Wann war Byzanz christlich, wann islamisch?

no_clue

Neues Mitglied
Hallo,

vielleicht eine dumme Frage, doch ich könnte bei Onkel Plötz und auch sonstigen gängigen Nachschalgewerken (Mr. Google inklusive) keine Informationen darüber finden, wann Byzanz heidnisch war, wann es christlich wurde (unter Justinian??) und ab wann die Stadt dann islamisch war.

Grobe Zahlen, die sich allesamt zu widersprechen scheinen, habe ich, aber leider nichts annähernd Genaues.

Freue mich auf Antworten! :winke:
 
Die Zeit der Muslime beginnt meines Wissens 1453, mit der eroberung Konstantinopels.
Zu dem Ende des Heidentums kann ich dir allerdings nichts sagen.
 
Ich vermute mit Kaiser Konstantin dem Großen, der ab 330 mit dem Ausbau der alten griechischen Stadt Byzantion begann und diese später zur Residenzstadt machte. Da Konstantin als Förderer des Christentums auftrat und dieses kurz vor seinem Tod auch annahm dürfte dies das Datum sein.
 
Die vorchristliche Stadt Byzantion wurde von den Goten zerstört und Kaiser Konstantin gründete dann im 4. Jh. an dieser Stelle die neue _christliche_ Stadt. Islamisch war sie dann, wie schon gesagt, ab 1453.
Vielleicht einfach mal bei Wiki zur Geschichte von Konstantinopel nachschauen?
Wo hast Du denn die "groben Zahlen" her?
 
Sagt mal, geht es dir um Byzanz als Stadt, oder als Reich?
Für die Stadt stimmen Turandokhts Zahlen, Das Reich war zur Gründung, d.h. zur Teilung Roms bereits christlich, wenn ich mich nicht irre...
 
Danke!

Ach super, ihr seid ja fix!! Vielen Dank :yes:

Um ehrlich zu sein, waren 330 und 1453 meine zwei "Wendepunkte", aber die Osmanen haben ja mehrfach versucht die Stadt einzunehmen (oder war es das byzantinische Reich??) und ich habe nie eine genaue Zahl zur religiösen Wende gefunden. Gleiches gilt übrigens auch für die Christianisierung.

Und ja, es geht mir ausschließlich um die Stadt Byzanz.

Merci!
 
Byzantion gehörte schon sehr lange zum Römischen Reich, also mussten es die Byzantiner (die sich weder als Nachfolger der Römer noch als Oströmer, sondern einfach als Römer sahen) nicht einnehmen. Die Stadt Konstantinopel wurde in der Tat häufig von Sarazenen, Bulgaren und anderen belagert. Von den Osmanen kann man erst mit Beginn des 14. Jahrhunderts sprechen, und die haben Konstantinopel meines Wissens nur einmal belagert, nämlich 1453.
 
Da mache ich doch meinem Namen alle Ehre :D

Hatte gelesen (irgendwie, irgendwo), dass die Byzantiner schon 600 / 700 ihre Stadt mehr schlecht als recht verteidigt hätten ... Bin nicht so der Mittelalterfreak, daher auch clueless.
 
Exakte Grenzen sind nicht möglich, die Übergänge erfolgten natürlich fließend. Konstantinopel war zwar von Anfang an als christliche Stadt konzipiert, aber natürlich werden hier auch weiterhin zahlreiche Heiden gelebt haben, schließlich wurde das Römische Reich unter Konstantin ja nicht auf einen Schlag christlich, auch nicht unter Theodosius.
Nach der Eroberung durch die Osmanen wurden die Einwohner weder abgeschlachtet noch zwangsbekehrt. Tatsächlich lebten bis ins 20. Jhdt. hinein viele Christen in Istanbul, erst nach dem Griechisch-türkischen Krieg 1920-1922 wurden viele griechischsprachige Christen vertrieben. Heute sind die meisten noch in Istanbul lebenden Christen armenischstämmig.
 
Exakte Grenzen sind nicht möglich, die Übergänge erfolgten natürlich fließend. Konstantinopel war zwar von Anfang an als christliche Stadt konzipiert, aber natürlich werden hier auch weiterhin zahlreiche Heiden gelebt haben, schließlich wurde das Römische Reich unter Konstantin ja nicht auf einen Schlag christlich, auch nicht unter Theodosius.
Nach der Eroberung durch die Osmanen wurden die Einwohner weder abgeschlachtet noch zwangsbekehrt. Tatsächlich lebten bis ins 20. Jhdt. hinein viele Christen in Istanbul, erst nach dem Griechisch-türkischen Krieg 1920-1922 wurden viele griechischsprachige Christen vertrieben. Heute sind die meisten noch in Istanbul lebenden Christen armenischstämmig.


