Völkerwanderung und Religionen in Europa

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Um 500 mussten die Goten erneut auf Wanderschaft gehen, als die Franken sie aus Südfrankreich vertrieben. Die Westgoten machten die römischen Provinzen Spaniens zu ihrem Königreich und die Ostgoten Ravenna zu ihrer Hauptstadt.
Hier ließ der legendäre König Theoderich prächtige Kirchen und ein einzigartiges Mausoleum bauen.

Waren also die OST-Goten mitverantwortlich für die Christianisierung Europas? Ich denke, die FRANKEN waren die Hauptinitiatoren dafür, daß sich die christliche Religion in Europa als KULTUR durchsetzte...

Die Franken verstanden sich als die Erben des Römischen Imperiums, sie schufen das beständigste Reich der Völkerwanderung, und schon von Zeitgenossen wurde Karl der Große "pater europae", Vater Europas, genannt.

Nachdem Rom Britannien aufgab, holten die Briten die Angeln und Sachsen in ihr Land. Sie sollten als Söldner Britannien verteidigen. Um das Jahr 430 landeten die gefürchteten "Barbaren" aus dem heutigen Dänemark und Norddeutschland in Kent und schlugen sich für die Briten. Sie blieben, holten ihre Familien nach und ließen sich wie ihr König taufen. Eine weitere Nation wurde aus der Völkerwanderung geboren. Auch die Geschichte des Frankenreichs begann mit der Taufe eines Königs: Die Taufe Chlodwigs in Reims hatte "weltgeschichtliche Bedeutung", so die Historiker. Sie verhalf dem Christentum in Europa zum Durchbruch. Chlodwig wurde zu einem "Nationalheiligen" Frankreichs, wie später Karl der Große.

Wer setzte also nun das Christentum in Europa durch?

Verteidigen bzw. Rückerobern taten es die Katholiken später, gegen die Mauren in Spanien und trugen ihre Religion gewaltsam nach Lateinamerika, wo sie den Indianern Anstand, Moral,

Krankheiten und Sklaverei beibrachten.

aber wer war der Verantwortliche für die Ausbreitung der christlichen Religion/Kultur in Europa? War es der HERR selbst ? :)

Die Ost-Goten (Westgoten auch?) waren ARIANER. In Ravenna wurden grosse Kirchen erbaut und so die Religion durch die Goten (manifestiert &) "materialisiert". Allerdings nicht die arianische - oder doch, zunächst?

So gesehen setzte sich die katholisch-röm. Religion auch mittels der Goten, der
Germanen ("Barbaren") in Europa durch.

Der erste "Barbar", der sich und seine 3000 Gefolgsleute christlich taufen ließ, das war Chlodewig, der FRANKEN-Herrscher, der versprach, nach gewonnenen Kriegen den germanischen Heidengöttern abzuschwören und sich christlich (römisch-katholisch?) taufen zu lassen...

Unabhängig davon, ob die Römer, Goten, Franken, Karl u.a. die Religionsstifter waren > es war immer eine Frage der säkularen (Herrscher, Kaiser, Könige, Feldherren) Machterringung. Wer auf dem Feld siegte, der bestimmte die HERRschende Kultur, die Religion des HERRN (Gott).
 
Die Ausbreitung des Christentums erfolgte im geamten römischen Reich von Ost nach West. Zunächst wurde das Christentum dabei noch unterdrückt und verfolgt.
Im Laufe des 4. Jahrhunderts erfolgte eine Wende in der Politik gegenüber den Christen. Kaiser Diokletian erliess ein Toleranzedikt, das das Christentum als Religion neben den anderen Religionen zuliess (311).
Kaiser Konstantin liess sich schliesslich auf dem Sterbebett christlich taufen (337), zeitlebens interessierte er sich für christliche Fragen (325 Synode zu Nicäa, Eingriff in den arianischen Streit).
Konstantins Erben setzten die Ausbreitung des Christentums fort, indem heidnische Kulte verboten wurden.
Letztendlich verkündete Kaiser Theodosius 380 die katholische Orthodoxie als für sein Reich verbindliche Religion. Damit war der zuvor ebenfalls praktizierte arianische Glaube im römischen Einflussbereich erledigt.

