Völkerwanderung und indogermanische Sprachgemeinschaft

ich habe hier keine politischen Ansichten geäußert

Doch, hier:
janogla schrieb:
Das ist doch heute nicht anders, nur "wandern" nicht so viele zusammen. Wie kommen wohl die Subsaharians ans Mittelmeer und dann nach Spanien?
Per pedes, und wie wird die Ernährung gesichert, es wird gestohlen und totgeschlagen. Warum hat Spanien so hohe Zäune um Ceuta und Melilla gezogen? Der Limes lässt grüßen.

und hier:
janogla schrieb:
Und trotz Schlepper wird um zu immigrieren gestohlen und totgeschlagen!


und mich für die einmalige Entgleisung in meiner Wortwahl entschuldigt.

Da du inzwischen mehrfach im Tonfall entgleist bist, liegst du da offenbar ein wenig zurück.
 
Auch Moderatoren sind nicht unfehlbar...

... was hier auch nirgendwo jemand behauptet hatte...



Im Beowulf habe ich nicht einen Latinismus gefunden, El Quijote hat einen entdeckt, eigentlich sind es zwei weil GIGANTAS später noch einmal auftaucht, aber es bleibt bei einem Begriff.

Wenn Du nicht mit Deinen Sätzen so oft hin und her springen würdest, wäre die Diskussion etwas einfacher.

Zur Sache: Schau z.B. einmal zu 2549 "deop gedygan for dracan lege" (ae. draca, eng. dragon, von lat. draco); und da habe ich nur einmal den Text einige Minuten überflogen.

... Dieter meinte, es seien grundverschiedene Idiome, das germanische und das iranische...

... womit er Recht hat; denn was ist ein Idiom?

Das deutsche "AU" heißt in Farsi "AU-WAH"...

Ist die Interjektion au (also der schmerzhafte Ausruf) gemeint?
Dafür erhalte ich via Online Übersetzer allerdings persisch ach...
(eng. ouch/ow*, frz. aïe, it. ahi/oh/ohi, span. ay, port. ai, schwed. aj/oj, ndl. au/oei)
* Aussprache in Englisch übrigens "autsch" bzw. "au" (sic!)...

Was sagt das also aus?
Richtig; gar nichts...

Bitte übersetze mir doch mal das französiche "merveilleux" ins Altenglische...
Wo bleibt die Übersetzung? Merveilleux? Im Altenglischen!

Was soll das jetzt an der Stelle bringen?
Daß das entsprechende englische Wort marvellous später in den Wortschatz kam, bestreitet niemand; und daß wonderful vom altenglischen wundorful abstammt, wird ebensowenig bestritten.
Anm.: Der Hinweis, daß ab dem Mittelenglischen viele französische Worte in den Wortschatz eingingen, sollte lediglich verdeutlichen, welch starke Entwicklung Englisch als Sprache durchlaufen hat; sonst nichts...



Zum Tonfall in der Diskussion wurde ja inzwischen eigentlich alles gesagt... :fs:
 
Na ja, der Dieter meinte, es seien grundverschiedene Idiome, das germanische und das iranische.

Das sind sie selbstverständlich, auch wenn sie zur indoeuropäischen Sprachfamilie zählen. Indo-arisch zählt ebenfalls dazu; verstehst du Indo-arisch? Auich Hethitisch zählt dazu, sogar zum westlichen Zweig der indoeuropäischen Sprachen, den man früher als Kentum-Sprachen bezeichnete und zu dem auch Germanisch und Keltisch gehören. Verstehst du Hethitisch, oder Phrygisch, Keltisch, Griechisch?

Es ist also völlig absurd, dass die germanischsprachigen Goten das iranische Idiom der Alanen oder Sarmaten verstanden, oder es - wie heutige Sprachforscher - als "verwandte indoeuropäische Sprache" betrachteten. Dass iranische Alanen und germanische Goten im südrussischen Gotenreich des 4. Jh. zusammenfanden, lag einzig darin begründet, dass diese iranischen Reiternomaden den Raum schon vor Ankunft der Goten bevölkerten, den Goten tributpflichtig wurden und ihre Reitertaktiken sowie Kampfesweise den Goten vermittelten, was nicht heißt, dass die Goten deshalb ein nomadisches Reitervolk wurden.

Während allerdings die Alanen, die sich 406 den Vandalen und Sueben auf ihrem Zug nach Westen angeschlossen hatten, ein so starker Stammesverband blieben, dass sie ihre Identität noch lange bewahren konnten ("rex vandalorum et alanorum" als Titel der vandalischen Könige in Nordafrika), gingen die Sarmaten und Alanen, die sich den Terwingen/Westgoten angeschlossen hatten, wohl ziemlich rasch in dieser Stammesgemeinschaft auf.
 
