Währungsgeschichte: Kaufkraft Goldmark 1914 / 1928

D

Dsfrage

Gast
Hallo,

ich habe eine etwas spezielle Frage an die Experten:

Die erste Frau meines Großvaters hat bei der Hochzeit im März 1914 5.000 Goldmark in die Ehe eingebracht. Dieses Geld vermachte sie bei ihrem Tod im Mai 1928 testamentarisch.

Nun meine Frage: Wie hoch war die Kaufkraft von 5.000 Goldmark im Frühjahr 1914 bzw. im Mai 1928?

Wiki und die Seite der Deutschen Bundesbank habe ich dazu bereits konsultiert, muss aber gestehen, dass mir angesichts des Dschungels der Währungsreformen und (wirtschafts-)politischen Umwälzungen der Zeit der Kopf vor all den Zahlen schwirrt.

Kann jemand von Euch, der sich mit der Währungsgeschichte des Deutschen Reichs auskennt, dazu verlässliche Angaben machen?

Vielen Dank vorab & viele Grüße!

D.
 
Hallo,

ich habe eine etwas spezielle Frage an die Experten:

Die erste Frau meines Großvaters hat bei der Hochzeit im März 1914 5.000 Goldmark in die Ehe eingebracht. Dieses Geld vermachte sie bei ihrem Tod im Mai 1928 testamentarisch.

Nun meine Frage: Wie hoch war die Kaufkraft von 5.000 Goldmark im Frühjahr 1914 bzw. im Mai 1928?

Wiki und die Seite der Deutschen Bundesbank habe ich dazu bereits konsultiert, muss aber gestehen, dass mir angesichts des Dschungels der Währungsreformen und (wirtschafts-)politischen Umwälzungen der Zeit der Kopf vor all den Zahlen schwirrt.

Kann jemand von Euch, der sich mit der Währungsgeschichte des Deutschen Reichs auskennt, dazu verlässliche Angaben machen?

Vielen Dank vorab & viele Grüße!

D.


Geht es Dir um die Kaufkraft der Goldmark im Jahre 1928 oder 1914 im Vergleich zu heute?

Unter Deutsche Bundesbank - Preise - Kaufkraftvergleiche historischer Geldbeträge sind für einige Produkte Vergleiche des Wertes aus den 1870er mit heute angegeben. Dabei sind erhebliche Unterschiede festzustellen. Das hängt natürlich davon ab, was mit dem Geld hätte gemacht werden können. Man hätte die 5.000 GM in Milch oder Brot investieren können oder in Gebäude. Daraus ergeben sich verschiedene Kaufpreiseindizes.

Bei einer Anlage auf ein Konto sähe es folgendermaßen aus:

wenn die 5.000 Goldmark seit 1928 angelegt worden sind, dann hätte der Nominalbetrag die Währungsreform von 1948 hinter sich gebracht und wäre in DM umgerechnet worden. Anschließend wäre er 2002 in Euro umgerechnet worden.

Ein Bankguthaben von 5.000 Reichsmark wäre 1948 auf 500 DM geschrumpft, so dass daraus gute 250 Euro im Jahre 2002 geworden wären. Das ist alles ohne Berücksichtigung von Zinsen.


Die Frage ist schwer zu beantworten.
 
Bei einer Anlage auf ein Konto sähe es folgendermaßen aus:

wenn die 5.000 Goldmark seit 1928 angelegt worden sind, dann hätte der Nominalbetrag die Währungsreform von 1948 hinter sich gebracht und wäre in DM umgerechnet worden. Anschließend wäre er 2002 in Euro umgerechnet worden.

Ein Bankguthaben von 5.000 Reichsmark wäre 1948 auf 500 DM geschrumpft, so dass daraus gute 250 Euro im Jahre 2002 geworden wären. Das ist alles ohne Berücksichtigung von Zinsen.
Meinst, daß das so einfach zu berechnen ist? Vor allem, was ist, wenn der Besitzer des Guthabens von 5.000 Reichsmark, in der Ostzone gelebt hätte?
 
Meinst, daß das so einfach zu berechnen ist? Vor allem, was ist, wenn der Besitzer des Guthabens von 5.000 Reichsmark, in der Ostzone gelebt hätte?

Dann wäre 1948 eine Umrechnung in Ostmark erfolgt und 1990 eine Umrechnung in DM.

Berechnen kann man es schon einfach. Aber die Aussagekraft ist begrenzt. Wir hatten vor einiger Zeit schon eine Umrechnung von Russischen Rubeln von 1815 oder so in Euro. Da ist die Aussagekraft seeehr begrenzt. Heute kauft man von Euro MP3Player, Flatscreens, Smartphones und Milch und Brot. Und was kaufte man 1928 oder 1815?

Selbst ein statistischer Warenkorb von vor 20 Jahren sieht schon anders aus als ein heutiger.
 