Nun gilt es zu bedenken, dass auf römischen Gebiet zu diesem Zeitpunkt verschiedene Stämme mit sehr viel Eigenständigkeit zugelassen waren.
Die Westgoten waren ein solcher Stamm. Die Westgoten waren Arianer.
Sie gelangten um 376 als Puffer gegen die die römischen Grenzen bedrohenden Hunnen auf römisches Gebiet. Allerdings wanderten die Westgoten von den ursprünglichen Siedlungsgebieten (Thrakien) weiter westwärts, bis sie in Aquitanien das tolosanische Westgotenreich gründen. Sie traten erst um 590 zum römisch-katholischen Glauben über.

Die Ostgoten wiederum verblieben ein wenig länger in den Siedlungsgebieten am Schwarzen Meer (Krimgoten mit ihrer Sprache sind bis ins 17. Jahrhundert erwähnt). Schliesslich wurden auch grosse Teile der Ostgoten als Puffer in Makedonien angesiedelt (um 500).
Schliesslich entsandte der oströmische Kaiser die Ostgoten ins Westreich (gegen Odoaker, der den letzten weströmischen Kaiser abgesetzt hatte).
Theoderich errichtete das Ostgotenreich in Italien. Er regierte als arianischer Herrscher die römische, katholische Mehrheit.
Eine sehr ausführliche Diskussion findest Du hier:
http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=7404&highlight=Goten

Die Franken wiederum sind der Oberbegriff für verschiedene germanische Stämme, die östlich des Nieder- und Mittelrheins siedelten.
Sie gerieten auf (linksrheinisches) römisches Reichsgebiet, als zunehmend romfreundliche Germanenstämme dort als Puffer angesiedelt wurden.
Sie waren keine Christen. Erst ihr König Chlodwig trat 497 zum Christentum über.
Ob dies nun aus religiöser Überzeugung und doch mehr zur Sicherung der Unterstützung der verbliebenen römischen Oberschicht geschah, sei dahingestellt.
Ich tendiere da ein wenig zu letzterer Annahme. Auf jeden Fall erleichterte dieser Schritt die Akzeptanz durch die katholische Bevölkerungsmehrheit.

Im ehemaligen Britannien wurde der christliche Glaube zunächst mit der Einwanderung der heidnischen Angeln und Sachsen verdrängt.
Allmählich setzt eine Missionierung ein.

Zum einen missionierte die britannisch-irische Kirche, die aufgrund ihrer Isolation vom römischen Reich eigene Wege ging, und die um 635 den heidnischen König Oswald von Norththumbria bekehrte (nach Irland und Schottland).

Zum anderen wurde hier auch von Rom aus missioniert ( ab 597 in Kent).

In der Tat wurden vor allem die Oberschichten missioniert. Der Übertritt zum christlichen Glauben erfolgte anscheinend auch aus politischem Kalkül (siehe die Franken). Der gemeinsame Glaube erhöhte den Zusammenhalt in dem Völkergemisch der Völkerwanderungszeit und hat die Reichsgründungen sicher erleichtert, indem er eine gemeinsame kulturelle Grundlage schaffte.
 
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Also Penseo hat ja einiges schon beantwortet, aber ich komme nicht umhin noch anderes hinzuzufügen.
Unterstreichen möchte ich aber vorher Penseos Satz:

Waren also die OST-Goten mitverantwortlich für die Christianisierung Europas? Ich denke, die FRANKEN waren die Hauptinitiatoren dafür, daß sich die christliche Religion in Europa als KULTUR durchsetzte...

Theoderich errichtete das Ostgotenreich in Italien. Er regierte als arianischer Herrscher die römische, katholische Mehrheit.
Diese katholische Mehrheit war schon da, bevor die Goten kamen!