Auch Moderatoren sind nicht unfehlbar...

Veto. Laut dem zuletzt von Daniel Oswald einberufenen Konzil am Bodensee sind Moderatoren sehr wohl unfehlbar. ;)

Im Beowulf habe ich nicht einen Latinismus gefunden, El Quijote hat einen entdeckt, eigentlich sind es zwei weil GIGANTAS später noch einmal auftaucht, aber es bleibt bei einem Begriff.

Äh ja. Ich habe bloß einen gefunden, weil ich sehr oberflächlich gelesen habe und nach dem ersten Latinismus keinen Anlass mehr sah, weiter zu lesen. D.h. konkret: Nur, weil nur einer/zwei gefunden wurde/n (Timo hat ja inzwischen auf zwei ergänzt), heißt das nicht, dass nur ein Latinismus/zwei Latinismen zu finden sind.


Aus welcher Quelle stammt die Zahl 160 000 oder überhaupt die Zahlen der Wanderer?

Ob es eine Quelle für die Zahl 150.000 gibt weiss ich nicht, sie stand hier so im Raum und keiner hat die Zahl beanstandet.

Ich weiß jetzt gar nicht, wer die Zahl als erster ins Spiel gebracht hat. Ich habe vor Jahren mal ein paar Textstellen zum Thema gesammelt:

"About 200.000 Goths ruled an indigenous population of about eight million Hispano-Romans as a military elite." Glick, Thomas F.: Islamic and Christian Spain in the Early Middle Ages, Princton 1979, S. 28.

"Eine sehr umstrittene und nicht unwichtige Frage, ist die der Anzahl der barbarischen Invasoren, die Ende Sommer 409 in Spanien eindrangen. Obwohl jede angegebene Ziffer nur als hypothetischer Näherungswert angesehen werden kann, eine Gesamtsumme für Hasdingen, Silingen, Alanen und Sueben von etwa 200.000 Seelen - was nicht mehr als 56.000 Kämpfer ergäbe - würde schon das akzeptable Maximum ergeben, eine spürbar geringere Menge wäre zu bevorzugen. Auf jeden Fall würde dieses Maximum nicht einmal 5 % der Gesamtbevölkerung der Halbinsel bedeuten, die in dieser Epoche ungefähr 5 - 6 Millionen Menschen betrug."
Luis A. García Moreno: Historia de España Visigoda, Madrid 1989, S. 44.

Auf S. 54 gibt García Moreno, sich auf die Quellen berufend, die Zahl der die Straße von Gibraltar überquerenden Vandalen mit 80.000 an.
Auf S. 55 gibt er die Zahlen der Sueben an: "Obwohl jede Ziffer nur als hypothetisch gelten kann, ist die von Thompson die von einigen 20.000 bis 25.000 Sueben, Frauen und Kinder mitgezählt. Sie erscheint ziemlich vernünftig und eher kritisierbar durch Übermaß, als durch Mangel. Eine solche Anzahl würde nur 3 % der Bevölkerung Gallaeciens ausmachen, welche im 2. Jahrhundert die 700.000 Seelen überschritt.

Zahlen zu den Westgoten habe ich bei García Moreno nicht gefunden.

Am besten ist imho diese Schätzung, weil sie auf die Probleme aufmerksam macht:

"Die Statistiken über die Bevölkerungszahl der Westgoten im Westen Europas basieren auf Rechnungen, wieviele Menschen in der Schlacht von Adrianopel beteiligt waren. Die Zahlen schwanken zwischen 100.000 und 200.000 Soldaten; eine sehr unwahrscheinliche und unhaltbare Rechnung. Anhand dieser Zahlen sollen fast 1 1/2 Jahrhunderte später ungefähr 100.000 Westgoten die Pyrenäen überschritten haben. Eine genaue demographische Untersuchung würde viele Unklarheiten um Zusammenhang mit dem Nomadentum der Westgoten beseitigen." Pedro de Palol/Gisela Ripoll: Los godos en el Occidente europeo_Ostrogodos y visigodos en el siglo V - VIII. Madrid 1988; ist identisch mit: Die Goten. Geschichte und Kunst in Westeuropa. Stuttgart, Zürich 1998, S. 26 f.

In demselben Buch, S. 28: "40.000 Männer [zuzüglich der Barbarensklaven, die die Tore öffneten] nahmen Rom ein."

Und dann noch mal S. 89:
"Man nimmt an, dass 70.000 bis 90.000 Menschen über verschiedene Pässe die Pyrenäen überquerten, d.h. verglichen mit der hispanorömischen Bevölkerung eine Minderheit. Diese Zählung basiert auf der Schlacht von Adrianopel. Einige Forscher wiederum vertreten die Meinung, dass ungefähr 200.000 Westgoten in das von 12.000.000 Hispanorömer zählenden Hispanien kamen. Neuesten Schätzungen zufolge betrug die Zahl der eindringenden Westgoten 100.000 gegenüber 9.000.000 Hispanorömern."

