmacht. Auch viele der "Sudeten-" und der "Batschka-Deutschen".
 
In einem Museum im Elsass (weissleider nicht mehr wo) war eine Schautafel über Elsässer die drei oder vier verschieden Uniformen tragen mussten:

Die französische zu Kriegsbeginn, dann die deutsche, dann Kriegsgefangenschaft in Russland und übergabe an die Briten in Persien, schliesslich die amerikanische Uniform der FFI.
 
In einem Museum im Elsass (weissleider nicht mehr wo) war eine Schautafel über Elsässer die drei oder vier verschieden Uniformen tragen mussten:

Die französische zu Kriegsbeginn, dann die deutsche, dann Kriegsgefangenschaft in Russland und übergabe an die Briten in Persien, schliesslich die amerikanische Uniform der FFI.


Ein schlagendes Beispiel wie es einen anschiffen kann....:grübel:


Eine Anekdote aus dem 1870/71er Krieg.

Die Bayern kämpften unter dem Befehl des pr. Thronfolgers und späteren Kaisers Friedrich III.
Als er nach einem Gefecht ein paar Bayern seine Anerkennung aussprach, soll sich ein bayerischer Grenadier geäußert haben:
"Das hätten sie mal sehen sollen, wie wir die Malefizpreussen sechsundsechsge ausigschlagen hätten, wenn Eure königliche Hoheit uns geführt hätten."

Wenn es nicht wahr ist, ist es jedenfalls gut erfunden.
 
1. 1815 hat der württ. König Friedrich tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, die Versehrten und Veteranen aus Rheinbundszeiten aus der Veteranenversorgung auszuschließen. "Falsche Seite".
Dieser König scheint ja wirklich eine bemerkenswert widerliche Type gewesen zu sein.

Sein schlechter Ruf war wohl auch der Grund dafür, daß Württemberg im Vergleich zu Baden viel weniger Beute machen konnte, als das alte Reich aufgeteilt wurde - die meisten Reichsstände wehrten sich mit Händen und Füßen gegen eine Inbesitznahme durch Württemberg und schlossen sich lieber Baden an (nicht daß die wirklich gefragt wurden von Napoleon - aber der hat wohl im wesentlichen abgesegnet, was sich die Fürsten unter den Nagel gerissen hatten).

Gerade fällt mir ein: Das hatten wir ja vor einem Jahr schon diskutiert:
http://www.geschichtsforum.de/f16/1...dwestdeutschland-27509/index3.html#post417927
 
Zuletzt bearbeitet:
Dieser König scheint ja wirklich eine bemerkenswert widerliche Type gewesen zu sein.

Sein schlechter Ruf war wohl auch der Grund dafür, daß Württemberg im Vergleich zu Baden viel weniger Beute machen konnte,

Aber im ganzen 19. Jahrhundert hat lediglich der Badenser Großherzog es geschafft sein Militär derart zu vera...schen, dass sie ihn zum Teufel gejagt haben.:rofl:
 
Das Museum von Hatten (zwischen Wissembourg und Haguenau) widmet den Elsässern die in den Reihen der deutschen Truppen kämpften (kämpfen mußten) eine eigene Ausstellung.
Hier werden einige aufschlußreiche Einzelfälle geschildert. Elsässer wurden ab einem bestimmten Zeitpunkt direkt zur Waffen-SS gezogen, sonst galt ja für diese Truppe fast nur die Anwerbung Freiwilliger. Dieser Entwicklung konnte man entgehen, indem man sich vorher freiwillig zur Luftwaffe oder zur Kriegsmarine meldete. In Saverne gab es einen Postboten, der immer wenn er Einberufungsbescheide von der Waffen-SS bekam, die entsprechenden Empfägen warnte, er werde den Brief am nächsten Tag zustellen. Die Angeschriebenen begaben sich dann eiligst nach Straßburg, um sich freiwillig zur Marine oder zur Luftwaffe zu melden.
 
Zahlreiche Elsässer waren dann in der Wehrmacht. Auch viele der "Sudeten- ... Deutschen".


Da das Sudetenland von 1938 - 45 zum Deutschen Reich gehörte, war es ja ganz normal, dass die Sudetendeutschen zur Wehrmacht eingezogen wurden. Sie galten damals als Inländer, genau wie Hessen, Preußen, Österreicher oder Rheinländer.

In den 20er und 30er Jahren wurden die Sudetendeutschen übrigens zur tschechoslowakischen Armee einberufen.
 
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