War Caesar ein Staatsmann?

Naruto38

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Hallo,

ich beschäftige mich derzeit mit Caesar. Nachdem ich eine Reihe an Forschungsliteratur gelesen habe und entgegengestellt habe, bin ich mir immer noch unschlüssig, ob Caesar den Ruf eines Staatsmannes verdient. Was denkt ihr darüber?
 
Meiner Meinung nach: Jein.

Caesar erkannte durchaus, dass das Römische Reich Reformen brauchte – nicht nur politische, sondern auch soziale und rechtliche.

Aber: Ein wirkliches Konzept hatte er anscheinend nicht, sondern improvisierte eher.
Das galt insbesondere für seine persönliche Position. Die Machtfülle, die er für sich anhäufte, war auf seine Person zugeschnitten und musste den Römern drückend erscheinen. Wohin das langfristig hinauslaufen sollte, scheint er selbst nicht so recht gewusst zu haben. Laufend änderte er die formalen Stützen seiner Macht, schreckte mitunter vor seiner eigenen Forschheit zurück.

Caesars grundlegendes Problem war, dass er eher nolens volens zum Alleinherrscher wurde. Ich gehöre nämlich nicht zu jenen, die glauben, dass er von Anfang an (spätestens seit den 60er Jahren) auf die Diktatur aus war. Er war ein typischer Politiker seiner Zeit, der nach Macht und Ansehen strebte. Die Ämterlaufbahn durchliefen auch andere, und auch andere nutzten ihre Statthalterschaften, um durch militärische Abenteuer Ruhm zu erwerben. Caesar war allerdings erfolgreicher (und wohl auch skrupelloser) als die meisten anderen. Ich glaube aber nicht, dass er es gezielt auf einen Bürgerkrieg zur Erlangung der Alleinherrschaft anlegte, sondern durchaus zu einer Kompromisslösung bereit war, wenn sie ihm seine Sicherheit und einen ehrenvollen Status garantierten – konkret ein zweites Konsulat und dann eine erneute Statthalterschaft, um immun gegen die Verfolgungen durch seine politischen Gegner zu sein. Daraus wurde aber nichts. Es kam zum Bürgerkrieg, und Caesar musste als Sieger sehen, wie es weitergehen sollte. (Dabei musste er sich aber auch mit überzogenen Erwartungen seiner Anhänger herumschlagen.)

Als Alleinherrscher stieß er dann eine Vielzahl an Reformen an, aber alles eher schnell, improvisiert und nicht unbedingt zu Ende gedacht. In Gedanken war er wohl eher schon wieder auf dem Schlachtfeld, nämlich in den geplanten Kriegen gegen die Daker und Parther, statt sich die Zeit zu nehmen, gründliche Reformen durchzuführen. Man kann einen Staat aber nicht in zwei Jahren umkrempeln. Wäre Caesar nicht ermordet worden, hätte er ab 44 v. Chr. wohl wieder mehrere Jahre lang weit weg von Rom Krieg geführt, und der Jüngste war er auch nicht mehr. (Man kann also nicht einfach seine Ermordung dafür verantwortlich machen, dass ihm nicht mehr Zeit für notwendige Reformen blieb. Caesar selbst hatte gar nicht vor, sich diese Zeit zu nehmen.)

Um ein richtiger „Staatsmann“ zu sein, hätte er sich die Zeit nehmen müssen, dauerhafte Lösungen auszuarbeiten und sie auch umzusetzen, vor allem auch, was die Staatsspitze anbelangte. Hier brauchte es eine Lösung, mit der die Römer leben konnten, die keinen so radikalen Bruch mit den Traditionen darstellte. Augustus bekam das wesentlich besser hin, weswegen ich eher ihn als „Staatsmann“ sehen würde.
 
Um ein richtiger „Staatsmann“ zu sein, hätte er sich die Zeit nehmen müssen, dauerhafte Lösungen auszuarbeiten und sie auch umzusetzen, vor allem auch, was die Staatsspitze anbelangte. Hier brauchte es eine Lösung, mit der die Römer leben konnten, die keinen so radikalen Bruch mit den Traditionen darstellte. Augustus bekam das wesentlich besser hin, weswegen ich eher ihn als „Staatsmann“ sehen würde.
Aber das war in der republikanisch-römischen Verfassung auch nicht wirklich angelegt, dass man quasi mehrere Jahre Zeit hatte, um Vorhaben umzusetzen. Es sei denn man begann sie schon frühzeitig während seines cursus anzugehen (aber hatte man die Macht dazu?). Parteien in unserem Sinne gab es ja nicht. Popularen und Optimaten zum Trotz. Die hätte man für längerfristige Projekte eigentlich gebraucht.
 