Um es also zusammenzufassen: Nichts genaues weiß man nicht.
 
Nachdem die Themen jetzt getrennt sind, greife ich den Faden direkt mal auf:
Aber in der Sache ist es einfach nur willkürlich die Grenze zwischen Altenglisch und Mittelenglisch auf das Jahr 1066 festzulegen. Der Einfluss des Normannischen auf das Altenglische konnte doch erst nach der Eroberung Englands beginnen.
Klar dass der Einfluss erst nach der normannischen Eroberung beginnen konnte, nichts desto trotz liegt die sprachwissenschaftliche Grenze nun mal im Jahr 1066, weil genau auch dann der Einfluss auf das Altenglische beginnt.

Allerdings konnte ich im "Beowulf" keine Latinismen finden.
Du solltest dafür den Beowulf auch auf altenglisch vorliegen haben...

Hier hat auch einmal ein Premiummitglied behauptet, dass es ganz viele Latinismen in Englisc gäbe und als vertiefende Lektüre den Beowulf vorgeschlagen...
1. Ich habe hier einen Namen, diesen hinzuschreiben, wenn du mich meinst, wäre schon allein der Höflichkeit geschuldet. Außerdem habe ich das genau so nicht gesagt. Ich zitiere mich selbst:
Bitte Quellen oder Beispiele für Latinismen im Westsächsischen.
abbot, alms, altar, anchor, angel, anthem, arian, ark, balsam, beet, calend, candle, canon, cap, caul, chalice, chest, circle, cleric, consul, cook, coulter, cowl, deacon, disciple, doe, elephant, epistle, fennel, fever, giant, gloss, hymn, hyssop, legion, lentil, lily, litany, lobster, mallow, mancus, manna, marshmallow, martyr, mass, master, mat, meter, millet, minster, mussel, myrrh, noon, notary, nun, offer, organ, oyster, pall, palm, pear, phoenix, place, pope, priest, provost, psalm, psalter, purple, radish, relic, rue, rule, sack, savory, school, shrift, shrine, shrive, silk, sock, spelter, sponge, stole subdeacon, synod, talent, temple, tunic, verse
Reicht das oder brauchst noch ein paar?
Quellen in altenglischer Sprache: Beowulf, Cynewulf, Exeter-Book
Ansonsten empfiehlt sich das gute alte OED, oder aber, sofern du dein Wissen fundieren möchtest Mitchell et al. "A Guide to Old English"
Nur mal so nebenbei: trotz deines "oders" habe ich dir ein "und" geliefert. Auf deine Belegstellen warte ich nach wie vor...

Alles weitere dürfte mittlerweile beantwortet sein (@timo: wundorlic :winke:)
 
Nachdem die Themen jetzt getrennt sind, greife ich den Faden direkt mal auf:

Klar dass der Einfluss erst nach der normannischen Eroberung beginnen konnte, nichts desto trotz liegt die sprachwissenschaftliche Grenze nun mal im Jahr 1066, weil genau auch dann der Einfluss auf das Altenglische beginnt.

Du solltest dafür den Beowulf auch auf altenglisch vorliegen haben...

1. Ich habe hier einen Namen, diesen hinzuschreiben, wenn du mich meinst, wäre schon allein der Höflichkeit geschuldet. Außerdem habe ich das genau so nicht gesagt. Ich zitiere mich selbst:

Nur mal so nebenbei: trotz deines "oders" habe ich dir ein "und" geliefert. Auf deine Belegstellen warte ich nach wie vor...

Alles weitere dürfte mittlerweile beantwortet sein (@timo: wundorlic :winke:)

Die von Dir rotmarkierten Wörter finde ich nicht im "Beowulf", der mir übrigens in Westsächsisch (Englisc) vorliegt. Diese Wörter findet man erst im Mittelenglischen, sie sind auch keine Latinismen sondern "Entlehnungen" aus dem normannischen Altfranzösich.

Die Latimismen im "Beowulf" sind ganz sicher vor ten-sixty-six eingeflossen.

Wenn die Westgoten über verschiedene Pässe die Pyrenäen überquerten könnte man doch davon ausgehen, dass sie auch ansonsten nicht immer diesselbe Route gewählt haben, nach dem Motto "Viele Wege führen nach Rom". Dies hätte auch das Problem der knappen Resourcen etwas gemildert. Wenn alle hintereinander wandern beissen den/die Letzten die Hunde.

Ich hatte vorher schon geschrieben, dass es einem Alanen leichter fallen würde Gotisch zu verstehen oder zu erlernen als einem Hunnen und nie behauptet, dass es Varietäten einer Sprache seien.

