Waren die germanischen Marser Bundesgenossen der Kimbern ?

Es war Strabon, der schrieb ein kimbrische Gesandte hätten 5 n. Chr. in Rom dem Augustus einen heiligen Kessel als Reparation geschenkt haben.
Das passt zeitlich mit den Aktivitäten des Tiberius zusammen, der im gleichen Jahr Nordgermanien - namentlich die Chauken, Langobarden und viele kleine Stämme - bis zur Elbe unterwarf.

Laut Strabon waren die Kimbern ein unbedeutender Stamm am Ozean.
Andere schwächere germanische Stämme sind die Cherusker, Chatten, Gamabiver und Chattuarier sowie am Ozean die Sugambrer, Chauber, Brukterer, Kimbern, die Chauken, Kaulker, Kampsianer und viele andere.
 
Eine Rechtfertigung für Völkermorde brauchte man in der Antike eigentlich nicht. Wenn sie überhaupt kritisiert wurden, hatte das normalerweise politische Hintergründe, also dass der Völkermörder ein politischer Gegner war. Aber ansonsten war auch das Abschlachten von Zivilisten "normal". Livius schilderte z. B. völlig emotions- und kritiklos, wie bei den Kriegen der Römer in Spanien nach der Eroberung so mancher Stadt die komplette Bevölkerung massakriert wurde.

Es war Strabon, der schrieb ein kimbrische Gesandte hätten 5 n. Chr. in Rom dem Augustus einen heiligen Kessel als Reparation geschenkt haben.
Das passt zeitlich mit den Aktivitäten des Tiberius zusammen, der im gleichen Jahr Nordgermanien - namentlich die Chauken, Langobarden und viele kleine Stämme - bis zur Elbe unterwarf.

Laut Strabon waren die Kimbern ein unbedeutender Stamm am Ozean.
Andere schwächere germanische Stämme sind die Cherusker, Chatten, Gamabiver und Chattuarier sowie am Ozean die Sugambrer, Chauber, Brukterer, Kimbern, die Chauken, Kaulker, Kampsianer und viele andere.

Das sehe ich jetzt auch so. Der hinterhältige Treuebruch der Germanen wird als Rechtfertigung jeglicher Gewalt zur Zeit des Augustus ausgereicht haben, sofern diese überhaupt notwendig war.

Ich fasse zusammen:
Es bleibt also die Vermutung daß Sueton hier bewusst eine Verbindung zwischen den Teutonen und den Marsern herstellen wollte.
Daß die Adressaten sehr wohl wussten, daß dort die Teutonen gemeint waren belegt die zeitgenössische Literatur (Livius,Lucanus etc)
Das Strabonzitat zeigt, daß in Rom die Kimbern/Teutonen unmittelbar vor der Varusschlacht sogar noch physisch präsent waren.
Der Hinweis auf die Teutonenlager auf beiden Seiten des Rheins kommt von dem selben Schriftsteller, der uns den "Teutoburgiensis Saltus" beschert hat. Darüber läßt sich dann auch eine Brücke zum "Teutoburgium" der Tabula Peutingeriana schlagen.

Gibt es aus linguistischer Sicht Bedenken gegen die Übersetzung als "Teutonenburgen" ?
Und was über das hinausgeht was hier diskutiert wurde:
(http://www.geschichtsforum.de/f28/teutoburgium-der-donau-dalj-36955/)

Gruss
jchatt
 
Zuletzt bearbeitet:
Vorsicht, jchatt, Kimbern und Teutonen gehörten zwar einst zusammen wie Bonnie Clyde, aber das scheint für die Zeit des Kaisers Augustus nicht zu gelten.
Weder bei Tacitus, noch bei Strabon tauchen die Teutonen als zeitgenössischer Stamm der Germania auf.
Es gibt keine ernst zu nehmenden Hinweise auf ein Fortbestehen der Teutonen. Den "Teutonenstein" von Miltenberg hat Mercy ja an anderer Stelle etymlogisches Wunschdenken enttarnt. (Und der "Mercurius Cimbrianus" musste da auch Federn lassen.)
 
