War Nero ein Genie oder nur wahnsinnig?

Caro1,
aus eigener Erfahrung wissen wir aber das andere Moden sehr schnell mit ihrem "Modemacher " in der Versenkung verschwanden .
Denk mal an die "Rotzbremse " eines gewissen H .
Tut mir leid, dass Du jetzt mein Plastron zu einer Anmerkung bist.

Bitte schreibt doch mal "dass" statt "das" und benutzt Kommas! Sonst gewöhnt man sich an diese Rechtschreibung oder vielmehr Falschschreibung.
:motz:
 
Caro1,
aus eigener Erfahrung wissen wir aber das andere Moden sehr schnell mit ihrem "Modemacher " in der Versenkung verschwanden .
Denk mal an die "Rotzbremse " eines gewissen H .
Ich wollte damit sagen, dass diese Frisur halt einfach "in" war. Ist nicht gesagt, dass diese Mode von Nero ausging, zumal wohl weniger Plastiken und Abbildungen vom "gemeinen" Volk, als "Fans" überliefert sind.
 
Ich denke Nero war wahnsinnig, was wohl von der Macht gekommen ist, da man sagen kann dass er je länger er an der Macht war umso verrückter wurde...
Allerdings hatte er auf jeden Fall viel für Rom getan und war sicherlich ein begnadeter Politiker;)
 
In einer TV Dokumentation über berühmte Römer hies es,dass Nerowahrscheinlich ein erfolgreicher Künstler geworden wäre, wenn er nicht dummerweise schon Kaiser gewesen wäre.
Somit war er nur ein Herrscher mit sehr exentrischen Allüren.



Da ist wohl etwas dran! Nero hat jedenfalls durchaus eine professionelle Gesangs- und Instrumentalausbildung bei Terpnos, einer anerkannten Koryphäe absolviert. Er betrieb Atmungs- und Gesangsübungen und unterzog sich dabei einer Diät. Terpnos war sozusagen der Quantz der Antike, und an Kunstfertigkeit wird es Nero vermutlich durchaus mit einem anderen königlichen Dilettanten, dem Preußenkönig Friedrich II. aufgenommen haben. Auf Menzels Bild "Flötenkonzert" in Sanssoucci ist es nur ein Kammerherr, der hingerissen der Musik lauscht, während Quantz zu Boden blickt und ein anderer Zuhörer gelangweilt an die Decke blickt.


Von Nero ist überliefert, dass einige seiner Zuhörer, einen Herzanfall simulierten, um herausgetragen zu werden. Andererseits hat der griechische Osten Nero Beifall geklatscht, obwohl er sich dort als Kunsträuber aufführte, der eines Hermann Görings würdig war. 67 n. Chr ließ er die olympischen Spiele um ein Jahr vorverlegen und gewann die königsdisziplin des Vierergespanns, da alle Rennställe ihm gehörten. Er selbst fuhr ein Gespann, wurde aber aus dem Wagen geschleudert. Dennoch hat ihm der griechische Osten und auch die Parther ihm über den Tod hinaus ein positives Andenken bewahrt, denn Nero war ein aufrichtiger Philhellene. Noch zur Zeit Domitians erregte ein falscher Nero Aufsehen und gewann Anhänger, wovon sich in der Apokalypse des Johannes noch ein Abglanz findet wo die Wiederkehr des Antichristen prophezeit wird.

Ein unbefangener Zeuge, der Kaiser Trajan sagte, dass das Quinquennium Neronis, die ersten fünf Regierungsjahre der vielversprechendste Anfang aller Caesaren gewesen war. Sicher kam dabei dem Duumvirat Seneca/Burrus viel Verdienst zu, doch verstand es Nero durchaus fähige Leute zu rekrutieren, denn die meisten seiner Minister, darunter viele Freigelassene, setzten ihre Karriere unter den Flaviern fort. Für seine "Kulturprojekte" konnte er T. Petronius Niger gewinnen, der Jahre hindurch als "Arbiter elegantiae" an Neros Hof gezogen wurde, bis er wie Seneca 66 n. Chr zum Suizid getrieben wurde, den petronius im Stile eines Epikureers inszenierte. Bei seinem Versuch, den Senat zu entmachten,war Nero recht erfolgreich, und es waren schließlich die Legionen in den Provinzen, nicht der Senat, der ihn entmachtete. Er konnte durchaus zu Recht damit prahlen, dass noch kein Herrscher sich so viel erlauben konnte wie er.

