Wahlen zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches

FrankRaw

Neues Mitglied
Hallo
Seit kurzem beschäftige ich mich mit dem heiligen-römischen Reich deutscher Nationen. Abgesehen von dem, mir schleierhaften durcheinander aus Kurfürsten, Herzögen usw., wird mir nicht klar wie man zum Kaiser wurde. Durch die Goldene Bulle wurden die Wahlen geregelt, aber wie das genau ablief verstehe ich nicht.
Ich würde gerne wissen wie man zum Kaiser wurde und wie sich System seit der Entstehung des Reiches verändert hat.
Torben
 
Siehe z. B. hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Krönung_der_römisch-deutschen_Könige_und_Kaiser

Gewählt (und im Beisein der Kurfürsten von den geistlichen Kurfürsten gekrönt) wurde übrigens der (deutsche) König, nicht der (römische) Kaiser. Kaiser wurde man bis Ende des Mittelalters nur durch Krönung durch den Papst oder einen päpstlichen Bevollmächtigten. In der Neuzeit führten dann die deutschen Könige zwar auch ohne Krönung den Kaisertitel, aber gewählt und gekrönt wurden sie trotzdem nur als Könige.
 
Siehe z. B. hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kr%C3%B6nung_der_r%C3%B6misch-deutschen_K%C3%B6nige_und_Kaiser

Gewählt (und im Beisein der Kurfürsten von den geistlichen Kurfürsten gekrönt) wurde übrigens der (deutsche) König, nicht der (römische) Kaiser. Kaiser wurde man bis Ende des Mittelalters nur durch Krönung durch den Papst oder einen päpstlichen Bevollmächtigten. In der Neuzeit führten dann die deutschen Könige zwar auch ohne Krönung den Kaisertitel, aber gewählt und gekrönt wurden sie trotzdem nur als Könige.

Welchen Handlungsspielraum hatte der Papst bei der Kaiserkrönung ? War er zum Beispiel bemächtigt einem König die Kaiserwürde zu versagen?
Wie lief die Krönung eigentlich vor der Reichsgründung ab? Wie lief die Krönung Karls des Kahlen ab ?
Ich würde mich freuen wenn ihr mir die Fragen beantworten könntet.
Torben
 
Zuletzt bearbeitet:
Welchen Handlungsspielraum hatte der Papst bei der Kaiserkrönung ? War er zum Beispiel bemächtigt einem König die Kaiserwürde zu versagen?
Ja natürlich. Wenn ein König im Mittelalter zum Kaiser gekrönt werden wollte, musste er mit Heeresmacht nach Rom ziehen und sich oft erst den Weg freikämpfen. Auch die Päpste waren oft keineswegs willig. Dann musste der König den Papst entweder zur Krönung zwingen oder einen Gegenpapst einsetzen. Aber in der Theorie war es die freie Entscheidung des Papstes, ob er jemanden zum Kaiser krönte oder nicht.

Wie lief die Krönung Karls des Kahlen ab ?
Meinst Du seine Krönung zum (west-)fränkischen König oder zum römischen Kaiser?

Wie lief die Krönung eigentlich vor der Reichsgründung ab?
Meinst Du die Krönung zum ostfränkischen/deutschen König?
Eine formelle Reichsgründung gab es nicht. Das deutsche Reich entwickelte sich einfach aus der östlichen Hälfte des Frankenreiches.
 
ich meine karls kaiserkrönung. im allgemeinen werde ich nicht wirklich schlau aus dem wikipedia artikel zum ostfrankenreich. wie konnte das ostfrankenreich von seiner rückständigen position eine vormachtstellung erlangen, wo doch durch karl den dicken das ansehen des reiches sank ? wie wurde man zum könig des ostfrankenreichs? und wie viel macht hatte der kaiser denn ( ludwig von italien der sohn lothars schien durch die kaiserwürde ja so gut wie keine hegemoniale Macht bekommen zu haben )?
ich hoffe ihr könnt mir ein bisschen helfen die reichsgründung, oder besser die entstehung des heiligen römischen reiches zu verstehen.
torben
 
ich meine karls kaiserkrönung.
Kaiser Ludwig II. (850-875), der auch König von Italien war, war ohne männlichen Erben gestorben. Nach seinem Tod kam es zu einer Art "Wettrennen" zwischen dem westfränkischen König Karl dem Kahlen und dem ostfränkischen König Ludwig dem Deutschen um Italien und die Kaiserkrone. Die Witwe Kaiser Ludwigs II. berief in Pavia eine Reichsversammlung ein, die über die Nachfolge entscheiden sollte. Die Versammlung sprach sich für Ludwig den Deutschen aus, aber das Ergebnis wurde von Karl dem Kahlen nicht anerkannt. Bereits zu Lebzeiten Kaiser Ludwigs II. hatte Papst Hadrian II. Karl dem Kahlen heimlich die Nachfolge versprochen, und sein Nachfolger Johannes VIII. blieb dabei, weil er sich von Karl dem Kahlen Hilfe gegen die Sarazenen, die damals Süditalien heimsuchten, und gegen den machtbewussten römischen Adel erhoffte. Der Papst lud daher Karl durch drei Bischöfe nach Rom zur Kaiserkrönung ein. Karl kam am 17.12.875 nach Rom, wo er vom Papst empfangen wurde. Karl ließ ein hübsches Sümmchen springen. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern war er weder von seinem Vater zum Nachfolger bestimmt noch von einer Reichsversammlung nominiert worden. Stattdessen erkaufte er sich die Gunst des Papstes und des römischen Adels und schloss mit dem Papst einen Vertrag, in dem er ihm alle möglichen Zugeständnisse machte. Dann wurde er am 25.12.875 vom Papst zum Kaiser gekrönt.
Seine Krönung war also insofern eine Zäsur, als er sie ausschließlich dem Papst verdankte, während seine Vorgänger von ihren Vätern zu Nachfolgern bestellt und von einer Reichsversammlung bestätigt worden waren, was damals noch als konstitutiv gegolten hatte, d. h. die Bestellten galten schon kraft dessen als Kaiser, die Krönung durch den Papst war nur Beiwerk. Im Mittelalter blieb es dann nach Karl dem Kahlen so, dass allein der Wille des Papstes ausschlaggebend war und man erst und nur durch seine Krönung Kaiser wurde.