Es war Strabon, der schrieb ein kimbrische Gesandte hätten 5 n. Chr. in Rom dem Augustus einen heiligen Kessel als Reparation geschenkt haben.
Das passt zeitlich mit den Aktivitäten des Tiberius zusammen, der im gleichen Jahr Nordgermanien - namentlich die Chauken, Langobarden und viele kleine Stämme - bis zur Elbe unterwarf.

Laut Strabon waren die Kimbern ein unbedeutender Stamm am Ozean.
Andere schwächere germanische Stämme sind die Cherusker, Chatten, Gamabiver und Chattuarier sowie am Ozean die Sugambrer, Chauber, Brukterer, Kimbern, die Chauken, Kaulker, Kampsianer und viele andere.

Mir ist nicht ganz klar, wie Strabon ca. zehn Jahre nach Varus und noch weniger Jahren nach Germanicus die Cherusker als schwachen Stamm ansehen konnte.

Für diesen Brückenschlag betätigt sich Tacitus sogar als Archäologe:

Übersetzung bei Gottwein:
"Von ihrer alten Größe bestehen noch ausgedehnte Spuren, an beiden Rheinufern gewaltige Lagerplätze, an deren Umfang sich noch jetzt die gewaltige Menschenmasse und Tatkraft dieses Volkes ermessen und jener große Auszug glaubwürdig bestätigen lässt"

"Eundem Germaniae sinum proximi Oceano Cimbri tenent, parva nunc civitas, sed gloria ingens. veterisque famae lata vestigia manent, utraque ripa castra ac spatia, quorum ambitu nunc quoque metiaris molem manusque gentis et tam magni exitus fidem"

Ich würde das eher so sehen, dass Tacitus eine unüberprüfbare Behauptung aufstellt. Dazu gleich mehr:

(Frage an die Lateiner: Wo steht dort eigentlich RHEINUFER?
Ufer=ripa finde ich ja noch, aber Rhein=Rhenus?)

Das ist der Grund, warum man sich nicht auf Übersetzungen verlassen sollte. Mausberger schreibt im Übrigen auch von den Rheinufern, ebenso Benario in seiner englischen Übersetzung. M.E. könnte man aber auch von beiden Ufern der kymbrischen Halbinsel ausgehen, die hier gemeint sind, diese wird immerhin vorher erwähnt, der Rhein das letzte Mal drei Kapitel vorher.

Wenn wir also zurückkehren zu der Aussage, dass Tacitus sich als Archäologe betätige: Gut, die Rheinufer sind Teil des römischen Gebiets, wenn jedoch gar nicht die Rheinufer gemeint sind, sondern tatsächlich die ripa maris oder ripa oceani, dann macht Tacitus eine Behauptung, der kaum jemand wird widersprechen können. Wer will schon wissen, ob es dort tatsächlich immense Lagerplätze der Kimbern und Teutonen gab. Wenn Tacitus dafür eine Quelle hatte, dann wird es das soldatische Äquivalent von Jägerlatein und Seemannsgarn gewesen sein.

Ich denke von castra(Lager/Kaserne) zu Burgus ist es nicht unbedingt weit.
Könnte es also sein, daß die Römer glaubten die Varusschlacht hätte in einer Gegend stattgefunden, in der man vermeintliche Überreste des Teutonenzuges zu sehen glaubte?. Vielleicht verlassene keltische Siedlungen oder Fliehburgen etc.
Archäologisch scheint soetwas ja nachgewiesen zu sein. (z.B. Nammer Lager)
Letztendlich wäre die Existenz eines Ortes Teutoburgium in Kroatien auch erträglicher, könnte man sie mit der vermuteten Schlacht von Noreia in Verbindung bringen. Möglicherweise sahen die Römer auch hier irgendwelche Siedlungsreste.

Dann wäre anderes zu erwarten, vor allem kein Teutoburgiensi saltu (dieser Begriff impliziert die Ableitung des saltus von einem germanischen, beim Lager in Kroatien vielleicht illyrischen Ortsnamen), eher ein castrum oder meinetwegen ein burgus (falls dieses germanische Wort zum damaligen Zeitpunkt überhaupt schon ins Lateinische entlehnt war!) teutonicum/teutonicus. Eine solche Wendung würde implizieren, dass die Römer den Ort mit einem Lagerplatz der Teutonen identifiziert hätten, nicht aber die Ortsbezeichnung Teutoburgiensi saltu.