Dabei verlor er allerdings immer mehr die Bodenhaftung und setzte sich zu oft über die Spielregeln hinweg. Kaiser vor und auch nach Nero haben sich künstlerisch oder literarisch betätigt. Augustus schrieb ein Drama über Ajax, dass er allerdings vernichten ließ. Germanicus hatte einige literarische werke hinterlassen, Caligula hatte als Gladiator, Wagenlenker und Ballettänzer dilettiert. Claudius war ein ernsthafter Historiker, der eine Universalgeschichte Etruriens und Karthagos veröffentlichte und eine Geschichte der Bürgerkriege. Hadrian malte, Elagabal und Severus Alexander beherrschten mehrere Instrumente. sich künstlerisch zu betätigen, war nicht ehrenrührig, sofern man das privat oder vor geladenem Publikum tat. Auch den Rennsport oder die Gladiatur konnte ein Aristokrat ausüben, er durfte es nur nicht öffentlich tun.

Titus und Hadrian betrieben Gladiaturfechten, so wie heute mancher manager Boxen oder Wing Tsun betreibt. Ein Kaiser aber, der wie Nero, Caligula oder Commodus öffentlich als rennfahrer, Venator, Gladiator oder Virtuose auftrat, verletzte nach römischem Kodex die Würde des Prinzipats.
 
Ich denke Nero war wahnsinnig, was wohl von der Macht gekommen ist, da man sagen kann dass er je länger er an der Macht war umso verrückter wurde...
Allerdings hatte er auf jeden Fall viel für Rom getan und war sicherlich ein begnadeter Politiker;)

Ob Nero im pathologischen Sinne wahnsinnig war, wird sich nie beweisen lassen, dazu ist die Quellenlage einfach zu dünn.

Über die Frage, ob er ein begnadeter Politiker war, wird man wohl eher streiten können. Sein wenig rühmliches Ende spricht eigentlich weniger für seine politische Begabung, denn er zerdepperte viel politisches Porzellan, brüskierte ganz unnötig die Eliten, ohne den Senat wirklich entmachten zu können wie das Domitian tat.

Dabei war er in vielem durchaus modern- So wollte er Rom sicherer wieder aufbauen mit breiteren Straßen und Steingebäuden. Angesichts der Katastrophe beim Brand 64 konnte er die Ordnung wieder herstellen und gewährte großzügig Hilfen an die notleidende Bevölkerung. Allerdings war sein Ruf schon damals so schlecht, dass man ihm allen Ernstes zutraute, den Brand befohlen zu haben- weshalb er die Christengemeinde als Sündenböcke bestrafte, und das so übel, dass es selbst den abgebrühten Römern zuviel wurde. In der Finanzpolitik kam es zu einer Inflation, was sich am edelmetallwert der Münzen, die sich aus neronischer Zeit erhalten haben.

Außenpolitisch war es recht ruhig zu seiner Zeit, und als ein bleibender Erfolg erwies sich eigentlich nur seine Politik gegen das Partherreich, mit dem er einen Kompromissfrieden erzielte und Tiridates zum König von Armenien krönte. Bis zur Zeit Trajans blieb der Frieden an der ostgrenze erhalten, und der Partherkönig verhängte bei der Nachricht von Neros Tod Staatstrauer.


In seiner PR- Politik ist er ebenfalls gescheitert, nur die plebs urbana und der griechische Osten ehrte sein Andenken.

In seiner Regierungszeit gab es wenige originelle Taten, und der heutige Besucher Roms stößt auf Umwegen auf seine Spur. In den vatikanischen museen steht die Laokongruppe, die einst sein Schlafzimmer schmückte, und auch das Kolosseum verdankt ihm indirekt seinen Namen. Früher lag dort ein Teich, der zum gelände der Domus aurea gehörte neben einer 30 m hohen Kolossalstatue des Helios, die seine Gesichtszüge trug.

Die Flavier bauten dort wo Nero für sein Prachtschloss unzählige Grundstücke enteignen ließ, das Flavische Amphitheater, das aber im Volksmund nach dem Koloss Colosseum genannt wurde.
 
Davon abgesehen wurde Domitian letzten Endes auch ermordet, so dass er in seinem Versuch, den Senat zu entmachten, auch nicht erfolgreicher als Nero oder Caligula oder auch Commodus war...
 
Um 15.21 hast du geschrieben: Bei seinem Versuch, den Senat zu entmachten,war Nero recht erfolgreich.