Caesar war m.E. kein Staatsmann, aber ein Homo politicus durch und durch. Seine persönlichen Allianzen waren erstaunlich. Er war und blieb Republikaner.
Staatsmann waren m.E. Feldherren wie Tiberius und vor allem die späteren Herrscher, die eine Stabilisierung der Grenzen bewirkten. Staatsmännisch war das System der Foederatii, staatsmännisch war die Entwicklung und Öffnung des römischen Bürgerrechts.
 
Kluger Rückzug aus Germanien, anderes Konzept für das römische Vorgehen (vorsichtige Defensive statt nicht durchzuhaltender Expansion), trotzdem weiterer Handel.
 
Aber das war in der republikanisch-römischen Verfassung auch nicht wirklich angelegt, dass man quasi mehrere Jahre Zeit hatte, um Vorhaben umzusetzen. Es sei denn man begann sie schon frühzeitig während seines cursus anzugehen (aber hatte man die Macht dazu?). Parteien in unserem Sinne gab es ja nicht. Popularen und Optimaten zum Trotz. Die hätte man für längerfristige Projekte eigentlich gebraucht.
Ja sicher. Aber Caesar hatte sich die Macht ja dauerhaft gesichert. Seit 46 v. Chr. amtierte er als Konsul (anlässlich seines Aufbruchs in den Osten wollte er das Amt allerdings aufgeben), seit 46 v. Chr. war er Dictator für zehn Jahre, seit 44 v. Chr. Dictator auf Lebenszeit.

Er hätte also die Möglichkeit gehabt, sich die Zeit zu nehmen, den römischen Staat neu zu gestalten. Auch Sulla hatte einst die Dictatur mehrere Jahre innegehabt und eine Neuordnung des Staatswesens versucht, wenn auch an den eigentlichen Problemen vorbei und ohne nachhaltigen Erfolg. Stattdessen wollte Caesar aber 44 v. Chr. in den Osten zu neuen Kriegen aufbrechen. Man könnte fast meinen, dass es vielleicht auch eine Flucht nach vorn war.
 
Staatsmann waren m.E. Feldherren wie Tiberius und vor allem die späteren Herrscher, die eine Stabilisierung der Grenzen bewirkten. Staatsmännisch war das System der Foederatii, staatsmännisch war die Entwicklung und Öffnung des römischen Bürgerrechts.
Bis zu einer wirklichen Öffnung des römischen Bürgerrechts dauerte es aber noch.

Zu Tiberius als „Staatsmann“ möchte ich noch ergänzen, dass er zu den Ersten gehörte, die sich wirklich für das ganze Reich verantwortlich fühlten. In der Republik waren Rom sowie allenfalls Italien das Zentrum. Die Provinzen waren nur Anhängsel, die ausgebeutet wurden. Erst in der Kaiserzeit wurden sie als vollwertige Teile des Reiches wahrgenommen, die entwickelt werden sollten und deren Bewohner auch berücksichtigungswürdige Interessen hatten. Als etwa unter Tiberius Westkleinasien von einem schweren Erdbeben heimgesucht wurde, sorgte der Kaiser für den Wiederaufbau der Region. In der Republik wäre kaum vorstellbar gewesen, dass Rom Geld in die Provinz pumpt, um den Menschen dort zu helfen, statt es von dort einzutreiben. Tiberius setzte sich auch für langfristige wirtschaftliche und finanzielle Stabilität ein.
 
Ich möchte noch einen forschungshistorischen Impuls eingeben: Die Staatsmann-Debatte geht auf eine konkrete und hart geführte Auseinandersetzung in der deutschen Forschungsgeschichte zurück, die insbesondere von Strasburger und Gelzer geführt wurde. Dies vor dem Hintergrund der deutschen Idealisierung Cäsars, die zu Beginn des 20. Jh. vom Übervater der dt. Altertumswissenschaften, Theodor Mommsen betrieben wurde. Für Mommsen war Cäsar sozusagen der ideale Politiker, der Höhepunkt, der Retter und Vollender des politischen Systems, der die morbide Republik hinwegfegte. In dieser Tradition schrieb dann auch Gelzer, Cäsar - Der Politiker und Staatsmann (1921).

