Waren Ehen zwischen Menschen möglich, die unterschiedlichen Blöcken angehörten?

Griffel

Mitglied
Der Kalte Krieg war keine einfache und auch keine friedliche Zeit. Aber auch in schweren Zeiten, findet das Leben statt.:cool: Es war natürlich nicht ohne weiteres möglich, dass sich Menschen aus den unterschiedlichen Lagern begegnet sind. Das war ja auch nicht erwünscht!

Aber trotzdem, konnte es passieren. Daraus ergab sich die Möglichkeit, dass sich menschliche Beziehungen entwickeln. Kam es dann zum "Äußersten". Gab es eine Menge an Schwierigkeiten. :mad: Daher wüsste ich gerne, ob es auch für diese Fälle, Regelungen gab.

Alleine schon politisch war eine Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau aus unterschiedlichen Blöcken, belastet. Wäre schön wenn, sich auch hier viele beteiligen.
 
Es war natürlich nicht ohne weiteres möglich, dass sich Menschen aus den unterschiedlichen Lagern begegnet sind. Das war ja auch nicht erwünscht!
Wie kommst du darauf? Man kam durchaus in den 'Ostblock' rein, zu allen Zeiten (mit Visa natürlich). Nur nicht raus, zumindest nicht so einfach. Wir konnten z.B. problemlos von der BRD aus die DDR-Verwandtschaft besuchen; selbst ziemlich direkt nach dem Mauerbau ging das, wie schon vorher regelmäßig, so weiter. Helmut Schmidt startete im Sommer '66 eine große Ostblocktour im privaten Auto, von Hamburg aus über Prag und anderen Stationen nach Moskau, von dort nach Leningrad und schließlich nach Helsinki. Ohne irgendeinen Regierungsposten zu bekleiden. Weder in HH oder in Bonn.

Man konnte genauso im 'Osten' Urlaub machen, natürlich i.d.R. vorab gebucht über die staatlichen Reisebüros der Ostblockstaaten, Leute treffen usw. Und heiraten, das ging auch über den Eisernen Vorhang weg. Dauerte, war wohl mühsam usw.
Der Eiserne Vorhang galt vor allem in eine Richtung und für eine Ebene: Menschen, die raus wollten. Wirtschaftlicher Austausch und Handel fand daneben immer statt, ungeachtet aller politischen Spannungen und Dramenmomente.
 
Ehen während der Zeit der Mauer gab es.

Eine der bekanntesten ist wohl die Ehe von Dean Reed (1938 Denver/Bundesstaat Colorado/USA – 1986 Zeuthen/DDR) mit Model Wiebke Dorndeck (1941 Bitterfeld/DDR – 2011 /Leipzig).

Und wenn man recherchiert findet man sehr viele sogar.

Es gab ja auch Reisekader der DDR (Sportler, Matrosen, Geschäftsreisende usw.) die von der STASI besonders überwacht wurden.
Wenn da der leiseste Verdacht aufkam hier entwickelt sich etwas, war erstmal Schluss mit Reisen.

Dann gab es auch Ehen die aus Urlaubsbekanntschaften entstanden. Das konnte in jeden Urlaubland des sozialistischen Ausland passieren.
Diese hatten es allerdings besonders schwer. Denn in Regel zog man ja nicht von West nach Ost, sondern umgekehrt.

Es gab auch Ehen innerhalb der Ostblockländer.
Auch da gab es Probleme. Ich z.B. musste 1 Jahr auf die Heiratsgenehmigung aus den befreundeten Landes warten.
 
Udo Lindenberg brachte einen Song "Mädchen aus Ost-Berlin" heraus, der als Hommage an eine Frau gedacht war, in die sich Lindenberg verliebt hatte.

Lindenberg berichtete in seiner 2004 erschienenen Autobiographie von seiner Liebe zu "Manu", die er privat bei einer Tour durch die DDR kennengelernt hatte und mit der ihn eine mehrjährige Beziehung verband.

Die Identität von "Manu", die verheiratet nahe Berlin lebt und drei Kinder hat, gab Lindenberg nie preis, bis die Beziehung als Musical bearbeitet wurde. In einem Interview sagte Lindenberg, dass "Jessy", eine Figur aus dem Musical nicht identisch ist mit "Manu", sondern eine andere Liebe aus dem Osten zu einer anderen Zeit.
Das Stück "Hinterm Horizont" von Thomas Brussig und Ullrich Waller aus dem Jahre 2010 endet mit einem Happyend und einem Wiedersehen von "Jessy" und "Udo", bei dem Udo "Jessys" 19jährigen Sohn kennenlernt.
 
Man kam durchaus in den 'Ostblock' rein, zu allen Zeiten (mit Visa natürlich). Nur nicht raus, zumindest nicht so einfach. Wir konnten z.B. problemlos von der BRD aus die DDR-Verwandtschaft besuchen; selbst ziemlich direkt nach dem Mauerbau ging das, wie schon vorher regelmäßig, so weiter.

Da gab es wohl verschiedene Regelungen innerhalb der Ostblockländer. Z. B. waren von Polen aus Reisen ins westliche Ausland meines Wissens relativ unproblematisch möglich. Wie die Regelungen in anderen Ländern jenseits des Eisernen Vorhangs aussahen, ist mir nicht bekannt.
 
