War Nero ein Genie oder nur wahnsinnig?

L

LouisXIV.

Gast
Fast alle halten Nero Julius Claudius Augustus Germanicus Cesar für verückt, aber ich sage er war ein künstleriches Genie das seine Macken hatte. Was meint ihr dazu?:grübel::grübel::grübel:
 
Fast alle halten Nero Julius Claudius Augustus Germanicus Cesar für verückt, aber ich sage er war ein künstleriches Genie das seine Macken hatte. Was meint ihr dazu?
Für mich kommt es auf den Zeitpunkt an. Späterhin zeigte er meines Erachtens schon Zeichen eines gewissen Wahns.
Mit Ja oder Nein ist so eine Frage selten zu beantworten.
 
Gerade "große Künstler" und Wahnsinn schließen sich nicht aus, die Beispiele sind Legion. Da von seinen "Werken" nix überliefert ist, darf fleißig spekuliert werden. Seine Claque am Hof hat jedenfalls dafür gesorgt, dass er selbst sich für den Größten hielt. Aber das soll heute noch so sein, das merkt man auch, wenn man nicht die Blöd-Zeitung liest oder die Promi-News auf RTL schaut.
Lebte er heute, er wäre ein dankbares Objekt für die Yellowpress.
 
Doch, Fragmente seiner Werke sind sehr wohl überliefert. Frag mich aber nicht, wo man genau diese finden könnte... Übersetzungen sind aber definitiv nicht vorhanden.

Er mag sicher sehr kreativ gewesen sein, ob man ihn aber Genie nennen darf ist bloße Geschmacksfrage - und ob er verrückt war noch nicht einmal das! Seit der Lektüre von Aloys Winterlings "Caligula", eines weiteren vermeintlichen Irrenhausgesellen, wäre ich allerdings bei solchen Pauschalbe- und verurteilunen vorsichtig. Letztlich kennt man nur die Sicht antiker Historiker. Im Falle Neros sind das Sueton und Tacitus, die generell nicht die Könige der Objektivität gewesen sein dürften. Die bei ihnen vorzufindende Charakterisierung Neros ist ausschließlich literarisch-fiktiv. Wie er in Wahrheit so drauf war, wissen wir nicht. Man könnte dies höchstens aus seinen Lyrik-Fragmenten her schließen...
 
In einer TV Dokumentation über berühmte Römer hies es,dass Nerowahrscheinlich ein erfolgreicher Künstler geworden wäre, wenn er nicht dummerweise schon Kaiser gewesen wäre.
Somit war er nur ein Herrscher mit sehr exentrischen Allüren.
 
Agripina war ja auch nicht ganz unschuldig daran. Ich habe die Doku gerade auf N24 gesehen.
Aber was weiss man heute, was in diesen Menschen vorging?
Die meisten Kaiser wurden ermordet, viele begingen Selbstmord. Wo ist da die Grenze zwischen Wahninn und Realdenken?
 
Zuletzt bearbeitet:
Habe in einer (zugegeben Antichristlichen Quelle gelesen das Nero im Grunde ein weißer und gutmütiger Herrscher gewesen ist.

Alles andere sei christliche Popaganda.

Ist daran etwas dran gab es die Verfolgung der Christen unter Nero nichteinmal.
 
Nunja, Zoki, angesichts der Tatsache dass die Christenverfolgungen durch Nero von mehreren nichtchristlichen Quellen belegt sind, würde ich das mit der "christlichen Propaganda" nochmal überlegen.

Eine Tatsache steht fest: Nero hatte einen außerordentlichen Geschmack und einen Sinn für Innovation. Sein "goldenes Haus" kann man nur als architektonisches und künstlerisches Meisterwerk bezeichnen, die Malereien darin sind solche Ausnahmewerke, dass selbst in Pompeji nichts gleichartiges gefunden wird … das heißt natürlich nicht, dass er selber gleich ein Künstler war, aber ein Händchen (Öhrchen, Äugchen) dafür hatte er.
 
