Wann regierten die Habsburger das Heillige Römische Reich?

Immer dann, wenn einer von ihnen zum König gewählt und zum Kaiser gekrönt wurde. Das erste Mal im 13. Jahrhundert und vom 16. bis zum 19. Jahrhundert (Auflösung des Reiches 1806) durchgängig. Von 1806 bis 1816 das Kaiserreich Österreich, was dann irgendwann zur k.u.k. Doppelmonarchie wurde.

Edit: Ich sollte mich zu frühneuzeitlichen Themen nicht immer so weit aus dem Fenster lehnen, davon habe ich keine Ahnung: Im 18. Jhdt. war der Wittelsbacher Karl VII. Kaiser.
Entsprechende Bewertungen bitte an Melchior, der mich auf diesen Fehler aufmerksam machte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Um mal ganz genau zu sein: Deutsche Könige wurden von den Habsburgern in den Jahren 1273-1291, 1298-1308, 1314-1327, 1438-1740 und 1745-1806 gestellt. Dabei ist allerdings zweierlei zu beachten:
1314-1327 regierte Friedrich der Schöne, der als Gegenkönig zu Ludwig dem Bayern fungierte. 1327 verzichtete er schließlich auf die Königswürde.
1745-1765 regierte Franz I. Stephan, der heute als "Habsburg-Lothringer" bezeichnet wird, aber mit den Habsburgern eigentlich nichts zu tun hatte, sondern bloß durch seine Ehe mit Maria Theresia, der Tochter Karls VI., in die Familie eingeheiratet hatte. Ursprünglich war er Herzog von (Ober-)Lothringen gewesen und gehörte zur Dynastie "Vaudemont". Eigentlich waren die Habsburger mit Karl VI. im Mannesstamm ausgestorben, und normalerweise werden Herrscher der Dynastie ihres Vaters zugeordnet. Dass Joseph II. und Leopold II. als Söhne von Franz I. Stephan und Maria Theresia und Franz II. als Sohn Leopolds II. trotzdem als Habsburg-Lothringer bezeichnet werden, ist somit ein irregulärer Kunstgriff.

Römische Kaiser waren die Habsburger 1452-1493, 1508-1519, 1530-1556, 1558-1740 und 1745-1806.
 
Dass Friedrich der Schöne als Gegenkönig gewertet wird ist ebenfalls ein moderner Kunstgriff. Gemeinsam mit Ludwig dem Bayern war er 1314 zum König gewählt worden, wobei anfangs offen blieb, wer sich durchsetzen sollte (wie bei allen Doppelwahlen). Schließlich siegte Ludwig seinen Konkurrenten in der Schlacht bei Mühldorf 1322 und setzte sich somit durch, bot Friedrich aber die Mitregentschaft an, die dieser erst einige Jahre später abtrat. Von 1322-1327 war er also offizieller deutscher König, gemeinsam mit und nicht gegen Ludwig.
Karl VII., der 1742-1745 regierte, war übrigens ebenfalls ein eingeheirateter Habsburger; er war mit einer Tochter Josephs I. verheiratet gewesen, war folglich genauso habsburgisch wie Franz I.
 
Ludwig der Bayer hatte bei der Wahl mehr Stimmen bekommen, insofern war er der rechtmäßige König und Friedrich ein Usurpator. Ein Problem war freilich, dass damals noch nicht offiziell festgelegt war, wer überhaupt wahlberechtigt war.
 
Ludwig der Bayer hatte bei der Wahl mehr Stimmen bekommen, insofern war er der rechtmäßige König und Friedrich ein Usurpator. Ein Problem war freilich, dass damals noch nicht offiziell festgelegt war, wer überhaupt wahlberechtigt war.

Von Usurpation im Zusammenhang mit den römisch-deutschen Königen habe ich noch nie etwas gehört. Friedrich der Schöne wurde von einem gewissen Kreis der Reichsfürsten gewählt und somit als deren König anerkannt, genauso wie alle anderen Könige und sogenannte Gegenkönige vor ihm. Vor der goldenen Bulle gab es kein genau definiertes Wahlprozedere. Wenn zwei Könige erhoben wurden lief letztlich alles auf einen Entscheidungskampf zwischen beiden hinaus.
 
Es ist doch wohl klar, dass eine Wahl dazu da ist, dass am Ende einer gewählt ist. Sonst könnte man sich die Wahl schließlich gleich sparen und sich jeder zum König ausrufen lassen, der die Unterstützung mindestens eines Reichsfürsten hat. In den meisten Fällen wurde das Ergebnis der Königswahl vom Verlierer ja auch anerkannt.
 
Es ist doch wohl klar, dass eine Wahl dazu da ist, dass am Ende einer gewählt ist. Sonst könnte man sich die Wahl schließlich gleich sparen und sich jeder zum König ausrufen lassen, der die Unterstützung mindestens eines Reichsfürsten hat. In den meisten Fällen wurde das Ergebnis der Königswahl vom Verlierer ja auch anerkannt.