Z. B. waren von Polen aus Reisen ins westliche Ausland meines Wissens relativ unproblematisch möglich.
Mein Schwiegervater war Anfang der 1980er erstmals mit dem LKW in der Bundesrepublik. Allerdings fand die Ausreise mit der Familie Mitte der 1980er heimlich über Jugoslawien statt.

Ganz praktisch muss man sich halt fragen, wie zwischen 1961 und 1989 überhaupt realistisch Bekanntschaften zustande gekommen sein sollen, die über die ersten Schmetterlinge im Bauch hinausgefangen sein sollen.
 
Ganz praktisch muss man sich halt fragen, wie zwischen 1961 und 1989 überhaupt realistisch Bekanntschaften zustande gekommen sein sollen, die über die ersten Schmetterlinge im Bauch hinausgefangen sein sollen.
Via Urlaub jedenfalls kaum. Selber kenne ich Ehen, die im Rahmen eines kirchengemeindlichen Austausches BRD-DDR entstanden sind.
 
Wir reisten damals oft nach Ungarn, in die Tschechoslowakei und nach Polen. Wir brauchten zwar ein Visum, aber das bekamen wir in Bern problemlos. Wer dahin wollte, der konnte!
Das bezweifelt niemand. Entgegen der Propaganda vom antifaschistischen Schutzwall war es für die nach Innen als „Faschisten“ diffamierten Westbürger ziemlich einfach in den Ostblock einzureisen. Ungleich schwerer war es für Ostbürger auszureisen, wenn sie nicht schon berentet waren.

Ich highlighte noch mal den letzten Satzteil
Ganz praktisch muss man sich halt fragen, wie zwischen 1961 und 1989 überhaupt realistisch Bekanntschaften zustande gekommen sein sollen, die über die ersten Schmetterlinge im Bauch hinausgefangen sein sollen.
In der Regel heiratet man ja nicht von der Stelle weg. Das erste Verliebtsein, die Schmetterlinge im Bauch - vielleicht sogar Sex - und wirklich tief empfundene Liebe, die sich erst entwickelt sind ja zwei Paar Schuh. Die Möglichkeit einer intimen Beziehung und Kommunikation (einschließlich regelmäßiger gegenseitiger Besuche) war ja quasi nicht gegeben. Wenn sich am Balaton a bayrischer Bua‘ und ein sächsisches Gewächs ineinander verliebten, dann hatten die i.d.R. keine realistische Chance, das zu einer Beziehung auszubauen, die über eine Urlaubsliebschaft hinausging.
 
Wir reisten damals oft nach Ungarn, in die Tschechoslowakei und nach Polen. Wir brauchten zwar ein Visum, aber das bekamen wir in Bern problemlos. Wer dahin wollte, der konnte!

Einzig meine Anträge für ein DDR-Visum wurde immer abgelehnt! Dahin schaffte ich es dann erst 1990.

Meine Äußerung bezog sich natürlich nur darauf, dass man im Urlaub Ost jemand kennen gelernt hatte, Schmetterlinge im Bauch usw. Da war das nächste Treffen eben nicht so einfach zu organisieren, die sonst vielfach übliche und mögliche (steigende) Verdichtung der Begegnungen nach dem ersten Kennenlernen weniger oder kaum möglich, sofern man feste Absichten der Vertiefung der Urlaubsliebelei hatte.

Deine Erfahrungen belegen erneut, der Eiserne Vorhang war hauptsächlich einer für Einwohner östlich davon. Doch wiederum nicht so durchgehend und jederzeit, wie sich dies vielleicht vor allem junge Leute ohne Kenntnisse/Erfahrungen vorstellen; zurecht wurde schon Polen angeführt, teils auch Ungarn ab den 1970ern usw. In einem deutschsprachigen Forum dominieren halt gerne die speziellen dt.-dt. Verhältnisse, wobei gerne vergessen wird, dass man weitgehend problemlos und nahezu jederzeit per Visa von der BRD aus in die DDR einreisen konnte, Kontakte pflegen konnte, Urlaub machen konnte etc.

Ja, die DDR war schon etwas speziell...
 
Gab es da irgendwelche Gründe? Hatten andere Schweizer auch Probleme privat in die DDR einzureisen?
Die Gründe, weshalb ich kein Visum bekam, kenne ich nicht. Vermutlich war das etwas Persönliches, denn ich kenne einige Leute aus der Schweiz, die damals in die DDR reisten. Ich denke, grundsätzlich bekamen Schweizer recht einfach ein DDR-Visum.

Ich reiste dann 1990 zum ersten Mal in die DDR. Die DDR gab es noch, aber die Deutschen durften schon frei über die innerdeutsche Grenze hin und her. Für uns Schweizer galten noch die alten Regeln. Doch als wir an der «Grenzübergangsstelle Rottenbauch/Eisberg» ankamen, war da ein heilloses Durcheinander. Und so schlüpften wir ohne Papierkram, Kontrollen und Visum durch. Und ohne Einreisestempel.
Den einzigen DDR-Stempel im Pass bekam ich dann erst bei der Ausreise an der «GÜSt Schönberg».

Gruss Pelzer
 
Zurück
Oben