Schon vor Ende des zweiten Weltkriegs schrieb Strasburger dagegen an, aber nach der Nazi-Herrschaft schien die Dekonstruktion des Idealtypus Cäsars umso drängender. Man hatte die Übermacht und den Abgrund eines "bösen Staates" erlebt, man hatte das Versagen von "Staatsmännern" und die Idealisierung einer Nibelungentreue zu eben jenem Staat erlebt. Nun schrieb Strasburger vehement in Cäsar im Urteil der Zeitgenossen (1953). Ganz im Zeichen des Krieges griff Strasburger Cäsar insbesondere aufgrund seiner Kriegsgreuel an und sprach im die moralische Integrität ab. Gelzer antwortete und widersprach, u.a. mit War Cäsar ein Staatsmann? (1954). Die Diskussion wurde entschieden, aber fair geführt.

Heute ist die Forschung natürlich längst viel weiter und stellt sich nicht mehr diese dichotomische Frage, die aus der ihr zugrunde liegenden Zeitgeschichte erklärt werden muss. Insofern verstehe ich die Frage danach, ob Cäsar ein Staatsmann war als eine mit starkem forschungsgeschichtlichem Bezug, der insbesondere die dt. Idealisierung Cäsars, oft verbunden mit einem dt. Nationalismus, dekonstruierte/ kritisch hinterfragte.
Diese Komponente sehe ich als Ergänzung zur Frage an, die freilich auch unabhängig von Forschungsgeschichte erörtert werden kann. Eine Bewertung, vor allem eine moralische, erscheint mir aber müßig.
 
Kann man eigentlich beurteilen, was Caesar langfristig wollte?
Er hatte keinen geeigneten Erben als Nachfolger. Octavian wäre vermutlich zu Lebzeiten Caesars nicht gerade dem politischen Beobachter als den sich aufdrängenden Kronprinzen eingefallen. Caesarion war nur eine starke Option für eine außerrömische ägyptische und orientalische Fortführung der Herrschaft Caesars.
Hatte Caesar sich darüber Gedanken gemacht, damit irgend ein anderer Politiker die Herrschaft in einer reformierten Republik antreten konnte? Oder ging es Caesar nur um seine Machtposition und danach war ihm die Zukunft Roms egal?
 
Das Diktatorenamt in Rom war ja ursprünglich ein auf ein Jahr befristetes Instrument, um das Kollegiatsprinzip in Krisenzeiten auszuhebeln, um die jeweilige Krise zu bewältigen. Dass Caesar Diktator auf Lebenszeit wurde, war zwar ein Verfassungsbruch, aber ich denke nicht, dass er hier ein dynastisches Projekt verfolgte.
 
Die Dictatur war traditionell sogar auf ein halbes Jahr befristet. Davon abgesehen wurde erwartet, dass ein Dictator schon davor nach Erfüllung seiner Aufgabe zurücktrat. Viele Dictatoren amtierten nur wenige Tage.

Für mich steht fest, dass Caesar Octavius nicht nur als persönlichen Erben wollte, sondern auch als Nachfolger aufbaute. Er förderte ihn von Anfang an, auch in der Öffentlichkeit. Bereits als Halbwüchsiger nahm Octavius während des Latinerfestes öffentliche Aufgaben in Rom wahr. Im Partherfeldzug sollte Octavius dann als Magister equitum dienen. Das waren Aufgaben, für die ihn nichts qualifizierte. Es hätte wahrlich erfahrenere und verdientere Männer gegeben. Octavius sollte aus Caesars Sicht wohl nicht einfach nur gewöhnlich die Ämterlaufbahn durchlaufen.

In Caesarion scheint Caesar selbst keine Option gesehen zu haben. Er berücksichtigte ihn nicht einmal in seinem Testament. Mehr als ägyptischer Pharao zu sein sollte für Caesarion wohl nicht drin sein. Caesar wird sich darüber klar gewesen sein, dass Caesarion für die Römer nicht akzeptabel war.

