Warum der Bischof von Rom?

B

bender

Gast
Der ursprüngliche Anspruch des Bischofs von Rom, Oberhaupt aller Christen zu sein, wurde begründet mit dem Bischofssitz am Grabe des Hl. Petrus (von Innozenz I. und einen seiner Nachfolger). Wieso hat man eigentlich nicht den Bischof (später Patriarchen) von Jerusalem genommen, wo dieser doch am Grabe Jesu Christi saß? :grübel:
 
anfangs war es wohl so, dass es eine gewisse gleichberechtigung zwischen den verschiedenen patriarchen gab. aber rom war damals die hauptstadt der welt und jerusalem nur ein provinzstädtchen. und als es mit den (west)römischen kaisern bergab ging, haben sich die päpste auch an cäsarischen traditionen bedient, z.b. dem titel "pontifex maximus".
 
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collo schrieb:
anfangs war es wohl so, dass es eine gewisse gleichberechtigung zwischen den verschiedenen patriarchen gab.
War es nicht so, dass Patriarchen/Bischöfe der Metropolen herausragten? Ich wage mich zu erinnern, dass bspw. der Patriarch von Konstantinopel, von Antiochia, auch von Jerusalem anfangs dem von Rom gegenüber gleichwertig war.

collo schrieb:
aber rom war damals die hauptstadt der welt und jerusalem nur ein provinzstädtchen.
Damit wird der Vorrang des römischen Bischofs aber nicht begründet, zumindest nicht von ihm selbst. Die eigene Begründung lautet, er sitzt am Grabe Petri, deshalb dessen Nachfolger und wichtiger als andere Bischöfe. Der Bischof/Patriarch von Jerusalem hätte nach diesem Begründungsmuster aber die besseren Argumente, IMHO.
 
Der unbedingte Vorrang des römischen Bischofs galt nur im Westreich. Die Ostkirchen haben diesen Vorrang so nie anerkannt; das war ein wesentlicher Grund für die Trennung zwischen der römisch-katholischen Kirche und den orthodoxen Kirchen.


Die römische Begründung des Vormachtsanspruchs hat eigentlich nichts mit dem Grab des Petrus an sich zu tun, sondern damit, daß man Petrus als den ersten Bischof von Rom ansah, und Petrus hatte unter den Aposteln eine bevorzugte Sonderstellung. Diese wurde bzw. wird als "Petrusamt" interpretiert, das auf die Nachfolger übertragen worden sei.
 
bender schrieb:
War es nicht so, dass Patriarchen/Bischöfe der Metropolen herausragten? Ich wage mich zu erinnern, dass bspw. der Patriarch von Konstantinopel, von Antiochia, auch von Jerusalem anfangs dem von Rom gegenüber gleichwertig war.


Damit wird der Vorrang des römischen Bischofs aber nicht begründet, zumindest nicht von ihm selbst. Die eigene Begründung lautet, er sitzt am Grabe Petri, deshalb dessen Nachfolger und wichtiger als andere Bischöfe. Der Bischof/Patriarch von Jerusalem hätte nach diesem Begründungsmuster aber die besseren Argumente, IMHO.

das sagte ich ja, die patriarchen waren anfangs gleichwertig. aber der römische patriarch sass nun mal in der wichtigsten stadt der damals bekannten welt. und sie wurden im laufe der zeit immer mehr auch zu weltlichen herrschern, was bei den anderen patriarchen nicht der fall war. das die päpste ihre vorrangstellung auch noch theologisch zu untermauern versuchten, versteht sich fast von alleine (und dass das die anderen nicht so sahen auch).

ich vermute mal, dass es auch eine rolle spielte, dass jerusalem ziemlich früh von den moslems erobert wurde.
 
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Man muss doch nur die Kühle der orthodoxen Patriarchen beachten! Der Patriarch von Konstaninopel sieht sich heute noch als dem Papst vollkommen gleichrangig.
Stichwort: das grosse morgenländische Kirchenschisma!
 
sehr ausführlich muß es glaub ich gar nicht sein, verehrter collo. es sieht so aus, als ginge es nur um machtbelange.

ponzelar
 
ponzelar schrieb:
sehr ausführlich muß es glaub ich gar nicht sein, verehrter collo. es sieht so aus, als ginge es nur um machtbelange.
Nö, es geht da auch um handfeste theologische Inhalte und Fragestellungen der christlichen Tradition. Aber das dürfte dir wohl egal sein.
 
Wenn man die damaligen geschichtlichen Ereignisse und Machtgefüge betrachtet, dann drängt einem aber tatsächlich der Verdacht auf, das das religiöse nur vorgeschoben wurde.
 
das sehe ich, lieber ponzelar, ähnlich. die römischen bischöfe haben ja schon sehr früh damit angefangen, auch eine weltliche machtposition einzunehmen, was bei den anderen patriarchen nicht der fall war. die theologische begründung ist m.e. nur nachgeschoben worden und wird bis heute sowohl von den orthodoxen als auch von den protestanten nicht anerkannt bzw. anders ausgelegt.

ein guter artikel hierzu in wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Primat_%28Papst%29
 
Kirlon schrieb:
Nö, es geht da auch um handfeste theologische Inhalte und Fragestellungen der christlichen Tradition. Aber das dürfte dir wohl egal sein.

ganz im gegenteil, die machtbelange sind mir in diesem zusammenhang egal. aber ich bin schon gespannt, erfahren zu dürfen, was "handfeste theologische inhalte und fragestellungen" sind.

ponzelar
 
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"Man" scheint dabei zu übersehen, wie viele tausend Gläubige dahinter stehen und größte Mühne auf sich nehmen, am Papst teil zu nehmen, oder die Ideologien, die hinter dem Papst stehen, die zu brechen ihm wohl ungleich mehr Macht bringen würden.
Die Vergangenheit ist dabei ein ganz anderes Thema, da war das Amt des Stellvertreter Christi oft nicht mehr als ein kaufbares Gut zur Erlangung gewisser Macht. Diese Zeiten sind lange vorbei.

Aber wem es um unreflektiertes Gemecker geht...
Wem es darum geht seien geeginete Foren ans Herz gelegt, wo viele Kahtoliken, Protestanten, Atheisten und weißdergeier darauf warten die teilweise durchaus berechtigte Kritik zu diskutieren.
 
Aber die Weichen die damals in den wilden Zeiten gestellt wurden formen bis heute das Gefüge der Kirche. Also wirkt das Vergangene bis heute.
 
collo schrieb:
ein guter artikel hierzu in wikipedia
Der ist leider ausgesprochen schwach.
Allerdings frage ich mich, ob es mir angesichts dieser Diskussion wert ist, ein Stück Kirchengeschichte zu memorien und darzustellen, das im Grunde niemand wirklich interessiert.
 
Wenn du das so sehen willst, haben wir wohl noch immer eine Urgemeinde...
Je mehr Wasser den Rhein runter geht desto stärker verändern sich die Zeiten. Das heutige läßt sich kaum noch mit den "wilden Zeiten" vergleichen.
 
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