Wann endete die Auswanderung Deutscher nach Amerika?

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KingsGott

Gast
Wann endete die gewaltige Auswanderungswelle der Deutschen nach Amerika im 19. Jahrhundert?
 
Wann endete die gewaltige Auswanderungswelle der Deutschen nach Amerika im 19. Jahrhundert?
Sie endete überhaupt nicht (bzw. nur mit dem Ende des 19. Jahrhunderts selber).

Die Auswandererzahlen aus Deutschland waren in den letzten Jahren (also jetzt aktuell) höher als jemals im 19. (oder 20.) Jahrhundert. Ich habe keine Aufgliederung gesehen - aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ist auch die Auswanderung nach Amerika zahlenmäßig stärker als damals.
 
Sie endete überhaupt nicht (bzw. nur mit dem Ende des 19. Jahrhunderts selber).

Kann man also von einer kontinuierlichen Auswanderung der Deutschen nach Amerika sprechen?
Sinn ergeben würde es, die Gründe für die Auswanderung blieben ja auch konstant: Mangelnde Zukunftsperspektiven, ein restriktives Regime (auch wenn das Wahlrecht recht liberal war im Vergleich), als zu hoch erlebte Steuern und verführerische Geschichten über die neue Welt.#

Allerdings kann ich mir vorstellen, dass die Reichsgründung 1871 und die daraus folgende Euphorie die Auswanderung etwas gebremst hat. Auch im Vorfeld der Ereignisse um 1848 scheint es mir unwahrscheinlich, dass die Auswanderung nicht zumindest kurz zum Stocken kam.

Die Auswandererzahlen aus Deutschland waren in den letzten Jahren (also jetzt aktuell) höher als jemals im 19. (oder 20.) Jahrhundert. Ich habe keine Aufgliederung gesehen - aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ist auch die Auswanderung nach Amerika zahlenmäßig stärker als damals.

Also das möchte ich bewiesen haben. Auch wenn ich mir die Gründe gut denken könnte. ;)
 
Allerdings kann ich mir vorstellen, dass die Reichsgründung 1871 und die daraus folgende Euphorie die Auswanderung etwas gebremst hat. Auch im Vorfeld der Ereignisse um 1848 scheint es mir unwahrscheinlich, dass die Auswanderung nicht zumindest kurz zum Stocken kam.

Wenn Du eine Statistik suchst (S.13, dort etwas blättern):
DigiZeitschriften: Seitenansicht

Dort findest Du (Beispiel Jahrbuch 1902) die Auswanderungszahlen der 20 Jahre zuvor, ab S. 13.
Dazu kannst Du ältere Jahre heranziehen. Es gab beachtliche Schwankungen bzw. Veränderungen in den Jahren 1860-1914.
 
Sie endete überhaupt nicht (bzw. nur mit dem Ende des 19. Jahrhunderts selber).

Die Auswandererzahlen aus Deutschland waren in den letzten Jahren (also jetzt aktuell) höher als jemals im 19. (oder 20.) Jahrhundert. Ich habe keine Aufgliederung gesehen - aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ist auch die Auswanderung nach Amerika zahlenmäßig stärker als damals.

Es wandern heute zwar viele Menschen aus, meistens jedoch nur für wenige Jahre, während es damals meistens definitiv war. Von "Auswanderung" im strikten Sinne kann man also nicht sprechen. Dass die absoluten Zahlen auch höher wären als zur Zeit der massiven Auswanderungen im 19. Jahrhundert glaube ich nicht, dafür hätte ich gerne einen Beleg.

Zum Beispiel: Im Amerikanischen Bürgerkrieg haben für den Norden über 300.000 Deutsche (inklusive einiger falsch verbuchter Schweizer und Polen) gekämpft. Das war neben den Iren der größte ausländische Kontingent. Und das waren alles (mehr oder weniger) volljährige Männer, also muss auch noch ein großer Kontingent an Frauen, Kindern und Greisen bestanden haben. Würde man heute auch nur annähernd so eine Menge zusammenkriegen?

@Moderation: Es besteht ein historischer Bezug: Vergleich der Auswandererzahlen im 19. und frühen 20. Jahrhundert mit heute.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich habe gerade selber nachgeschaut.

1881 sind nach dem Link von Silesia Rund 200.000 Menschen aus dem Deutschen Reich in die USA ausgewandert.