Darüber, wie sich Caesar die politische Ausgestaltung des Staates vorstellte, ist viel spekuliert worden. Klären lassen wird sich das nicht. Ich glaube eher, dass sich Caesar selbst nicht so recht darüber im Klaren war. Für die nächsten Jahre war jedenfalls einmal geplant, dass er Dictator bleiben würde. Das Konsulat hingegen wollte er bei seinem Aufbruch in den Osten aufgeben. Für die nähere Zukunft war bereits festgelegt, wer die Konsulate bekleiden sollte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Allerdings auch ein ziemlich riskanter, vor allem unter den Ptolemaiern.

Solange seine Mutter lebte und er nur ihr Mitregent war, wäre Caesarion wohl einigermaßen sicher gewesen. Aber wer weiß, was nach ihrem Tod gekommen wäre. Caesarion hatte immerhin drei Halbgeschwister, die sich nicht unbedingt mit den ihnen zugedachten Rollen als Herrscher peripherer Gebiete zufriedengegeben hätten. Die rasch zum Aufruhr geneigte Bevölkerung Alexandrias käme noch als zusätzliches Risiko hinzu.
 
Für mich war Caesar immer jemand, der das aristokratische Spiel um Ehren perfekt und rücksichtslos gespielt hat, sich aus dem alten Referenzrahmen zu lösen bereit war und dann aber etwas planlos dastand. Er nimmt damit eine Mittelrolle zwischen Leuten wie Pompeius und Augustus ein.

Pompeius hatte ähnliche Möglichkeiten wie Caesar - er war erstmal derjenige der Aristokraten, den an milit. Macht und Ehren praktisch keiner mehr herausfordern konnte und der die Politik nach seinen Gutdünken geprägt hat. Er hat es aber nie gewagt den theoretischen Referenzrahmen der Senatsherrschaft zu sprengen. Caesar sprengte diesen, trieb es auf den Gipfel, zweckentfremdete dann allerdings republikanische Ämter, um seine Monarchie zu etablieren. Ich denke auch, dass seine Machtstellung langfristig geplant war und dass er diese über das Diktatorenamt auch dynastisch sichern wollte. Er hatte den Referenzrahmen der Senatsherrschaft gesprengt, aber nicht abgeschafft, da selbst die lebenslange Diktatur eben nur ein zweckentfremdetes republikanisches Amt war und damit zwangsläufig irgendwie Übergangslösung war. Erst Augustus trug den bereits gesprengten Referenzrahmen endgültig zu Grabe (realpolitisch, nicht ideologisch). Er dachte monarchische Herrschaft konzeptionell neu. Nur auf ideologischer Ebene hielt sich die Senatsherrschaft als Referenzrahmen.
 
Grundsätzlich stimme ich Dir zu, allerdings sehe ich die Unterschiede weniger scharf.

Auch Pompeius hielt sich nicht an die Spielregeln, etwa bei seinem ersten Konsulat, das er bekleidete, als er weder das erforderliche Mindestalter erreicht noch die erforderliche Ämterlaufbahn absolviert hatte. Im Gegensatz zu Caesar schreckte er allerdings mehr vor der direkten offenen Konfrontation mit jenen, die im Senat das Sagen hatten, zurück.

Augustus wiederum entwickelte auch nichts komplett Neues, auch wenn es im Rückblick so scheinen mag. In den ersten Jahren seiner Alleinherrschaft bekleidete er Jahr für Jahr das Konsulat, was der dann aufgab. Dass er stattdessen seine Macht darauf stützte, dass er sich magistratische Befugnisse übertragen ließ, ohne das Amt selbst zu bekleiden, war nicht neu, das kam fallweise bereits in der Republik vor, gerade auch bei Pompeius.
Dass Augustus damit eine faktische Monarchie begründen konnte, die nach seinem Tod einigermaßen reibungslos auf Tiberius überging, hatte wohl auch mit Augustus‘ langer Lebensdauer zu tun. Wäre er nach wenigen Jahren ermordet worden oder eines natürlichen Todes gestorben (von guter Gesundheit war er nie), wäre eventuell auch seine Alleinherrschaft ein Intermezzo geblieben. (Ob es etwa Agrippa gelungen wäre, seine Position zu übernehmen, muss offenbleiben.)

