Wann gab es erstmalig Anglizismen?

Recht interessant, hab ich in einem Buch von Irving über Rommel gelesen, nämlich dass in der Generalität des deutschen Heeres englische Aussprüche durchaus en vogue waren, z.B. "ich sehe black".

Not yet, Kameraden, not yet!
(Der überhaupt allerallerallerberühmteste deutsche Militäranglizismus aus dem WK Zwo.)


Habe erst vor einigen Tagen übrigens mit Entzücken gesehen, dass es unter den vielen Deutschizismen in der englischen Sprache das reizende Wörtchen Wanderlust gibt. Soll noch einer sagen, wir würden uns nicht gehörig revanchieren.:fs:

Zurück zur Ausgangsfrage: Ich hab' schon mal die These gehört, dass sich immer (Fach-)Ausdrücke derjenigen Sprache international verbreiten, deren dazugehöriges Land auf einem bestimmten Gebiet führend ist. Das clausewitz'sche Hinterland ist ein Beispiel für einen solchen Begriff, der inzwischen amerienglischer ist als deutsch. Obwohl nun aber - Vater und Sohn Forster, Heinrich Zimmermann etc. pp lassen grüßen - es einige Deutsche gab, die während des 18. Jahrhunderts unter britischer Flagge zur See gefahren sind, wäre mir nicht aufgefallen, dass in deren späteren Veröffentlichungen irgendwelche Anglizismen (ergo Fachbegriffe aus der Seefahrt) aufgetaucht wären. Vielmehr sind diese peinlichst (durchaus doppeldeutig!:scheinheilig:) ins deutsche übertragen. Aber warum?:confused:
 
Strike bedeutet eher schlagen, 'treffen' nur im Sinne von 'auftreffen' (zb lightning struck, the tree struck the house when it fell), kann aber auch im Zusammenhang als 'streichen' übersetzt werden - wie zb in 'strike sail', Segel streichen, und das ist vermutlich auch eine Entlehnung aus dem Englischen. Wie so vieles im nautischen Bereich (wenn es nicht zb aus dem Arabischen kommt).

natürlich hat das Wort strike in der englischen Sprache diverse Bedeutungen. Strike sagt man zum Beispiel bei Kampf- oder Waffensportarten (im Sinne eines Treffers). Oder auch bei der Kriegsführung (= getroffen, z.B. den Gegner). Es kann natürlich auch im positiven Sinne genutzt werden (lucky strike = Glückstreffer). Beim Streik (resp. englisch strike) geht es darum, den (Arbeitgeber, den Staat o.ä.) so zu treffen, dass es "weh tut" und damit z.B. Streikforderungen erfüllt werden.

Etymologisch verwandt mit dem englischen strike sind z.B. die deutschen Wörter wie Streich (z.B. Lausbubenstreich), einstreichen (z.B. die Segel einstreichen), streichen (die Wand farbig einstreichen) oder das Streichinstrument. Oder nehmen wir das Sprichwort sieben auf einen Streich. Die Silbe streich (germanisch ursprüngich wohl *stric) bedeutet treffen.

Uebrigens noch zum Thema: die Adelstitel Earl, Lord, Duke, Sir, Baron, Lady etc. sind ebenfalls Anglizismen.
 
Uebrigens noch zum Thema: die Adelstitel Earl, Lord, Duke, Sir, Baron, Lady etc. sind ebenfalls Anglizismen.
Duke ist der ins englisch abgewandelte italienische Titel Doge oder Duce, also lateinischen Ursprungs. Auch der englische Sir stammt vom französischen Sire ab. Baron war auch schon seit dem 13. Jh. in Frankreich verbreitet und kam erst später nach England.

Kurios finde ich aber , dass Kindergarten, eins der wenigen deutschen Worte, die in den internationalen Sprachgebrauch übernommen wurde, in Deutschland durch das Wortungetüm Kindertagesstätte ersetzt wurde. Das wird wohl kein anderes Land in seinen Wortschatz aufnehmen.
 
Jacobum schrieb:

Im Spanischen beispielsweise heißt es heute noch penalty oder corner.

Vielleicht regional unterschiedlich aber ich kenne sehr wohl die Begriffe falta und esquina dafür, auch aus Fernsehübertragungen in Spanisch.

