Wäre die Republik wiederherstellbar gewesen?

V

Vergilius

Gast
Hi!!
Kann mir jemand bitte die zwangsläufige Entwicklung vom Prinzipat zum Kaisertum(Cäsarentum) begründen??
Und mir die Frage beantworten,ob die Republik wiederherstellbar gewesen wäre??

wenn mir das jemand sagen könnte wäre das wirklich toll....danke
 
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genau,und deshalb weise ich nochmals auf meine Frage weiter oben hin......:)
ihr müsst mir unbedingt helfen.....
 
Also die zweite Deiner Fragen kann man glaube ich nicht beantworten. Sie ist zu spekulativ und die Antwort hängt von zuvielen Parametern ab. Z.B. zu welchem Zeitpunkt genau hätte man dies versuchen sollen? Und wer hätte es versuchen sollen? Wie war die Einstellung der handelnden und die Macht habenden Personen und Grupierungen. Wenn Du die Antwort für die Schule oder so brauchst, würde ich Dir empfehlen genau zu begründen, warum man diese Frage nicht beantworten kann. Es läst sich dazu sicherlich mehr sinnvolles schreiben, als wenn man irgendwie in der Luft herum spekuliert.
 
Wirklich spekulativ, aber das geben fragen mit "wäre" eh vor.

Meines Erachtens ist die Republik seit der Zeit der Gracchen verloren gewesen.
Diese haben gezeigt, wie viel man mit dem Einsatz von loyalen Männern erreichen kann, ohne das die staatlichen Einrichtungen greifen (die Ermordung des älteren kann man kaum als staatlichen Akt betrachten).

Als Sulla dann letztlich mit einer staatlichen Gewalt den Staat selbst erst ins Chaos gestürzt hat und dann so wieder einrichtete wie er es dachte war es, wenn man ehrlich ist eigentlich schon aus mit der Republik. Das handeln C. Julius Caesars war da nur noch ein zu erwartender Schritt gewesen.
Viele folgende Kaiser haben dem Senat das Gefühl gegeben wieder bedeutender zu sein als der Zustand in Wirklichkeit hergab, oder überließen ihm wirklich eine Funktionen mehr, als ihr Vorgänger.
Aber ganz klar bleibt die Tendenz, gerade zu Zeiten der Soldatenkaiser, dass charismatische Männer mit Einfluß keinesfalls auf die Möglichkeit einer Allein- oder zumindest einer Doppelherrschaft verzichtet hätten.
Außerdem sollte man nicht vergessen, dass ein großes Gremium wie der Senat ein solches Riesenreich wie das römische möglicherweise nicht effizient hätte regieren können. Das gegenseitige blockieren wenn es um Interessensfragen ging hätte womöglich in einigen Situationen zuviel Zeit verschlungen. Und Wahlen wären mit dem Wachstum und der Ausbreitung des Bürgerrechts komplizierter geworden.

Zur ersten Frage: Als Prinzipat bezeichnet man den Status eines Mitgliedes des Senats als führende Person, als eine herrausragende Person. Im Laufe der republikanischen Zeit kam es hin und wieder dazu, dass jemand diesen mehr oder minder inoffiziellen Rang bekleidete, aber im großen und ganzen wurde dies bekämpft, um eine dem Königstum ähnliche Machtstellung zu verhindern. Cicero fordert am Ende der Republik jedoch eine solche Rolle, um die Krisen zu überwinden. Das Octavian schließlich diese Rolle ausfüllt paßte ganz gut. Und wie befrüchtet war er nicht geneigt nach der Überwindung der großen Probleme diese Rolle wieder aufzugeben und baute sie (teilweise heimlich, meist aber mit Zustimmung aller, dem "consensus universales") sogar aus, bis er eine regelrechte Alleinherrschaft ausfüllte. Und da er den Namen seines Adoptivvaters dann auch noch übernahm, und die Sitte Caesar im Namen zu integrieren sobald man Kaiser(anwärter) wurde, entstand daraus das Caisertum, wenn man es so bezeichnen will.
Die Nomenklatur dabei ist aber doch recht diffiziel, da der eigentliche Titel im Kaisernamen Imperator lautet. Da dies aber eher "Befehlshaber" bedeutet...
Napoleon wurde eben oft mit dem Titel Empereur (uh ist mein frz eingerostet, ich hoffe es ist richtig geschrieben, falls nicht bitte korregieren) angesprochen, obwohl wir heute von ihm als Kaiser reden. Das zeigt die Problematik der Titel und Namensgebung.
 