Griechen aus Istanbul bzw Thrakien,dem Europäischen Teil der Türkei wurden nicht in dem von dir genannten Krieg vertrieben.Selbst heute besteht das Griechisch Orthodoxe Patriarchat in Istanbul.Und nach wie vor leben dort Griechen,sowie im Türkischen Teil Thrakiens.Das die Armenier die Mehrheit bilden in Istanbul wäre mir neu.
 
Du hast recht, die Griechen in Istanbul flohen erst nach dem Pogrom von 1955. Heute leben in der Stadt noch etwa 2.500.
Vom 17. bis zum 19. Jhdt. zogen zahlreiche Armenier nach Istanbul, zeitweise waren es über 200.000. Sie wurden allerdings auch vom Genozid 1915 getroffen.
 
Da mache ich doch meinem Namen alle Ehre :D

Hatte gelesen (irgendwie, irgendwo), dass die Byzantiner schon 600 / 700 ihre Stadt mehr schlecht als recht verteidigt hätten ... Bin nicht so der Mittelalterfreak, daher auch clueless.

das kam mit der plötzlich rasanthaften Ausbreitung des Islams. Die Byzantiner die nur kurz zuvor noch mit den Persern im Krieg waren, wurden überrumpelt und Byzanz wurde belagert. Da den Arabern jedoch eine Flotte fehle konnte Byzanz sich weiterhin versorgen und schließlich mit ( Bulgarischer?) Hilfe die Araber zurück schlagen.
 
Konstantinopel war zwar von Anfang an als christliche Stadt konzipiert

Die Christen haben es im Rückblick wohl so gesehen bzw. so sehen wollen. Dagegen spricht jedoch, dass Konstantin bei der Einweihung der Stadt „heidnische“ magische Rituale durchführen ließ, dass die „heidnische“ Tyche Stadtgöttin von Konstantinopel war (auf Befehl Konstantins wurde ihr eigens ein Tempel errichtet), dass auf dem Konstantinsforum ein kolossales Standbild des Kaisers mit dem Strahlenkranz des Sol stand und zudem, dass stets am Jahrestag der Stadtgründung eine vergoldete Statue Konstantins (mit der Tyche in der Hand) in einer Prozession durch das Hippodrom geführt und vom Kaiser (dem jeweiligen Nachfolger Konstantins auf dem Thron) durch Fußfall verehrt wurde.

Konstantin ging es folglich nicht um eine christliche Stadt, sondern um eine Konstantins-Stadt. Wir haben es in erster Linie mit einem Phänomen des späten römischen Kaiserkultes zu tun, nicht mit einer christlichen Gründung.

das kam mit der plötzlich rasanthaften Ausbreitung des Islams. Die Byzantiner die nur kurz zuvor noch mit den Persern im Krieg waren, wurden überrumpelt und Byzanz wurde belagert.

Die Ausbreitung des Islam ging zwar rasant vor sich, ganz so schnell wie hier suggeriert allerdings auch nicht: 628 fand der Krieg Ostroms mit den Persern ein Ende, 674 belagerten die Araber erstmals Konstantinopel. Dazwischen liegt fast ein halbes Jahrhundert.

Da den Arabern jedoch eine Flotte fehle konnte Byzanz sich weiterhin versorgen

Das trifft weder auf die Belagerung von 674-678 noch auf jene von 717-718 zu. Die Araber erschienen sehr wohl mit ihrer Flotte im Bosporus.
 
nun irre ich mich oder wurde diese bis auf 3 Schiffe versenkt?

Ich bin nicht über die genauen Zahlen im Bilde, aber die Angabe bezieht sich wohl auf den zweiten Angriff der Araber von 717-718. Dazu ist zu sagen:
Die arabische Flotte wurde tatsächlich aufgerieben - aber erst nach monatelanger Belagerung Konstantinopels. Es ist irreführend, zu behaupten, den Arabern hätte eine Flotte gefehlt, da sie in Wirklichkeit ja sehr wohl über eine solche verfügten haben, sie für die Blockade der Stadt verwendeten und ihrer erst im Verlauf der Kampfhandlungen verlustig gingen.
 
Zurück
Oben