Da gibt es deutliche regionale Unterscheide. In Spanien ist z.B. der Torwart der "Portero" in Argentinien ist es der "Guardameta" (Zielhüter).

In meiner Kindheit hat man in Spanien nur von Corner und Penalty gesprochen. Kurioserweise haben die Argentinier mehr spanische Wörter dafür benutzt, obwohl sie ansonsten viel offener für Fremdwörter sind.
Nur ein Tor ist hüben wie drüben ein "Gol."

Es gibt doch auch in der deutschen Seemanssprache einige lustige Eindeutschungen wie z.B. "Reise Reise" als Weckruf oder "Daddeldu" als Beendung einer Tätigkeit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Rahmen des British Empire (Kolonialzeit), Ländernamen wie Rhodesien.


Nicht zu verachten sind ebenfalls die uralten Universitäten Oxford und Cambridge (wobei man hier diskutieren kann, inwiefern diese Universitätsnamen Anglizismen waren).

Uebrigens noch zum Thema: die Adelstitel Earl, Lord, Duke, Sir, Baron, Lady etc. sind ebenfalls Anglizismen.
Nicht zu vergessen Anlizismen wie London, Manchester, Birmingham, New York, Boston oder auch Großbritannien und USA!!!! :autsch:
 
megatrend schrieb:
Uebrigens noch zum Thema: die Adelstitel Earl, Lord, Duke, Sir, Baron, Lady etc. sind ebenfalls Anglizismen.

Das ist wirklich ein schlechtes Beispiel. Nur Earl, Lord und Lady sind englisch (Earl eigentlich Jarl, dänisch), und die Titel sind außerhalb Englands ungebräuchlich.


Duke ist der ins englisch abgewandelte italienische Titel Doge oder Duce, also lateinischen Ursprungs.

Da brauchts kein italienisch für. Der lateinische Dux war im Frankenreich und im römischen Britannien ein gebräuchlicher Titel, wurde später im französischen zum Duces.
 
Ich hab jetzt nochmal etwas gesucht:
Keks - kein Eintrag im Grimm
Die "Cakes" wurden erst 1889 in Deutschland eingeführt, die Eindeutschung zu Keks erfolgte dann um die Jahrhundertwende. Im Pfälzischen Wörterbuch ist der Keks dann schon Keks.
Toast - seit dem 18. Jhdt.
Allerdings nur der zum Aussprechen, der zum Essen scheint sich erst später etabliert zu haben.
Clown - kein Eintrag im Grimm
Vor 1800 war der Harlekin bzw. der Narr oder Hanswurst noch gebräuchlich. Clown kam erst im 19. Jahrhundert auf.
Couch - kein Eintrag im Grimm
Doch ich habs gefunden, als "gautsche" seit dem 16. Jahrhundert. Scheint aber doch als Gallizismus importiert und erst später zum Anglizismus gemacht worden sein.
Gentleman - kein Eintrag im Grimm
Der Gentilhomme übrigens auch nicht, dafür aber das italienische gentilezza in der eingedeutschten Form "gentelitz", was sinngemäß das gleiche meint wie gentil bzw. gentle meint.
Sandwich - kein Eintrag im Grimm
Ist auch erst seit dem 19. Jahrhundert im Englischen belegt wie ich gerade feststelle.
Stop(p) - wird nicht als Anglizismus gewertet
Wird nur nicht gewertet, oder ist auch keiner?

Nein, sie können auch sinnvoll sein.
Z.T. sollten die Anglizismen ja bestimmte Wesensmerkmale beschreiben oder bspw. auch an deutschen Herren aufzeigen, welche eben typisch englisch waren.
Hast du dafür Beispiele?

@Megatrend: Eigennamen wie Watt oder geografische Bezeichnungen würde ich jetzt nicht als Anglizismus werten.
 
Hast du dafür Beispiele?
Der von mir genannte "Fine Gentlemen". Müsste nochmal schauen, das stand auf jeden Fall so im "Journal des Luxus und der Moden" 1798 oder 1799.
Bei den Parisern wird bezeichnenderweise eher "Elegant" verwendet.

Auf jeden Fall wurden auch Bezeichnungen wie "Half Dress" unübersetzt in dem Modejournal verwendet.
 