Natürlich haben die Goten die Lebensweise der Steppenvölker adaptiert, sie sind ja in die Steppe eingewandert. Nur haben sie dem auch ihren Stempel aufgedrückt d.h. Alanen/Sarmaten mussten Gotisch verstehen und/oder sprechen um "mitreden " zu können.

Mit grundlegend verschieden hast insofern Du recht als Gotisch eine Kentum- und Sarmatisch/Alanisch/Iranisch eine Satem-Spache ist.
 
Der immense Einfluss des französischen auf das englische ist wohl bekannt und eigentlich ein Gemeinplatz. Wie klopfte mein Englischpauker in der Sexta das Prinzip in die Köpfe: Im Stall steht die Cow und der Ox, aber auf den Tisch kommt das Beefsteak.
Das es allerdings soviele Worte sind, hätte ich jetzt nicht gedacht.

Es ist fürchterlich OT, und meinetwegen kann man es auch löschen.
Aber es brennt auf der Tastatur.

Woher zum Teufel kommt dann die immense Abneigung auf beiden Seiten des Kanals, die jeweils andere Sprache zu lernen?
 
Die von Dir rotmarkierten Wörter finde ich nicht im "Beowulf",...
Dreh mir bitte nicht das Wort im Mund rum. Du hast nach Beispielen englischer Wörter gefragt, die auf Latinismen im Englisc zurückzuführen sind, die habe ich dir genannt und zwar in der heute gebräuchlichen Form. Zusätzlich fragtest du nach Quellen (!!!! nicht nach Literatur, obwohl ich dir diese auch genannt habe), in denen du Latinismen in der altenglischen Sprache findest. Logischerweise kommen dafür nur altenglische Quellen in Frage, die ich dir ebenfalls genannt habe.

der mir übrigens in Westsächsisch (Englisc) vorliegt.
Nachdem die Frage nach Quellen bei dir ohnehin auf taube Ohren stößt, frage ich eben anders: und du kannst den Beowulf auf Altenglisch lesen?

Diese Wörter findet man erst im Mittelenglischen, sie sind auch keine Latinismen sondern "Entlehnungen" aus dem normannischen Altfranzösich.
Das ist schlichtweg falsch.

Die Latimismen im "Beowulf" sind ganz sicher vor ten-sixty-six eingeflossen.
Ach, gibts jetzt doch welche? Und warum schießt du dich so auf den Beowulf ein? Was ist mit dem Exeter-Book? Was ist mit dem Cynewulf?

Der immense Einfluss des französischen auf das englische ist wohl bekannt und eigentlich ein Gemeinplatz.
Ja, eigentlich... du sagst es :fs:
 
Woher zum Teufel kommt dann die immense Abneigung auf beiden Seiten des Kanals, die jeweils andere Sprache zu lernen?

Weshalb sollte ein Engländer Französisch lernen wenn doch "alle Welt" Englisch spricht. Bei den Franzosen spielt sicher noch die Erinnerung an "La Grande Nation" eine Rolle.

Ein "normaler" Engländer wird gar nicht realisieren, dass er mehr als 10.000 französische Wörter kennt. Woher auch. Trotz neun Jahren Englisch und sieben Jahren Französisch habe ich auch voll daneben gelegen.
 
Und warum schießt du dich so auf den Beowulf ein? Was ist mit dem Exeter-Book? Was ist mit dem Cynewulf?
Nun, Du hattest diese drei Quellen genannt - und der Beowulf ist an erster Stelle genannt und am verbreitetsten.

Das Problem ist: Obwohl Du in der Sache natürlich völlig recht hast, ist der Beowulf hier nicht die geeignetste altenglische Quelle für diese Diskussion.

Deine Wortliste ist m. E. sehr repräsentativ für die Latinismen im Altenglischen. Sie umfaßt deswegen überwiegend Worte aus dem kirchlichen Bereich - da mußten die Angelsachsen auf Fremdworte zurückgreifen. Und die findet man dann auch in den Heiligenlegenden des Cynewulf und im Exeter-Book - aber fast nicht im Beowulf. Für so eine schöne heidnische Heldensage reicht das germanische Vokabular natürlich sehr gut aus, da ist die Verwendung z. B. von "Gigantes" eine marginale Ausnahme.


Auch heute gilt noch, daß im Englischen der Anteil von aus dem Lateinischen/Französischen stammenden Fremdwörtern sehr stark vom Kontext abhängig ist. Für viele Alltagssituationen kommt man ganz gut ohne diese aus (deswegen ist auch die hohe Anzahl von "französischen" Wörtern, die ein Engländer theoretisch kennen müßte, für den praktischen Alltag wenig hilfreich).
Einen juristischen Text dagegen kann man dagegen nur mit "germanischen" Worten fast nicht schreiben.
Sehr gut geht das dagegen wieder, wenn es ums Kämpfen geht.

