Viktor Suworow

Zur 30. "Gebirgsjäger"division:

Eigentlich handelt es sich hier um die 30. Schützendivision, die auch die Bessarabien-Besetzung 1940 mitmachte und somit schon lange in diesem Bereich der sowjetischen Südfront lag.

Die Division sollte 1941 in eine Gebirgs-Schützen-Division umgegliedert werden, an der Zusammensetzung: 35., 71., 256. Schützenregiment, 59. Artillerie-Regiment änderte sich nichts. Ich vermute mal, die Anzahl der Esel und Pferde wurde geändert, ansonsten kann nicht viel passiert sein (die RA verfügte ohnehin in der Artillerie über das vielseitige 7,6 cm Geschütz)

Die Division ging über Dnepropretovsk bis nach Rostov in den Rückzugskämpfen, landete 1942 im Nordkaukasus. Dann wurde sie umbenannt, 18.12.1942, in die 55. Garde-Schützen-Division

Zum Standort: die 30. G-SD war dem 48. SchützenK zugeordnet, Nordfront der 9. Armee. Der Hinweis von Suworow mit dem Gebirge ist falsch, da zwischen/südlich Kishinew/Chisinau und dem Pruth (48. Schützen-K, Grenze zur 18. Armee im Juli 1941) das Kornesti-Massiv liegt.

Nebenbei, und das relativiert Suworows Darstellung:
Auch auf rumänischer Seite wurde für die Besetzung der Nordbukowina das rumänische Gebirgs-Korps (8. Kavallerie, 1., 2., 4. Gebirgsdivision, 7. Infanterie-Division) im Rahmen der 3. rumänischen Armee eingesetzt, ohne dass dieser Einsatz nun irgendwie geländebedingt+zwingend war. Die Armee marschierte zwischen Pruth und Dnjestr, dann in der Mitte der Ukraine zwischen Bug und Dnjepr in Richtung Nikopol, sodann in Richtung Taganrog. Gleiches passierte mit den "leichten" und Gebirgsdivisonen der Wehrmacht in der Südukraine bis zum Donez. Nun könnte man die These aufstellen, dass man natürlich beim OKH hier schon den Kaukasus im Blick hatte und die Gebirgsdivision erstmal Tausende Kilometer marschieren läßt.

Schließlich, wenn da die große Offensive geplant gewesen sein sollte: die Masse der Gebirgs-Schützen und Gebirgs-Kavallerie-Divisionen befand sich bei Kriegsausbruch im Kaukasus und in Asien/Fernost, daneben insgesamt wohl 3 bei der 12. und 26. Armee (Südwestfront und Kiewer Militär-Distrikt)
Also ich kenne mich in der Region nicht wirklich aus, höchste Erhebung ist 400meter, landschaftsbeschreibung- hügelig mit Flüssen die durchaus Schluchten gerissen haben. Sicher sind da Gebigsjäger einsetzbar, denk ich mal.
Suworow legt die 30.div ca 100km nördlich von Kischniew hin zum Pruth an, was ist nun richtig? Weil nördlich in verbindung mit der dann planmässig erstellten 18. Gebirgsjägerarmee der rümänische Karpartenbogen gut ausgenutz werden könnte.Südlich Kischniew-Pruth hätte sie Augenscheinlich defensiveren Charakter gehabt. Lügt Suworow in der Aufstellung nördlich Kischniew?
 
Lügt Suworow in der Aufstellung nördlich Kischniew?

Weiss ich nicht, nach den "Soviet Dispositions in Border ;ilitary Districts", 22.6.1941, bei Glantz ist die 9. (selbständige) Armee westlich des Dnestr von Nord nach Süd aufgestellt: 35., 48. RC, 3. AirborneC, östlich des Dnjestr von Nord nach Süd 18. und 2. MechC.

ebenso Axworthy. 100 km nördlich Kishinew ist ausgeschlossen, dort liegt Mogilew-Podolsk, wo die Division nun überhaupt keinen Sinn macht und sie in der zweiten Reihe bei der nördlichen Anschluss-Armee (zunächst 12., dann eingeschoben 18.) liegen würde. Die 30. Geb-Schützen-D gehörte definitiv zum 48. Schützenkorps am 22.6.1941, neben der übereinstimmenden Literatur zB. hier:

runterscrollen bis 9. selbständige Armee:
Áîåâîé ñîñòàâ Ñîâåòñêîé Àðìèè íà 22 èþíÿ 1941 ã.


