Das ist ein sehr difficiles Thema.
Allerdings!
Zum Thema Vietnam-Krieg habe ich als Jugendlicher mal ein Buch gelesen "Piloten im Pyjama" [...] Gefangenen US-Piloten wurden von Journalisten verschiedene Fragen gestellt [...] ob die Piloten wüssten, wofür die und die Hüte gedacht waren. Über die Größe staunten die Piloten, bis ihnen erklärt wurde, dass diese Strohhüte von Kindern in Vietnam getragen würden, die sich so bei der nötigen Feldarbeit vor den Geschossen (eben jenen geächteten Geschossen der US-Armee über die vor ein par Jahren so kontrovers diskutiert wurde, ob sie eingesetzt worden waren) der Flieger zu schützen. [...] Mich berührte das aber damals und das gezielte Treffen von Zivilisten als Absicht legt den Völkermord schon recht nahe. :grübel:
Ich glaube nicht, dass man hier von der "Absicht des Völkermordes" sprechen kann, obwohl es sehr interessante Aussagen* von amerikanischen Teilnehmern an Massakern in Vietnam gibt, etwa zu
My Lai:
A. Ich habe mein M16 auf sie gehalten.
F. Warum?
A. Weil sie hätten angreifen können.
F. Es handelte sich um Kinder und Babies?
A. Ja.
F. Und sie hätten angreifen können? Kinder und Babies?
A. Sie hätten Handgranaten haben können. Die Mütter hätten sie auf uns werfen können.
F. Die Babies?
A. Ja.
F. Hatten die Mütter die die Babies auf dem Arm?
A. Ich glaube ja.
F. Und die Babies wollten angreifen?
A. Ich habe jeden Moment damit gerechnet, dass sie einen Gegenangriff machen würden.
Die Aussage wäre einigermaßen grotesk, wenn es sich nicht um eine menschliche Tragödie handeln würde, und zeigt, dass hier der einzelne Soldat mit der Situation vollkommen überfordert war; aber nicht nur der: das amerikanische Militär mitsamt seiner Führung war überfordert, weil es sich einem
unsichtbaren Feind gegenüber sah. Damit will ich nicht die Massaker entschuldigen. Der ganze Vietnamkrieg ist von Anfang an als eine Aggression der Vereinigten Staaten zu bewerten und zu verurteilen. Aber: die Handlungen der amerikanischen Solaten, seien es Piloten oder Infanteristen lassen sich vor dem Hintergrund, dass der Feind unsichtbar war oder "sich wie ein Fisch im Wasser" bewegte (Guevara(?)) militärisch erklären.
Was also menschlich zu verurteilen ist, ist militärisch zumindest nachvollziehbar. Wobei man der damaligen amerikanischen Führung vorwerfen kann, dass sie es versäumt hat, über die "Wertmaßstäbe" nachzudenken: Wieviele unschuldige Zivilisten sind es wert als "Kolateralverluste" für ein "freies" Indochina (unter Präsident Diem!!!) zu Tode zu kommen?
*aus: Welzer, Harald:
Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden. Frankfurt/Main 2005, S. 222 f.