Prof. Lee hat dafür in seinen Podcasts über altenglische Sprache ein schönes Beispiel gebracht. Nämlich Churchills berühmte Rede zum Anfang des zweiten Weltkriegs:
"we shall fight on the beaches, we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills; we shall never surrender"
Also ein Text, den (von der Aussprache abgesehen) auch die Krieger Alfred des Großen hätten verstehen können.
Und dann fügt Lee hinzu, es gäbe nur ein Wort, daß nicht germanischen Ursprungs wäre, nämlich "surrender". Das wäre französisch :devil:.

Irgendwie haben die angelsächsischen Akademiker mehr Humor als die deutschen ...
 
Woher zum Teufel kommt dann die immense Abneigung auf beiden Seiten des Kanals, die jeweils andere Sprache zu lernen?
Nun ja, abgesehen von den letzten beiden Kriegen waren England und Frankreich über ein halbes Jahrtausend durchgängig verfeindet.
Was gerade in England noch sehr präsent ist, Witze über Franzosen gehören dort zum gängigen Standard (siehe Beispiel eben).

Und dann haben sich beide Seiten eben daran gewöhnt, daß sie die Großmacht Nummer Eins auf der Erde sind und daher ihre Sprache der Maßstab für alle anderen ist.

Wobei die Sprachkenntnisse in beiden Ländern so schlecht übrigens nicht sind. Nur hat die Sprachausbildung dort einen anderen Schwerpunkt: WENN dort jemand eine Fremdsprache lernt, dann mit dem Ziel, sie auch wirklich zu können.
Während die deutsche Schulbildung eher auf Radebrechen in mehreren Sprachen abzielt.

In Deutschland kann fast jeder Alm-Öhi einige Brocken Englisch (nur in Ostdeutschland sieht es etwas anders aus), aber erstaunlich wenig Leute können wirklich gut Englisch.
Ich habe keinen Nachweis dafür, nur so eine Hochrechnung aus persönlichen Erlebnissen. Aber ich würde sagen: In Frankreich gibt es deutlich weniger Leute mit Englisch-Grundkenntnissen als in Deutschland. Aber deutlich mehr Leute, die Englisch richtig gut können.
Und das gilt noch stärker für die Französisch-Kenntnisse in England.
 
Mit der Völkerwanderung hat das alles inzwischen wenig zu tun! :grübel:

Der Thread wurde dankenswerterweise getrennt.
Hier geht es um die Indogermanischen(europäischen) Sprachen (bei den Amis indoarisch:devil:)

Die Völkerwanderung ist im bisherigen Bereich (ist ja schleßlich auch schon eine Weile her:rofl:)
 
Nun ja, abgesehen von den letzten beiden Kriegen waren England und Frankreich über ein halbes Jahrtausend durchgängig verfeindet.
Was gerade in England noch sehr präsent ist, Witze über Franzosen gehören dort zum gängigen Standard (siehe Beispiel eben).

Und dann haben sich beide Seiten eben daran gewöhnt, daß sie die Großmacht Nummer Eins auf der Erde sind und daher ihre Sprache der Maßstab für alle anderen ist.

Wobei die Sprachkenntnisse in beiden Ländern so schlecht übrigens nicht sind. Nur hat die Sprachausbildung dort einen anderen Schwerpunkt: WENN dort jemand eine Fremdsprache lernt, dann mit dem Ziel, sie auch wirklich zu können.
Während die deutsche Schulbildung eher auf Radebrechen in mehreren Sprachen abzielt.

In Deutschland kann fast jeder Alm-Öhi einige Brocken Englisch (nur in Ostdeutschland sieht es etwas anders aus), aber erstaunlich wenig Leute können wirklich gut Englisch.
Ich habe keinen Nachweis dafür, nur so eine Hochrechnung aus persönlichen Erlebnissen. Aber ich würde sagen: In Frankreich gibt es deutlich weniger Leute mit Englisch-Grundkenntnissen als in Deutschland. Aber deutlich mehr Leute, die Englisch richtig gut können.
Und das gilt noch stärker für die Französisch-Kenntnisse in England.

Mit der Großmacht ist es ja wohl bei beiden nicht mehr so weit her und Witze machen die Engländer auch über die "Krauts" und die Franzosen über "Les Boches".

Aber gar so schlecht sind wir doch nicht. Wenn viele rudimentär eine Fremdsprache beherrschen ist es, was grundlegende Verständigung angeht, doch dienlicher als wenn einige wenige diese perfekt berherrschen.