Dann wäre 1948 eine Umrechnung in Ostmark erfolgt und 1990 eine Umrechnung in DM.

Berechnen kann man es schon einfach. Aber die Aussagekraft ist begrenzt. Wir hatten vor einiger Zeit schon eine Umrechnung von Russischen Rubeln von 1815 oder so in Euro. Da ist die Aussagekraft seeehr begrenzt. Heute kauft man von Euro MP3Player, Flatscreens, Smartphones und Milch und Brot. Und was kaufte man 1928 oder 1815?

Selbst ein statistischer Warenkorb von vor 20 Jahren sieht schon anders aus als ein heutiger.

Oh, ging es um einen Warenkorb? Bei der Kaufkraft ist es schwer zu sagen, ob es sich um den Wert des Geldes handelt oder um den Konsum von Verbrauchsgütern handelt.

Bei letzteren, also der Kaufkraft nach Verbrauchsgütern, kann eine Vergleich anhand der Entwicklung und dem Vergleich zur Gesellschaftlichen Entwicklung von weniger als 10 Jahren schon komplett andere Werte erzeugen. Es sei denn, der Warenkorb ist definiert und beinhaltet zur jeder Epoche gleiche Erzeugnisse.
 
Hallo,
ich habe eine etwas spezielle Frage an die Experten:

Die erste Frau meines Großvaters hat bei der Hochzeit im März 1914 5.000 Goldmark in die Ehe eingebracht. Dieses Geld vermachte sie bei ihrem Tod im Mai 1928 testamentarisch.

Nun meine Frage: Wie hoch war die Kaufkraft von 5.000 Goldmark im Frühjahr 1914 bzw. im Mai 1928?
Sinn machte ein Testament in 1928 nur, wenn es sich bei den 5000 Goldmark um gemünztes Geld in Gold oder/und Silber gehandelt hat. Ein Bankkonto oder Papiergeld unter dem Kopfkissen kommt m.A.n. nicht in Frage, mit der Währungsreform vom 15. Nov. 1923: 1 000 000 000 000 Mark = 1 Rentenmark; wären 5000 Mark Null wert gewesen.

5000 Mark in Gold in 1914 als "Aussteuer" klingen nicht ungewöhnlich, da noch in diesem Jahr in Baden, Bayern, Preußen, Sachsen und Württemberg Goldmünzen geprägt wurden und davon ausgegangen werden kann, dass schon früher auf den Tag der Hochzeit gespart wurde.

Schwieriger ist die Frage des Wertes: Bezogen auf den Metallgehalt der Münzen lassen sich von 1914 zu 1928 nur Silbermünzen vergleichen, da Goldmünzen nicht mehr geprägt wurden. War der Silbergehalt eines 5 Markstückes in 1914 noch 25 Gramm Feinsilber, waren es bei einem 5 Reichsmarkstück in 1928 nur noch 12,5 Gramm.

Auf heutige Verhältnisse umgerechnet ergibt sich wie immer die Crux, dass der Metallwert nur eingeschränkt als Vergleich taugt, was sich noch dazu gerade im Vergleich von Gold zu Silber zeigt:

5000 Mark in Gold entsprechen 250 20 Mark-Stücken, damit einem Feingoldgewicht von 1790 Gramm Gold. Noch heutigem Goldpreis ergäbe das ca. 55800 Euro.

5000 Mark in Silber ergäben glatte 25 Kilo Feinsilber oder nach heutigem Silberpreis 12300 Euro.

Der Preis nur nach dem Feingehalt berechnet, betrachtet allerdings weder die Erhaltung von Münzen, noch die Auflage, da seltene Münzen und/oder Münzen oberhalb von "sehr schön" wesentlich höhere Preise erzielen als den reinen Metallwert.

Grüße
excideuil
 
Gebäudebrandversicherungen bewerten Häuser heute noch mit Goldmark Stand 2014.

Unser Gebäude beispielsweise hat einen Wert von 18.600 Goldmark 2014. Altes Gebäude mit einigen Sanierungen, PV-Anlage etc. Aktuell wohl etwa 250.000 Euro.

Ich nehme an, die Umrechnungen kannst du z.B über die SV Sparkassenversicherung erhalten.
 
Vielen Dank für die bisherigen Antworten, insbesondere auch für die Ausführungen von excideuil!

Mich interessiert die Kaufkraft des Betrages im Jahr 1914 und im Jahr 1928:

Die Aussteuer gehörte der einzigen Tochter eines "Beamten der Eisenbahn" (näheres weiß ich leider nicht) in Westpreußen. War die Summe damals ungewöhnlich?

Und welche Kaufkraft hatte dieses Erbe im Jahr 1928 bzw. in den darauffolgenden Jahren?

