Waren die V1 und V2 kriegsverkürzend?

Die V2 war nicht sinnvoll eingesetzt. Die Technik, das know-how hätte aber in Boden-Luft-Raketen hochwirksam sein können.

Glaube ich eher nicht. Es ist eine Sache, eine Rakete zu konstruieren, die grob Richtung London fliegt, eine ganz andere, eine Rakete zu bauen, die mit einiger Sicherheit ein Flugzeug trifft. Ich glaube nicht, dass die Technik damals schon so weit war.
 
Boden-Luftraketen waren schon entwickelt, sollten in Bomberpulks geschossen werden und dann detonieren.
Funk und Radarsteuerung war auch vorgesehen.
Allerdings ist nicht sicher zu beurteilen, ob diese Entwicklung tatsächlich mit dem A4 Programm unmittelbar/mittelbar zu verbinden ist. Es gab da eine Menge parallele Entwicklungen, die Luft-Luftrakete R4M war
eine ungesteuerte Feststoffrakete.
 
Hat jemand einigermaßen genaue Zahlen über die bei der Produktion der V1 und V2 verbrauchten Materialmengen?
Ohne Verbunkerung und in deutsch wenn möglich.
 
Du hast schon wieder das Geld im Hinterkopf, ich dachte, das wäre soweit klar was es damit auf sich hat.
Nichts ist geklärt, denn Geld war und ist immer wichtig - Zitat:
Silesia hat mit der zu kurzen Kapitaldecke einen entscheidenden Faktor herausgearbeitet.
Vor und während des Krieges hat es an Geld gemangelt, deswegen wurde die Rüstungsindustrie zum großen Teil mit Krediten finanziert – Zitat:

Im Jahr 1939 waren die Kriegsausgaben doppelt so hoch wie die Staatseinnahmen, 1943 betrugen die Kriegsausgaben bereits 150 % der Staatseinnahmen. Die Staatsschulden stiegen von 37,4 Mrd. Reichsmark zu Kriegsbeginn auf 380 Mrd. Reichsmark zu Kriegsende. Mehr als die Hälfte davon waren kurzfristige Kredite.

Und weil man Geld (egal ob durch Steuereinnahmen, Kredite oder Druck von neuen Scheinen "gewonnen") nur einmal ausgeben kann, ist es ein Unterschied, ob man es für V1 und V2 ausgibt oder für andere Waffen oder für die Herstellung von Ersatz von Gütern, die man nicht hat – um z.B. Erdöl und Gummi synthetisch herzustellen, kostete es ein Vielfaches dessen, was die „Originale“ kosten würden, wenn man sie importieren könnte.

An z.B. Mangan, Nickel und Chrom, die für hochwertigen Stahl benötigt wurden, gab es keinen Mangel, weil man davon vor dem Krieg große Reserven aufgebaut hatte. Das gilt auch für Wolfram und Industriediamanten, die zum Bearbeiten von Stahl nötig sind.

Engpässe bei Kupfer (Lagerstätten waren/sind auch in Deutschland vorhanden) gab es meines Wissens erst, als ab August 1944 Rumänien, Serbien, Polen und Bosnien & Herzegowina nacheinander als Lieferanten ausfielen.

Die Grundindustrie auf der Grundlage des Wegfalles beider Projekte zu stärken hätte wahrscheinlich einen geringen Positiven Einfluß auf die Engpassproduktion gehabt, jedoch gebe ich zu bedenken, das auch hier die Weichen rechtzeitig (Planung, Bedarf) gestellt werden müßen.
Das ist klar, aber die Weichen, V1 und V2 zu entwickeln, wurden noch vor dem Krieg gestellt, und sie in Serie zu produzieren 1942. Und 1942 fiel auch die Entscheidung, die Produktion von Panzer IV zu erweitern bzw. zu beschleunigen, und da hätte eine zusätzliche Milliarde für oben genannten Dinge schon die Wirkung gehabt, um die Agonie des III. Reichs etwas zu verlängern. Damit dürfte die Frage des Fadens beantwortet sein.
 
Nein, nochmal, das ganze ist sicherlich keine Frage der Finanzen gewesen.
Im übrigen, Wolfram war ein extremes Mangelmetall, das es schon Mitte des Krieges kaum noch gab!!!!!!!!
Nickel und Chrom waren ebenfalls knapp!
Noch schlimmer wirkte sich der Mangel an Vanadium aus.
Wer sagt, das Kupfer nicht knapp war, das mußte schon gut eingeteilt werden und teils ersetzt werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dazu ein Zitat (Seite 33) aus Die deutsche Kriegswirtschaft 1939-1945 von Alan S. Milward:

Deutschland deckte seinen Molybdänbedarf großenteils aus der Knaben-Mine in Norwegen. Frankreich hatte große Reserven an Eisenerz, Belgien besaß Vorräte an NE-Metallen. Deutschlands Siege erlaubten ihm auch, auf neutrale Staaten großen Druck auszuüben. Die Balkangebiete, die von Deutschland wirtschaftlich abhängig wurden, lieferten Nickel und Chrom. Von Spanien und Portugal erhielt Deutschland unter den gleichen Umständen Wolfram. Sowohl die besetzten Gebiete wie die neutralen Staaten verstärkten das deutsche Arbeitspotential.