Ob es heute noch so ist wie zu meinerZeit weiss ich nicht, aber ich habe damals sowohl mit meinem Englisch- als auch Französischlehrer im Clinch gelegen weil beide Julius Cesar bzw. Camus mehr Zeit widmeten als mir nötig erschien. Bei der Klassenfahrt nach London haben einem die elementarsten Vokabeln gefehlt. Statt "two rolls" habe ich halt "two of these, please" bestellt und mit dem Finger auf Brötchen gedeutet.
 
Nun, Du hattest diese drei Quellen genannt - und der Beowulf ist an erster Stelle genannt und am verbreitetsten.

Das Problem ist: Obwohl Du in der Sache natürlich völlig recht hast, ist der Beowulf hier nicht die geeignetste altenglische Quelle für diese Diskussion.

Deine Wortliste ist m. E. sehr repräsentativ für die Latinismen im Altenglischen. Sie umfaßt deswegen überwiegend Worte aus dem kirchlichen Bereich - da mußten die Angelsachsen auf Fremdworte zurückgreifen. Und die findet man dann auch in den Heiligenlegenden des Cynewulf und im Exeter-Book - aber fast nicht im Beowulf. Für so eine schöne heidnische Heldensage reicht das germanische Vokabular natürlich sehr gut aus, da ist die Verwendung z. B. von "Gigantes" eine marginale Ausnahme.

Was hat z.B. das Wort "sponge" mit der Kirche zu tun?
 
Wurde die indogermanische Sprachgemeinschaft durch die "Völkerwanderung" verändert? Oder anders gefragt, welchen Einfluss hatten die germanischen Sprachen der Goten, Sueben, Franken und Langobarden auf die jeweiligen Varianten des von der "romanischen" Bevölkerung gesprochenen Vulgärlateins?

Interessant ist doch, dass es im Portugiesischen von "sch" nur so wimmelt und im Spanischen überhaupt nicht. Woher stammen die Nasallaute in der langue d'oïl? Warum sind die Pluralendungen im Französischen, Spanischen und Portugiesischen auf -s und im Italienischen auf -i?

Welche Sprache spräche man heute in Britannien wären die Angelsachsen zu Hause geblieben? Wahrscheinlich Keltisch oder doch eher eine romanische Sprache?
 
Wurde die indogermanische Sprachgemeinschaft durch die "Völkerwanderung" verändert?

Der Begriff ist hier falsch gewählt. Die indogermanische oder indoeuropäische (ich bevorzuge letzteren Begriff) Sprachgemeinschaft umfasst die Sprecher der indoeuropäischen Sprachen, vom Tocharischen in Nordwestchina bis zu den keltischen Sprachen ganz im Westen (die romanischen und germanischen Sprachen in Westkontinentaleuropa und auf den britischen Inseln habe ich hier als relativ rezente Entwicklungen zunächst bewusst ausgeklammert).
Wenn ich dich richtig verstehe, müsste man deine Frage so wiedergeben:
Wurden die indoeuropäischen und insbesondere die romanischen und germanischen Sprachen durch die Völkerwanderung verändert?
Selbstverständlich!

Am Wortschatz ist das am einfachsten nachzuweisen. So wurde aus dem germanischen wardjan (Wart, Wärter) das französische guard oder guardian. Im Englischen existieren beide Formen parallel: guard, guardian, warden.
Auf der grammatischen oder syntaktischen Ebene ist so ein Nachweis natürlich nicht so einfach zu gestalten, wie auf der semantischen und bisher meines Wissens auch noch nicht überzeugend gelungen (wenn denn überhaupt versucht worden). Hier würden sich die germanischen Volksgesetze vielleicht anbieten, etwa das gotische Forum iudicium oder das Salische Gesetz.

Interessant ist doch, dass es im Portugiesischen von "sch" nur so wimmelt und im Spanischen überhaupt nicht.

Das lässt sich aber nicht auf die Völkerwanderung zurückführen. Es hat im Spätmittelalter im Spanischen einen Zusammenfall der Laute /ǧ/ und /š/ (sch) gegeben. Der durch diesen kleinen Quantitätenkollaps gebildete Einheitslaut wandelte sich im 16. und 17. Jahrhundert zum heutigen jota, welches wie <ch> in Deutsch Kachel ausgesprochen wird.
Es alte spanische /š/, welches in spanischer Orthographie durch <x> wiedergegeben wurde, hat sich aber zum Teil noch erhalten, etwa im Sherry, welcher aus Jerez, früher Xerez geschrieben kommt. Jerez/Xerez ist wiederum vom arabischen Šarīš abgeleitet.

Woher stammen die Nasallaute in der langue d'oïl? Warum sind die Pluralendungen im Französischen, Spanischen und Portugiesischen auf -s und im Italienischen auf -i?