Es bleibt also die Vermutung daß Sueton hier bewusst eine Verbindung zwischen den Teutonen und den Marsern herstellen wollte.

Nach wie vor kann ich diese Einschätzung nicht teilen.

Daß die Adressaten sehr wohl wussten, daß dort die Teutonen gemeint waren belegt die zeitgenössische Literatur (Livius,Lucanus etc)

:confused: Klär uns doch bitte auf, wieso Livius oder Lucanus dafür herangezogen werden können, dass die Zeitgenossen wussten, dass mit den Marsern nicht die italischen Marser gemeint gewesen sein sollen, sondern die germanischen Marser als Platzhalter für die Teutonen.



Gibt es aus linguistischer Sicht Bedenken gegen die Übersetzung als "Teutonenburgen" ?

Ja. S.o.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oder es ist noch einfacher. Rom hat gegen die Kimbern und Teutonen einige sehr schwere Niederlagen erlitten. Sind dann aber selbst vernichtend geschlagen worden.
Und seit Cäsar war ja alles rechtsrheinische Germanisch. Warum soll dann für die römischen Bürger nicht die Marser mit den Kimbern und Teutonen verwandt gewesen sein. Die Kimbernkriege waren zur Varusschlacht schon mehr als 100 Jahre Geschichte.

Apvar
 
Vorsicht, jchatt, Kimbern und Teutonen gehörten zwar einst zusammen wie Bonnie Clyde, aber das scheint für die Zeit des Kaisers Augustus nicht zu gelten.
Weder bei Tacitus, noch bei Strabon tauchen die Teutonen als zeitgenössischer Stamm der Germania auf.
Es gibt keine ernst zu nehmenden Hinweise auf ein Fortbestehen der Teutonen. Den "Teutonenstein" von Miltenberg hat Mercy ja an anderer Stelle etymlogisches Wunschdenken enttarnt. (Und der "Mercurius Cimbrianus" musste da auch Federn lassen.)

Du hast recht. Nur Plinius und Ptolemaios erwähnen sie noch.
Bleibt nur vielleicht noch eine Projektion auf zeitgenössische Stämme.
Bei den Engländern sind wir ja auch noch "The Huns"

Mir ist nicht ganz klar, wie Strabon ca. zehn Jahre nach Varus und noch weniger Jahren nach Germanicus die Cherusker als schwachen Stamm ansehen konnte.

Er war anscheinend sehr angetan von dem Triumpf des Germanicus. (Strabon 7,1,4)
Die Einstellung der Feldzüge ohne erreichter Unterwerfung der Cherusker wird man dann wohl zumindest mit deren angeblicher Dezimierung gerechtfertigt haben.
Vielleicht war die Schlacht gegen Marbod auch noch nicht bekannt, die das Gegenteil hätte belegen können. (->dreijähriger Sohn des Arminus)

Das ist der Grund, warum man sich nicht auf Übersetzungen verlassen sollte. Mausberger schreibt im Übrigen auch von den Rheinufern, ebenso Benario in seiner englischen Übersetzung. M.E. könnte man aber auch von beiden Ufern der kymbrischen Halbinsel ausgehen, die hier gemeint sind, diese wird immerhin vorher erwähnt, der Rhein das letzte Mal drei Kapitel vorher.

ich habs geahnt :hmpf:

Wenn wir also zurückkehren zu der Aussage, dass Tacitus sich als Archäologe betätige: Gut, die Rheinufer sind Teil des römischen Gebiets, wenn jedoch gar nicht die Rheinufer gemeint sind, sondern tatsächlich die ripa maris oder ripa oceani, dann macht Tacitus eine Behauptung, der kaum jemand wird widersprechen können. Wer will schon wissen, ob es dort tatsächlich immense Lagerplätze der Kimbern und Teutonen gab. Wenn Tacitus dafür eine Quelle hatte, dann wird es das soldatische Äquivalent von Jägerlatein und Seemannsgarn gewesen sein.

Er spricht von castra=Lager.
Diese wären doch auf einem Marsch/Wanderung vielleicht sinnvoller...
Rettet mich das?