P.S. es gab keine 18. "Gebirgsjäger"-Armee
 
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Полевое управление
18 армии (без войск)


Jo nachfolgend keine Angaben, also ned vorhanden. Was heisst das übersetz genau?
Mit 100km setzt er die 30Div Richtung nord-west von kishniev also noch im heutigen Moldavien.
 
Die 18. Armee ist wie oben dargestellt, planmäßig im Zuge der vollen Mobilmachung im Kriegsfall durch den Kiewer Militärdistrikt errrichtet worden und weitgehend im Umaner Kessel untergegangen, Zusammensetzung siehe oben.

Was Suworow mit den 2-3 GebirgsD im Süden da aussagen will, weiss ich nicht. Vermutlich will er seine Thesen mit diesen Spekulationen untermauern. Quellenbelege gibt es dafür nicht, zB die früher als top secret klassifizierten Bände der "Collection of Combat Documents of the Great Patriotic War", records of orders, operational and intelligence reports, after-action reports, zB Basis für Glantz, geben andere Informationen. Natürlich sind die russischen Quellen mit Vorsicht zu genießen, was die Betrachtungen für die deutsche Seite angeht (da sind sie meistens übertrieben und so falsch wie häufig deutsche Berichte über die Rote Armee), bezüglich der eigenen Truppe sehe ich nicht, wieso sich das STAVKA falsch informieren lassen sollte. Die komplette monatsweise OOB der Roten Armee 1941-1945, aus dem Archivmaterial heruntergebrochen bis auf Regiments- und Bataillonsebene, ist inzwischen publiziert worden.
 
Also Zusammendfassend die Punkte bei denen Suworow sich doch recht im Reiche der Phantasie bedient.

Luftlandekorps: Suworow behauptet knappe 1mio!!
Tatsächlich: 60.000

Ll Ausrüstung : Suworow- moderne amerikanische Flugzeuge
Tatsächlich: veraltete

Aufstellung : Im Bogen Bialystok knapp vor Grenze - 50km (innerhalb
eines Tages zu erreichen)
Tatsächlich : -150km

Planspiele 9.A: Existenz der 18 Armee als Gebirgsjägerarmee,
Positionierung der 30Div. weiter nördlich um Karparten
Bogen besser auszunutzen und Behauptung der Nutzlos-
igkeit für mögliche Defensivmassnahmen da kein Gebierge
Tatsächlich: 18.Armee noch nicht existent, 30.Div auch am
Stationierungsort einsetzbar.

9.Armee : Als starke Offensiveinheit konzipiert, nach Suworow mit die
stärkste Armee überhaupt.Ziel- Erdölfelder Rumänien
Tatsächlich: zwar Anzahl der Panzer beachtlich aber auch
nur veraltete. 3LlKorps kaum einsatzbereit.


Eine Frage hab ich bezüglich eines Schwerpunktes von Suworows, er behauptet das kaum auf sowjetischer Seite an Verteidigungsstellungen gearbeitet wurde, obgleich gerade die Russen deren Wert im Winterkrieg mit Finnland in Erfahrung gebracht haben, es 39 noch die Stalinlinie gab und erst bei Kursk wieder erfolgreich angewand wurde.
 
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Eine Frage hab ich bezüglich eines Schwerpunktes von Suworows, er behauptet das kaum auf sowjetischer Seite an Verteidigungsstellungen gearbeitet wurde, obgleich gerade die Russen deren Wert im Winterkrieg mit Finnland in Erfahrung gebracht haben, es 39 noch die Stalinlinie gab und erst bei Kursk wieder erfolgreich angewand wurde.

Das muss in den Kontext gerückt werden, dann wird es besser verständlich.