Das hat auch nichts mit dem germanischen Einfluss zu tun. Im Italienischen hat sich der gelehrtere Nominativ durchgesetzt, während sich in den anderen Sprachen der Akkusativ durchsetzen konnte, der sowieso im Vulgärlateinischen der Universalkasus war.

Nom. murus - umbra
Gen. muri - umbrae
Dat. muro - umbrae
Akk. murum - umbram
Abl. muro - umbra

Nom. muri - umbrae (Das <ae> fällt zugunsten des <e> weg)
Gen. murorum - umbrarum
Dat. muris - umbris
Akk. muros - umbras
Abl. muris - umbris

Welche Sprache spräche man heute in Britannien wären die Angelsachsen zu Hause geblieben? Wahrscheinlich Keltisch oder doch eher eine romanische Sprache?

Man geht davon aus, dass es ein keltisches Idiom wäre.
 
Wurde die indogermanische Sprachgemeinschaft durch die "Völkerwanderung" verändert? Oder anders gefragt, welchen Einfluss hatten die germanischen Sprachen der Goten, Sueben, Franken und Langobarden auf die jeweiligen Varianten des von der "romanischen" Bevölkerung gesprochenen Vulgärlateins?

Die germanische Völkerwanderung hatte nur wenig Einfluss auf die Sprachen der Völker, die von ihr betroffen waren. Westgoten und Langobarden hinterließen in Italien und Spanien einige germanische Lehnwörter, während die anderen Reiche der Völkerwanderung wie die der Gepiden oder Vandalen zu kurzlebig waren, um eine erkennbare Spur zu hinterlassen.

Etwas anders sieht es bei den Franken aus, die unter Chlodwig I. und seinen Söhnen Gallien eroberten. Dort blieb zwar - wie in Italien oder Spanien - das Vulgärlatein Sieger, aus dem sich die romanische französische Sprache entwickelte, doch hatte an diesem Prozess auch das germanische Fränkisch einen Anteil, der sich im Wortschatz und Lautsystem niederschlug. Wikipedia schreibt dazu:

Die Franken eroberten im 5. Jahrhundert (endgültiger Sieg über eine römische Restprovinz 486 n. Chr. durch Chlodwig I) das Gebiet Galliens und prägten den französischen Wortschatz entscheidend mit. Um die 700 Wortstämme wurden von den Franken übernommen (z. B. la halle = die Halle, la salle = der Saal, le jardin = der Garten, la aulne = die Erle, la guerre = der Krieg [altfränkisch werra], blanc = weiß, gris = grau), außerdem sind jene Ortsnamen in Nordfrankreich, die auf -court, -ville und -vic enden, meist germanisch-fränkischer Herkunft. Hierbei vollzog sich der geschichtlich bemerkenswerte Vorgang, dass sich die Franken sprachlich dem Vulgärlatein der besiegten gallo-romanischen Bevölkerung bis auf wenige verbleibende fränkische Einflüsse anpassten. Den Verbleib einiger Wörter aus der Sprache der Sieger in der sich durchsetzenden Sprache der Besiegten nennt man Superstrat. Dieser Vorgang zog sich vom 5. bis zum 9. Jahrhundert hin. Noch Karl der Große (Krönung 800 n. Chr.) sprach als Muttersprache Fränkisch. Nur ganz im Norden Galliens konnte durch die fränkische Eroberung die germanische Sprachgrenze in das heutige Belgien hinein verschoben werden, die heute das Land in Flandern und Wallonien teilt. Die ungebrochene Dominanz des Vulgärlateinischen erklärt sich unter anderem aus dem nach wie vor hohen Prestige des Lateinischen, sowie aus der weitgehenden Übernahme der römischen Verwaltung. Auch die fränkische Lex Salica, in der sich römisches Rechtsdenken mit germanischen Zügen verbunden hat, begünstigte diese Entwicklung. Die fränkischen Einflüsse schlugen sich nicht nur im Wortschatz nieder, sondern auch im Lautsystem (etwa das sogenannte «h aspiré», das „behauchte h“, das im Anlaut nicht gebunden wird), sowie in der Wortstellung (z. B. Voranstellung einiger Adjektive vor Nomen: «une grande maison» – „ein großes Haus“).

Französische Sprache ? Wikipedia

Im Südfrankreich, wo kaum Franken siedelten und die gallo-römische Aristokratie dominierte, konnte sich das Okzitanische bzw. die langue d'oc erhalten, eine galloromanische Sprache, die im südlichen Drittel Frankreichs sowie in Randgebieten Italiens (piemontesische Alpen) und Spaniens (Val d’Aran in Katalonien) gesprochen wird.

Welche Sprache spräche man heute in Britannien wären die Angelsachsen zu Hause geblieben? Wahrscheinlich Keltisch oder doch eher eine romanische Sprache?

