Wahrer Grund des Marathonlaufs

Das sehe ich aber auch so. Herodot reicherte sein Werk sonst auch massenweise mit Anekdoten an. Wenn er die Geschichte mit dem Marathonläufer gehört hätte, hätte er sie bestimmt nicht verschwiegen. Auch wenn er sie für unglaubwürdig erachtet hätte, hätte er sie wohl gebracht und mit einer kritischen Anmerkung versehen, wie er es sonst auch öfters gemacht hat.
Freilich, ein Beweis für ihre Nichtexistenz zu Herodots Zeiten ist ihre Nichterwähnung nicht, aber sie legt sie doch nahe.


Wenn ich mich recht erinnere, erwähnt Herodot namentlich den Läufer, der im Auftrage Miltiades nach Sparta reisen sollte, um die Spartaner um Waffenhilfe anzugehen, einen gewissen Pheidippides.
Plutarch der sich auf das von Ravenik erwähnte (verlorene) Geschichtswerk des Herakleides Pontikos stützte nannte einen gewissen Thersippos oder Eukles, während Lukian die Geschichten miteinander verwob und den Marathonläufer mit dem (historisch verbürgten) Pheidippides identifizierte.

Ein Journalist schrieb 1987 "Der Marathonläufer war ein rundum tragischer Held.

"Er hieß nicht nur nicht Pheidippides, ist nicht nur nicht von Marathon nach Athen gelaufen. Er ist dort nicht nur nicht tot zusammengebrochen, es hat ihn nichteinmal gegeben. Er ist eine Erfindung viel später Geborener."
 
Vielleicht hat er sie nicht gehört, vielleicht erschien sie ihm uninteressant, jedenfalls uninteressanter als späteren Generationen, die sich um die Episode kümmmerten. Vielleicht gab es "den" Läufer auch nicht, sondern eine einfach einzurichtende Stafette, und der Rest ist Phantasie.
 
während Lukian die Geschichten miteinander verwob und den Marathonläufer mit dem (historisch verbürgten) Pheidippides identifizierte.
Naja, eigentlich nannte Lukian den Marathonläufer Philippides. Ob die Namensähnlichkeit zu Herodots Pheidippides Zufall ist oder nicht, muss wohl dahingestellt bleiben. Jedenfalls erwähnte Lukian nur den Marathonlauf, nicht auch den Lauf nach Sparta.
 
Hingegen sehe ich keinen Grund, wieso die Geschichte, dass die Perser nach der Schlacht noch nach Athen segelten, nicht authentisch sein sollte. Das würde doch durchaus Sinn machen: Das athenische Heer war weit von der Stadt entfernt, und wenn die Perser plötzlich vor der Stadt auftauchen, könnten sie damit rechnen, dass die in der Stadt verbliebenen Athener daraus schlossen, dass das Heer geschlagen sei, und sich ergeben würden, ehe ihr Heer herbeimarschiert wäre.

Nicht nur das, die Perser hatten ja auch eine 5. Kolonne in Athen. Immerhin war ein Peisistratide, Hippias, bei der persischen Flotte und trotz der unterschiedlichen Interessen von Peisistratiden und Alkmaeoniden scheinen die Alkmaeoniden mit den Persern 'kollaboriert' zu haben, siehe das ominöse Signal aus Athen an die persische Flotte. Das athenische Heer hatte also einen sehr guten Grund sich auf einen Wettlauf mit der persischen Flotte einzulassen.
 
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