Widersprichst du dir da nicht ein wenig? :grübel:


Der Senat hat sich wirklich viel gefallen lassen, ähnlich wie das schon unter Neros Onkel Caligula der Fall war. Nero konnte durchaus zu Recht prahlen, dass vor ihm noch kein Herrscher sich soviel erlauben konnte wie er. Doch Terror ist eine Sache, die Paralysierung der Macht eine andere. Neros Macht basierte sozusagen auf der "Gewalt der Bajonette", doch hat er sich wenig darum bemüht, ein Gegengewicht zum Senat zu bilden, während Domitian systematisch den Ritterstand förderte und sich erfolgreich um die Gunst der Armee bemühte, von der ein Großteil äußerst erbost über seine Ermordung war und seinen Tod rächen wollte.

Nero hat unliebsame Generale in die Versenkung geschickt wie Vespasian, der das Unglück hatte, bei einem Vortrag Neros einzuschlafen oder sie in den Suizid getrieben wie Corbulo, sich aber ansonsten herzlich wenig um die Armee gekümmert.

Dabei hatte er als Enkel des Germanicus einen großen Vorschussbonus und es hätte daher vermutlich nicht allzu schwierig sein können, sich die Gunst der Armee zu erhalten. Er hätte bloß den Soldaten gewisse Zugeständnisse zu machen brauchen und Donative zu spenden. Ähnlich soll sich ja Septimius Severus gegen seine Söhne geäußert haben, als er ihnen empfahl:

"Sorgt für die Soldaten, dass es denen gut geht, alles andere braucht euch nicht zu interessieren."



Gerade das aber hat Nero nicht nur versäumt, mit seinen Allüren forderte er die Armee geradezu heraus und das ganz unnötig, ähnlich wie sein Onkel Caligula, der- will man römischen Historiographen Glauben schenken, seine Legionen zur Invasion Britanniens aufmarschieren ließ, um die Legionäre dann zum Muschelsammeln abzukommandieren.


Die Prätorianer, die nach Caligulas Tod erstmals als "Kaisermacher" in Erscheinung traten, haben unter Domitian nicht eine solche Machtfülle an sich reißen können wie Ofonius Tigellinus, der womöglich noch mächtiger, als Sejanus wurde und Nero dann in der Krise sitzen ließ.
 
Hallo zusammen, ich bin neu hier und das ist mein erster Beitrag. Ich hab mich im letzten Jahr viel mit der Zeit Neros beschäftigt. Die Frage, ob er ein Wahnsinniger oder ein genialer Künstler war, beantworte ich für mich so: Es gibt in den Überlieferungen keine Quelle die auf Wahnsinn im pathologischen Sinne schließen läßt (im Gegensatz zu Caligula). Aber ich denke ein gewisser Realitätsverlust machte sich bei ihm breit. Man bedenke, er war erst 17, als er den Thron bestieg und zum mächtigsten Mann der damals bekannten Welt wurde. Grenzenlose Macht bleibt da nicht ohne Spuren. Er war ein großer Kunstliebhaber und hatte eine Menge künstlerischer Ambitionen. Dass er die Sache sehr ernst nahm wurde ja bereits geschrieben (Unterricht, Atemübungen, Diät etc.) Aber wie gut war er wirklich? wie war es um sein Talent bestellt? Als Schauspieler scheinte er recht überzeugend gewesen zu sein, bedenkt man den Vorfall, dass ein Prätorianer auf die Bühne stürmte, um ihn zu retten. So überzeigend war Neros Darstellung als Hercules, dass der Prätorianer glaubte, Nero würde tatsächlich angegriffen. Nero buhlte stets um die Gunst des Publikums und hatte auch Angst auf der Bühne zu versagen, war sich seines Talents selbst also keineswegs so sicher. Als Autor war er möglicherweise ganz guter Durchschnitt aber sicherlich kein künstlerisches Genie. Lucan fiel in Ungnade, weil Nero eifersüchtig auf ihn war. Das spricht nicht gerade für ein Genie. Ich denke, Nero war ein durchschnittlicher Mensch, mit durchschnittlicher Inteligenz, durchschittlichem Talent und unbegrenzter Macht.
 
Lucan fiel in Ungnade, weil Nero eifersüchtig auf ihn war. Das spricht nicht gerade für ein Genie.