Die Summe wurde übrigens in jeweiligen Anteilen den Kindern der Frau vermacht, die zwischen 1936 und 1942 das 21. Lebensjahr erreichten.

Vielen herzlichen Dank nochmals, ausgezeichnetes Forum!
 
Die Aussteuer gehörte der einzigen Tochter eines "Beamten der Eisenbahn" (näheres weiß ich leider nicht) in Westpreußen. War die Summe damals ungewöhnlich?

Und welche Kaufkraft hatte dieses Erbe im Jahr 1928 bzw. in den darauffolgenden Jahren?

Die Summe wurde übrigens in jeweiligen Anteilen den Kindern der Frau vermacht, die zwischen 1936 und 1942 das 21. Lebensjahr erreichten.
Da es die einzige Tochter eines Beamten war, darf davon ausgegangen werden, dass die Summe von 5000 Goldmark - ein tüchtig Stück Geld in 1914 - ansparbar war, zumal unterstellt werden kann, dass zu dieser Zeit eine "standesgemäße" Ehe nicht unwesentlich von der Aussteuer abhing. Beamter ist natürlich ein weiter Begriff, einem Beamten im höheren Dienst dürfte diese Summe leichter gefallen sein als einem Lokführer.

Der Wert der Summe in 1928 oder 1936 ist schwierig bestimmbar, da Münzen des Kaiserreichs außer Kurs waren und ich nicht weiß, inwieweit solche Münzen tauschbar waren. Bezogen auf den Silbergehalt läßt sich aber feststellen, dass 5000 Silbermark aus 1914 10000 Reichsmark in 1928 oder 1936 entsprächen.

Der Wechselkurs des Goldes - als immer gültige Währung - läßt sich nur über Umwege bestimmen, z.B. über die Währung der Schweiz.
Im Untersuchungszeitraum wurden Silber- und Goldfranken geprägt. 1 Silberfranken enthielt 4,175 Gramm Silber; 20 Goldfranken 5,08 Gramm Gold.
Bezogen auf 2,5 Gramm Silber pro Reichsmark und 7,16 Gramm Gold pro 20 Markstück kommt man auf den Betrag von 11 770 Reichsmark für 5000 Goldmark.

Manchmal hat Werbung doch etwas für sich, besonders, wenn sie in älteren
Heften zu finden ist. So habe ich aus 1936 ein paar Preise gefunden:

Fr. Christansen: Festliches Spanien, 320 Seiten Text mit 141 Abb. auf Kunstdrucktafeln, In Ganzleinen geb., 5,80 RM

Kasseler Hafer-Kakao, Originalschachtel mit 27 Würfeln reicht für 40-50 Tassen und kostet nur 90 Pf.

Osram-Vacublitz (Photoblitzbirnen) Göße 1 nur -,60 RM; Gr. 2 nur -,90 RM

Kaloderma-Seife Stück -,55 RM

Kappel-Schreibmaschinen (jeweils im Koffer): 117,50 - 234 RM

Höhensonnen kmplt. von 98 - 241,20 RM frei Haus

Radio Blaupunkt 4W95 (mit Röhren) 380 RM

Trilysin Das biologische Haartonikum: Halbe Flasche 1,94 RM, ganze Fl. 3,24 RM, Trilysin Haaröl 90 Pf.

Bad-Hotel "Zum Hirsch" (Baden-Baden) Centrale Lage, 150 Betten, Kur-Thermalbäder, Pens. ab RM 9,-, mit Privat-Thermalbad ab RM 12,-

Rund um Afrika in hundert Tagen, 2 Sonderfahrten 33000 km Seestrecke/38 Häfen, 1 Klasse ab etwa RM 1476,-; Touristenklasse ab etwa RM 750,-

Mittelmeerfahrten vom Hamburg nach Genua oder umgekehrt ab RM 185,-

Quelle: Altlantis Heft 3, März 1936

Grüße
excideuil
 
Hallo,

ich bin's, habe mich inzwischen angemeldet - mir gefällt das Forum und evtl. kann ich meinerseits später auch das eine oder andere beitragen.

Vielen Dank, excideuil, Deine Ausführungen sind wieder mal sehr hilfreich, besonders die Beispiele zur damaligen Kaufkraft!

Mein Großvater (also der Mann der Frau mit besagter Aussteuer) war Landwirt und hatte als Erstgeborener den Hof seines Vaters geerbt; später wurde er Bürgermeister des Dorfes, in dem er lebte. Seine erste Frau (besagte Beamtentochter) stammte aus einem ca. 30km entfernten Ort, wo auch die Hochzeit stattfand.

Als sie ihr Testament machte (der Notar kam dazu ins Haus), wusste sie, dass sie sehr bald sterben würde, sie litt an Tuberkulose und war zu dem Zeitpunkt seit fast zwei Jahren bettlägerig.

Viele Grüße,
D.
 
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