Um 500 mussten die Goten erneut auf Wanderschaft gehen, als die Franken sie aus Südfrankreich vertrieben. Die Westgoten machten die römischen Provinzen Spaniens zu ihrem Königreich und die Ostgoten Ravenna zu ihrer Hauptstadt.
Hier ließ der legendäre König Theoderich prächtige Kirchen und ein einzigartiges Mausoleum bauen.
Die Schlacht von Voillée (Ich weiß nie, wie man die richtig schreibt) war eine Schlacht zwischen Franken und Westgoten, sie war also nicht verantwortlich dafür, dass die Goten in einen ost- und einen westgotischen Teil zerfielen. Eher das Gegenteil: sie war der Beginn der "ostgotischen Suprematie" über das Westgotenreich (In Kurzform: Theoderich war der Schwiegervater des in Voillée umgekommenen Westgotenkönigs und somit Großvaters des möglichen westgotischen Thronfolgers, dessen Interessen er bis zu dessen Volljährigkeit und darüber hinaus schützte).

Die Franken verstanden sich als die Erben des Römischen Imperiums, sie schufen das beständigste Reich der Völkerwanderung, und schon von Zeitgenossen wurde Karl der Große "pater europae", Vater Europas, genannt.

Das ist mir neu, dazu hätte ich gerne eine Quellen- oder wahlweise Literaturangabe.

Nachdem Rom Britannien aufgab, holten die Briten die Angeln und Sachsen in ihr Land. Sie sollten als Söldner Britannien verteidigen. Um das Jahr 430 landeten die gefürchteten "Barbaren" aus dem heutigen Dänemark und Norddeutschland in Kent und schlugen sich für die Briten. Sie blieben, holten ihre Familien nach und ließen sich wie ihr König taufen. Eine weitere Nation wurde aus der Völkerwanderung geboren.
Ich weiß nicht, wie die historische Wahrheit ganz genau aussah, aber dies überliefert selbst der Sachsenfreundliche (weil selber Sachse) Corveyer Widukind etwas weniger beschönigend:
Widukuind schrieb:
Als aber die Heerführer sahen, wie das Land weit und fruchtbar, die Hände der Eiwohner zum Krieg ungeschickt, sie aber und der größte Teil der Sachsen ohne feste Wohnsitze waren, ließen sie ein größeres Heer nachkommen und schlossen mit Schotten und Pikten Frieden. Dann erhoben sich alle gegen die Briten und vertrieben sie aus ihrem Land und nahmen das Land unter ihre Herrschaft.

Auch die Geschichte des Frankenreichs begann mit der Taufe eines Königs: Die Taufe Chlodwigs in Reims hatte "weltgeschichtliche Bedeutung", so die Historiker. Sie verhalf dem Christentum in Europa zum Durchbruch. Chlodwig wurde zu einem "Nationalheiligen" Frankreichs, wie später Karl der Große. [...] Der erste "Barbar", der sich und seine 3000 Gefolgsleute christlich taufen ließ, das war Chlodewig, der FRANKEN-Herrscher, der versprach, nach gewonnenen Kriegen den germanischen Heidengöttern abzuschwören und sich christlich (römisch-katholisch?) taufen zu lassen...
Die Geschichte des Frankenreiches beginnt natürlich schon vor Chlodwig und es ist gar nicht mal sicher, dass Chlodwig vom heidnischen Glauben zum Katholizismus kam, oder nicht doch schon vom arianischen Glauben.

aber wer war der Verantwortliche für die Ausbreitung der christlichen Religion/Kultur in Europa? War es der HERR selbst ? :)
"Der HERR" ist leider keine historische Kategorie, da wirst Du mit Theologen drüber sprechen müssen.
 
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Diese katholische Mehrheit war schon da, bevor die Goten kamen!

Ja, das gehört in der Tat hervorgehoben. Ab 380 ist das katholisch-orthodoxe Christentum (noch nicht zerfallen in römisch-katholisch und orthodox) Staatsreligion.
Im Grunde ist es erstaunlicher, dass es dennoch auf römischen Gebiet andere Religionen bzw. den Arianismus gibt.
Das ist nur mit der zugestandenen Autonomie zu begreifen, die die römischen Herrscher ihren Verbündeten einräumen mussten, um die Grenzen zu sichern.
So kommt es auch, dass die Franken erst mit Chlodwig zum christlichen Glauben übertreten.
 