Das Mehrheitsprinzip hatte sich damals noch nicht durchgesetzt. Vielmehr kam es auf die einzelnen Wähler und ihren Status sowie Dinge wie Wahl- und Krönungsort an.
 
Auch das sprach für Ludwig: Er wurde in Frankfurt gewählt und in Aachen vom Erzbischof von Mainz gekrönt, Friedrich hingegen in Sachsenhausen gewählt und in Bonn vom Erzbischof von Köln gekrönt.
 
Es geht auch nicht um die Frage ob rechtmäßig oder nicht, es geht um den normativen Kontext. und der war eben damals noch nicht vorhanden.
 
Vielen Dank für die vielen Antworten, jetzt wei ich schon ein bisschen.
Und noch eine Frage: Was wurde aus den Staufern und Welfen?
 
Das Ende der Staufer begann nach dem Tod Kaiser Friedrichs II. 1250. Sein legitimer Sohn und Nachfolger als deutscher König und König von Sizilien, außerdem Herzog von Schwaben, Konrad IV., starb schon 1254 an Malaria. In Schwaben und Sizilien folgte auf Konrad dessen Sohn Konradin. In Sizilien riss aber 1258 Manfred, ein illegitimer Sohn Friedrichs II., die Königswürde an sich. 1266 fiel er im Kampf gegen Karl von Anjou. 1268 versuchte Konradin, dem Karl Sizilien wieder zu entreißen, verlor aber die Entscheidungsschlacht, wurde gefangengenommen und öffentlich enthauptet. Ein anderer illegitimer Sohn Friedrichs II., Enzio, war König von Sardinien, geriet aber 1249 in Gefangenschaft und starb 1272. Der letzte legitime Staufer, Konradin, starb also 1268. Manfred hatte aber drei Söhne, die alle den Großteil ihres Lebens in der Gefangenschaft der Anjou verbrachten und kinderlos starben. Der Letzte der drei starb 1318; damit waren die Staufer im Mannesstamm endgültig erloschen.

Die Welfen gibt es noch heute.
 
Der letzte Staufer endete 1268 auf dem Schafot in Neapel und die Welfen hausten weiter in Braunschweig bevor sie Könige von Großbritannien wurden.

@Ravenik
Die Welfen hatten mit Otto IV. nur einen König und Kaiser gestellt, der übrigens mit dem Staufer Philipp von Schwaben gleichsam gewählt wurde und folglich die ganze Zeit über mit diesem im Kampf lag. Nach der Ermordung Philipps von Schwaben musste sich Otto IV. mit Friedrich II. auseinander setzen, wurde aber dann 1214 in der Schlacht von Bouvines von den französischen Verbündeten der Staufer entscheident geschlagen.
 
Das Haus Windsor stammt aber nur über die weibliche Linie von den Welfen ab; die letzte echte Welfin war Königin Victoria.
 
Die Staufer starben mit dem 1268 hingerichteten Konradin im Mannesstamm aus. Allerdings war Rudolf von Habsburg Enkel einer Stauferin namens Agnes.

Die älteren Welfen unterteilten sich in die burgundische 1032 mit Rudolf III von Hochburgund ausgestorbene Linie und die schwäbischen 1055 mit Welf III im Mannesstamm erloschene Linie
Welfs Schwester Kunigunde heiratete in die oberitalienische Familie d `Este ein, aus der die jüngere Linie Welf-Este entstand. Die waren ab 1070 Herzöge in Bayern und Sachsen,später Herzöge in Braunschweig-Lüneburg ,Könige in Hannover und England und der aktuell letzte ist wohl Ernst August,verheiratet mit Caroline Grimaldi von Monaco.
 
Dazu muss ich das das haus winsor von den Hausen Sachsen-coburg und Gotha abstammt durch die Mutter der Queen Victoria da sie ein Wettinern war.
 
Und noch eine Frage: Was wurde aus den Staufern und Welfen?

Die Welfen regierten im Herzogtum Braunschweig noch bis 1918 und wurden dann wie alle anderen deutschen Fürsten entthront. Die hannoversche Welfenlinie im Königreich Hannover musste nach dem Deutschen Krieg 1866 auf den Thron verzichten und ging ins österreichische Exil nach Gmunden.
 
Dazu muss ich das das haus winsor von den Hausen Sachsen-coburg und Gotha abstammt durch die Mutter der Queen Victoria da sie ein Wettinern war.

Queen Victoria war eine Welfin (Hannoveranerin). Durch ihren Ehemann Albert von Sachsen-Coburg-Gotha gehören die Windsors der Wettiner-Sippe an. Sie sind damit die Abkömmlinge des Kurfürsten Ernst von Sachsen.
 
Dankte Friedrich der Schöne 1327 wirklich förmlich ab? M. W. behielt er den königlichen Titel bis zu seinem Tode, wenn auch selbst in Österreich einflußlos.

Zur Abdankung Karls V. sei noch gesagt, daß dieser die Kaiserwürde theoretisch bis zum Februar 1558 innehatte. Erst da erkannten die Kurfürsten den Verzicht von 1556 an und übertrugen sie auf den Römischen König Ferdinand I.
 
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