Sein "goldenes Haus" kann man nur als architektonisches und künstlerisches Meisterwerk bezeichnen, die Malereien darin sind solche Ausnahmewerke, dass selbst in Pompeji nichts gleichartiges gefunden wird …

Bist du dir sicher, was die Qualität der Malereien in der Domus Aurea angeht? Mein Besuch dort ist schon ca. 10 Jahre her, aber ich habe noch im Hinterkopf, dass gerade die Malereien, die man noch sehen kann, jetzt nichts herausragendes darstellten, normaler, keineswegs außergewöhnlicher 4. Stil eben.

Woher hast du das mit der außergewöhnlichen Malerei?
 
Ich habe mal gelesen das Zuhörer bei Vorstellungen Neros Ohnmacht u.ä. vorgetäuscht haben sollen um dessen hoher Kunst zu entkommen .
Sicherlich ist vieles was man dem guten Nero anhängen wollte üble Nachrede aber auch wenn man dies relativiert bleibt wohl eher Wahnsinn als Genie über .
 
Sicherlich ist vieles was man dem guten Nero anhängen wollte üble Nachrede aber auch wenn man dies relativiert bleibt wohl eher Wahnsinn als Genie über .
Selbstüberschätzung und Wahn, so will mir scheinen, liegen manchmal nah beieinander, dass es gerade aus der Nachwelt darauf betrachtet, kaum zu unterscheiden ist.
:grübel:
 
Woher hast du das mit der außergewöhnlichen Malerei?

Zum einen: Malerei auf weiss. Dadurch erhalten die Strukturen und Gemälde eine Leichtigkeit und Schwerelosigkeit, die ich sonst nirgends gesehen habe.
Zum anderen: Eben diese Strukturen, Scheinarchitekturen, Perspektiven, Luftperspektiven – als würde der Raum selber aufgelöst und wäre nur noch als Gedankenkonstrukt vorhanden. Phänomenal. Habe ich sonst auch nirgends gesehen.
Und zuletzt: Handwerk. Die Ausmalungen sind von einer Präzision und Genialität in Pinselführung und Methodik, die ich … genau, auch nirgendwo sonst gesehen habe.

Das Domus Aurea ist ein harter Brocken für den Besucher, verschüttet, schlecht beleuchtet, übermauert, heruntergekommen. Trotzdem war der Besuch dort ein besonderes Erlebnis, und die Ausmalungen vor Ort zu sehen etwas ganz anderes als das Bücherwälzen (ich war vor 4 Jahren das letzte Mal dort, in einer der seltenen Öffnungsphasen).
 
Auf der anderen seite zeigt so manch eine Büste aus der Zeit nach Nero die typische Frisur des selben , was vermuten läst das er im Volk nicht so unbeliebt wie in Kreisen des Senats war .
 
Bei den Plebs war Nero generell immer sehr beliebt, meines Wissens hat er diese Popularität nur kurz vor seinem Untergang eingebüßt.

Zu Legat: Bloße Spekulation. Was aus Nero geworden wäre, wäre er kein Kaiser, ist m. E. keine Diskussion wert. Vielleicht kann ich aber mal ausfindig machen, was von seinen Gedichten übrig ist, und es ins Forum stellen.

Agripina war ja auch nicht ganz unschuldig daran. Ich habe die Doku gerade auf N24 gesehen.
Aber was weiss man heute, was in diesen Menschen vorging?