Somit sehe ich eine gewisse Entwicklungslinie mit „Versuch und Irrtum“-Elementen:
- Zunächst gab es nur die regulären Magistrate sowie die auf max. 6 Monate begrenzte Dictatur.
- Dann kam das Promagistrat auf, also dass Magistraten nach Ablauf ihrer Amtszeit ihre Amtsgewalt (Imperium) für ein weiteres Jahr oder sogar noch länger verlängert wurde (nicht aber die Dauer des Amtes selbst!).
- Der nächste Schritt war, Personen ein von der Magistratur losgelöstes (befristetes) Imperium zu übertragen, also ohne dass sie das zugrundeliegende Amt bekleideten oder zuvor bekleidet hatten. (Davon profitierte gerade auch Pompeius.)
- Eine gewisse Abweichung machte Sulla, der erstmals die Dictatur dauerhaft (statt nur für sechs Monate) bekleidete. Er verlängerte also nicht einfach sein Imperium und ließ sich auch nicht ein losgelöstes Imperium übertragen, sondern verlängerte das Amt selbst über die Dauer seiner Befristung hinaus.
- Caesar übernahm zunächst Jahr für Jahr das Konsulat (aber ohne seine Amtsdauer an sich zu verlängern), zusätzlich dann aber ebenfalls die dauerhafte Dictatur.
- Augustus setzte zunächst ebenfalls primär auf das Jahr für Jahr erneuerte Konsulat, dann aber auf von den Magistraturen losgelöste Amtsbefugnisse. Letzteres wurde bei ihm zum Dauerzustand, der seinen Tod überdauerte. Er kehrte also gewissermaßen wieder zur mit der Republik verträglicheren Methode (außerordentliche Amtsgewalt unter formaler Beibehaltung der sonstigen republikanischen Ordnung statt dauerhafter Dictatur) zurück.

Ich bin allerdings nicht sicher, ob Augustus (anders als Caesar) tatsächlich langfristig Erfolg hatte, weil er eben nicht die Dictatur übernahm. Wer hellen Verstandes war, wird auch bei Augustus mitbekommen haben, dass er (trotz gewisser republikanischer Anwandlungen insbesondere während Augustus‘ mehrjährigem Aufenthalt im Osten) faktisch Alleinherrscher war und nicht zu erwarten war, dass er sich tatsächlich wieder ins Privatleben zurückziehen würde. Vielleicht kam ihm einfach nur zugute, dass die Römer zur Zeit seiner Alleinherrschaft noch viel mehr Leid durch Bürgerkriege hinter sich hatten als zur Zeit von Caesars Alleinherrschaft und die Hoffnung auf die Wiederherstellung einer halbwegs funktionierenden Republik vielfach aufgegeben hatten. Also besser den aktuellen Alleinherrscher behalten als ihn loswerden und dann neue Bürgerkriege (und Proskriptionen) erleben, an deren Ende der nächste Alleinherrscher steht …
 
Vielleicht kam ihm einfach nur zugute, dass die Römer zur Zeit seiner Alleinherrschaft noch viel mehr Leid durch Bürgerkriege hinter sich hatten als zur Zeit von Caesars Alleinherrschaft und die Hoffnung auf die Wiederherstellung einer halbwegs funktionierenden Republik vielfach aufgegeben hatten. Also besser den aktuellen Alleinherrscher behalten als ihn loswerden und dann neue Bürgerkriege (und Proskriptionen) erleben, an deren Ende der nächste Alleinherrscher steht …
Das spielt sicherlich mit rein. Ich denke, dass dazu im Wesentlichen die fehlende Konkurrenz kam. Als Gaius Caesar 27 BC zu Augustus wurde, gab es doch schon gar keine funktionierende Konkurrenz mehr. Gegenstimmen bestimmt, aber niemanden, der erneut eine Gegenpartei mit einem Heer dahinter hätte aufstellen können. Dass er offiziell keine Dictatur annahm, half vielleicht, Akzeptanz in der Bevölkerung zu schaffen, aber es gab auch einfach keine mächtigen Männer mehr in Rom außer Augustus selbst und Agrippa, wenn ich niemanden vergesse.

Als Caesar es mit der Alleinherrschaft versuchte, gab es neben ihm, Octavius und Agrippa (und Lepidus) noch etwa Marcus Antonius, Lucius Antonius, Cicero, Brutus und Cassius, Sextus Pompeius - eine ganze Reihe von Männern mit eigenen Interessen und ausreichend Einfluss und den Mitteln, um die politische Bühne enorm zu verändern und gegen andere, unliebsame Mächtige vorzugehen.
 
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