Also einmal, vorsicht! Die römische Kaiserzeit ist in 2 Teile einzuteilen. In das Prinzipat, am Anfang der Kaiserzeit, sprich hier hat der Senat noch relativ viel Einflußmöglichkeit und in das Dominat, hier bekam das Militär immer mehr Einfluß und der Senat hatte, grob gesagt, immer weniger zu sagen.
Also gab es keine Entwicklung vom Prinzipat zum Caeasarentum, sondern von der Republik zum Prinzipat und vom Prinzipat später zum Dominat.

Man spricht heute deswegen von einer zwangsläufigen Entwicklung von der Republik zur Monarchie, weil das Verwaltungssystem Roms auf einen kleinen Stadtstaat angelegt war und nicht für ein immer größer werdendes Reich erdacht war. Die Prokonsuln/Proprätoren (die Exmagistrate vom vorherigen Jahr) verwalteten die Provinzen in eigener Regie. In der späteren Repulik traten traditionelle Werte, wie der Dienst an der "res publica" (am Staat in etwa) immer mehr in den Hintergrund und die Ehre des Einzelnen wurde immer wichtiger. Durch das große Heeresklientel bekamen immer mehr Einzelpersonen mehr Macht, wohingegen früher die großen Senatsfamilien das Sagen hatten und der Einzelne seine Taten im Dienst des Staates/ der Familie tat. Die Adeligen der Hohen Republik Zeit hatten ihre Machtbefugnisse freiwillig zurückgegen nach ihrer Dienstzeit. Personen wie Sulla und Caesar waren quasi die Folge des veralteten Verwaltungssystems und des Wertewandels.
 
Hallo Asklepios!
Zwei kleine Fragen:
Ab welchem Zeitpunkt glaubst du, hat sich der Wandel zum Dominat vollzogen?

Kann man im frühen Prinzipat wirklich noch von "relativ viel" Einfluss des Senates sprechen?
Meiner Ansicht nach hat Augustus die politische Macht des Senates schon völlig untergraben. Bereits während der Julisch-Claudischen Dynastie war der Einfluss des Senates darauf beschränkt, dass er sich notfalls zu einer Verschwörung zusammenrotten konnte, und so einen unliebsamen Herrscher aus dem Weg räumen.
 
Über Kaiser und Senat

Hallo Panthea,

meines Wissens setzt offiziell das Dominat mit Diocletian an, also erst in der Spätantike. Aber natürlich sind Epocheneinteilungen immer Vereinfachungen, mit denen die Wissenschaft die Komplexität der Geschichte in den Griff kriegen will. Natürlich wurde bereits mit dem Iulisch-Claudischen Kaiserhaus das "Kaisertum" eingeleitet. Deshalb habe ich auch betont von "relativ großem" Einfluß gesprochen. Unter Augustus mußte sich das Kaisertum allerdings erst etablieren, deshalb hatte der Senat , z. B. noch Einfluß auf das Münzwesen. So prägten zunächst die Münzmeister noch ihre eigenen Aes Münzen und auch die "Kennmarke" SC erscheint noch lange auf den Buntmetallmünzen. Auch hatte der Senat noch etwas mitzureden bei der Nachfolge der Kaiser, sprich er mußte sie genehmigen. In der späteren Zeit stützte sich die Macht der Kaiser zumeist auf das Militär und dieses war ausschlaggebend bei der Kaiserwahl, zumindest dann, wenn kein regulärer Nachfolger mehr da war. Aber klar sind die Verhältnisse bereits ab 27 v. Chr. nicht mehr die, der Republik. Aber immerhin Augustus schrieb sich noch "Wiederherstellung der res publica" auf die Fahnen und ließ sich nie zum König ernennen, sondern betont seine Stellung als princeps (erster). Er nahm den Namen seines Adoptivvaters Cäsar als Titel Caesar an. Woraus sich unser Begriff Kaiser ableitet.
 