Wie gesagt änderte sich das, als sich die Wehrmacht ab Mitte 1944 aus diesen Ländern zurückziehen musste.
 
Wieso wurde dann schon Mitte 42 die Produktion von Wolframgeschossen fast eingestellt.
Wieso wurden bei der Herstellung der Turbotriebwerke bestimmte (bessere!) Metalllegierungen nicht verwendet?
Einfach deshalb, weil die vorhandenen Metalle zu knapp für die gesamte Produktion waren.
Viele Stahlveredler waren einfach nicht in der benötigten Menge vorhanden.
Zinn war auch ein typisches Mangelmetall.
Es war nicht so ohne weiteres möglich, bei Wegfall der beiden V-Projekte eine signifikante Erhöhung
der Produktion zu erreichen.
Das Potential der V-Waffenverbunkerung wäre sicherlich bei der U-Boot-Produktion (Bunkerbau)
besser aufgehoben gewesen.
Aber ob das zu einer Verlängerung des Krieges geführt hätte?
 
Verbesserung, Wolframmangel schon ab Mitte 41 erheblich, ab da wurde dann kaum noch Mun. für z.B. die schwere Panzerbüchse 41 (2,8 cm) hergestellt. Das Geschoß war ein Quetschgeschoß mit Wolframcarbidkern.
 
Und weil man Geld (egal ob durch Steuereinnahmen, Kredite oder Druck von neuen Scheinen "gewonnen") nur einmal ausgeben kann, ist es ein Unterschied, ob man es für V1 und V2 ausgibt oder für andere Waffen oder für die Herstellung von Ersatz von Gütern, die man nicht hat – um z.B. Erdöl und Gummi synthetisch herzustellen, kostete es ein Vielfaches dessen, was die „Originale“ kosten würden, wenn man sie importieren könnte.

Das ist schlicht nicht richtig. Durch Verschuldung/Zahlungsversprechungen und das Anwerfen der Notenpresse, lässt sich letztendlich eine beliebig große Geldmenge generieren, insofern ist Geld an und für sich auch im Rahmen einer Kriegswirtschaft kein knappes gut und realiter nicht unbedingt wertvoll.
Das Problm ist dabei eben die Ausddehnung der Geldmenge und die Ausweitung des Geldumlaufs durch diese Art von Kunstgriffen, die den Wert der jeweiligen Währung drücken.
Das ist aber im Rahmen einer Kommandowirtschaft, in der durch die Kontingentierung von Rohstoffen die rüstungsrelevanten Unternehmen auch abseits marktwirtschaftlicher Mechanismen versorgt werden und in der auch die Versorgung der Bevölkerung durch Lebensmittelbezugsscheine und Preisfestseetzungen aller Orten geregelt ist, ein sekundäres Problem.
Bzw. durch die Preisfestsetzungen, die verhinderten, dass die Rohstoff- und Lebensmittelpreise mit der Ausdehnung der Geldmenge Schritt hielten, wälzte das Regime den Wertverfall der eigenen Währung durch Ausdehnung der Geldmenge auf die eigenen Rohstoffproduzenten ab.

Dadurch, dass die Rohstoffe durch die Zwangsbewirtschaftung kanalisiert der Rüstungswirtschaft, bzw. deren Bereichen zuflossen, gab es überhaupt keinen Produktionsüberhang, den man mal eben hätte aufkaufen und andderswo hin hätte verschieben können.

Und als Außenhandelswährung taugte die in dieser Form manipulierte Reichsmark nur bedingt, bis übeerhaupt nicht, zumal das wie gesagt erstmal Marktzugang erforderte.

Natürlich gab es begrenzte Möglichkeiten an Devisen heran zu kommen, die im Ausland akzeptiert wurden. Veräußerung der Goldrserven der besetzten Ländern über die neutralen Länder und Einhandelung harter Devisen auf diesem Weg etc.
Aber das hatte Grenzen.

