Waräger - War(j)anger - Rus

Turambar

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Hallo zusammen, :winke:

kann mir jd. vl.
Karten- und/oder Bildmaterial, bspw. von Fund- Quellen (bei diesem Thema wohl v.a. byzanthinische Drachmen) zukommen lassen? Links wären auch sehr praktisch (den Inhalt des Themenkomplexes werd ich mir wohl selbst erarbeiten, trotzdem wären Tipps/Aspekte willkommen) schonmal danke

 
Turambar schrieb:
Hallo zusammen, :winke:

kann mir jd. vl.
Karten- und/oder Bildmaterial, bspw. von Fund- Quellen (bei diesem Thema wohl v.a. byzanthinische Drachmen) zukommen lassen? Links wären auch sehr praktisch (den Inhalt des Themenkomplexes werd ich mir wohl selbst erarbeiten, trotzdem wären Tipps/Aspekte willkommen) schonmal danke

Man kann nicht erkennen, worauf Du hinaus willst.

Guck mal in Wikipedia. Da schreibe ich mit ein paar anderen zu dem Thema einiges. Allerdings musst Du auch die Diskussionsseiten lesen. Denn einige Artikel sind überarbeitungsbedürftig und werden auf Namensseiten neu verfasst, bevor sie in den Artikelraum gestellt werden.
 
Wenn man die Augen aufmacht versteht man es schon!

-Handelwege und Niederlassungen, also Kontaktstellen zwischen den Händlern aus dem Norden und Zargorod, der Stadt des Kaisers (Konstaninopel).
 
ok, dann vl klarer: hat jd brauchbare Karten (inet, scan etc.) oder Fotos von Dirhem/ Drachmen für mich? ist für ein referat, das wir mit ppt präsentieren wollen, daher wäre digitales praktisch :)

@fingalo: das mit dem Wiki-Projekt hört sich interessant an, aber ich habs nicht gefunden :rotwerd: kannste mir vl. 'nen link geben?
 
Waräger und Rus?

Servus Leidln.

Ich hätt da wiedermal ein paar Fragen über die ich keine Antwort finden konnte bis jetzt. Zumindest keine genaue.

Wikinger haben sich selbst nie als Wikinger bezeichnet da bin ich mir relativ sicher. Sie waren Plünderer, Bauern, Fischer und Seefahrer aber gab es da ein Gemeinschaftsgefühl?

1) Die Waräger und Rus - waren das also Wikingerstämme? Und wenn ja gibt es noch mehr Stämme?

2) Wie sah eigentlich die Waräger Garde aus? Auf Wikipedia gibts ein Bild dazu - Krieger mit Äxten und Schilden sind das also andere Huscarle der Wikinger? Worin liegt der Unterschied? Beides sind Leibwächter.

3)
Die Huskarle waren Elitekämpfer und Leibwächte mit Schild und Axt das ist mir klar. Was ich nicht ganz verstehe ist ob sie zu den Wikingern gehörten oder zu den Anglo-Saxen und Engländern?! Oder ist das Blödsinn?
Bisher dachte ich immer die Huscarle wären nur Wikinger.
 
Der Ausdruck "Wikinger" stammt aus dem Altnordischen, außerdem gibt es auch Inschriften in Skandinavien, in denen der Ausdruck gebraucht wird. Er war den Wikingern also zumindest nicht unbekannt.
Die Wikinger waren Nordgermanen (Dänen, Norweger, Schweden), die einen bestimmten Lebensstil pflegten, nämlich Raubfahrten zu unternehmen.
Dass es ein Gemeinschaftsgefühl gegeben hat, glaube ich eher nicht. Man denke nur an all die Schwierigkeiten bei den Reichsbildungen in Skandinavien. Allerdings gab es immer wieder größere Zusammenschlüsse für gemeinsame Züge.

Ad 1)
Die Slawen bezeichneten die Wikinger, die sich im 9. Jhdt. in Russland festsetzten und Fürstentümer gründeten, normalerweise als "Rus". "Waräger" hingegen nannten sie Wikinger, die als Söldner dienten oder Händler waren. Diese Bezeichnung wurde von den Byzantinern übernommen.

