Es mag aber aus der klösterlichen Verwaltung sicherlich auch schon früher Aufzeichnungen geben,
Beispiel:
In den Acta Murensia (Mitte 12. Jh.) findet sich eine Stelle (Blatt 21), die beschreibt, welche Grundausstattung an Tieren für eine
Hube, also für einen Minimal-Bauernhof vom Kloster vorgesehen war:
... plaustrum cum quatuor bobus, sacofa [scrofa]
pregnans cum duobus porciculis anniculis, gallus cum duabus gallinis, quos ipse, qui accipit, debet ipso anno nutrire et reddere, quando et alii dant.
... ein Wagen mit vier Rindern, ein Mutterschwein und zwei jährige Ferkel, ein Hahn mit zwei Hennen, die der Empfänger das Jahr über selber füttern und seiner Zeit den Gebern zurückerstatten soll.
Soweit eine Momentaufnahme für das klösterliche Umfeld des Hochmittelalters im Schweizer Mittelland, wo vorwiegend Getreideanbau betrieben wurde.
Auffallend in der Aufzählung ist das Fehlen anderer Milch produzierender Tiere (Ziegen, Schafe). Man kann also annehmen, dass mit den
boves auch mindestens eine Milch gebende Kuh gemeint ist oder dass Ziegen bzw. Schafe vom Bauern selber organisiert werden mussten. Die Beigabe von Schweinen ist interessant, da ich deren Haltung auch bei einem Kloster doch eher zentralisiert vermute: Ein Schweinehirte für alle Schweine von verschiedenen Besitzern, der sie als Herde in den Wald führte, so wie es im städtischen Umfeld öfters bezeugt wurde. Wie das in Muri genau organisiert war, wird nicht beschrieben, jedoch schon, dass die Bauern einmal jährlich 4-5 Hühner und zwei Schweine ans Kloster zurück zu liefern hatten.
...et dabit hobarius V gallinas anno uno, altero quatuor.... In festivitate sancti Andrée dabit etiam duos porcos ...
Es ist nicht ersichtlich, wieviele Tiere, die zusätzlich aus dieser Basis entstanden, ein Hof versorgen konnte und wollte. Besonders schwierig scheint mir die Frage, wieviel Überschuss nach Abzug der Abgabepflicht und der Eigenversorgung auf den Markt gebracht werden konnte.
Daneben bestand im Mittelalter noch das Konzept der auf tierische Produkte spezialisierten Höfe und Zuchthöfe (
vaccariae, bercariae, armentariae bzw. Schweig-, Schwaig-, Senn- oder Grashöfe), die einen ganz anderen, ähnlich schwierig zu ermittelnden Tierbestand aufwiesen.
Auch dort kennt man manchmal nur die Anzahl Tiere, mit der die Höfe durch die Besitzer ausgestattet wurden und die wieder zurückgegeben werden mussten. Es gibt Schätzungen, dass die tatsächliche Anzahl Tiere auf solchen Höfen bis zu drei mal so viel betrug.