An z.B. Mangan, Nickel und Chrom, die für hochwertigen Stahl benötigt wurden, gab es keinen Mangel

Wenn es an Nickel keinen Mangel gab, warum bemühte man sich dann z.B. um ein Verfahren zur Heerstellung von nickelfreiem Panzerstahl?
Ausweißlich eines der "Allieed Intelligence Report on wartime Germany" (ich müsste nochmal nachsehen, welcher das war), der von amerikanischer Seite nach dem Krieg zusammengestellt wurde, schaffte es die deutsche Seite Nickel im Rahmen der Stahlherstellung ganz gut zu substituieren.
Beschusstests auf dem kruppschen Schießplatz bei Meppen nach dem Krieg haben belegt, dass bis zu eineem gewissen Grad der nicklfreie Panzerstahl lediglich minimal schlechter abschnitt, als herkömmlicher.

Das setzte allerdings ein zeitaufwändigeres Verfahren und in Teilen wohl auch Neubauten oder Umrüstungen von Hochöfen voraus.
Erklär mir mal, warum man, wenn es daran nicht mangelte, man in Verfahren investierte, die das substituieren konnten, gleichzeitig aber eine Umstellung der Produktion und Eingriffe in den laufenden Betrieb erforderte, die sich auf die Produktionskapazitäten erstmal negativ auswirken mussten?
Mal davon abgesehen, dass gerade Umbauten an Hochöfen schon deswegen ein Problem sind, weil man die nicht mal eben herunterfahren kann.
Allein das Herunterkühlen und wieder Anfeuern solcher Anlagen benötigt Wochen und bedeutet entsprechenden Produktionsausfall.

Da gibst du dich einigen Illusionen hin.

De facto hier sei dir "Ökonomie der Zerstörung" von Adam Tooze anempfohlen, war die deutsche Wirtschaft 1942/1943 nicht einmal annähernd in der Lage auch nur hinreichend Stahl zu erzeugen, um die Bedürfnisse der drei Wehrmachtsteile zu befriedigen, weil zwar die Verarbeitungsanlagen schnell ausgebaut werden konnten, aber die Bergwerke bei der Expansion nicht mithalten konnten (Personalintensiv da zu diesem Zeitpunkt noch wenig mechanisiert bei zeitintensiven Aufgaben Exploration/Abteufen neuer Schächte/Einrichtung von Bewetterung etc.) und durch den sukzessiven Abzug von Eisenbahnmaterial für Kriegszwecke auch die Transportkapazitäten überhaupt nicht vorhanden waren.

Da konnten nicht einfach durch Umverteilung fiktiver Geldmittel mal eben x neue Panzerdivisionen aufgestellt werden, dazu hätten erstmal ganz andere Probleme gelöst werden müssen, zuforderst hätte es ein Heer weiterer Bergleute, Eisenbahner und Lokomotiv- und Zugbedarfsfabriken benötigt.

Deutschland deckte seinen Molybdänbedarf großenteils aus der Knaben-Mine in Norwegen.
Nur dass die Chargen von dort bei weitem nicht ausreichten um noch größere Programme zu stemmen (de facto war Molybdän bereits 1942/1943 Mangelware und man aus den genannten Gründen die Produktion nicht mal eben steigern konnte.
Bergbau ist eine ziemlich komplexe Angelegenheit.

Frankreich hatte große Reserven an Eisenerz

Die aber nichts nutzten, so lange die Kohleförderung und die Verkokung nicht in dem Maß ausgebaut werden konnten, wie es nötig war um es zu verarbeitenn und so lange es nicht genug Eisenbahnkapazitäten gab, das Zeug überhaupt zu den Stahlwerken zu bringen.

Belgien besaß Vorräte an NE-Metallen.

Nur mussten die erstmal ausgebeutet werden und naturgemäß ist Zwangsarbeit wegen fehlender Motivation der Berschäftigten recht ineffektiv, während es in Deutschland an Spezialisten für diese Art von Bergbau fehlte.

Hinzu kommt die verschlechterte Nahrungsmittelsituation außerhalb Deutschlands (die NS-Raubwirtschaft versorgte ja zuforderst die eigene Bevölkerung auf Kosten der besetzten Gebiete), was der Arbeitskraft gerade von Schwerarbeitern mit hohem Kalorienbedraf und damit auch der Arbeitseffizienz nicht zuträglich war.

Die Balkangebiete, die von Deutschland wirtschaftlich abhängig wurden, lieferten Nickel und Chrom.

Bei Chrom bin ich überfragt, Nickel allerdings nicht in dem Maße, dass es hinreichend gewesen wäre nur den real vorhandenen Bedarf zu decken, von fiktiven Zusatzprogrammen ganz zu schweigen.

Von Spanien und Portugal erhielt Deutschland unter den gleichen Umständen Wolfram.
Aber nur in dem Maße, wie Deutschland in irgendeiner Form harte Devisen und eben nicht manipulierte Reichsmark zur Verfügung stellen konnte und nur in dem Maße in dem Portugal und das vom Bürgerkrieg gebeutelte Spanien ihre Produktionskapazitäten ausbauen konnten.
 