Hallöchen!
Habe mir alles durchgelesen, war viel Richtiges dabei, vor allem das mit den Römern und Chlodwig mit seinem politschen Kalkül. Und da habe ich noch was hinzuzufügen. Es ging dabei natürlich auch um die Akteptanz bei der bereits katholischen Bevölkerung in Gallien, aber noch wichtiger waren dabei die bereits bestehenden Strukturen der Kirche in diesen gallischen Gebieten, die Chlodwig brauchte, um dort nach der militärischen Eroberung auch die politsche Macht auszudehnen. Damit wird klar, welche Rolle die Kirche im Staat einnahm - als Machtinstrument des Königs. Dadurch kam die Kirche als Institution innerhalb des Staates zu großer Macht. Interessant ist dabei auch, daß der Taufe Chlodwigs Verhandlungen mit dem Papst vorausgegangen waren, durch die er sicherstellte, daß nicht der Papst, sondern der König das Oberhaupt der Kirche im Frankenreich war. Somit entstand im Frankenreich eine Art Staatskirche, in der nicht der Papst, sondern der König das Recht hatte, die Bischöfe in ihre Ämter einzusetzen. Zwar eine bittere Pille für den Papst, aber er nahm sie zunächst in Kauf, um die Christianisierung Europas voranzutreiben, da er erkannte, daß das Frankenreich noch viele Eroberungen auch bei noch nichtchristlichen germanischen Stämmen machen würde. Allerdings zog sich genau das als sogenannter "Investiturstreit" noch durch das ganze Mittelalter.
Durch diesen kleinen Ausflug in die politische Geschichte des Frankenreiches wird eines deutlich:
Die Kirche im Mittelalter ist neben den Königreichen in Europa als eine selbstständige politische Institution zu betrachten, die ihre eigenen Interessen vertrat und ihre Macht immer weiter auszudehnen versuchte. Sie
selbst war für die Ausbreitung des Christentums in Europa und darüber hinaus verantwortlich und bediente sich dabei auch der bereits christlichen Staaten in Europa.
 
Es ging dabei natürlich auch um die Akteptanz bei der bereits katholischen Bevölkerung in Gallien, aber noch wichtiger waren dabei die bereits bestehenden Strukturen der Kirche in diesen gallischen Gebieten, die Chlodwig brauchte, um dort nach der militärischen Eroberung auch die politsche Macht auszudehnen.

Das ist richtig, Chlodwig nutzte die vorhandenen Verwaltungsstrukturen aus römischer Zeit sowohl der Kirche als auch der weltlichen Verwaltung. So konnte er sein neues Reich beherrschen.


Sie selbst war für die Ausbreitung des Christentums in Europa und darüber hinaus verantwortlich und bediente sich dabei auch der bereits christlichen Staaten in Europa.

Ich nehme an, Du meinst damit die gewaltsame Weiterverbreitung des Christentums bei den heidnischen Sachsen durch die Karolinger?
 
...Ich nehme an, Du meinst damit die gewaltsame Weiterverbreitung des Christentums bei den heidnischen Sachsen durch die Karolinger?
Auch, aber die Karolinger unterwarfen ja noch mehr germanische Stämme: die Alamannen, Bajuwaren und die Friesen und die Christianisierung insgesamt ging ja weiter - erst ganz Europa, dann die Kreuzzüge nach Palästina und schließlich, ab 1492, in der "Neuen Welt" - Amerika. Und hier waren es vor allem Spanien und Portugal, die bei der Verbreitung des Christentums die Vorreiterrolle zukam. Die christliche Kirche war in dieser Zeit sehr aggressiv.
 