Die "Rus" griffen mehrmals das byzantinische Reich an, und so lernten die Byzantiner die Schlagkraft der Waräger schätzen. Da Byzanz genug Geld aufbringen konnte, um neben den Truppen aus den eigenen Themen auch Söldner anwerben zu können, begann es bald, Waräger in Sold zu nehmen. Erstmals erwähnt wurden diese Söldner bei einem Angriff auf das arabisch besetzte Kreta 902, an dem 700 von ihnen teilnahmen.
Nach dem Tod des Fürsten Swjatoslaw I. von Kiew (945-972) kam es zu einem Machtkampf unter seinen Söhnen, in dem sich zunächst Jaropolk I. durchsetzte. Sein Halbbruder Wladimir floh 977 nach Schweden, wo er ein Söldnerheer anwarb und zunächst Nowgorod angriff. Dann schlug er einen Kleinfürsten und zwang dessen Tochter zur Ehe, ehe er Kiew eroberte und Jaropolk ermorden ließ. Nun war er zwar Fürst, hatte aber ein Problem: Wohin mit den Söldnern? Da er sie nicht auf Dauer bezahlen konnte, sie aber auch nicht heimwollten, schickte er 6.000 von ihnen zum byzantinischen Kaiser Basileios II., der sie in seinen Dienst nahm und mit ihnen die Warägergarde, die Elite der kaiserlichen Leibwache, gründete. Sie hielt sich allerdings nicht nur in Byzanz auf, sondern kämpfte auch als Eliteeinheit in diversen Feldzügen, und bald galten die Waräger als die Besten der Besten, die geholt wurden, wenn andere Truppen versagt hatten. In der Schlacht von Mantzikert 1071 kämpften sie fast bis zum letzten Mann, während andere Söldner die Flucht ergriffen. Selbst in Kämpfen gegen die Normannen Süditaliens gaben und leisteten sie ihr Bestes.
Rekrutiert wurde die Warägergarde zunächst ausschließlich aus Skandinaviern, wobei Neuankömmlinge allerdings nicht sofort aufgenommen wurden, sondern sich meist erstmal in anderen Söldnereinheiten bewähren mussten. Teilweise wurde einer der begehrten Plätze allerdings auch einfach verkauft. Die Garde wurde gut bezahlt und durfte beim Tod eines Kaisers dessen private Schätze plündern. Besonders gerühmt wurde an den Warägern ihre Loyalität, die wohl auch damit zusammenhing, dass sie als Fremdlinge keiner byzantinischen Parteiung angehörten und keine Eigeninteressen hatten. Angehörige der Warägergarde blieben aber nicht unbedingt ihr ganzes Leben in Byzanz, sondern kehrten mitunter auch wieder schwerreich in ihre arme Heimat zurück, wo sie dann großes Aufsehen erregten. Die Schätze, die sie mitbrachten, waren im armen Island die beste Werbung für die Garde. "Miklagard", wie die Wikinger Byzanz nannten, galt als Ort, an dem ein tapferer junger Mann reich werden konnte. Der berühmteste Waräger war der spätere norwegische König Harald der Harte.
Ein anschauliches Beispiel einer Karriere als Waräger war der Isländer Bolli Bollason. Er wurde um 1006 in eine angesehene Familie geboren und heiratete. Aber dann reiste er mit seinem Bruder nach Norwegen, wo sie von König Olaf II. dem Heiligen empfangen wurden. Der Bruder blieb dort, aber Bolli reiste mit Händlern weiter nach Konstantinopel und trat der Warägergarde bei. Über seine jahrelange Karriere dort ist nichts Näheres bekannt. Um 1030 kehrte er als schwerreicher Mann nach Island zurück, wo er von nun an "Bolli der Prächtige" genannt wurde. Er trug jetzt Kleider aus Samt und Purpur, einen goldenen Helm, einen Schild mit Goldverzierung, und auch sein Schwert "Fußbeißer" war mit Gold verziert.
Nach der Eroberung Englands durch Wilhelm I. zogen dann auch dort ansässige Dänen und Angelsachsen nach Byzanz und wurden in die Warägergarde aufgenommen. Auch Sachsen aus Deutschland dienten in späterer Zeit.
Das Ende der Garde kam 1204, als auch sie trotz tapferer Gegenwehr nicht die Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer verhindern konnte.