Shigi spricht es hier nochmal an "fiktive Zusatzprogramme", das ist der Punkt unter dem man die Produktion der
V-Waffen betrachten muß. Können die dort verwendeten Rohstoffe inklusive Verbunkerung effektiv für andere Programme eingesetzt werden, wenn ja, in welchem Maße, inwieweit könnte die Produktion herkömmlicher wichtiger!
Rüstungsmaterialien und Werkzeugmaschinen hierdurch gesteigert werden.

Es wäre schon wichtig hier genaue Zahlen zur Menge und Qualität! der dafür aufgewendeten Materialien zu haben.
 
Wer bringt denn nun die Daten und Abschätzungen zum Ressourceneinsatz (Material*, Personal, technische Anlagen)?

*Inkl. Energie und Treibstoffe?
 
Ich habe keine, sonst wären die schon da. Aber da muß es was geben, dachte eigentlich, hier im Forum müßte sowas doch zu finden sein!?

Eventuell müßte man die technischen Komponenten betrachten und dann hochrechnen, aber das ist ein sehr großer Aufwand und dauert.

Energie wird schwer werden, Treibstoff erscheint recht einfach!?
 
A4: 3965kg 75%Äthylalkohol+4970kg Flüssigsauerstoff

Wieviel Wasserstoffperoxid zum Pumpenantrieb habe ich noch nicht finden können.

Fi 103 A-1 etwa 500kg Kraftstoff und Wasserstoffperoixd zum Antrieb der Schleuder.

Anmerkung:

Wasserstoffperoxid war ein Engpass in der Produktion, am Harz sollten neue Anlagen errichtet werden, hauptsächlich für die zu bauenden Walther-U-Boote.
 
Wieso wurden bei der Herstellung der Turbotriebwerke bestimmte (bessere!) Metalllegierungen nicht verwendet?
Einfach deshalb, weil die vorhandenen Metalle zu knapp für die gesamte Produktion waren.
Ja, weil das Beste vom Besten für die Raketentriebwerke gebraucht wurden. Beispiel: In der Brennkammer herrschen Temperaturen von über 4000 Grad, so dass das Material, aus dem die Kammer besteht, gekühlt werden muss. Die V2 hatte eine Flüssigkeitsbrennkammer aus Duraluminium, einer Aluminiumlegierung aus Aluminium, Kupfer, Magnesium, Mangan, Silizium und Eisen. Und wenn man daran denkt, dass in den letzten 3 Kriegsjahren 6000 V2 produziert wurden, kann man sich in etwa vorstellen, wie groß der Materialeinsatz war, der der übrigen Rüstungsindustrie - vor allem dem Flugzeugbau - entzogen wurde.

Gleichwohl: Das Geld war von Anfang an (1933) knapp, deshalb war das Naziregime gezwungen zu allerlei Tricks zu greifen, denn die Steuern zu erhöhen war ein no go, weil sich das direkt auf das Lebensstandard im Reich ausgewirkt hätte. Die 1938 eingeführte Zwangsabgabe der Juden brachte bis 1940 etwas über 1 Milliarde RM ein. Also wurden später u.a. Banken gezwungen, Staatsanleihen zu kaufen, die nach dem Krieg natürlich nichts mehr wert waren. Dass es nicht schon während des Krieges zur Inflation kam, lag an den staatlich festgelegten Preisen und Löhnen. Die Notenbank Österreichs musste ihre Goldreserve abgeben und später waren die Notenbanken der überfallenen Länder das erste Ziel der Wehrmacht. Das gelang aber nicht überall, also blieb das Geld bis zum Ende knapp.

Noch ein Wort zur Qualität von deutschen Rüstungsgütern: Der Polenfeldzug dauert zwar nur 36 Tage, aber die Verluste an Geräten waren enorm – Zitat:

Die materiellen Verluste der Wehrmacht waren beträchtlich. So meldeten die meisten Divisionen den Ausfall von bis zu 50 Prozent ihres Fahrzeugbestandes, mehrheitlich aufgrund von Verschleiß im unwegsamen polnischen Gelände. Die motorisierten Divisionen waren zum Teil erst im Frühjahr 1940 wieder voll einsatzbereit.[92] Während alle polnischen Militärflugzeuge verloren gingen, wobei rund 140 ins Ausland entkommen konnten, betrugen die deutschen Verluste 564 Flugzeuge[93] und somit etwa ein Viertel des Gesamtbestandes; davon waren etwa die Hälfte Totalschäden.[94]

Ein Drittel des militärischen Fahrzeug- und ein Viertel des Flugzeugbestandes waren innerhalb von 36 Tagen weg, und das zu einer Zeit, als das Reich voll im Saft stand und es noch keine Ressourcenknappheit gab. Übrigens: Die Nazis haben angesichts dieser Verluste Glück gehabt, dass Frankreich und Großbritannien trotz der Kriegserklärungen an das Reich bis zum Frühjahr 1940 stillhielten.

