Ich habe mittlerweile den 4-Teiler gesehen.
Hier meine kleine Kritik dazu.
Erstmal: er hat mir sehr gut gefallen. Schön waren die Handlungsorte und die Ausstattung (tolle Betten, Stühle, Bücher z.B.) und Kostüme, welche dankenswerterweise aus einem englischen Kostümfundus stammten. Man konnte an der Kleidung schon allein recht gut die Standesunterschiede ablesen; so hatten die bedeutenden Adeligen in der Regel bestickte Wämser und i.d.R. schöne Rapiere. Gustav Adolph wird (leider immer im selben) in einem Gewand gezeigt, das man von einem Gemälde kennt und das sich sogar erhalten hat (wenngleich wohl oft ein Lederkoller richtiger gewesen wäre). Sehr gut war auch die Besetzung, auch wenn der Darsteller des Wallenstein (Rolf Boysen) insgesamt v.a. am Anfang und vor dem Zeitpunkt, als der Charakter ja so schwer von Krankheiten gezeichnet war, deutlich zu alt wirkte. Die schauspielerischen Leistungen haben mich allerdings durchweg absolut überzeugt!
Großartig fand ich einige Szenen, worin das Zeremoniell zum Ausdruck kam wie recht gleich am Anfang das öffentliche Essen des Kaisers Matthias vor seinem Hofstaat zu Wien. Die Sprache zwischen den Figuren wurde behutsam modernisiert. Oftmals gibt es auch Momente, worin so richtig ein Hauch von der damaligen Zeit hindurch schien, v.a. wenn die Religiösität zum Ausdruck gebracht wurde oder auch wenn Wallenstein in seinen Tiraden lateinische Wörter einmischte, was nicht nur durch seine Bildung glaubhaft ist, sondern auch durch seine erhaltene Korrespondenz recht gut belegt.
Interessant fand ich, dass seiner Gemahlin relativ viel Raum gegeben wurde. Immer wieder wird man durch ihre teils liebevollen Briefe an ihn daran erinnert, dass er scheinbar eben doch auch ein "normales" Privatleben hatte - neben seinem cholerischen Charakter und seinen überschäumenden Aufgaben.
Am besten gefiel mir der erste Teil, da darin noch nicht so viele Sprünge waren, welche für mich interessante Ereignisse und Personen (Mansfeld und andere Feldherren kommen z.T. garnicht vor) in den weiteren Teilen links liegen ließen.
Manche Charaktere wurden nicht korrekt dargestellt. So schien es bspw. im Film so, als habe sich Friedrich V. von der Pfalz vor der Schlacht am Weißen Berg überhaupt nicht für die Armee interessiert und ganz entrückt lediglich am Hofe zu Prag gelebt. Andererseits wurde gerade bei ihm bei der Auswahl des Darstellers besonders gut eine äußerliche Ähnlichkeit mit der historischen Person erreicht. Manche Charaktere traten im Film früher (wie Senno) als historisch ins Leben von Wallenstein oder lebten länger als historisch überliefert (z.B. die wichtige Figur des Hofkriegsratspräsidenten Collalto). Hier wurde sicherlich, wie allerdings auch in der beiliegenden Broschüre eingeräumt, historische Korrektheit der Dramaturgie und Umsetzbarkeit geopfert.
Der Schlachtenlenker Wallenstein kam weniger zur Geltung als der militärische und politische Stratege. Wobei ich diese Gewichtung verständlich finde, weil ansonsten der Mehrteiler unmöglich mit dem zeitlich machbaren zu Rande gekommen wäre.
Schön fand ich Details wie teilw. die zeitgenössische Musik von z.B. Froberger.
Jedenfalls fand ich diese Verfilmung insgesamt sehr überzeugend und offengestanden gerade für eine deutsche Verfilmung überraschend gut gemacht. :yes: