Waren Schilde/Kämme immer rot? Und warum waren sie rot?

AmicusCertus

Neues Mitglied
Mich würde mal interessieren, ob die Ausrüstung der Legionäre (bspw. Schilde, Crista/Kamm) immer rot waren?

In Filmen, Serien, Videospielen gibt es die ja auch in anderen Farben (Asterix & Obelix, Dragon Blade usw.). Ich weiß, dass die genannten Filme voller historischer Ungenauigkeiten sind, aber mich würde es trotzdem mal interessieren, ob die Schilde oder Kämme der Helme immer rot sein mussten/waren? Und warum waren sie eigentlich rot? Hatte das eine bestimmte Bedeutung?

Würde mich über eine Antwort freuen!
 
Das wird wohl dem Farbfilm im Kino geschuldet sein. Rot kommt da einfach gut rüber und bietet auch einen schönen Kontrast zu Gold. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/69/Pompeii_-_Villa_dei_Misteri_-_Cubiculum_2.jpg
Schaut man sich aber römische Wandmalereien an, so ist ein gewisser Hang zu roter Farbe erkennbar. Ganze Räume waren in Rot (pompejanisch rot) gestrichen.http://www.wissen-digital.de/images/a/a2/M_09v0074a.jpg
Rote Kleidung sieht man meist bei Frauen http://www.meisterwerke-online.de/p...culus-und-seine-frau-wandbild-aus-pompeji.jpg, Auch Herrscher wurden, wie hier bei der Episode des jungen Herakles mit den Schlangen ,bekamen etwas roten Stoff.. http://www.theatrum.de/uploads/pics/Pompeji-Vettierhaus-Herakles-Iphikles-800.jpg
Da man aber hauptsächlich mit eisenhaltigen Erdpigmenten arbeitete würde ich rote Helmbüsche, aus Rosshaar anzweifeln. Möglicherweise ließen sich weiße Rosshaare färben. Federn dagegen ließen sich mit solchen Pigmenten färben
Ich denke aber, dass höchstens der Feldherr oder andere hohe Offiziere einen roten Überwurf trug.
 
Ja, genau. Die Kämme/Büsche, die hochrangige römische Soldaten trugen. Ich kenne mich mit den Dienstgraden des Römischen Heeres aber auch nicht aus...
 
Nun ich nehme an aus praktischen Gründen - wenn der Centurio in einer Schlacht für seine Legionäre gut sichtbar sein soll, dann bietet sich ein signalrot an. Eventuell mit Krapp gefärbt (eine ostmediterrane Färbepflanze, die wohl auch von den Römern angebaut wurde)?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich könnte mir vorstellen, dass die Prätorianer, als kaiserliche Garde, bei Paraden oder als Palastwache rote Helmbüsche trugen. Bei Soldaten, die sich im Einsatz befanden zweifle ich das aber an. Da ist es Effekthascherei im Film.
Rot bemalte Schilde halte ich aber für realistisch.
 
Ich zitiere einmal wikipedia zum Montefortino-Helm, ob dies stimmt kann ich nicht beurteilen:"
Die Crista bestand beim Montefortino des 1. Jahrhunderts vor Christus (Marius, Caesar, Augustus) aus langem, herabhängendem Rosshaar, das durch eine Nadel in der mit Blei ausgegossenen Bohrung im Helmknopf befestigt wurde. Wie zeitgenössische Texte und pompejanische Malereien zeigen, war das Rosshaar rot gefärbt. Dieser Helmbusch wurde nur für Paraden und im Gefecht angesteckt; im Dienstalltag war er nicht zu finden.
Zur Zeit des Poylbios im 2. Jahrhundert vor Christus befanden sich an der Stelle des späteren Helmbuschs noch schwarz oder purpurn gefärbte Federn."
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun ich nehme an aus praktischen Gründen - wenn der Centurio in einer Schlacht für seine Legionäre gut sichtbar sein soll, dann bietet sich ein signalrot an. Eventuell mit Krapp gefärbt (eine ostmediterrane Färbepflanze, die wohl auch von den Römern angebaut wurde)?
Man hat sich durch die Filme daran gewöhnt, sodass man das für real hält. Bei Triumphzügen war es sicher üblich diese zu färben. Es wurde ja sogar der ganze Kopf, nebst Gesicht des Triumphators mit orangeroter Mennige (Bleioxid) gepudert um ihn der Jupiterstatue im Kapitoltempel ähnlich zu machen..
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist mal wieder ein Thema, was umstritten ist.

Ich sehe folgende Komplexe:

1- Verfügbarkeit von Farbe.
2-Tunikafarbe
3- Schildbemalung
4- Helmzier

So spät schreibe ich nur kurz:
1 Verfügbarkeit roter Farbe:
Plinius berichtet vom Anbau von Farbstoff im großen Stil speziell für die Armee in Italien. Auch Britannien soll roten Farbstoff produziert haben. Rom soll das Rot von den Spartanern übernommen haben. Es soll eine Rezeptur für unechtes Purpur gegeben haben und je nach Rang unterschiedliches rot.

2- Einst ging man vom Rot der Tuniken aus. Damals hat sich Hollywood ausgerüstet. Später kam die Theorie weißer Tuniken auf. Dabei sollen Zenturionen zur besseren Unterscheidung Rote Tuniken getragen haben. Liest man die Quellen aber genau, kommt man schnell darauf, dass es für unterschiedliche Gelegenheiten unterschiedliche Tuniken gab. Für religiöse Anlässe, wie auch den Triumphzug war -außer für den Feldherrn beim Triumphzug- die Toga Candida, die reinweiße Toga notwendig. Man hat Bestellungen von Tuniken für ganze Einheiten gefunden, die ungebleicht oder in Brauntönen gehalten sein sollten. Offensichtlich für den Alltag. Stand eine Schlacht bevor und war genügend Zeit, soll eine Rote Fahne oder Rote Tunika aufgezogen sein, und die Legionäre sich in rot gekleidet haben. Bei der Marine und bei aus ihnen hervorgehenden Einheiten soll es blau statt rot gewesen sein. Ob etwas davon für die Republik zutrifft, kann man nicht sagen. Es ist übeiefert, das ganze Heere in weiß kämpften, nachdem sie sich den Göttern weihten.

3- Schildbemalung
Tacitus berichtet, dass bei dem Sturm auf Cremona Legionäre gegnerische Schilde aufnehmen, um nicht erkannt zu werden. So konnten sie Geschütze außer Gefecht setzen. Darüber schließt man, dass die Einheiten an der Schildbemalung erkannt werden könnten. Da dies auch noch in den Notitia Dignitatum so ist, wird man es auch für die Zwischenzeit vermuten. Darin kann man auch sehen, dass nicht nur rot in Betracht kommt. Anhand einiger Grabsteine und anderer Darstellungen kann man auf die Schildzeichnung einiger Legionen der frühen Kaiserzeit schließen. Auf die Farben jedoch nicht. Rot, grün, schwarz und wieder blau für Marinebezug sind Vermutungen. Die Innenseite der Schilde jedoch war einheitlich bemalt. Ein spezielles rot, damit Blutspritzer nicht auffallen. Jupiter-Symbolik passt natürlich in die Kaiserzeit. Bei Cäsar mag man Stiere oder Elefanten vermuten, wenn man davon ausgeht, dass der Feldherr der späten Republik Einfluss nahm. Davor können Farbe und Symbolik individuell gewesen sein. Oder schon bei der Verteilung durch den Staatlichen angebracht. Anders ausgedrückt: Zur Zeit der Republik ist es unsicher, wie es damit aussah.

4 Helmzier
Rot und schwarz ist erwähnt. Pferdeschweif und deren Farbe ist schon erwähnt. In der Kaiserzeit sollen die Ränge erst ab Optio im Alltag die Helmzier getragen haben. Es gab auch Helme ganz ohne. In Vindolanda hat sich eine Helmzier erhalten. Sie besteht aus Moos und sieht auf Bildern schwarz aus. Das kann natürlich auch an chemischen Vorgängen im Boden liegen.

Zwei Helmzier sind literarisch übeiefert. Die legio V Alaudae ('Haubenlerchen') soll ihren Namen daher haben, dass ihre Helmzier an die genannten Vögel erinnert.

Ein Zenturio soll in augusteischen Zeit eine brennende Kohlenpfanne statt Helmzier getragen zu haben, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Vielleicht eher unter seinen Untergebenen als beim Gegner. Cornidius hieß der Gute. (Merke: Horn-nie, also die als Eselsbrücke.) Die Geschichte ist von Florus berichtet. Über die Historizität darf spekuliert werden. Und auch darüber, wann Hollywood uns das vorführt.

Ich bin zu müde, um die Autokorrektur zu korrigieren.

Edit: Auch zu müde für Quellen und Literatur. Zu Tuniken, Farben und Schilden sollte es hier schon eigene Threads geben, wo Angaben zu finden sind.
 
Zuletzt bearbeitet:
pompejanische Malereien zeigen, war das Rosshaar rot gefärbt.
Ein Mars zeigt eine crista in einem rötlichen Farbton http://www.forumtraiani.de/wp-content/uploads/2014/01/Carole-Raddato-Mars-Pompeji.jpg
Der Krieger im Hintergrund trägt ebenfalls einen dunkelroten Helmbusch http://media.gettyimages.com/illust...om-pompeii-illustration-id150338238?s=170667a
Hier trägt Mars eine schwarze Helmzier, dafür aber zwei grüne Federn.
https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/236x/fc/5d/e1/fc5de18023d57d83ef8064647ae961a8.jpg
Ob man aber von griechischen Götterbildern auf tatsächliche Helme von römischen Legionören schließen kann, weiß ich nicht.
 
Das römische Militär war bis zu den Reformen des Marius ein Miliz-Heer, bei dem jeder Soldat nach seinem Vermögen auch seine Ausrüstung mit zubringen hatte. Mehr oder minder.
Die Legionäre der Kaiserzeit hatten ihre Ausrüstung zu kaufen. Mit der Folge das, zumindest in meinen Augen, eine Einheitlkeit der Optik nicht gegeben war. Ältere Waffen wurden verkauft, das gleiche gilt wohl auch für das Kettenhemd und das gleichzeitige vorhanden sein des Schienenpanzers.
Deshalb wird es zumindest, auch innerhalb einer Centurie, verschiedene Rottöne in der Tunika und der Christa gegeben haben. Die einheitliche Optik der Soldaten in den diversen Filme wird den heutigen Vorstellungen von Uniformen und Ausrüstung geschuldet sein.

Apvar
 
Allein weil die Farben schneller ausgleichen als die heutigen muss man schon mit einem uneinheitlichen Anblick rechnen.

Es ist zwar umstritten, ob die ganze Ausrüstung oder nur ein Teil vom Soldaten erworben werden musste (und auch die Erwerbung an sich ist umstritten), aber es ändert nichts an der uneinheitlichen Beschaffung. In den Dienst mitgebrachte Stücke, Erstausstattung über die Verwaltung, Ersatz über die Einheit, Reparaturen oder Anfertigung durch Schmiede der Legion, Beschaffung durch den Legionäre selbst, dürften das ihre Beigetragen haben. Sicher gab es Richtlinien und Moden. Aber wir verstehen unter Uniformität etwas anderes.

Für die Antike aber muss es einheitlich gewirkt haben.

Und ein Staat, der Produktionsstätten unterhält, sorgt schon dadurch für eine gewisse Einheitlichkeit. Und diese ist auch durch die Funde belegt.Aber auch dies versteht sich anders als heute. Man hat Helme gefunden, die mehrere Jahrhunderte in Gebrauch waren und nach der jeweiligen Mode umgearbeitet wurden.

Zu unterschiedlichen Zeiten wurden Richtlinien auch unterschiedlich streng umgesetzt.

Schließlich können wir nicht wissen, welchen Beitrag die einzelnen Möglichkeiten leisteten. Es sind Bestellungen für ganze Einheiten überliefert. Ganz dürfen wir uns also nicht von der einheitlichen Ausrüstung verabschieden.

Auch eine Ausrüstung wie Polybios sie beschreibt bedingt eine gewisse Einheitlichkeit. Es wurde eben nicht die ganze Ausrüstung von zuhause mitgebracht.

Doch wie weit es in die eine oder andere Richtung ging, können wir nicht sagen. Es gibt auch die Position, die von weitgehender Uniformität ausgeht.

Ich denke, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt.
 
Die fertigen Schilde wurden mit Kalkfarbe bemalt. Auf die getrocknete Farbe wurde mit gelber Kaseinfarbe ein Blitz-Symbol, entsprechend der Schilddekorationen aus Kalkriese aufgemalt, da für eine metallene Rekonstruktion derselben nicht genügend Geld zur Verfügung stand. Die Blitze wurden mit schwarzer Kaseinfarbe gerahmt. Das Weiß als Hintergrundfarbe wurde entsprechend der weißen Schilde der wohl augusteischen Fresken der Esquilin-Gräber gewählt.

Schilde
 
Man beachte bei Sepiolas Link auch die gelben und braunen Militärmäntel. Nach antiken Quellen soll braun bevorzugt worden sein.

;) an. Ein weiterer Schluss: Die Römer waren eigentlich Tolkiens Elben. Noch einer: In Germanien herrscht immer noch Eisenmangel. Selbst Akademiker können sich kein Blech leisten.;) aus.
 
Man beachte bei Sepiolas Link auch die gelben und braunen Militärmäntel. Nach antiken Quellen soll braun bevorzugt worden sein.

;) an. Ein weiterer Schluss: Die Römer waren eigentlich Tolkiens Elben. Noch einer: In Germanien herrscht immer noch Eisenmangel. Selbst Akademiker können sich kein Blech leisten.;) aus.
ich habs schon Augusto gesagt, dass mit dem riesigen Raseneisenerzvorkommen in Germanien überzeugte mich nie... ;) und jetzt auch die Uni Augsburg - ("Smalltalk beendet")
 
Galeotto schrieb:
Ich könnte mir vorstellen, dass die Prätorianer, als kaiserliche Garde, bei Paraden oder als Palastwache rote Helmbüsche trugen. Bei Soldaten, die sich im Einsatz befanden zweifle ich das aber an. Da ist es Effekthascherei im Film.
Rot bemalte Schilde halte ich aber für realistisch.

Zumindest die Centurionen, Tribune und natürlich der Legat trugen auch im Gefecht ihren Helmbusch. Nicht umsonst war die Verlustrate bei den Centurionen enorm hoch. Das war nicht nur der Tatsache geschuldet, dass diese ganz vorn mitkämpften, sondern auch, weil sie vom Gegner gut erkennbar waren. Der Helmbusch der Centurionen hatte vermutlich taktische Bedeutung (Orientierung für die Soldaten der Cenurie), weshalb auf diese "Zielscheibe" auch nicht verzichtet wurde.
Als aktiver Reenactor kann ich außerdem sagen, dass der Helmbusch eine Art Airbagfunktion gegen Schläge von oben hat. Ob das in der Antike beabsichtigt war, wage ich allerdings zu bezweifeln.
Die Tribune und der Legat, die sich bei einer Schlacht für gewöhnlich weit hinter der Frontlinie aufhielten trugen ihren Helmschmuck schlicht als gut erkennbares Rangabzeichen. Bei deren Helmen war es zumeist auch gar nicht möglich, den Helmbusch abzunehmen.

Apvar schrieb:
Die Legionäre der Kaiserzeit hatten ihre Ausrüstung zu kaufen. ...

Das ist, soweit ich weiß, nicht ganz korrekt. Die Legionäre bekamen ihre Ausrüstung von der Legion gestellt, mussten diese aber mit einem Teil ihres Soldes abbezahlen. Natürlich wurde für die neuen Rekruten nicht jedes Mal eine neue Ausrüstung angefertigt, sondern es wurde auf bereits vorhandene zurückgegriffen (von gefallenen Kameraden, von Soldaten, die in den Ruhestand gegangen waren oder aufgrund von Verwundung/Erkrankung vorzeitig aus dem aktiven Dienst ausscheiden mussten).
Dass diese Ausrüstung nicht einheitlich war, versteht sich von selbst. So etwas wie Massenproduktion in heutigem Maßstab gab es damals noch nicht. Zudem gab es Ausrüstungsgegenstände, die bei guter Pflege mehrere Jahrzehnte halten konnten (besonders die Lorica hamata), wodurch verschiedene Generationen von Ausrüstungen innerhalb einer Centurie vorkamen. Sicherlich gab auch so mancher Veteran seine Ausrüstung, wenn er sie nicht an die Legion zurück verkaufte, seinem Sohn, wenn dieser sich entschied in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.

Kurz gesagt, es gab in der römischen Armee der Kaiserzeit eine starke Vereinheitlichung der Ausrüstung, aber keinesfalls eine Uniformierung.

Im Heer des Varus beispielsweise dürfte der eine oder andere Legionär noch mit einem alten Montefortino unterwegs gewesen sein, andere trugen bereits die neueren Helme des Weisenau- bzw. Haltern-Typs. Auch die mitgeführten Scuta dürften eine Mischung aus alten republikanischen und neueren kaiserzeitlichen Formen gewesen sein. Darüber hinaus trugen einige Legionäre bereits die neuen Loricae segmentatae während der größte Teil noch mit Loricae hamatae ausgerüstet war.

Valete, Lucius Sidonius Callidus
 
Zurück
Oben