Auch, aber die Karolinger unterwarfen ja noch mehr germanische Stämme: die Alamannen, Bajuwaren und die Friesen und die Christianisierung insgesamt ging ja weiter - erst ganz Europa, dann die Kreuzzüge nach Palästina und schließlich, ab 1492, in der "Neuen Welt" - Amerika. Und hier waren es vor allem Spanien und Portugal, die bei der Verbreitung des Christentums die Vorreiterrolle zukam. Die christliche Kirche war in dieser Zeit sehr aggressiv.

Auch wenn ich Dir zustimme, dass das Christentum mittels Gewaltanwendung verbreitet wurde,wurde ebenfalls friedlich missioniert.
Die Frage ist, welchen Anteil die Kirche an dieser Politik der Karolinger hatte.
Hast Du da Quellen, die eine Anweisung oder den Rat der Kirche, das Christentum mit dem Schwert zu verbreiten, beinhalten?
Mit den Kreuzzügen und der Christianisierung Amerikas verlassen wir die Völkerwanderungszeit.
 
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Ich nutze hauptsächlich Bücher als Informationsquelle und in einem habe ich folgendes gefunden:
Im Jahre 751 wurde Pippin "der Jüngere" nach Absprache mit dem Papst von einem päpstlichen Legaten in Soissons zum neuen König gesalbt. Damit löste er die Merowingerdynastie ab, die am Ende nur noch ein Schattendasein fristeten.
Das päpstliche Entgegenkommen hatte seinen Preis.
754 kam Papst Stephan II. nach Soissons, um Pippin um Hilfe gegen die Langobarden anzuflehen. Diese hatten bereits 558 in Italien ihr Reich gegründet, sie besetzten nun das von der Kirche beanspruchte Ravenna und bedrohten Rom. Pippin ließ sich nun noch einmal, diesmal vom Papst, zum König krönen und zum "Patricius Romanorum" ( Schutzherr der Römer ) ernennen. Daraufhin zwang er die Langobarden zur Herausgabe ihrer Eroberungen und garantierte deren Besitz dem Papst. Diese sogeneannte "Pippinische Schenkung" war die Geburtsstunde des Kirchenstaates.
Sein Nachfolger Karl "der Große" verstand sich im Frankenreich als Haupt der Reichskirche, deren Bischöfe er einsetzte und die auch ein Instrument der Unterwerfung z. B. der Sachsen, die gegen die Christianisierung heftigen Widerstand leisteten. Karl machte die Eroberungen und "seine" Bischöfe versuchten dann, die unterworfenen Stämme duch die Bekehrung zum Christentum und den Aufbau einer Herrschaftsstruktur ins Reich zu integrieren.
Selbst in Theologischen Fragen traf Karl Entscheidungen.
Als besondere Anerkennung der Stellung des Königs übersandte ihm Papst Leo III. die Schlüssel zum Grab des Petrus. Zugleich rechnete dieser damit, daß Karl ihn gegen Übergriffe des römischen Adels schützen würde. Als Karl dann im Jahre 800 tatsächlich eingreifen mußte, zeigte sich der Papst wieder dankbar und krönte Karl am 25. Dezember 800 zum "Kaiser der Römer".
Diese Beispiele zeigen deutlich, daß in dieser Zeit das Papsttum eine starke Schutzmacht brauchte und diese in den Franken fanden. Dafür waren sie zu immer größeren Zugeständnissen bereit, was zu einer politischen Aufwertung des Frankenreiches führte, bis hin zum Imperium Romanum.
 
Beim Durchsuchen der Foren habe ich folgenden Thread gefunden, der sich bereits ausführlich mit der Christianisierung im Früh-Mittelalter beschäftigt:

http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=10891&highlight=verbreitung+Christentums

Bleibt für meine Begriffe nur festzuhalten, dass die Völkerwanderung nicht zur Verbreitung des Christentums führte, sondern dieses sogar zurückdrängte.
Auch wenn zum Teil bereits christliche Germanenstämme in das römisch-byzantinische Hoheitsgebiet eindrangen, handelte es sich um Arianer.
Zum grossen Teil handelte es sich jedoch um Heiden.
 