Auch Genies können wahnsinnig eifersüchtig sein und dem Kollegen nicht das Schwarze unterm Fingernagel gönnen. Aber wir haben über Nero wirklich zu wenig unvoreingenommene Quellen zu seiner Kunst – nämlich keine – als dass wir uns ein Urteil darüber erlauben können. Ist doch Musik die flüchtigste aller Künste, ein Umstand, der Musikarchäologen schier um Verstand und Verzweiflung am eigenen Beruf bringen mag.
 
Davon abgesehen wurde Domitian letzten Endes auch ermordet, so dass er in seinem Versuch, den Senat zu entmachten, auch nicht erfolgreicher als Nero oder Caligula oder auch Commodus war...

Allerdings war Domitian ein sehr erfolgreicher Politiker, der stets bemüht war, die Zügel in der Hand zu behalten. Ich denke, dass es für ihn schwieriger war, mit den Senat zu kooperieren und dass dieser in flavischer Zeit weitaus bereiter war, zu frondieren, was bereits Domitians Vater Vespasian zu spüren bekam. Letzten Endes ist Domitian einer Palastverschwörung seiner eigenen Leute zum Opfer gefallen.

Doch zurück zu Nero! Er war mit Sicherheit einer der schillerndsten Persönlichkeiten der römischen Antike. Er wurde von den besten Fachleuten ausgebildet, Seneca war sein Lehrer in Rhethorik und Philosophie, der Virtuose Terpnos in Musik.

Wenn auch im wesentlichen während des Quinquennium Neronis Seneca und Burrus das Heft in der Hand hatten, so ließ doch Nero den beiden freie Hand, seine Mutter Agrippina kaltzustellen. Er verstand es auch später durchaus fähige Minister, darunter viele Freigelassene zu rekrutieren. Einige von ihnen machten unter den Flaviern weiter Karriere.

Dass Nero seine Mutter und seinen Stiefbruder ermorden ließ, hat die Realpolitiker vermutlich nicht einmal sonderlich gestört, schien doch Agrippinas Beseitigung eine Art Akt der Staatsräson.

Nero, der sie angeordnet und geplant hatte, war durch diese Morde deutlich aus Senecas Schatten getreten. Neros Grundprobleme der Politik waren einerseits die Kunst, den Senat zu kontrollieren, und den Anschein zu wecken, dass er wenigstens gefragt wird und die Nachfolge.

Die Julisch- Claudische Dynastie stand zu Neros Regierungsbeginn mit Sicherheit in einem reichlich miserablen Ruf. Die Nachfolge hat Augustus sein Leben lang beschäftigt, und unter bisweilen recht dubiosen Umständen und Intrigen starben viele Claudier dahin, so dass es sich Nero eigentlich nicht leisten konnte, den schon reichlich dünn gewordenen Genpool weiter auszudünnen.
 
Ich wollte damit sagen, dass diese Frisur halt einfach "in" war. Ist nicht gesagt, dass diese Mode von Nero ausging, zumal wohl weniger Plastiken und Abbildungen vom "gemeinen" Volk, als "Fans" überliefert sind.

Ich möchte Dir nicht widersprechen, kann mich aber auch nicht ganz anschließen:grübel:.
Es trifft sicherlich zu, dass es zu gewissen Zeiten gewisse Modeerscheinungen gab, was das Äußerliche anbetrifft, wovon sich jeder bei genauererer Betrachtung römischer Büsten und Statuen überzeugen kann.
Ob hier allerdings der Kaiser nicht als tonangebend gewirkt haben könnte, bin ich mir nicht so sicher. Man weiß von Sueton beispielsweise, dass herausragende Gestalten oft durch ihre abweichende Mode charakterisiert werden, worauf ich schließen würde - was auch für andere Epochen gilt - dass dies ein Indiz dafür sein könnte, dass derartige Persönlichkeiten dadurch stärker im Licht der Öffentlichkeit standen, will heißen, dass man sie auch in ihrem Äußeren beobachtete. Weiter berichtet Sueton beispielsweise davon, dass Domitian ein Buch über Haarpflege herausgegeben hatte. Ein "Kosmetik"-Buch vom römischen Kaiser dürfte nur dann ernsthaft gewesen sein, wenn es für die gewisse Leserschicht auch von Interesse war. Weiter fällt bei römischen Porträtplastiken auf, dass das Aussehen anderer Männer der Zeit dem des Kaisers stark ähnelt. Ich würde nicht davon ausgehen, dass der Kaiser irgendeinen "Sterblichen" imitiert haben sollte. Schließlich könnte man noch Petrons Trimalchio anführen, der gemeinhin als eine Imitation von Neros Hofhaltung aufgefasst wird und eigentlich sehr humorvoll vor Augen führt, wie man versuchte sich in Imitatio Caesaris mit dem mächtigsten und reichsten Mann seiner Zeit zu messen und ihm nachzueifern.
 