Dann wäre anderes zu erwarten, vor allem kein Teutoburgiensi saltu (dieser Begriff impliziert die Ableitung des saltus von einem germanischen, beim Lager in Kroatien vielleicht illyrischen Ortsnamen), eher ein castrum oder meinetwegen ein burgus (falls dieses germanische Wort zum damaligen Zeitpunkt überhaupt schon ins Lateinische entlehnt war!) teutonicum/teutonicus. Eine solche Wendung würde implizieren, dass die Römer den Ort mit einem Lagerplatz der Teutonen identifiziert hätten, nicht aber die Ortsbezeichnung Teutoburgiensi saltu.


Ich hatte spekuliert daß alles schon ins Lateinische entlehnt sein könnte,
weil beide Gebiete ja auch definitiv erst unter Augustus römisch geworden sind.
Sonst wäre ein gleicher Ursprung der beiden Teutonenburgen auch noch unglaubwürdiger.
Schade!

:confused: Klär uns doch bitte auf, wieso Livius oder Lucanus dafür herangezogen werden können, dass die Zeitgenossen wussten, dass mit den Marsern nicht die italischen Marser gemeint gewesen sein sollen, sondern die germanischen Marser als Platzhalter für die Teutonen.

Um es mit Maglors Worten zu sagen. Sie wussten das auf Bonnie Clyde folgen muß. Also zu den Kimbern gehörten die Teutonen.
Die Marser kamen von Sueton, aber ich denke jeder wußte das dort Teutonen hätte stehen müßen. Livius und Lucanus hatte ich nur erwähnt, um zu zeigen daß diese beiden Völkernamen in der damaligen Literatur präsent waren. Aber ich denke das steht ausserhalb jeder Diskussion.


Vielen Dank Euch Allen
jchatt
 
Zu Strabon: Er unterscheidet die Stämme der Kopfzahl oder der geografischen Ausdehnung. Sueben und Hermunduren sind daher groß, wenn auch in der damaligen Tagespolitik eher zweitranging. Die Cherusker gehören trotz ihres Ruhmes und der Bedeutsamkeit wie die Kimbern zu den kleineren Stämmen Germaniens.

Die Res gestae divi Augusti bestätigen den "Sieg" des Augustus über die Kimbern und das die Kimbern zusammen mit Haruden und Semnonen Gesandte zu den Römern schickten. (Strabon schrieb auch irgendwo die kimbrischen Gesandten hätten ein Geschenk nach Rom gebracht.)
  • 26: Die Provinzen Galliens und Spaniens, ebenso Germanien habe ich befriedet, ein Gebiet, das der Ozean von Gades bis zur Mündung der Elbe umschließt. [...]Meine Flotte fuhr von der Mündung des Rheins über den Ozean in östliche Richtung bis zum Land der Kimbern. Dorthin war zu Wasser und zu Lande bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Römer gekommen. Die Kimbern und die Charyden und Semnonen und andere germanische Volksstämme aus diesem Landstrich erbaten durch Gesandte meine und des römischen Volkes Freundschaft.

Das ganz auf Latein:pfeif:
  • 26: Gallias et Hispanias provincias, item Germaniam qua includit Oceanus a Gadibus ad ostium Albis fluminis pacavi. [...] Classis mea per Oceanum ab ostio Rheni ad solis orientis regionem usque ad fines Cimbrorum navigavit, quo neque terra neque mari quisquam Romanus ante id tempus adit, Cimbrique et Charydes et Semnones et eiusdem tractus alii Germanorum populi per legatos amicitiam meam et populi Romani petierunt.

Hier wird wohl auf den merkwürdigen "bellum immensum", den Tiberius beendet haben soll, und die kuriose Nordseeexpedition der Flotte im Auftrage Tiberius angespielt, die Jütland nicht umfahren konnte oder dürfte.

In Verbindung mit El Quijotes Einwand würde ich die Wohnsitze die Wohnsitze der Kimbern zu beiden Ufern der Elbe vermuten. So stände es im Einklang mit dem Feldzug des Tiberius 5 n. Chr., der ja "nur" bis zur Elbe vordrang. Die Kimbern säßen daher beiderseits der Elbmündung. Die Lage der fines Cimbrorum (Gebiet der Kimbern) bleibt unklar. Es ist ja oft von einer kimbrischen Halbinsel die Rede.
 
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