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Bleibt für meine Begriffe nur festzuhalten, dass die Völkerwanderung nicht zur Verbreitung des Christentums führte, sondern dieses sogar zurückdrängte.
Auch wenn zum Teil bereits christliche Germanenstämme in das römisch-byzantinische Hoheitsgebiet eindrangen, handelte es sich um Arianer.
Zum grossen Teil handelte es sich jedoch um Heiden.

Das kann ich nicht recht nachvollziehen. Alle Stämme, die sich auf römisch- byzantinischem Hoheitsgebiet festsetzten, traten über kurz oder lang zum Christentum über.
Ob der "Großteil" damals noch heidnisch war, möchte ich ebenfalls bezweifeln. Die Goten, Wandalen, Langobarden und Burgunder waren ja bereits im 4. Jahrhundert zum arianischen Christentum übergetreten. Welcher "große Teil" bleibt da noch übrig?
 
Mit dem vierten Jahrhundert liegst Du meines Wissens ein wenig zu früh: als Wulfila/Ulfilas als Bischof der terwingischen Gotae minores die Bibel ins Gotische übersetzte, sah sich diese christliche gotische Gemeinschaft von seiten des damaligen Terwingenkönigs Athanarich Verfolgungen ausgesetzt und suchte Schutz im oströmischen Reich.
Wir stehen also im vierten Jahrhuntert gerade am Beginn der gotischen Christianisierung.
 
Alle Überlieferungen von Königen, Bischöfen und ihren Taten beziehen sich ja auf die Oberschicht. Auch wenn wir aufgrund von zeitgenössischen Berichten von "den arianischen Goten" usw. sprechen, so sagt dies ja nichts darüber aus, wie stark der christliche Glaube im Alltag des Volkes bereits verankert war. So kann ich mir gut vorstellen, dass eine Generation lang brav alle Messen besucht wurden und trotzdem an alten Ritualen festgehalten wurde.

Man denke nur an die Geschichte Englands, auch da gab es diese Übergangsphase. Daher glaube ich nicht daran, dass es für die breite Masse ein bestimmtes Datum geben kann.

Ob die Völkerwanderung die Christianisierung begünstigte oder aufhielt ist schwer zu sagen, da wir ja keinen alternativen Verlauf zum Vergleich haben. Aber mir ist nicht bekannt, dass Völker durch die Wanderungen vom Christentum abgehalten wurden. Eher im Gegenteil, es war politisch ratsam, dass die Herrscher sich taufen ließen, wenn sie etwas von den Römern wollten.

Streitigkeiten innerhalb der Goten dürften nicht nur religiös motiviert gewesen sein, sondern vor allem auch machtpolitisch. Über die breite Masse des Volkes sagt dies meiner Meinung nur wenig aus.

Solwac
 
Das kann ich nicht recht nachvollziehen. Alle Stämme, die sich auf römisch- byzantinischem Hoheitsgebiet festsetzten, traten über kurz oder lang zum Christentum über.
Ob der "Großteil" damals noch heidnisch war, möchte ich ebenfalls bezweifeln. Die Goten, Wandalen, Langobarden und Burgunder waren ja bereits im 4. Jahrhundert zum arianischen Christentum übergetreten. Welcher "große Teil" bleibt da noch übrig?

Das ist so zu verstehen, dass die wanderenden Völker auf eine bereits römisch-byzantinische Bevölkerung trafen.
Das Christentum war schon da.
Die Arianer wurden dabei als Abweichler angesehen. Ihr Glaube ging schliesslich unter.
Daher spreche ich von einem Grossteil.
So kommt es ja im frühen Mittelalter zu einer neuen Missionierungswelle von Rom aus.
Im Falle der Angeln, Sachsen und Jüten wanderten keine Christen.
Die Missionierung der Einwanderer erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt.