Vespasian soll einmal während einer Darbietung auf der Griechenlandreise Neros eingeschlafen sein.
Was zwar angeblich zu einer Verlangsamung der eigenen Karriere geführt haben soll, später aber eine ungemein praktische Anekdote war, mit der man sich von einem Kaiser distanzieren konnte, der mal eben der Damnatio Memoriae zum Opfer gefallen war und an dessen Dynastie man anzuschließen suchte.
 
Zu Dunedin: Von "Wahnsinn" im pathologischen Sinne bei Caligula sprechen antike Autoren auch erst seit Sueton - und der schrieb gut achtzig Jahre nach Caligulas Ende. Bei zeitgenössischen Autoren, die ihm persönlich begegnet sind (Seneca, Philo von Alexandria) suchst du dergleichen vergeblich.

Allerdings war Domitian ein sehr erfolgreicher Politiker, der stets bemüht war, die Zügel in der Hand zu behalten. Ich denke, dass es für ihn schwieriger war, mit den Senat zu kooperieren und dass dieser in flavischer Zeit weitaus bereiter war, zu frondieren, was bereits Domitians Vater Vespasian zu spüren bekam. Letzten Endes ist Domitian einer Palastverschwörung seiner eigenen Leute zum Opfer gefallen.

Man wird davon ausgehen dürfen, dass seine Kollegen aus den anderen Epochen auch bemüht waren, die Zügel in der Hand zu behalten. Worum hätten sie sich denn auch sonst bemühen sollen? Caligula übrigens ist von seiner Prätorianergarde umgebracht worden, nicht durch eine senatorische Verschwörung. Auch wenn es eine solche ebenfalls gegeben hat.

Wenn auch im wesentlichen während des Quinquennium Neronis Seneca und Burrus das Heft in der Hand hatten, so ließ doch Nero den beiden freie Hand, seine Mutter Agrippina kaltzustellen. Er verstand es auch später durchaus fähige Minister, darunter viele Freigelassene zu rekrutieren. Einige von ihnen machten unter den Flaviern weiter Karriere.

Dass Nero seine Mutter und seinen Stiefbruder ermorden ließ, hat die Realpolitiker vermutlich nicht einmal sonderlich gestört, schien doch Agrippinas Beseitigung eine Art Akt der Staatsräson.

Nun ja, was wir von den ganzen Palastintrigen wissen ist literarische Ausschmückung, v. a. bei Tacitus, tw. noch bei Sueton. Was wirklich darin geschah weiß keiner, auch kein antiker Historiker aus dem darauf folgenden Jahrhundert. Was ich damit sagen will: Ob Nero irgendwem freie Hand ließ und inwiefern Seneca und Burrus Realpolitiker waren können wir heutzutage nicht mehr beurteilen. Ebenso wenig, ob das Quinquennium Neronis tatsächlich so eine Blütezeit war, wie es sich im 2. Jh. n. Chr. sogar ein kaiserlicher Nachfolger vorgestellt hat.
 
Geht man bei Caligula nicht davon aus, dass sein mitunter sehr "merkwürdiges" Verhalten in Folge einer Hirnhautentzündung entstand? Was ist denn dran an der Geschichte, er habe sein Pferd zum Senator oder Konsul gemacht? Und dass er die Legionen (die nach Britannien übersetzen sollten) am Strand Muscheln sammeln ließ? Klingt für mich schon ein wenig nach jemandem, der nicht alle Latten am Zaun hat.

Noch etwas zu Neros Eifersucht auf Lucan. Klar kann auch ein Genie eifersüchtig sein. Aber Eifersucht entsteht oft aus dem Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit. Ganz vorsichtig formuliert könnte dies schon ein mögliches Indiz für die Nicht-Genialität Neros sein.
 
Noch etwas zu Neros Eifersucht auf Lucan. Klar kann auch ein Genie eifersüchtig sein. Aber Eifersucht entsteht oft aus dem Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit. Ganz vorsichtig formuliert könnte dies schon ein mögliches Indiz für die Nicht-Genialität Neros sein.
Das stimmt so nicht ganz. Ein wahres Genie ist (fast) immer auch ein Getriebener und Perfektionist, der nicht wirklich zufrieden mit sich ist oder sein kann ...
 
