War der Mitteleinsatz am D-Day gerechtfertigt?

Als Alternative zu einer Invasion wurde geraume Zeit eine Zermürbung der Zivilbevölkerung durch anhaltende Luftangriffe diskutiert. Diese Alternative bevorzugte naturgemäß die Luftwaffe, v.a. die RAF und damit Artur Harris.

Der Grundgedanke dabei war, dass heftige Luftangriffe die Moral der Bevölkerung soweit untergraben würden, um entweder eine Fortführung des Krieges durch eine Verweigerungshaltung der Arbeitskräfte unmöglich zu machen oder durch einen Sturz der politischen Führung zu beenden. Bei diesen Planungen hatte man allerdings außer acht gelassen, dass auch die Angriffe der Luftwaffe auf Südengland und London keinen solchen Effekt bewirkten, ganz im Gegenteil, der Durchhaltewille der Bevölkerung wurde eher verstärkt. Ein Umsturz in einem totalitären Regime, wie im Deutschen Reich unter den Nazis ist schon aufgrund der massiven Unterdrückung der eigenen Bevölkerung höchst unwahrscheinlich. Letztendlich zeitigten die Flächenbombardements der RAF nur geringe Wirkungen, während die Zerstörung der Infrastruktur durch die USAAF in der Endphase des Krieges deutlich größere Probleme verursachte.

Eine Alternative zu einer Invasion an sich bestand mE nicht, nur die Orte an dem diese stattfinden sollte, konnten variiert werden. Viele spätere Konflikte haben immer wieder gezeigt, dass ein Krieg aus der Luft kaum oder gar nicht zu gewinnen ist.

Zum zweiten Teil der Frage, die das Vorgehen im Falle des Scheiterns von Overlord betrifft, denke ich, dass es den Alliierten in absehbarer Zeit nicht mehr möglich gewesen wäre eine Invasion dieses Maßstabes zu starten, da die personellen und materiellen Verluste erheblich gewesen wären. Allein an den Stränden landeten ca. 170.000 Soldaten. Bei einer Zerschlagung der Brückenköpfe kann man mit einem Totalverlust der eingesetzten Truppen rechnen v.a. durch Gefangennahme.
 
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Die Atombombe als Alternative? Die war doch erst im Juli 1945 einsatzbereit.


Naja, das ist doch nicht soooo ewig. Vielleicht hätte man die Bemühungen noch intensiviert, als Möglichkeit erachtet wurde es zumindest.

Die einzige Möglichkeit, eine Invasion zu verhindern, hätte in einer umgehenden Zurückwerfung der alliierten Truppen ins Meer, kombiniert mit einer vorteilhaften Wetterlage angesichts der alliierten Luftüberlegenheit, gelegen. Das war allerdings nie im Bereich des Möglichen, da Kompetenzstreitigkeiten und Probleme im Ablauf eine zeitnahe Ankunft der Panzerlehrdivision und weiterer Verbände verhinderten, da man die Invasion in der Normandie als eine Ablenkungsaktion zugunsten einer imaginierten Invasion am Pas de Calais ansah.
 
Vielleicht sollte man einmal erwähnen, dass die Wehrmacht bei der Invasion und in den folgenden 6 Wochen nicht ansatzweise - von einigen kleineren Episoden am 6.6. und 7.6.44 abgesehen - das Gesetz des Handeln an sich reißen konnte.

Ende Juni 1944 gab es die Planung, die Panzerdivisionen aus der Invasionsfront herauszuziehen, zu sammeln und aufzufrischen. Das hätte die Ablösung durch Infanteriedivisionen bedingt. Die Bindung an den Brückenkopf konnte nicht, auch nur zeitweise gelöst werden, Infanteriedivisionen standen nicht (zT gebunden am Pas-de-Calais) zur Verfügung.

Der Ausbruch der Allierten war so nur eine Frage der Zeit und der Versammlung ausreichender Verbände im amerikanischen Teil der Invasionsfront, auch wenn in den Nachkriegsdarstellungen hervorgehoben wird, welchen Zeitverlust die alliierte Planung erlitten hatte. Der Ausgang war damit nahezu programmiert - wie balticbirdy schon bemerkte - und führte zum fast völligen Verlust der Masse aller deutschen Verbände an der Invasionsfront, nachdem der "Bewegungskrieg" einsetzte. Genau das hat Rommel kurz vor seiner Verwundung vorhergesehen und die politischen Konsequenzen angemahnt.
 
Die einzige Möglichkeit, eine Invasion zu verhindern, hätte in einer umgehenden Zurückwerfung der alliierten Truppen ins Meer, kombiniert mit einer vorteilhaften Wetterlage angesichts der alliierten Luftüberlegenheit, gelegen. Das war allerdings nie im Bereich des Möglichen, da Kompetenzstreitigkeiten und Probleme im Ablauf eine zeitnahe Ankunft der Panzerlehrdivision und weiterer Verbände verhinderten, da man die Invasion in der Normandie als eine Ablenkungsaktion zugunsten einer imaginierten Invasion am Pas de Calais ansah.

Ein Zusammenbruch von Omaha hätte die Invasionsarmee auf jeden Fall in ernsthafte Schwierigkeiten gebracht, da eine Vereinigung der Brückenköpfe damit erheblich erschwert worden wäre. Ob die Invasion deswegen zusammengebrochen wäre ist zweifelhaft, da eine weitere Landung an Omaha mit entsprechender Vorbereitung mit Sicherheit noch möglich gewesen wäre und dieses Mal hätte sich nahezu die gesamte Feuerkraft von Luftwaffe und Marine auf einen kleinen Küstenabschnitt konzentriert, was die Verteidigungsanstrengungen der Wehrmacht nicht vereinfacht hätte (wir erinnern uns, dass der Beschuss der Schiffsartillerie auf Omaha fast wirkungslos, da ungenau war).

Ein zeitnaher Einsatz der Panzerreserve wird immer wieder als Chance genannt die Alliierte Invasionsarmee "zurück ins Meer zu werfen" wie Rommel immer wieder forderte. Dazu müssen aber zwei Voraussetzungen unbedingt erfüllt sein: die Panzer dürfen nicht in der Wirkungsbereich der schweren Schiffsartillerie kommen und das Wetter muss so schlecht sein, dass Luftoperationen gänzlich unmöglich sind. Das Wetter war aber am D-Day leidlich gut, um Luftangriffe zuzulassen, deswegen stelle ich einfach mal die Frage in den Raum, ob der rechtzeitige Einsatz der Panzer die Invasion vereiteln hätte können. Möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich. Der verspätete Einsatz der Panzerreserven schließlich konnte von der alliierten Luftüberlegenheit zunichte gemacht werden.
 
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