2009 waren es aus der Bundesrepublik Deutschland (Laut: Statistisches Bundesamt Deutschland - Wanderungen 2009: wieder mehr Personen nach Deutschland gezogen) gerade einmal 36.000 Personen.

Es haben zwar insgesamt 734.000 Fortzüge stattgefunden. Da die Hauptzielländer jedoch Polen, Rumänien und die Turkei waren, könnte man wohl davon ausgehen dass vieles davon Rück- und nicht Auswanderer sind. Davon sind anscheinend nur 155.000 Deutsche.
 
Es wandern heute zwar viele Menschen aus, meistens jedoch nur für wenige Jahre ...
Das läßt sich nicht klar abgrenzen. Viele wollen eigentlich nur für begrenzte Zeit im Ausland studieren oder arbeiten, und dann verlängert sich das, vielleicht heiraten sie dort - und am Ende sind sie de facto ausgewandert, obwohl sie das so nie geplant hatten.
Wie auch umgekehrt manche Leute definitiv eine Auswanderung mit allen Konsequenzen betreiben - und dann doch wieder zurückkehren (was es, wenn auch selten, auch früher gegeben hat).

Dass die absoluten Zahlen auch höher wären als zur Zeit der massiven Auswanderungen im 19. Jahrhundert glaube ich nicht
Zu Recht, da habe ich den US-Anteil an den Bewegungen aus Deutschland raus überschätzt - Du hast ja dann die entsprechenden Zahlen gefunden.

Ich habe inzwischen 13.000 deutsche USA-Auswanderer für das Jahr 2005 gefunden, das ist inzwischen auf die von Dir angegebenen 39.000 in 2009 gestiegen.
Man kann also tatsächlich sagen, daß es eine Kontinuität (nur durch die Weltkriege unterbrochen) in der deutschen Auswanderung vom 19. Jahrhundert bis heute gibt.
Aber bei der Größenordnung lag ich deutlich falsch, die Zahlen waren im 19. Jahrhundert schon deutlich höher als heute, tendenziell doppelt so hoch.

Für die Zeit bis 1970 habe ich folgende ganz informative Statistik gefunden:
Ein wenig Statistik: Deutsche Einwanderung in die USA 1820-1970 www.erinnerungskulturen.de
 
Zuletzt bearbeitet:
Wann endete die gewaltige Auswanderungswelle der Deutschen nach Amerika im 19. Jahrhundert?

Am 31. Dez. 1899;)
Auffallend ist übrigens, dass die Welle immer erst ein paar Jahre nach Ende einer Krise am höchsten war.
Die Entscheidung zur Auswanderung wurde während der Krise getroffen. Umgesetzt wurde sie erst, als nach Ende der Krise das entsprechende "Bewegungs-Geld":) verdient worden war.

Es ist von der "Auswanderung nach Amerika" die Rede.
Den bisherigen Beiträgen entnehme ich, dass stillschweigend Nordamerika unterstellt wird.
Die teilweise sehr zahlreiche Auswanderung nach Südamerika bleibt außen vor.

Bemerkenswert ist hier die recht zahlreiche Auswanderung in den 20ern, die sehr oft völlig schief ging.
In allen größeren Hafenstädten Südamerikas gab es Auffanglager für gestrandete Europäer. Kein "Bewegungs-Geld" mehr, schon gar nicht für die Rückpassage.
Etliche Romane zB Travens entstanden vor diesem Hintergrund.
Viele dieser Auswanderer kamen schon in den 30ern zurück. Manche, die halbwegs Fuss gefasst hatten, dann in den 50ern-60ern.
 
Bemerkenswert ist hier die recht zahlreiche Auswanderung in den 20ern, die sehr oft völlig schief ging.
In allen größeren Hafenstädten Südamerikas gab es Auffanglager für gestrandete Europäer. Kein "Bewegungs-Geld" mehr, schon gar nicht für die Rückpassage.

Südamerika war aus deutscher Sicht sicher zweite Priorität. Mit den hohen Zahlen an Auswanderung in die USA konnten diese Ziele allerdings nicht mithalten.

Bei der regionalen Verteilung würde ich so grob schätzen, dass 70-90% der Gesamtauswanderung in die USA gingen. Aus einer Gesamtdarstellung habe ich so eine grobe Gesamtzahl USA 1750-1914 von rd. 5 Mio. in Erinnerung
 
Südamerika war aus deutscher Sicht sicher zweite Priorität. Mit den hohen Zahlen an Auswanderung in die USA konnten diese Ziele allerdings nicht mithalten.