Annäherungsweise vielleicht noch das Grimmsche Wörterbuch.
Keks - kein Eintrag im Grimm
Toast - seit dem 18. Jhdt.
Clown - kein Eintrag im Grimm
Couch - kein Eintrag im Grimm
Gentleman - kein Eintrag im Grimm
Pudding - seit dem 18. Jhdt.
Pullover - kein Eintrag im Grimm
Sandwich - kein Eintrag im Grimm
Slip - kein Eintrag im Grimm
Steak - kein Eintrag im Grimm
Start - findet sich zwar im Grimm, ist aber feminin und anders gemeint.
Stop(p) - wird nicht als Anglizismus gewertet
Vielen Dank für den Verweis auf den Grimm.
Ich werde auch im Krünitz nachschauen.

In den Kochbüchern kommt das Wort Toast, wenn ich mich recht entsinne noch nicht vor.


@ all
Bitte auf Beispiele von vor 1800 und Anglizismen beschränken!
Sonst wird der Thread rasch, ist er ja schon jetzt, unübersichtlich.
Ob sich irgendwas im 19.Jh. eingebürgert hat, ist unerheblich und auch ob deutsche Worte ins Englische kamen.

Das Interessante für mich daran ist doch, ob man um 1800 einen Wechsel von Gallizismen hin zu Anglizismen feststellen kann.
Bis jetzt finde ich das schon.
Das heißt ja nicht, dass die französischen Wörter verschwanden, aber dass eben englische zusehends daneben traten. Und das sagt m.E. historisch schon sehr viel aus.
 
Die ersten Anglizismen erreichten "Deutschland" im 8. Jahrhundert im Rahmen der angelsächsischen Mission unter Bonifatius.
Die bekannteste Beispiel ist Ostern. Die meisten angelsächsischen Lehnwörter, die allesamt Begriffe rund ums Christentum waren, setzen sich nicht durch und spielten nur in der Anfangsphase eine Rolle. Schnell kamen ganz andere Begriffe auf, als die Führungsrolle angelsächsischer Mönche durch einheimische Kleriker abgelöst wurde.

Du hast wahrscheinlich recht, dass Ostern vom englischen easter entlehnt ist, schon weil im Niederländischen und in der Skandinavia das hebräisch-griechisch-lateinische Pessach-Πάσχα-Pascha vorherrscht: Påsk(e), Páskar, Pasen, Peaske. Ganz sicher wäre ich mir dabei aber nicht, deutet das Wort doch auf die Richtung des Sonnenaufgangs (Sonnenaufgang = Wiederauferstehung Christi) hin.

Gleichermaßen ersetzen drittklassige Lehnübersetzungen althergebrachte Formulierungen: "eigentlich nicht" wird zu "nicht wirklich" (not really); "keine Ahung" zu "keine Idee" (no idea)

Eigentlich nicht und nicht wirklich benutze ich parallel, keine Idee habe ich im Deutschen noch nie gehört.

Nööö,
die "Lateinizismen":devil:

Latinismen (und Gräzismen) natürlich auch, im Bereich der kirchlichen und der gebildeten Sprache, also sogenannte Kultismen. Gallizismen sind aber die Verben auf -ieren und natürlich so einiges aus dem Bereich der Lebensart. Höfisch/höflich und ritterlich sind z.B. Lehnübersetzungen, wohingegen der Kavalier und das dem Deutschen wieder entschwundene kurteis richtige Lehnwörter sind.

Interessant ist übrigens, dass man fast alle Ausdrücke aus dem Fußball (der ja ursprünglich ein englischer Sport war) eingedeutscht hat. Im Spanischen beispielsweise heißt es heute noch penalty oder corner. Heutzutage hätte man das wohl auch so ins Deutsche übernommen.

Gooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooool!!!

ein Beispiel ist der Manchester (Cord) Stoff, der z.B. für Hosen verwendet wird (nach der Stadt Manchester benannt, wo er auch produziert wurde. Ebenfalls: Manchester-Kapitalismus. Oder auch die Masseinheit Watt (nach James Watt).

Im Rahmen des British Empire (Kolonialzeit), Ländernamen wie Rhodesien.