Zitat aus Wikipedia:

Exemplarisch für Hitlers „Kanonen und Butter“-Politik und den Versuch, trotz des Krieges einen hohen Lebensstandard für die deutsche Bevölkerung zu wahren, berichtet der britische Historiker Max Hastings über die Verwunderung des Direktors der British Bombing Survey Unit Solly Zuckerman darüber, dass im Deutschen Reich die Zoos den ganzen Krieg hindurch die gesamte Bandbreite an Zootiere durchgefüttert hatten, während in Großbritannien bereits bei Kriegsbeginn die „nutzlosen Mäuler“ geschlachtet worden waren.[29] Als Joseph Goebbels im Februar 1943 in der Sportpalastrede den totalen Krieg propagierte, war dieser in der Sowjetunion, Großbritannien und den USA mit dem totalen Einsatz der Wirtschaft zugunsten der Kriegswirtschaft – unter starker Zurückdrängung der Zivilproduktion – längst rüstungswirtschaftliche Realität. Das nationalsozialistische Regime hingegen hatte Mühe, die Parallelorganisationen der Breitenrüstung umzustellen. Alan Milward meint, dass sich das Regime auch seiner Stellung nicht sicher war und sich Sorgen um zusätzlichen Unmut in der Bevölkerung bei Zurückdrängung der Zivilproduktion machte.
(…)

Dass es im deutschen Reich noch erhebliche ungenutzte Reserven gab, zeigte der hohe Anstieg der Rüstungsproduktion in den Jahren 1943 und 1944. Die Alliierte Rüstungsproduktion hingegen hatte 1942/43 bereits den Peak erreicht.
(…)
Nach Einschätzung des Wirtschaftshistorikers Alan Milward war die Rohstoffsituation in einigen Ländern zwar schwieriger als in anderen und manche Länder waren Kriegseinwirkungen stärker ausgesetzt, insgesamt war im Zweiten Weltkrieg jedoch die Produktivität und Flexibilität der Wirtschaft des jeweiligen Landes und die Entschlossenheit und das Geschick in der Administration der Kriegswirtschaft die wesentlichsten Faktoren für das Volumen der Rüstungsproduktion.


Erst 1943 erkannte das Naziregime, dass beides nicht geht: Hoher Lebensstandard im Reich und hohe Rüstungsproduktion. Doch die Weichen wurden schon ein Jahr zuvor aus ideologischen Gründen anders gestellt. Dazu gehörten auch Vergeltungswaffen, aus denen nach der Stalingradniederlage die Wunderwaffen wurden.

Die Nazis haben die Wirtschaft zu spät auf Kriegswirtschaft umgestellt, denn – Zitat:

Z.B. konnte die deutsche Kriegswirtschaft ihr volles Potential erst 1944 erreichen, nachdem die nationalsozialistische Regierung einen Teil ihrer eigenen Gesetzgebung rückgängig gemacht hatte. Das volle Potential ist erreicht, wenn das Limit bei der Nutzung der Rohstoffe und / oder den Arbeitskräften vollständig ausgeschöpft ist. Die Arbeitseffizienz lässt sich in der Regel durch Kapitalinvestitionen steigern, was in Kriegszeiten auch regelmäßig passiert.

Das war’s jetzt von meiner Seite in diesem Fanden.
 
denn die Steuern zu erhöhen war ein no go, weil sich das direkt auf das Lebensstandard im Reich ausgewirkt hätte.

Der staatlich verordnete Lohnstopp und die Preisfestsetzungen, vor allem auch die Kontingentierung von Rohstoffen, wirkten sich ebenfalls auf dan Lebensstandard im Reich aus.
So führte etwa die Verknappung von Stahl zu Problemen für die zivile Bauwirtschaft und im Endeffekt zu Wohnraumproblemen, weil Möglichkeiten zur Schaffung neeuen Wohnraums und Preise dadurch massiv beeinträchtigt wurden.
Das und anderes waren für die Bevölkerung natürlich spürbare Einschränkungen von Lebensstandard und Perspektiven.

Eine Erhöhung der Steuern hätte demgegenüber den Vorzug gehabt, dass man diese so hätte gestalten können, dass die einkommensschwächeren Schichten davon weniger betroffen gewesen wären.
Wenn es um die Stimmung im Reich ging, wären Steuererhöhungen, richtig zugeschnitten, wahrscheinlich das bessere Mittel gewesen.
Das wesentlich größere Problem bei Steuererhöhungen hätte darin bestanden, dass diese dem Reich über offizielle Kanäle dirket zugeflossen wären und damit die Rüstungsausgaben schlechter zu verschleiern gewesen wären.