Wenn sich die Einwanderer dann taufen liessen, waren sie immer noch auf bereits vorher römisch-byzantinischen Grund und Boden (Franken). Erst später wurde dann der rechte Glaube auch exportiert in davor heidnische bzw arianisch-gläubige Gebiete. Dabei denke ich vor allem an die Karolinger um 800).
Meines Wissens spricht man aber um 800 nicht mehr von der Völkerwanderungszeit, sondern vom Früh-Mittelalter.
 
Das ist so zu verstehen, dass die wanderenden Völker auf eine bereits römisch-byzantinische Bevölkerung trafen.
Das Christentum war schon da.
Die Arianer wurden dabei als Abweichler angesehen. Ihr Glaube ging schliesslich unter.
Daher spreche ich von einem Grossteil.

Ich dachte, Du machst einen Unterschied zwischen Arianern und Heiden. Du schreibst nämlich nicht von einem Großteil Arianer, sondern ausdrücklich von einem Großteil Heiden.


Im Falle der Angeln, Sachsen und Jüten wanderten keine Christen.

Das ist mir schon klar. Das wäre auch (eventuell zusammen mit dem Niederrhein) der einzige Fall, wo man wenigstens zeitweise von einer Zurückdrängung des Christentums sprechen könnte.

Aber unterm Strich kann ich nicht nachvollziehen, wieso in der Völkerwanderungszeit das Christentum zurückgedrängt worden sein soll.
 
Ich dachte, Du machst einen Unterschied zwischen Arianern und Heiden. Du schreibst nämlich nicht von einem Großteil Arianer, sondern ausdrücklich von einem Großteil Heiden.
Das ist so missverständlich, entschuldige bitte. Für mich sind die wandernden Angeln, Sachsen und Jüten ein Grossteil und Heiden, aber durchaus nicht der grösste Teil.
Da hast Du Recht, dass die meisten wandernden Stämme bereits Arianer waren.
Aber sie wanderten in Gebiete, die ebenfalls bereits christlich waren. Somit hat sich das Christentum nicht weiter verbreitet. Die Christen waren schon da.
Und es waren Christen anderer Prägung, nämlich Anhänger der römischen Orthodoxie.
Arianismus und römische Orthodoxie standen aber schon seit längerem in einem Gegensatz. So habe ich über das Vandalenreich folgendes gefunden:
An der arianischen Religion (Arius, Arianismus) wurde rigoros festgehalten. Römer, die übertraten, erfuhren Förderung; von gelegentlichem Taufzwang wird berichtet, doch führte die Verfolgung von Katholiken zu wachsender Isolierung der führenden Minderheit, die ohne Zuzug von außen durch andauernde Kriegseinsätze sowie durch die klimatischen Bedingungen dezimiert wurde. Betont wird auch die ungewohnt üppige, daher verderbliche Lebensweise der Oberschicht. Unter den Nachfolgern Geiserichs wird physischer Verfall deutlich.
(http://www.mittelalter-genealogie.de/_voelkerwanderung/v/vandalen.html)

Im Falle der Ostgoten ist mir bekannt, dass sich die ostgotische Oberschicht ebenfalls von der römisch-orthodoxen Bevölkerungsmehrheit separierte.
Der Franke Chlodwig liess sich gar taufen, um akzeptiert zu werden und den (römischen) Verwaltungsapparat nutzen zu können.
Entweder konvertierten die Einwanderer zum alteingesessenen Glauben, oder ihre Reiche gingen unter.
Wenn ich von Zurückdrängen des Christentums in diesen Fällen spreche, meine ich das Christentum der römischen Orthodoxie. Dieses hat schliesslich die Zeit überstanden trotz der späteren Spaltungen und prägt das religiöse Bild Europas heute.
Ich hatte dabei den Fragesteller so verstanden, dass er auf dieses heutige Religionsbild Bezug nimmt, auch wenn ich nach neuerlichem Lesen des Ausgangsposts da wohl überinterpretiert habe (aus der Überschrift: Völkerwanderung und Europas Religion heute).

