War die Alme für die Römer der Oberlauf der Lippe?

Da es offenbar keine neuen Erkenntnisse gibt
... könnten wir auch die bisher vorliegenden Erkenntnisse nutzen, anstatt diese vom Tisch zu wischen und Scheinprobleme zu konstruieren.


Allerdings lassen sich auch Scheinprobleme leicht lösen:

Wieso sollten wir denn ein Problem klären, welches sich nur dann ergibt, wenn man die bedeutendste Militärmacht Europas der Antike für zu blöd hält, Lager zu bauen, die einer Belagerung stand halten könnten bzw. die sich aufgrund mangelnder Wasserversorgung als untauglich für den Belagerungsfall darstellten?

Wenn die bedeutendste Militärmacht Europas sich von einem Haufen besiegen ließ, der seinerseits zu blöd war, über einen 20-30 m breiten Fluss zu schießen, muss sie sensationell blöd gewesen sein.



In Boppard befand sich das Bad direkt am Flussufer.
Mit dem Link scheint etwas nicht zu stimmen. Nochmal:
Das Römische Kastell in Boppard - regionalgeschichte.net
 
El Q, das Wasser unserer mitteldeutschen Flüsse war vor der Industrialisierung und außerhalb der Hochwasserzeiten kristallklar. Auch in der Lippe hatte ich bei meinem Besuch keine Trübungen erkannt. Lokale Verschmutzungen würden zudem stark verdünnt. Da aber die Römer angeblich lieber Brunnenwasser tranken, so dürfte das Grundwasser in Haltern von 24 verwesenden Leichen und einem toten Hund, beigesetzt in einem sicherlich nicht wasserdichten Ofen, im Gegensatz zu den hygienisch sauberen Brandbestattungen in der Gräberstraße, einen etwas mucheligen Beigeschmack bekommen haben, von der Infektionsgefahr ganz zu schweigen. Dies ist natürlich wieder nur eine Vermutung, da ich nicht weiß, wie weit Ofen und Brunnen auseinander lagen und wie die Fließrichtung des Grundwassers war.

Die Römer tranken vor allem posca!
Und wenn sie tatsächlich zu doof waren, ein Standlager wie Haltern, welches nach archäologischem Befund offenbar sehr wichtig war, für den Belagerungsfall zu sichern - was du ja implizit unterstellst - dann müssen sie eben so doof gewesen sein. Das Lager liegt nun mal dort, wo es liegt, das lässt sich nicht wegdiskutieren.

Vielleicht wurden die Leichen pietätslos mit Hund in den Ofen gepackt, weil man dabei war, das Lager aufzugeben und es daher egal war, wie die Brunnenqualität ist.
 
Opteryx

- zu reinen Trinkwasserversorgung genügt im Belagerungsfall ein Brunnen wenn er diese Bezeichnung verdient sicher. Auch bei einer gewissen Überbelegung des Lagers.

- Kastelle waren nicht als uneinehmbare Festungen ausgelegt sondern als befestigte Stützpunkte, von denen man aus offensiv agierte - also ein gravierender Unterschied zu Festungen!
Wie gut sie verteidigt wurden hing davon ab wie stark die Besatzung war, zudem natürlich von der Qualität des Befehlshabers, Vorräten, ..usw.
- Angesichts der Tatsache das die beiden verbliebenen Legionen sich nach der Varusschlacht hinter den Rhein zurückzogen kann man davon ausgehen das die meisten Kastelle planmäßig (und schnell) geräumt wurden. Regelrecht erobert wurden wohl nur wenige von den Germanen.
 
Vielleicht wurden die Leichen pietätslos mit Hund in den Ofen gepackt, weil man dabei war, das Lager aufzugeben und es daher egal war, wie die Brunnenqualität ist.

Folgt man der Deutung von z.B. Aßkamp, so ist dies eher wahrscheinlich.
Die Krähenfüße und auch die gefundenen Münzhorte in Haltern und schließlich auch diese pietätlose Bestattung der Germanen deuten wohl auf eine Belagerung hin. Da mußten die Leichen schnell entsorgt werden. Die Töpfereiöfen boten sich dafür wohl an.
 
Dazu gäbe es noch einiges mehr zu sagen. Die Alle versickerte einst regelmäßig im Spätsommer komplett. Der September ist hier der Monat mit den niedrigsten Wasserständen. Ich habe selbst gesehen, wie hier Bäche plötzlich für ein paar Stunden kein Wasser führen. Teils hängt es zusammen, teils sind es verschiedene Phänomene. Am bekanntesten ist der Vorfall in Zusammenhang mit der Zerstörung der Irminsul, bei dem Karls Heer dürstete und ein ausgetrocknetes Gewässer plötzlich wieder Wasser führte. Da dies im Hochstift Paderborn an vielen Stellen vorkommen kann, lässt sich daraus nichts zur Richtung des Feldzugs sagen.

Zur Alme ist hinsichtlich der Römer erwähnenswert, dass sie in der Frühen Neuzeit als Elison verstanden und als Aliso bezeichnet wurde. Das Lager Aliso wurde mit Neuhaus (erst seit etwa 50 Jahren Schloß Neuhaus) gleichgesetzt, für das mitunter der Name Aliso benutzt wurde. Zum Teil lagen ähnliche Überlegungen wie diejenigen Delbrücks zugrunde, der Aliso in Paderborn suchte. Dazu kam, dass Neuhaus 'neue Burg' bedeutet und man daraus auf eine 'alte Burg', ein altes Haus schloss, was heute wohl eher pussierlich anmutet. (Der Bischof verkauft in einer Urkunde ein 'altes Haus' in Paderborn. Dies wird eher der Anlass zum Neuhaus gewesen sein.)

Die Überlegungen Delbrücks taugen übrigens auch oft - und gerade zu den Germanienfeldzügen- als Warnung vor zu weit ausgreifenden Schlüssen.
 
Ich sehe gerade einen Tippfehler. Es muss im zweiten Satz 'Alme' statt 'Alle' heißen. Bevor irgendjemand nach dem falschen Namen sucht...

(Edit: Und die Namensergänzung jährt sich dies Jahr im September zum 60. Mal. Bevor sich Neuhäuser beschweren...)

Edit2: Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass man sonst in der Literatur findet, dass der Name vom bischöflichen Haupthof Enenhus abgeleitet ist. Die Erwähnung des Objekts in Paderborn scheint mir mittlerweile aber besser zu passen.
 
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