wie konnte das ostfrankenreich von seiner rückständigen position eine vormachtstellung erlangen, wo doch durch karl den dicken das ansehen des reiches sank
Karl der Dicke beherrschte zeitweise das gesamte Frankenreich (außer Niederburgund), also sank auch das Ansehen des Westens.
Dass das ostfränkische/deutsche Reich im 10. Jhdt. dann zum mächtigeren der beiden Reiche wurde und lange Zeit blieb, lag an den Herrscherpersönlichkeiten des 10. Jhdts.: Frankreich hatte da hauptsächlich schwache Könige, die sich nicht einmal gegen ihre eigenen Großen durchsetzen konnten, sodass die Macht des Königs in Frankreich völlig verfiel und er sich schon gar nicht z. B. in Italien einmischen konnte. In Deutschland hingegen regierten im 10. Jhdt. mit den Sachsenkönigen Heinrich I. und den drei Ottos starke Könige, die den Adel im Zaum halten konnten und nebenbei noch mit den Ungarn fertigwurden und erfolgreich Italien in die Hand bekommen konnten.

wie wurde man zum könig des ostfrankenreichs?
Durch Proklamation bzw. Wahl, wobei bis zum Aussterben der ostfränkischen Karolinger (im Gegensatz zum westfränkischen Reich) offenbar anerkannt wurde, dass nur Karolinger infrage kamen.

und wie viel macht hatte der kaiser denn ( ludwig von italien der sohn lothars schien durch die kaiserwürde ja so gut wie keine hegemoniale Macht bekommen zu haben )?
Das stimmt, Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche waren nicht bereit, sich ihm unterzuordnen, obwohl er als Kaiser formell ihr Oberherr war.
Letztlich hatte der Kaiser immer nur so viel Macht wie er (notfalls mit Waffengewalt) durchsetzen konnte. Das war immer so.
 
du sagst das ostfrankenreich hatte starke herrscher die mit den ungarn fertig wurden. Tatsächlich waren es wohl er ihre Heere. Wie wurden die Heere aufgestellt? Wie hoch kann man die Auswirkungen einer Herrscherpersönlichkeit einschätzen?
Torben
 
Hallo Frank,
du machst hier ganz schön viele Fässer auf. Mal sprichst du über die Wahlordnung nach der Goldenen Bulle (1356, SpätMA) dann willst du etwas über frühMAliche Königserhebung wissen. Das lässt sich schon kaum in einem Thema vereinen. Und schließlich willst du wissen, wie der Heerbann funktionierte.
Erleichtere uns doch bitte das Antworten, indem du dich thematisch etwas eingrenzt bzw. zu abweichenden Fragen eigene Threads eröffnest.
 
Hallo Frank,
du machst hier ganz schön viele Fässer auf. Mal sprichst du über die Wahlordnung nach der Goldenen Bulle (1356, SpätMA) dann willst du etwas über frühMAliche Königserhebung wissen. Das lässt sich schon kaum in einem Thema vereinen. Und schließlich willst du wissen, wie der Heerbann funktionierte.
Erleichtere uns doch bitte das Antworten, indem du dich thematisch etwas eingrenzt bzw. zu abweichenden Fragen eigene Threads eröffnest.

So viele Fässer auf einmal, kann man gar nicht leer trinken:pfeif:.

Heinrich I. (Ostfrankenreich) ? Wikipedia
 
S
Kaiser wurde man bis Ende des Mittelalters nur durch Krönung durch den Papst oder einen päpstlichen Bevollmächtigten. In der Neuzeit führten dann die deutschen Könige zwar auch ohne Krönung den Kaisertitel, aber gewählt und gekrönt wurden sie trotzdem nur als Könige.

Die Kaiserwürde war lange Zeit mit der Krönung durch den Papst in Rom verbunden. Diese Tradition endete 1508, als die deutschen Könige nach ihrer Wahl in Frankfurt und der Krönung in Aachen sogleich den Titel "Erwählter Römischer Kaiser" annahmen. Wahl- und Krönungsort wurde seit 1562 allein Aachen.
 
Frankfurt stimmt wohl eher,denn obwohl die Goldene Bulle seit 1366 Frankfurt nur als Wahl- und Aachen als Krönungsort bestimmte. fanden Wahl und Krönung ab 1562 (Maximilian II) bis 1792 (Franz II) in Frankfurt statt,
 
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