Ad 2) und 3)
Huskarle sind die Leibwache skandinavischer Fürsten. Durch die Herrschaft Knuts des Großen über England wurden sie auch dort üblich. Bekannt sind vor allem die Huskarle König Haralds II. in der Schlacht bei Hastings 1066.
Die Warägergarde hingegen diente dem byzantinischen Kaiser.
Der Unterschied bestand also hauptsächlich im Dienstherrn.
 
So viel Information hätte ich gar nicht erwartet vielen dank! Ich hätte mir nie gedacht dass das Wort Wikinger den Wikingern ein Begriff war.

Aber heisst das also die Huskarle waren tatsächlich in englischen Heeren und nicht bei den Wikingern tätig? Harald II (Harald Godwinson?) war Engländer - waren also die Huskarle auch Engländer oder gekaufte Wikinger. Der Kampfstil kommt von Knut dem Großen. War Knut der Große Wikinger der England regierte? Das war doch vor Hastings warum sollten die Wikinger dann England angreifen bei der Schlacht von Hastings.

Dann hätte ich noch eine Frage nebenbei weil mir das gerade bei Bolli Bollason aufgefallen ist: Warum ist der Nachname bei Wikingern manchmal "son" und manchmal "sson"?
 
Der dänische König Sven Gabelbart eroberte England 1013, starb aber schon wenige Wochen später 1014. Sein Sohn Knut (der Große) wurde vom aus dem Exil zurückgekehrten englischen König Ethelred II. vertrieben. Er starb 1016, ihm folgte sein Sohn Edmund Eisenseite. 1016 unterwarf Knut England und konnte sich als König durchsetzen. Er regierte außer England noch Norwegen und Dänemark. Nach seinem Tod 1035 folgte ihm sein illegitimer Sohn Harald Hasenfuß (der Beiname bedeutet nicht "Feigling", sondern bezieht sich auf seine Schnelligkeit) als König von England. Nach seinem Tod 1040 folgte ihm Knuts Sohn Hardiknut, der auch König von Dänemark war und 1042 starb. Er hatte mangels eigener Söhne Eduard den Bekenner, den Sohn Ethelreds II., zum Nachfolger bestimmt, und so trat dieser 1042 die Herrschaft an. Ihm folgte dann 1066 Harald II. Godwinson Somit befand sich England wieder unter der Herrschaft der einheimischen Dynastie. Außerdem war Harald der Harte ohnehin König von Norwegen, also selbst wenn England 1066 immer noch von einem dänischen König regiert worden wäre, wäre das für ihn kein Grund gewesen, nicht einzufallen.

Was die Huskarls betrifft, noch einmal: Sie waren die Leibwache und Verfügungstruppe eines Fürsten. Sie sollten ihn beschützen, außerdem waren sie eine stehende Truppe, die somit sofort eingesetzt werden konnte, während das restliche Volksaufgebot (Fyrd) im Kriegsfall erst mobilisiert werden musste. Da sie professionelle Krieger waren, hatten sie natürlich auch eine höhere Kampfkraft als der Fyrd.
Der Brauch, eine Truppe Huskarls zu unterhalten, stammt aus Skandinavien. Als die Dänen England beherrschten, hielten sich die dänischen Könige natürlich auch dort Huskarls, wodurch die Engländer diese Einrichtung kennenlernten. Als nach dem Ende der dänischen Herrschaft wieder einheimische Könige regierten, übernahmen sie den Brauch und stellten eigene Huskarls auf. Ihre Huskarls bestanden aus Engländern.

Ob der Nachname mit son oder sson endet, hängt vom Namen des Vaters ab, ob der mit einem s endete. Der Sohn eines Sven hieß Svenson, der Sohn eines Magnus Magnusson.
 
Nein, feste Familiennamen gab es nicht, jeder hieß nach seinem Vater. Wenn der Sohn von Magnus Sven hieß, hieß er Sven Magnusson. Wenn Sven einen Sohn namens Erik hatte, hieß der Erik Svenson.
 
In Island ist das übrigens heute noch so, allerdings können da Kinder heutzutage ihren "Familiennamen" auch von ihrer Mutter ableiten.
 
Aber zum Beispiel Leif Eriksson wird mit sson geschrieben. Der Name ist doch Erik (Eirik) und nicht Eriks. Daher verstehe ich das nicht. Und es gibt noch mehr Namen wo man es trotzdem mit sson schreibt. Z.b. Olav II. Haraldsson (Olav der Heilige) und Harald Sigurdsson (Harald der Harte).