Rein gar nichts. Und inwiefern Agrippina für Neros Verrücktheiten verantwortlich war, wissen wir nicht. Auch ihre Charaktersisierung (übrigens nur bei Tacitus zu finden) ist vollkommen literarischer Natur. Es gibt zu ihr einen guten Aufsatz von Thomas Späth, Skrupellose Herrscherin? Das Bild der Agrippina minor bei Tacitus, in: Frauenwelten in der Antike. Stuttgart 2000, 262-281.
Ich zitiere dazu mich selbst aus meiner eigenen Seminararbeit (soweit ist es schon mit meiner Selbstverliebtheit...):

"Ausgehend von seinen Untersuchungen zu den Geschlechterrollen bei Tacitus untersucht Späth Agrippinas Stellung innerhalb der domus Augusta – und kommt zu dem Schluss, dass sie in ihrem Handeln als gewöhnliche Aristokratin beschrieben wird , worunter auch die angeblichen, kühl kalkulierten Intrigen zu verstehen seien. Ungewöhnlich sei nur die domus gewesen, der sie angehörte: die domus Augusta, jener Adelsfamilie also, die Politik wie Macht monopolisiert hatte . Verglichen mit einem Senator sei es nachvollziehbarerweise einem princeps jederzeit möglich gewesen, den Wunsch seiner Frau oder seiner Mutter, sei er auch politischer Natur, auszuführen und umzusetzen – was dieser laut Tacitus ja auch getan hat. Späths Untersuchungen zufolge gehöre aber zu der in den Annalen beschriebenen „weiblichen Natur“ die mulieris inpotentia, die Maßlosigkeit der Frauen, zu der die angebliche Machtgier Agrippinas gehöre, die vom jeweiligen pater familias gebändigt werden müsste. Und dadurch, dass der jeweilige princeps, Claudius wie auch Nero, als pater familias nicht dazu fähig war, die Machttriebe Agrippinas zu unterdrücken, wären sie selbst der Verweiblichung und Verweichlichung preisgegeben worden. In Späths pointierter Argumentationskette schwingt folglich die These der Prinzipatskritik des Tacitus mit. Der Grund für die einseitig negative (und laut Späth zudem widersprüchliche) Charakterisierung Agrippinas liegt also im Bestreben Tacitus’, auf diese Art die principes und damit das ganze Prinzipat zu karikieren, es zu entblößen, der Lächerlichkeit preiszugeben, gewissermaßen als eine Ordnung ohne Ordnung."
 
Bei den Plebs war Nero generell immer sehr beliebt, meines Wissens hat er diese Popularität nur kurz vor seinem Untergang eingebüßt.
Es war ja auch so, dass nach Neros Tod verschiedene falsche Neros aufgetreten sind (einer oder mehrere, bin jetzt nicht sicher), die durchaus auch einiges an Popularität hatten. Das zeigt ja auch, dass Nero beim Volk so schlecht nicht angesehen war.

Bei der Bewertung von Kaisern müssen wir ja auch immer beachten, dass schlechte Kaiser diejenigen sind, die aus Sicht der Senatoren schlecht waren. Und schlecht waren solche Kaiser in erster Linie, wenn sie mit den Senatoren nicht gut ausgekommen sind. Über Politik oder so sagt die Bezeichnung 'schlechter Kaiser' sehr wenig bis rein gar nichts aus.
 
@Imperator: Das sollte nur zeigen, dass sich Neros exentrisches Verhalten mit seiner Position als Kaiser nicht vertragen.
 
Bei der Bewertung von Kaisern müssen wir ja auch immer beachten, dass schlechte Kaiser diejenigen sind, die aus Sicht der Senatoren schlecht waren. Und schlecht waren solche Kaiser in erster Linie, wenn sie mit den Senatoren nicht gut ausgekommen sind. Über Politik oder so sagt die Bezeichnung 'schlechter Kaiser' sehr wenig bis rein gar nichts aus.
Entschuldigt das OT, aber das ist in der Geschichte doch immer so gewesen. War bei Louis XV auch so.
Die Großen machen komischerweise oftmals mehr die Geschicht(-sschreibung)e als die Herrscher.
 
Caro1,
aus eigener Erfahrung wissen wir aber das andere Moden sehr schnell mit ihrem "Modemacher " in der Versenkung verschwanden .
Denk mal an die "Rotzbremse " eines gewissen H .
 
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