Das Sandwich hat der Earl of Sandwich zwar vermutlich nicht erfunden (es dürfte existieren, seit es so etwas wie Fladenbrot gibt), aber er ist immerhin der Namensgeber.

Sportarten wie Cricket, Rugby, Badminton, Volleyball, Basketball. Tennis wurde zwar nicht in England erfunden, aber der Name ist englisch:
http://www.tcweinfelden.ch/hist-ten.htm

Oder nehmen wir die Worcestersauce. Desweiteren: Greenwich Mean Time.

Nicht zu verachten sind ebenfalls die uralten Universitäten Oxford und Cambridge (wobei man hier diskutieren kann, inwiefern diese Universitätsnamen Anglizismen waren).

Klassiker: Pudding. Hierzulande bekannt: Plumpudding.

Der Umstand, dass die Züge in Kontinentaleuropa links fahren, ist ebenfalls ein Anglizismus (wenn auch kein sprachlicher Anglizismus): der Linksverkehr auf der Schiene wurde von England nach Kontinentaleuropa übertragen.

Mit der Industrialisierung wurden ebenfalls ein paar Anglizismen eingeführt:
- Streik (kommt vom englischen to strike = treffen)
- Boykott (kommt aus dem englischen: Boycott - Wikipedia, the free encyclopedia)

Ja, ja, die gute alte Manchestermannbuchse... Nur leider sind die ganzen Beispiele nciht aus der Zeit vor 1800.

Vor 1800 war der Harlekin bzw. der Narr oder Hanswurst noch gebräuchlich. Clown kam erst im 19. Jahrhundert auf.

Und der Arlequino, das war eine franco-italienische Figur.


EQ schrieb:
Toast - seit dem 18. Jhdt.
Allerdings nur der zum Aussprechen, der zum Essen scheint sich erst später etabliert zu haben.
Ist auch letztlich nur über englische Vermittlung ins Deutsche gekommen. Das Wort stammt nämlich vom lateinischen tostare.
 
Ist auch letztlich nur über englische Vermittlung ins Deutsche gekommen. Das Wort stammt nämlich vom lateinischen tostare.
Hui, Kreuz im Kalender! Ich erzähle jetzt dir was über Latein (hach... manchmal sind die Freuden des Lebens so einfach :D): die Vokabel heißt torrere :p

Eigentlich nicht und nicht wirklich benutze ich parallel, keine Idee habe ich im Deutschen noch nie gehört.
Sind denn wortwörtliche Übersetzungen von englischsprachigen Ausdrücken ins Deutsche auch Anglizismen? Ich glaub dann hab ich noch was zum nachschauen...
 
Hui, Kreuz im Kalender! Ich erzähle jetzt dir was über Latein (hach... manchmal sind die Freuden des Lebens so einfach :D): die Vokabel heißt torrere :p

:grübel:Da hast du recht. Blödes DRAE! Darin habe ich nämlich unter tostar nachgeschaut und das verriet mir: (Del lat. tostāre).


Sind denn wortwörtliche Übersetzungen von englischsprachigen Ausdrücken ins Deutsche auch Anglizismen? Ich glaub dann hab ich noch was zum nachschauen...
Versteckte Anglizismen.
 
@ all
Bitte auf Beispiele von vor 1800 und Anglizismen beschränken!

Okay, okay...

Das Wort Komitee kommt ursprünglich aus dem Englischen (von to commit) und hat über die französische Sprache (im 17. Jh.) Einzug ins Deutsche gehalten.

Man beachte die unterschiedlichen Schreibweisen:

committee - comité - Komitee :S
 
Nun, Pudel und Ostern/eastern haben zwar im englischen und Deutschen eine Gleiche Bedeutung und eine ähnliche Aussprache, aber:
Da war mal was mir einer Sprache und verschiedenen Dialekten an der Nordsee.
Wilfried und Winfried z.B. sind keine englischen Namen und doch englische Namen. Und die Herren englische Missionare brauchten keine Wörter importieren, das hatten Ihre Vorfahren schon bei Ihnen zu Hause getan. Und "keine Idee" oder "keinen Plan" o.ä. ist norddeutscher slang. Ein kleiner Beitrag zur Verhunzung des Schriftdeutschen sei doch bitte den Norddeutschen auch gegönnt! Nich ümmer alles auffe Auswanderer schieben ;-) !
 
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