Mit Diocletian trat das Römische Reich sicherlich nochmal in eine neue Phase. Das sehe ich auch so.

Augustus hielt das sensible Verhältnis Senat/Princeps mit sehr viel Können in der Balance, so daß der alte Senatsadel mit den ihm belassenen Kompetenzen allem Anschein nach zufrieden gewesen war. Man darf aber nicht vergessen, daß Augustus zwei große Senatssäuberungen durchführte und so die unbequemen Mitglieder durch "treue Parteigänger" ersetzte.
Nach der Ära des Augustus hatte der Senat seine Regierungsfähigkeit jedenfalls soweit eingebüßt, daß Tiberius bei dem Versuch, dem Senat mehr Eigenverantwortung zukommen zu lassen, kläglich scheiterte. Mehr noch: durch die Kompetenzstärkung des Senats beschwor Tiberius ungewollt ein großes Übel hervor - die Majestätsprozesse und das Denunziantentum.
Dieses Unwesen, das unter Caligula noch verschärfter hervortrat gab dem letzten Überbleibsel des Senates der republikanischen Epoche vollends den Rest. Für ein stabiles Verhältnis Senat/Princeps sorgte erst wieder Vespasian, der Senat setzte sich dann aber völlig anders zusammen.
Der Senat "durfte" zwar den jeweiligen neuen Kaiser genehmigen, doch blieb ihm eigentlich nur die murrende Zustimmung, was man bei der Inthronisierung des Claudius sieht!
Vitellius schuf dann den Präzedenzfall, daß das Heer den Kaiser stellte, was ja für die nachfolgenden Epochen bezeichnend werden sollte.


Die Namen Augustus und Cäsar wurden sozusagen zum Titel, als sich der erste Kaiser, der nicht Mitglied der Julisch-Claudischen Familie war, entschloß diese als Namensbestandteil aufzunehmen. Also Galba im Jahr 68n.
Das Wort "Zar" soll von Cäsar stammen, während Augustus weit mehr das römische Äquivalent zum deutschen Wort Kaiser ist. Der Begriff Imperator hat sich im englischen "emperor" fast unverändert bis heute gehalten.
 
Ich denke die Republik wäre nicht wiederherstellbar gewesen. Erstens war die Republik spätestens seit Herausbildung der beiden Parteien dem Untergang geweiht. Die sozialen Spannungen im Inneren und die militärischen Spannungen im äußeren legten die Schwachpunkte der Republik offen (bsp. Spartakus-Aufstand, Kimbern und Teutonen, Jugurtischer Krieg, Bundesgenossenkrieg, Bürgerkriege). Das Römische Reich befand sich damals schon im Niedergang, konnte jedoch von Caesar und dann von Augustus gerettet werden. Selbst der größte Monarchiegegener muss zugeben, daß das Principat das Imperium gerettet hat. Das es später jedoch scheiterte lag nicht am System selbst, sondern an den Leuten die es umsetzten. Waren fähige Kaiser an der Macht zeigte sich die Stärke des Systems (besonders bei den Adoptivkaisern). Spätestens mit der Inthronisation von Septimius Severus, der das Militär bevorzugte, begann der moralische Verfall der römischen Offiziere, die dann die Epoche der Soldatenkaiser auslöste und das Reich ein zweites mal vor den Untergang führte.