Und danke dir jetzt verstehe ich das endlich mit den Huskarls. Ursprünglich waren sie also von den Wikingern und wurden von den Engländern übernommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das erste ist ein Genitiv-s und würde eigentlich überall hineingehören. Aber der Mensch ist halt gern mal faul. :rofl:
 
Der Ausdruck "Wikinger" stammt aus dem Altnordischen, außerdem gibt es auch Inschriften in Skandinavien, in denen der Ausdruck gebraucht wird. Er war den Wikingern also zumindest nicht unbekannt.
Die Wikinger waren Nordgermanen (Dänen, Norweger, Schweden), die einen bestimmten Lebensstil pflegten, nämlich Raubfahrten zu unternehmen.
Dass es ein Gemeinschaftsgefühl gegeben hat, glaube ich eher nicht. Man denke nur an all die Schwierigkeiten bei den Reichsbildungen in Skandinavien. Allerdings gab es immer wieder größere Zusammenschlüsse für gemeinsame Züge.
Das mit dem Altnordischen ist so eine Sache. Die erste Erwähnung stammt aus altenglischen Texten.

Ein Gemeinschaftsgefühl der Skandinavier gab es sicher nicht. Es handelte sich um Gefolgschaftsstaaten, so dass sich das Gemeinschaftsgefühl auf die Gruppe unter einem anführer beschränkte. Erst mit dem Erstarken der Königsmacht wurde das Gemeinschaftsgefühl ausgedehnt. Die Norweger mussten erst mit der Einführung der Heerespflicht durch die Königsmacht (leidang; nach der Heimskringla führte sie Hákon der Gute 920-961 ein) lernen, dass sie nicht nur zur Verteidigung des eigenen Clans und Hofes, sondern auch zur Verteidigung entfernter Gebiete kämpfen sollten.
 
Das erste ist ein Genitiv-s und würde eigentlich überall hineingehören. Aber der Mensch ist halt gern mal faul. :rofl:
Keineswegs, der Genitiv wird nicht immer mit einem s gebildet. Namen, die auf -ur enden, haben den Genitiv auf -ar. Sigurður hat also den Genitiv Sigurðar (starke Flexion). Gleichwohl gibt es neben Sigurðarson auch Sigurðsson - Assimilation eben (letzteres ist sogar häufiger geworden).

Bei der schwachen Flexion (Namen, die auf einen Vokal enden) ist es wieder anders. Der Genitiv der Namen Atli und Skuli heißt Atla und Skúla, ihre Söhne sind also Atlason und Skúlason, die Töchter Atladóttir und Skúladóttir.
 
Im Grunde handelt es sich bei Wikinger, Waräger, Rus und Co, wie sie in Quellen vorkommen immer um Sammelnamen. Es ist nicht über eindeutig, ob dahinter Schweden, Slawen, Balten, Friesen, Angelsachsen, Schotten, Bulgaren etc. stecken.
So waren unter den ersten Einwanderern Islands auch einige Schotten, Iren und Slawen. In der "Wikingerstadt" Haithabu lebten neben Dänen auch Slawen; die Stadt lag ohnehin an der Grenze unweit von Friesen, Sachsen und der slaw. Abodriten.
 
@fingalp
Na ja, zumindest für das -ss- hatte ich recht. Ansonsten beuge ich mich deiner offenbar größeren Detailkenntnis, obwohl ich das -ar für den Genitiv Plural gehalten habe. :respekt::rotwerd: Aber das vertiefen wir besser nicht.
 
Hatte Harald der Harte bei der Schlacht um Hastings 1066 eigentlich auch Huskarle angeheuert? Die von Harald II waren berühmt.
Man könnte praktisch sagen es gab die Huskarls überall/bei mehreren Völkern? Engländer, Wikinger Anglosachsen? (Warägergarde sind auch Huskarle nur dienten dem Byzantischen Kaiser so hab ich das jetzt verstanden)
 
Harald der Harte kämpfte in der Schlacht an der Stamford Bridge. Bei Hastings ging es gegen Wilhelm den Bastard.
Ob Harald der Harte Huskarls dabei hatte, weiß ich nicht, vermute es aber, da er wohl kaum ohne seine Elitetruppe in den Krieg gezogen sein wird.
 
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