Große, für alle Welt sichtbare Rüstungsprogramme, hätten möglicherweise in Großbritannien für Alarmstimmung gesorgt und einee Gegenreaktion ausgelöst, ferner hätte das den Handelsbezieehungen zu den Westmächten, bei denen Deutschland noch wegen Reparation oder späterer Kredite (USA) verschuldet war, massiv geeschadet, denn dass dises Verständnis dafür aufbrächten, dass Deutschland Milliarden für Rüstung ausgab, während das Reich gleichzeitig behauptete andere Forderungen auf Grund der schlimmen wirtschaftlichen Lage nicht oder jeedenfalls nicht im vorgesehenen Zeitplan bedienen zu können, war nicht zu erwarten.

Also wurden später u.a. Banken gezwungen, Staatsanleihen zu kaufen, die nach dem Krieg natürlich nichts mehr wert waren.

Dazu mussten sie zunächst einmal überhaupt nicht "gezwungen" werden.
Zunächst einmal befanden sich große Teile des Bankensektors, zu Beginn der NS-Herrschaft de facto in weiten Teilen im Staatsbesitz.
Eine Folge der Bankenkrise von 1931 in deren Zug sich die Reichsregierung gezwungen sah bei den meisten größeren Banken, Einzusteigen um deren Kollaps zu verhindern und durch Fusionen von Geldinstituten den Bankensektor zu konsolidieren.

Entsprechend der ohnehin schwierigen Lage der Banken, der relativ hohen Abhängigkeit von staatlichen Garantien und dem Umstand, dass die Banken ohnehin vor allem sichere Geschäftsfelder in der krisenhaften Zeit benötigten, waren Staatsanleihen sicherlich ohnehin ein willkommenes Geschäftsfeld.

Hinzu kommt, dass sich die für die Banken die Kooperation mit dem Regime durchaus insofern eine ganze Zeit lang auszahlte, als dass die Expansion Deutschlands nach Österreich, in die Tschechoslowakei, nach Polen etc. den Banken ermöglichte Teile des dortigen Bankensektors zu übernehmen und damit ihr Geschäftsfeld auszudehnen.

Bis sich auch für Personen, die keine militärischen Insider waren die Niederlage abzeichnete (wahrscheinlich also etwa 1943) hatten die Banken durchaus gute Gründe auch ganz freiwillig Staatsanleihen zu zeichnen.

Hinzu kommt der Umstand, dass spätestens seit 1940/1941 die Zwangsbewirtschaftung der Rohstoffkapazitäten, große Teile der Konsumgüterindustrie faktisch lahmlegte, so dass das Aktionsfeld von Banken und Bevölkerung, was Investitionen in den zivilen Sektor angeht ohnehin arg zusammenschrumpfte, denn ohne Möglichkeiten an Rohstoffee heran zu kommen, gab es naturgemäß auch keine Möglichkeiten Unternehmungn auszubauen oder neue zu gründen.
Das Ausland war da für die Banken i.d.R. auch keine sinnvolle Option, da durch die ständige Ausweitung des Krieges mit der Beschlagnahmung des Auslandsvermögens gerechnet werden musste, zumal wie gesagt die Reichsmark als Außenhandelswährung ohnehin kaum vermittelbar war, direkte Investitionen in die Rüstungswirtschaft empfohlen sich auch nicht, da deren Konjunktur mit dem Ende des Krieges so oder so zusammenbrechen würde.

Von dem her blieben letztendlich Investitionen in Staasanleeihen, so lange noch Aussicht auf den militärischen Sieg bestanden das denkbar attraktivste Geschäftsfeld.
Denn selbst wenn der Staat nicht in der Lage wäre die eigene Verschuldung bei den Banken aus Geeldmitteln heraus zu bedienen, wäre eine Abfindung durch Beteiligung an Staatsbetrieben, an im Krieg erbeuteten Rohstoffvorkommen etc. denkbar gewesen, über die sich die staatlichen Schulden mittel- langfristig hätten konsolidieren lassen.

Dass es nicht schon während des Krieges zur Inflation kam, lag an den staatlich festgelegten Preisen und Löhnen.