Bei der regionalen Verteilung würde ich so grob schätzen, dass 70-90% der Gesamtauswanderung in die USA gingen. Aus einer Gesamtdarstellung habe ich so eine grobe Gesamtzahl USA 1750-1914 von rd. 5 Mio. in Erinnerung


Da kann man Dir in so ziemlich allen Punkten zustimmen.
Wobei im 19. Jahrhundert zumindest aus Württemberg noch erstaunliche Zahlen nach Russland gingen. Aber gegen die USA-Auswanderung natürlich gering.

Bemerkenswert an Südamerika finde ich die Zahl der gescheiterten Auswanderungen.
Während das "Scheitern" in allen anderen Weltgegenden eher die Ausnahme war, ist dies in Südamerika, zumindest zeitweilig, eher die Regel.
 
Während das "Scheitern" in allen anderen Weltgegenden eher die Ausnahme war, ist dies in Südamerika, zumindest zeitweilig, eher die Regel.
Da vermute ich, daß die lokalen Wirtschaftsstrukturen ungünstig für deutsche Einwanderer waren. Beim Export von Rohstoffen oder Fleisch verdienen in erster Linie die alteingesessenen Eliten und es gibt Arbeitsplätze für wenig qualifizierte Leute (meist indigene).
Die besonderen Stärken deutscher Auswanderer (Qualifizierung, Arbeitsethos, Zuverlässigkeit) werden da wenig gebraucht, die USA mit ihrer moderneren Wirtschaft konnte dagegen gerade solche Leute einsetzen.
 
[FONT=&quot]Mio. Auswanderer setzten sich bis 1934 allein vom Hamburger Hafen ab. Die Welle flaute zwar zum Ende des 19. Jh. ab - zum Stillstand wird sie nicht kommen ...[/FONT]
[FONT=&quot]
Der kalifornische Goldrausch war ein Grund zum Auswandern. Zudem setzte er eine der größten Völkerwanderungen in den Staaten in Gang …[/FONT]
[FONT=&quot]Oft werden Hungersnöte in Germany als Auswanderungsgrund der Deutschen vor allem nach der 1848er Revolution genannt. Allerdings waren auch Fernweh, Abenteuerlust oder Forscherdrang im Spiel. In Chroniken nennt man auch das Verfolgen "edler Ziele". [/FONT]
[FONT=&quot](zutreffend für meine Verwandten 1928)[/FONT]
[FONT=&quot]Friedrich Gerstäcker z. B. sammelte Stoff für seine Bücher. Er lebte mit Indianern, Huntern u. Trappern zusammen - kein Einzelfall. Schon 1837, also mit 21, reiste er in die USA u. jobbte als Jäger, Farmer, Matrose, Koch u. a. In Tageblättern des 19. Jh. liest man: "Hungerleider haben nichts - womit wollen sie auswandern!" Viele Deutsche verkauften Haus und Hof, um mit dem Erlös auszuwandern - der Taler stand günstig. In Auswandererbriefen ist von Leuten "einfacher Stände" die Rede, die als Schreiner, Schuhmacher, Gastwirte u. sogar als Veterinäre arbeiteten. Viele bauten sich mit Erfolg Existenzen auf - kaum zutreffend für Goldsucher des kalifornischen Goldrausches. Wer sich handwerklich beschäftigte, konnte überleben – Profit machten nur die Lieferanten der Goldsucher, z. B. Textil- oder Gemischtwarenhändler.[/FONT]
[FONT=&quot]Die Auswanderung war genehmigungspflichtig schon wegen der Wehrpflicht - Auswanderer mussten schuldenfrei sein. Torgauer Kreisblatt Nr. 14 v. 8. 04. [/FONT][FONT=&quot]1854: "Die alphabetische Generalliste der zur Aushebung heranzuziehenden [/FONT][FONT=&quot]Militärpflichtigen ist demzufolge bereits aufgestellt …" [/FONT][FONT=&quot](Militärersatzaushebungsgeschäft v. 13. 04. 1825). Für viele junge Leute war dies Grund genug, sich illegal abzusetzen. Sie schreckten vor schwierigsten Reisebedingungen nicht zurück … Literatur: "Das Gold der Sierra Nevada", AAVAA-Verlag Berlin. [/FONT]
 
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