Vom vergessenen Leben der Computer

A

Astrophob

Gast
Hallo liebe Gemeinde,

ich suche Informationen (mglw. auch in Form von Buchempfehlungen, Links oder ähnliches) über das Leben der Personen, die im englischen Computer genannt wurden. Also den "Rechenkünstlern".

Soweit ich weiß gab es in Deutschland einige Jahrhunderteland die Trennung zwischen Rechenmeister und Mathematiker. Erstere waren, wie Adam Ries, bewandert im Kopfrechnen und den Lösen "mathematischer" Probleme, wie sie in der (kaufmännischen) Arbeit tatsächlich auftraten. Bisweilen halfen sie auch Handwerkern bei Bauprojekten aus. Auf der anderen Seite gab es sog. Mathematiker, die dann mit Euklid und Beweisen arbeiteten.

Mich interessieren die Lebensbedingungen dieser Klasse von Menschen: Wie wurden sie ausgebildet? Gehörten sie zu den gebildeten Schichten, hatten formalle Abschlüsse? Durchliefen sie eine Ausbildung oder wurden sie nur angelernt oder waren es gar Quereinsteiger aus allen möglichen Berufen?
Wurden sie Auftragsweise bezahlt oder genossen sie Festanstellungen? Wie wurden sie gesellschaftlich angesehen? Bildeten sie eine gemeinsame Klasse, mit eigenen Grußformeln, Moden und Wertvorstellunegen?

Unterschieden sich die Computer in England von den deutschen Rechnenmeister oder war das Leben dieser Gruppe von Menschen vergleichbar?

Danke im Voraus!

Es grüßt alle zufälligen und absichtlichen Leser,

im Namen aller, die das Sternenlich fürchten müssen,

Astrophob.
 
Nun.von Adam Riese weiss man.dass er in Erfurt und später in Annaberg Rechenschulen betrieb und Rechenbücher wie den "Coss" verfasste und auch verlegte r. Außerdem war er in Annaberg für die dortigen Silberminen und die Bergverwaltung als Rezaßschreiber (Buchhalter),Gegenschreiber (Revisor) und Zehntner (Steuerprüfer) tätig.

Dieser Werdegang ist wohl exemplarisch für die meisten Rechenmeister
Ihr Schwerpunkt war kaufmännisches Rechnen, wie es für den Handel nachgefragt wurde und es handelte sich meist um Lehrer an den (Volks-)Schulen ,die unterhalb der Lateinschulen angesiedelt waren oder Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung die im Handels- und Steuerbereich tätig waren.
Rechenmeister galten wohl als eine Art Handwerker, zumindest gab es in großen Handelsstädten wie Nürnberg Ulm oder Augsburg Innungen der Rechenmeister mit zunftähnlichen Satzungen . Erlernt wurde das Gewerbe in den (privaten)Rechenschulen. formale ,staatliche Abschlüsse gab es wohl nicht ,aber eine Qualitätskontrolle durch die Innung.
Bekannte Rechenmeister neben Adam Riese waren:
Ulrich Wagner aus Nürnberg, Verfasser des Bamberger Rechenbuchs von 1482 . Jakob Kölbel aus Oppenheim ,Verfasser von "Eynn newe geordent Rechebüchlein uf den Linien mit Rechepfenigen (1514). Johannes Widmann aus Leipzig, Gregor Reisch aus Freiburg, Petrus Bienewitz aus Ingolstadt,Andreas Reinhard aus Schneeberg, Balthasar Licht und Johann Huswirth
Alle wirkten im Zeitraum ab 1450 bis 1550 in den großen Handelszentren des Reiches.
 
Diesen hier wirst Du ja sicher kennen:

Summe = n(n+1)/ 2

Summe = 100 * (100+1) / 2 = 5050

Wenn man die Summe einer Zahlenfolge von 1 – 100 so ermittelt wie er es tat, braucht man nicht einmal 3 Sekunde.

Seine Mitschüler kannten nur diese Rechenmethode:
1+2 = 3+3 = 6+4 = 10+5=15 usw. bis man bei 100 angelangt war.
 
Hier ein Link über menschliche Computer in England, Frankreich und den USA.
Interessant könnte auch "When Computers were Human", D.A. Grier, ISBN 9781400849369 sein. (Ich weiß nicht, ob es das Buch auch auf deutsch gibt.)
 
Summenformel

Hallo

@Ralf.M
Diesen hier wirst Du ja sicher kennen:

Summe = n(n+1)/ 2

Summe = 100 * (100+1) / 2 = 5050

Wenn man die Summe einer Zahlenfolge von 1 – 100 so ermittelt wie er es tat, braucht man nicht einmal 3 Sekunde.

Seine Mitschüler kannten nur diese Rechenmethode:
1+2 = 3+3 = 6+4 = 10+5=15 usw. bis man bei 100 angelangt war.
Anmerkung:
Das "er" bezieht sich jetzt auf den kleinen Gauss und nicht auf A.Riese

mfg
schwedenmann
 
Zuletzt bearbeitet:
Zahlenmäßig die meisten menschlichen Computer dürften als niedrigrangige und schlecht bezahlte Angestellte (klischeemäßig mit Augenschirm und Ärmelschonern) den lieben langen Tag damit beschäftigt gewesen sein, Zahlen zu addieren; riesige Mengen an Zahlen, die bei kaufmännisch geführten Unternehmen anfielen...

Das "er" bezieht sich jetzt auf den kleinen Gauss und nicht auf A.Riese

Der kleine Gauss ist natürlich eine klassische Mathe-Geschichte, aber mWn auch nicht mehr als das; die Wahrscheinlichkeit, dass sich das wirklich so zugetragen hat, ist nicht besonders groß.
 
Gauss

Hallo

@Reinecke
Der kleine Gauss ist natürlich eine klassische Mathe-Geschichte, aber mWn auch nicht mehr als das; die Wahrscheinlichkeit, dass sich das wirklich so zugetragen hat, ist nicht besonders groß.

Kann ich nicht beurteilen, da sind dann die Mathehistoriker gefragt. Aber selbst unter Wikipedia gibt es mehrere links zu dieser "story"

mfg
schwedenmann
 
Ist mir von der Uni so in Erinnerung geblieben, bei einer kurzen Suche hab ich nichts eindeutiges gefunden. Aber was solls, auf die Wahrheit der Formel hats ja zum Glück keine Auswirkung; und einen netten Namen wirft die Story ja auch ab. ;)
 
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