Inflation ist ein Überhang der Geldmenge gegenüber der Menge der zur Verfügung stehenden Güter und in diesem Sinne gab es selbstverständlich während des gesamten Krieges eeine massive Inflation, weil die Kommandowirtschaft die Menge der auf dem Markt verhandelten Güter, jedenfalls in einigen Bereichen drastisch einschränkte, ohne dass dabei die im Umlauf befindliche Geldmenge in entsprechendem Maße mit schrumpfte, folglich verlor das Geld durch die Güterverknappung massiv an Wert.
Nichts anderes bedeutet Inflation.
Davon einmal abgesehen, dass massive Inflation beereits vor dem Krieeg einsezte, denn insofern z.B. Mefo-Wechsel nicht nur verzinste Anleihen waren, sondern in Teilen als Zahlungsmittel eingesetzt wurden, somit Geldfunktionen erfüllten, handelte es sich praktisch um eine Parallelwährung und damit um eine Vergrößerung der Menge der im Umlauf befindlichen Zahlungsmittel.

Insofern, sie die Güterverknappung durch die Kommandowirtschaft nicht beheben konnte, sorgten die Preisfestsetzungen also durchaus nicht dafür, dass die Bevölkerung nicht von Inflation beetroffen gewesen wäre.

Diese wurde vor allem dadurch abgemildert, dass durch die Ausplünderung des besetzten Europas, im Besonderen im Bezug auf Lebensmittel die Versorgung der deutschen Bevölkerung durch Zuteilungen künstlich sichergestellt wurde.
De facto gab es bereits währendd des Krieges aber sowohl eine deutlich spürbare Inflation, als auch einen blühenden Schwarzmarkt.

Das gelang aber nicht überall, also blieb das Geld bis zum Ende knapp.

Das ist, ich widerhole mich, aus den schon genannten Gründen nicht richtig.
 
Habe den Wikiartikel angeschaut. Was soll man mit der Formel errechnen?
Das Rohstoffpotential wird nicht berücksichtigt!? Geht das nicht an der Realität vorbei!?
 
Erst 1943 erkannte das Naziregime, dass beides nicht geht: Hoher Lebensstandard im Reich und hohe Rüstungsproduktion.

Von einem hohen Lebensstandard im Reich konnte ohnehin nicht die Rede sein und das war auch nicht die Absicht der Nazis.
Die Absicht der Nazis, bzw. die Konsequenz, die sie aus dem ersten Weltkrieg und den Folgen der damaligen britischen Blockade zogen, bestand darin, großen Wert darauf zu legen, die Grundversorgung der eigenen Bevölkerung mit Lebensmitteln sicherzustellen.
Das taten sie im Besonderen dadurch, dass sie zu Gunsten der Bevölkerung des Reichs Lebensmittel aus den besetzten Gebieten Europas abzogen und die dortige Bevölkerung der Unterversorgung, vor allem im Osten dem Hunger und dem Hungertod preisgaben.

Diese Form der Aufrechterhaltung der Versorgungslage der deutschen Bevölkerung hatte allerdings an und für sich wenig mit der Krieegswirtschagt zu tun, weil für diese Form von Raubwirtschaft letztendlich nur Transportkapazitäten benötigt wurden, um die entsprechenden Güter nach Deutschland zu verbringen.

Massive Einschränkungen des Lebensstandards und eine starke Einschränkung der industriellen Produktion von Konsumgütern ergab sich, ich wiederhole mich hier, schon durch die Inbeschlagnahme diverser kriegswichtiger Rohstoffvorräte, die Inbeschlagnahme eines großen Teils der Energiekapazitäten (Kohleförderung) für die rüstungsrelevante Wirtschaft und der Transportkapazitäten für Rüstungs- und Kriegszwecke.
Diese Einschränkungen, waren bereits vor Beginn des Kriegs spürbar.
 
Dass es im deutschen Reich noch erhebliche ungenutzte Reserven gab, zeigte der hohe Anstieg der Rüstungsproduktion in den Jahren 1943 und 1944. Die Alliierte Rüstungsproduktion hingegen hatte 1942/43 bereits den Peak erreicht.

Reserven in bestimmten Bereichen nutzten allerdings nichts, so lange man sie nicht aktivieren konnte, z.B. weil das Energieproblem ungelöst war.
Auch lässt sich die erhöhte Produktion nicht ausschließlich auf Aktivierung von Reserven zurückführen, sondern auch auf die Schaffung modernerer Zeit- und Material sparendern Produktionskapazitäten und Verfahren, die aber erstmal geschaffen und etabliert werden mussten.
Das ging nicht dadurch mal eben einen Schalter umzulegen.
Im Übrigen, dass die Produktion gesteeigert werden konnte, bedeutet noch lange nicht, dass die dafür getroffenen Maßnahmen auch nachhaltig waren.