Ich habe dazu folgende Sicht:

Um den Jahreswechsel 40/41 fanden in moskau zwei große "Kriegsspiele" statt, die nach dem Molotow-Besuch die Konfrontation mit Deutschland durchspielten. Beide Kriegsspiele waren wenig erfreulich im Ausgang, im zweiten konnte der deutsche Angriff mit beachtlichen Verlusten aufgehalten werden. Es folgten Personalwechsel, später u.a. zu Shukow.

Hintergrund war die gültige sowjetische Militärdoktrin der sog. "Tiefen Operation". Bereist in den Dreißigern waren Übungen mit weiträumigen Panzeroperationen abgehalten worden, obwohl die Panzerwaffe sich im Spanischen Bürgerkrieg als qualitativ unzureichend erwies. Als Konsequenz aus den beiden quasi "verlorenen" Kriegsspielen wurde die Planung überarbeitet, in diesem Kontext steht der sog. Shukow-Plan vom Mai 1941 (als letzte Entwicklung, es gab mW zwei Vorläufer). Shukow war überzeugt, dass nur ein Präventivschlag in den bereits angelaufenen deutschen Aufmarsch hinein erfolgversprechend sein könnte. Dieses hätte ein frühzeitiges Losschlagen und eine hinreichende Aufklärung, daneben die politische Entscheidung zum Krieg erfordert.

Die sowjetischen Truppen waren im Juni 1941 entsprechend der Ergebnisse der Kriegspiele für diesen Schlag in den Aufmarsch hinein in zwei "Balkonen" aufgestellt, die Mechanisierten Korps zu 2/3 in Gefechtsräumen 50-150km hinter der Grenzlinie. Ein fataler Irrtum der Aufklärung und Stalins persönlich war zudem, dass der deutsche Schwerpunkt südlich der Pripjets liegen würden (tatsächlich umgekehrt). Weiter ist noch zu bemerken, dass beide folgenden "strategischen Staffeln" im Vorrücken auf die Grenze waren (also 300-1000 km östlich), ein Kompromiß, den angeblich Shukow Stalin im Zuge der begrenzten Mobilmachung seit Frühjahr (Balkan-Krise, mit rd. 800.000- 1.000.000 Reservisten, in Relation zu den über 5 Mio. verfügbaren Reservisten) abgerungen hatte. Die 2. und 3. Staffel durften danach "näher" herangeholt werden, Mobilmachungs-Aufstellungen wurden außerdem auch schon ab Juni 1941 vorbereitet (zB diejenigen im Kiewer Militärdistrikt). Die Staffeln wurden im Feldzug ab Juli nacheinander als "Kräftezentren" geschlagen, und waren von der deutschen Aufklärung im Juli 1941 im Prinzip erfaßt worden. Der grenznahe Aufmarsch der Roten Armee ist auf den Original-Lagekarten des OKH am Tag vor dem Angriff (21.6.1941) bereits recht zutreffend verzeichnet, Unklarheiten bestanden insbesondere wegen der Mechanisierten Korps und ihrer Zusammensetzung (2 Panzerdivisionen, 1 mot. Schützendivision).

An der gesamten Grenze schließlich wurden ab März/April 1941 sog. "Befestigte Räume" geschaffen, das sind im Prinzip unbewegliche Verbände in Divisionsstärke, die sich in Ortschaften, Bunkern etc. festsetzen. An der gesamten Grenze wurden, dass läßt sich in der deutschen Memoirenliteratur, Divisionschroniken etc. nachverfolgen, an Befestigungen gebaut. Die tiefer liegende Stalinlinie war im Prinzip überholt, weil sie aus der Zeit vor den territorialen Gewinnen Stalins aus dem Hitler-Stalin-Pakt stammte. Während des gesamten Feldzuges 1941 läßt sich im Prinzip Stalins Anweisung, keinen Raum aufzugeben, nachverfolgen. Die Aufstellung am 22.6.1941 nimmt eigentlich in diesem Sinne die Fehler vorweg, die dann im Feldzug bis in den Winter inn der rücksichtslosen Opferung der Verbände in den Räumen passierten.
 
Der Eisbrecher von Viktor Suvorov

Was entspricht in diesem Buch der Wahrheit? War die Sowiet Union wirklich ein für Deutschland unbesiegbarer Gigant und war Stalin wirklich kurz davor Europa zu erstürmen?
 
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