Edit: Aussdem sollte man bei der Völkerwanderung auch die Hunnen nicht vergessen. Diese waren meines Wissens nicht christlich, weder arianischer noch römisch-orthodoxer Prägung. Auch sie wanderten während der Völkerwanderungszeit in bereits christianisierte Gebiete.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist so missverständlich, entschuldige bitte. Für mich sind die wandernden Angeln, Sachsen und Jüten ein Grossteil und Heiden, aber durchaus nicht der grösste Teil.

[...]

Wenn ich von Zurückdrängen des Christentums in diesen Fällen spreche, meine ich das Christentum der römischen Orthodoxie.

Dann sind ja die Mißverständnise behoben. Gegen eine Formulierung "Zurückdrängung der römischen Orthodoxie" hätte ich keine Einwände gehabt.


Edit: Aussdem sollte man bei der Völkerwanderung auch die Hunnen nicht vergessen. Diese waren meines Wissens nicht christlich, weder arianischer noch römisch-orthodoxer Prägung. Auch sie wanderten während der Völkerwanderungszeit in bereits christianisierte Gebiete.

Mir ist allerdings nicht bekannt, daß sie sich irgendwo festgesetzt und die vormals ansässige christliche Bevölkerung verdrängt hätten.
 
ich möchte gern noch einwerfen, dass die "wanderden" Völker nur eine äußerst geringe Zahl hatten, insofern stell ich mir die Frage ob man überhaupt von einem gewichtigen Einfluss sprechen kann.
 
Germanische Völker begannen schon früh zu wandern. Man denke z.B. an die Kimbern und Teutonen, die etwa um 120 v. Chr. Jütland verließen und bis nach Südfrankreich und Nordspanien vorstießen. Auch Teile der Skiren wanderten im 3./2. Jh. v. Chr. zur Schwarzmeerküste und unteren Donau ab. Das wurde - weil nicht so spektakulär - nicht mit großer Aufmerksamkeit registriert.

Die ganz große Völkermaschine setzte sich freilich in der Tat erst 375 n. Chr. durch die Hunnen in Bewegung, die aus den Steppen Asiens hereinbrachen, und viele germanischen Völker zur so genannten "germanischen Völkerwanderung" veranlassten.

Die Gründe für diese Wanderungen waren jedoch sehr komplex und sind nicht allein auf einen Dominoeffekt zurückzuführen, den die hunnischen Steppenreiter auslösten. Es wirkten ganz handfeste Überlegungen dabei mit wie Beutegier und Abenteuerlust, denn die reichen und wohl bebauten Gefilde der Römer lockten Germanen seit jeher und noch lange Zeit.

Bei der Christianisierung gewann die Lehre des Arian für die germanischen Reiche entscheidende Bedeutung. Die Goten an der unteren Donau nahmen den Arianismus Mitte des 4. Jh. an und so entstand später eine germanisch-arianische Staatengruppe um das westliche Mittelmeer: Ostgoten, Westgoten, Wandalen in erster Linie. Volkssprachige Bibel und Liturgie, eine gewisse Nähe des Arianismus zu germanischen Gottesvorstellungen und die Spannungen mit Ostrom führten zu einer engen Verbindung von Arianismus und germanischen Königreichen, jedoch auch zur Distanzierung von der orthodox gebliebenen einheimischen Bevölkerung, im Falle der Wandalen sogar zur Verfolgung des katholischen Klerus.

Aus dieser Situation erwuchs die Instabilität des arianischen Ostgotenreichs in Italien und ein wesentlicher Erfolgsfaktor des 498 zum katholischen Christentum übergetretenen Frankenkönigs Chlodwig. Es ist übrigens nicht richtig - wie weiter oben angeklungen - dass nur eine kleine Elite das Christentum angenommen hätte. Das germanische "Königsheil" spielte hier eine wichtige Rolle und Maßnahmen des Königs hatten Vorbildfunktion. So wurden nach Gregor von Tours noch über 3000 Große aus Chlodwigs Heer getauft und man kann annehmen, dass deren heimatliche Sippen gleich ihrem Herrn das Christentum annahmen. Wie tief das Christentum anfangs jedoch verwurzelt war, steht auf einem anderen Blatt.
 
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