Z.B. war es sicherlich möglich etwa das Energiproblem dadurch etwas zu beheben in den eigenen Kohlebeergwerken exzessiven Raubbau zu betreiben und zu Gunsten des Abbaus erreichter Flöze Ressourcenintensive Arbeiten, wie das Abteufen neuer Schächte zunächst zurück zu stellen.
Das erhöhte kurzfristig die Förderkapazitäten (bzw. senkte den Energie- und Arbeitskräftebedarf der Gruben), sorgte mittelfristig aber für eine Erschöpfung der Bergwerke, die sich bei längerem Kriegsverlauf mitunter bemerkbar gemacht hätte (das Problem hatte es im 1. Weltkrieg schon gegeben).
Auch das Verheizen von Zwangsarbeitern in exzessivem Maße um zusätzliche Arbeitskraft in die Rüstungswirtschaft einzubringen, war wirtschaftlich nicht nachhaltig (und darüber hinaus natürlich ein Verbrechen kolossalen Ausmaßes).

Die Nazis haben die Wirtschaft zu spät auf Kriegswirtschaft umgestellt, denn – Zitat:

Z.B. konnte die deutsche Kriegswirtschaft ihr volles Potential erst 1944 erreichen, nachdem die nationalsozialistische Regierung einen Teil ihrer eigenen Gesetzgebung rückgängig gemacht hatte. Das volle Potential ist erreicht, wenn das Limit bei der Nutzung der Rohstoffe und / oder den Arbeitskräften vollständig ausgeschöpft ist. Die Arbeitseffizienz lässt sich in der Regel durch Kapitalinvestitionen steigern, was in Kriegszeiten auch regelmäßig passiert.

Kann ich ebenfalls nicht unterschreiben.
De facto haben die Nazis schon vor Kriegsbeginn durch die Kanalisierung von Rohstoffen zu Gunsten der Rüstungsindustrie und die Aushebelung marktwirtschaftlicher Mechanismen durch Preisfestsetzungen und Festsetzung von Löhnen die Grundlagen einer Kommandowirtschaft etabliert, die bereits vor Kriegsbeginn deutlich auf den Kriegsbedarf ausgerichtet war und das deutlich zu Lasten der Konsumgüterindustrie, der die Rohstoffe teilweise entzogen wurden.

Was zweifellos richtig ist, ist dass die Komandowirtschaft NS-Deutschlands vor allem im Bereich der Arbeitskräfte lange nicht an ihre Grenzen ging, insofern z.B. lange darauf verzichtet wurde Frauen als Arbeitskräfte in der Industrie in größerem Maßstab heranzuziehen und zunächst auch nicht in dem Maße auf Zwangsarbeit gesetzt wurde, wie das theoretisch möglich gewesen wäre (über die moralische Verwerflichkeit solcher Maßnahmen braucht man, denke ich nicht zu streiten).

Allerdings: Das Heranziehen von (ungelernten) Arbeitskräften, geht an den Problemen der Rüstungswirtschaft in den Jahren 1941 und 1942 vorbei.

Dabei ist im Hinterkopf zu behalten, dass die Nazis von einem schnellen Sieg gegen die Sowjetunion ausgingen. Insofern sie das taten, rechneten sie nicht mit der Notwendigkeit im Besonderen die Landrüstung weiter zu forcieren und stellten in 1941 vor allem auf Luftrüstung um außerdem rechneten sie damit, dass sich ihre Ressourcenprobleme durch die Ausbeutung der sowjetischen Gebiete in Kürze lösen ließen, so dass der für einen längeren Krieg notwenddige Ausbau der eigenen Kapazitäten nicht in dem Maße forciert wurde, wie das möglich gewesen wäre.

Die Konsequenz, dass der Rüstungsausstoß 1943 und 1944 stieg geht vor allem auch darauf zurück, dass man Ende 1941/1942 die Fehlkalkulation erkannte und Maßnahmeen ergriff um die eigenen Produktionskapazitäten, im Besonderen im Bereich der Landrüstung auszubauen.
Bis diese Maßnahmen griffen, dauerte es aber seine Zeit.

Auch wenn das NS-Regime das potential seiner theoretisch vorhandenen Arbeitskräfte nicht von Beginn an voll ausnutzte, waren es letztendlich weder eine nicht zurückgefahrene Konsumgüterindustrie (die wurde bereits durch die Kontingentieerung von Rohstoffen vor dem Krieg erheblich beeinträchtigt), noch der lange ausbleibende Einsatz ungelernter Arbeitskräfte (vor allem Frauen) in der Rüstungswirtschaft, die für die rüstungstechnischen Probleme verantwortlich waren, noch waren sie in diesem Maße die Lösung für diese Probleme.

Und Kapitalinvestitionen, die etwas bewirken sollten, hätten erstmal eine harte Währung und einen intakten Markt vorausgesetzt.
Beides war nicht in diesem Maße gegeben.
 
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