Laut Mommsen ist der Übergang von Principat zum Dominat ein tieferer Bruch als der von der Republik zum Kaisertum ist. Dies hat sich nicht durchgesetzt, da der Übergang vom Principat zum Domiant sich in einer langen entwicklung vollzogen hat. Beispielsweise gab es einzelne absolustische Elements schon früh und republikanische Elemente spät, es kam immer auf den Charakter an. Diocletian hat vielmehr das was schon vorhanden waren, übernommen.

Übringens versuchten Justinian und seine Nachfolger, die Statthalter in den Provinzen wählen zu lassen, scheiteren jedoch dabei.

Cheers
Be_Real 1982
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin auch der Meinung, dass sich das Römische Reich als Republik nicht über das 1. Jahrhundert n. Ch. hinaus gehalten hätte. Es wäre in den Bürgerkriegen verblutet.

Es ist ja auch bezeichnend, dass in der ganzen langen Geschichte des Principats nur ein einziger ernshafter Versuch unternommen wurde, die Republik wiederherzustellen:
Nach dem Sturz von Caligula.
Und dieser Versuch scheiterte, bevor er überhaupt richtig begann!
 
Vergilius schrieb:
Hi!!
Kann mir jemand bitte die zwangsläufige Entwicklung vom Prinzipat zum Kaisertum(Cäsarentum) begründen??
Und mir die Frage beantworten,ob die Republik wiederherstellbar gewesen wäre??

wenn mir das jemand sagen könnte wäre das wirklich toll....danke


Also ich bin hier auch Gabinius' Meinung, dass ab den Gracchen, bzw.spätestens ab dem Bundesgenossenkrieg die Republik verloren war. Nach Sulla konnte es eigentlich nur mehr die Lösung des Prinzipats geben, da sich immer einzelne Person hervortaten. Zum Beispiel ist auch schon das Triumvirat die erste Vorstufe zum Prinzpat hin.
In den Anfängen der Kaiserzeit denke ich wäre es durchaus noch möglich gewesen die Republik wiederherzustellen, hätte der Senat dies nur gewollt. Es gab noch kaum kaiserliche Provinzen oder Armeen, die meisten waren noch dem Senat unterstellt. Aber welches Interesse hätte der Senat gehabt eigene Kompetenzen wieder an das Volk abzugeben, und dies Magistrate wählen zu lassen, wenn der Senat doch den Kaiser kontrollieren konnte. Die Senatores konnten ja nicht wissen, wie es sich entwickeln sollte.
 
So, nun auch mein Senf dazu.

Der Niedergang der Republik, bzw. der Zeitpunkt an dem die Republik verloren war, fand nach meinem Verständnis sogar schon vor den beiden Gracchen statt. Denn das essentielle Problem des letzten Jahrhunderts der Republik war die Bodenreform, die nie zufriedenstellend durchgeführt werden konnte. Die beiden Gracchen unternahmen als erste den Versuch einer Konsolidierung und Verbesserung des Zustandes, wonach der Anfangszeitpunkt des Niederganges schon vor den beiden festzulegen wäre. Leider sind die Information durch die Quellen aus der Zeit zwischen ca. 180 und 135 v. Chr. ja sehr dürftig. Über die genaueren Umstände und innerrömischen Entwicklungen sind wir daher sehr schlecht unterrichtet. Ob sie wiederherstellbar gewesen wäre wage ich zu bezweifeln, da das Scheitern der Republik eigentlich untrennbar mit dem Wachsen des Imperiums einhergeht. Der Übergang von Republik zu Prinzipat war eine notwendige Entwicklung zur Stabilisierung.
Im übrigen ist es, wie manganite schon schrieb, viel zu spekulativ und von daher nur ungenügend zu beantworten.

Gruß

Marbod
 
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