Folgt man dem Lexikon des Mittelalters, so war das römische Britannien zweisprachig: in den Städten wurde meist lateinisch gesprochen, während die Landbevölkerung vorwiegend keltisch sprach. Da Britannien nicht so tiefgreifend romanisiert war wie Gallien, wo das keltische Idiom bereits während der römischen Herrschaft unterging, kann man vermuten, dass sich nach Abzug der Römer und einer ausbleibenden Invasion von Sachsen, Jüten und Angeln vermutlich das keltische Idiom durchgesetzt hätte. Aber auch hier wäre es nach der normannisch-französischen Eroberung durch William the Conqueror zu einem sprachlichen Umbruch gekommen.
 
Die germanische Völkerwanderung hatte nur wenig Einfluss auf die Sprachen der Völker, die von ihr betroffen waren. Westgoten und Langobarden hinterließen in Italien und Spanien einige germanische Lehnwörter, während die anderen Reiche der Völkerwanderung wie die der Gepiden oder Vandalen zu kurzlebig waren, um eine erkennbare Spur zu hinterlassen.

Etwas anders sieht es bei den Franken aus, die unter Chlodwig I. und seinen Söhnen Gallien eroberten. Dort blieb zwar - wie in Italien oder Spanien - das Vulgärlatein Sieger, aus dem sich die romanische französische Sprache entwickelte, doch hatte an diesem Prozess auch das germanische Fränkisch einen Anteil, der sich im Wortschatz und Lautsystem niederschlug. Wikipedia schreibt dazu:



Französische Sprache ? Wikipedia

Im Südfrankreich, wo kaum Franken siedelten und die gallo-römische Aristokratie dominierte, konnte sich das Okzitanische bzw. die langue d'oc erhalten, eine galloromanische Sprache, die im südlichen Drittel Frankreichs sowie in Randgebieten Italiens (piemontesische Alpen) und Spaniens (Val d’Aran in Katalonien) gesprochen wird.



Folgt man dem Lexikon des Mittelalters, so war das römische Britannien zweisprachig: in den Städten wurde meist lateinisch gesprochen, während die Landbevölkerung vorwiegend keltisch sprach. Da Britannien nicht so tiefgreifend romanisiert war wie Gallien, wo das keltische Idiom bereits während der römischen Herrschaft unterging, kann man vermuten, dass sich nach Abzug der Römer und einer ausbleibenden Invasion von Sachsen, Jüten und Angeln vermutlich das keltische Idiom durchgesetzt hätte. Aber auch hier wäre es nach der normannisch-französischen Eroberung durch William the Conqueror zu einem sprachlichen Umbruch gekommen.


Mir ist schon klar, dass Sprache erst dann abfärbt wenn die Einwirkungsdauer lange genug ist. Nach meiner Bundeswehrzeit (2 Jahre) habe ich fast perfekt Pfälzisch gesprochen, obwohl ich seit meiner Geburt in der Wetterau (Hessen) lebe.

Das wäre ein Indiz dafür, dass alle während der Wanderung "Dazugestoßenen" schnell die Sprache der Wandernden adaptierten. Erst nachdem die Wandernden sesshaft wurden hat sich dies verändert.

Jetzt waren die Wandernden die Dazugestoßenen, und übernahmen die Sprache der Sesshaften.

Meine Frage woher die vielen "sch" im Portugiesischen herrühren und warum sie im Spanischen fehlen hat "El Hombre de la Mancha"
schon beantwortet. Aber woher kommen die Nasallaute im Französischen?

BTW Dieter, warum hätte "William the Conqueror" die Insel angreifen sollen wenn nicht vorher Angelsachsen dies getan hätten?
 
Jetzt waren die Wandernden die Dazugestoßenen, und übernahmen die Sprache der Sesshaften.

Das muss nicht zwangsläufig so sein, sondern hängt oft von der zahlenmäßigen Überlegenheit sowie der kulturellen und/oder militärischen Durchsetzungsfähigkeit der Migranten ab. So haben z.B. die Südslawen, die ab dem 6. Jh. auf die Balkanhalbinsel einwanderten, der autochthonen Bevölkerung - vor allem mehr oder weniger romanisierte Illyrer und Thraker - ihre Sprache aufgezwungen oder sie einfach im Lauf der Zeit durchgesetzt. In Griechenland hingegen, das ebenfalls eine große slawische Einwanderung erlebte, blieb die griechische Sprache dominant, während die Kultur einem griechisch-slawischen Fusionsprozess unterlag.

BTW Dieter, warum hätte "William the Conqueror" die Insel angreifen sollen wenn nicht vorher Angelsachsen dies getan hätten?

Ich könnte mir denken, dass auch ein - vermutlich chronisch uneiniges - keltisches England die Begierlichkeit der französischen Normannen geweckt hätte.
 
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