Geht man bei Caligula nicht davon aus, dass sein mitunter sehr "merkwürdiges" Verhalten in Folge einer Hirnhautentzündung entstand? Was ist denn dran an der Geschichte, er habe sein Pferd zum Senator oder Konsul gemacht? Und dass er die Legionen (die nach Britannien übersetzen sollten) am Strand Muscheln sammeln ließ? Klingt für mich schon ein wenig nach jemandem, der nicht alle Latten am Zaun hat.
Ist eine Interpretationsmöglichkeit, klar. Lies mal das Caligula Buch von Aloys Winterling. Da findest du eine andere Möglichkeit diese Geschichten zu interpretieren.
 
Und wo sind diese Geschichten zu finden? Richtig: Bei Sueton. Und wann hat er gelebt? Etwa von 70 bis 150. Wann starb Caligula? Im Jahre 41 n. Chr. Da er einerseits Caligula nicht gekannt hat und andererseits genug Zeit vergangen ist, um die Realität zu verfremden und/oder zu verfälschen, muss man nicht unbedingt von der Richtigkeit seiner Angaben bzw. von einer richtigen Deutung durch Sueton ausgehen (jawohl, Sueton selbst hat Caligulas Leben bereits gedeutet und nicht mehr nur "nacherzählt", ähnlich wie es Tacitus mit Nero gemacht hat).
 
Und wo sind diese Geschichten zu finden? Richtig: Bei Sueton. Und wann hat er gelebt? Etwa von 70 bis 150. Wann starb Caligula? Im Jahre 41 n. Chr. Da er einerseits Caligula nicht gekannt hat und andererseits genug Zeit vergangen ist, um die Realität zu verfremden und/oder zu verfälschen, muss man nicht unbedingt von der Richtigkeit seiner Angaben bzw. von einer richtigen Deutung durch Sueton ausgehen
Sicher hat Sueton Caligula nicht persönlich gekannt aber er lebte immerhin viel zeitnaher zu dem Kaiser als Aloys Winterling und hatte als kaiserlicher Beamter Zugang zu den Archiven. Er konnte auf alle Fälle auf mehr zurückgreifen als wir heute nach fast 2000 Jahren. Ich verstehe überhaupt nicht, eshalb wir uns heute einbilden alles besser zu wissen, als Menschen die in der jeweiligen Epoche gelebt haben. In mancher Hinsicht ist Sueton zwar eher ein Klatschreporter als ein Geschichtsschreiber aber auch im Klatsch liegt meist etwas Wahres. Dass Caligula doch ein rechter Wüterich gewesen sein muß zeigt schon seine kurze Regierungszeit. Er war nach nur drei Jahren nicht mehr tragbar. Nero regierte dagegen immerhin 14 Jahre, was darauf hindeutet, dass er doch über längere Zeit ein ganz passabler Herrscher war. Auf alle Fälle als er noch unter Senecas Einfluss stand. Vielleicht war er wirklich mehr zum Künstler als zur Poltik geboren. Ein Genie war er aber deshalb sicher nicht.
 
Zusammenfassung des Aufsatzes: Mischa Meier, „Qualis artifex pereo“ – Neros letzte Reise, in: Historische Zeitschrift 286/3, 2008:

In der vorliegenden Studie soll ein neuer Zugang
zu diesem Princeps eröffnet werden: Ausgehend von seiner Griechenlandreise
im Jahr 66/67 werden die Zeugnisse für das Wirken Neros mit
den Rahmenbedingungen und Handlungsspielräumen eines Princeps
der frühen römischen Kaiserzeit in Relation gesetzt. Dabei werden insbesondere
die vielfach belächelten (allerdings durch archäologisches
und numismatisches Material bestätigten) Hinweise in der antiken Historiographie
auf Neros singuläres Selbstverständnis als Künstler konsequent ausgewertet und weitergedacht. Das Ergebnis zeigt einen Herrscher,
der sich weniger als Princeps denn als Künstler definierte, der in
dieser Rolle eine geradezu mythische Qualität erstrebte und die Umsetzung
dieses Vorhabens letztlich nur deshalb nicht erreicht hat, weil er
am Ende seiner Herrschaft nicht mehr imstande war, mit der zunehmenden
Eigendynamik der Entwicklungen um ihn herum mitzuhalten.
 
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