Warum gab es nach Napoleon keine Angliederung von Elsaß-Lothringen?

Elsass-Lothringen nach dem Wiener Kongress

Liebes Forum,

beim Schmökern im guten alten Putzger ist mir aufgefallen, dass Elsass-Lothringen nach dem Wiener Kongress bei Frankreich verblieben ist.

Mir stellt sich weniger die Frage, warum das so ist (keine nennenswerten Mitinteressenten im Umfeld, Balance of Power, Dualismus, geringe Industrialisierung und daher geringer Bedarf an Erz und Kohle), als vielmehr, ob einem von euch im Umfeld des Kongresses irgendwelche Vorgänge zum Thema Gebietsabtritt bekannt ist?

mfg
Anselm
 
Liebes Forum,

beim Schmökern im guten alten Putzger ist mir aufgefallen, dass Elsass-Lothringen nach dem Wiener Kongress bei Frankreich verblieben ist.

Mir stellt sich weniger die Frage, warum das so ist (keine nennenswerten Mitinteressenten im Umfeld, Balance of Power, Dualismus, geringe Industrialisierung und daher geringer Bedarf an Erz und Kohle), als vielmehr, ob einem von euch im Umfeld des Kongresses irgendwelche Vorgänge zum Thema Gebietsabtritt bekannt ist?

mfg
Anselm

Hallo,

Geschickte Diplomatie - oder, anders gesagt: ein geschickter Diplomat
Geschichte des Elsass ? Wikipedia
Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord ? Wikipedia
oder auch hier:
Charles-Maurice de Talleyrand & Napoleon: Napoleon Bonaparte und sein Außenminister | Suite101.dehttp://de.wikipedia.org/wiki/Reichs...t_als_Republik_Elsa.C3.9F-Lothringen_Ende_918
 
Es war sogar so, dass nach dem Wiener Kongreß ein nordelsässischer Landstreifen (die gemeinden Ober- und niedersteinbach z.B.) von der bayerischen Pfalz wiederan das französische Elsaß angegliedert wurden, damit eine direkte Straßenverbindung zwischen den franz. Grenzfestungen Bitche und Wissembourg möglich war. ich weiß jetzt nur nicht genau, ob das 1816 oder 1818 war.
 
Die Entscheidung, dass Elsaß-Lothringen bei Franreich verbleiben würde, fiel schon vor der Einnahme von Paris:

Mit der Allianz von Chaumont (1. März 1814) wurden die zukünftigen Grenzen Frankreichs auf die Ausdehnung vom 1. Januar 1792 festgelegt.

"Der Vertrag von Chaumont, entstanden als Grundlage für den gemeinsamen Kampf aller europäischen Staaten gegen das übermächtige Frankreich, trug mit dem Ziel des europäischen Gleichgewichtes schon die Möglichkeit in sich, ein in seinen alten Grenzen bleibendes Frankreich in sich aufzunehmen." [1]

Dies war eine weise und realpolitische Entscheidung, um tatsächlich Frieden sichern zu können, denn:

"Die Zurückführung des Königreiches auf das Territorium des alten Frankreichs musste für Jedermann schmerzlich sein. ... Da die Bourbons nicht die Ursache unseres Missgeschicks waren, so konnten sie auch nicht für seine Folgen verantwortlich gemacht werden; aber es wäre politisch gewesen, nichts zu vernachlässigen, um das Drückende derselben zu verringern und den Umfang der Opfer zu beschränken... Es schien, als ob der Mehrbeitrag dessen, was sie als ihr Erbteil betrachteten, ihnen lästig falle. Man könnte sagen, dass sie es gleichsam unter ihrer Würde achteten, die Nachfolger Napoleons, anstatt der Erben Ludwig XI. zu sein.“ [2]

Der Verlust der schon in der Revolution für Frankreich reklamierten "natürlichen Grenzen" war schon für viele "schmerzlich", ein mehr hätte den Keim neuerlicher Auseinandersetzungen in sich getragen und zudem die Herrschaft der Bourbonen von Beginn an national infrage gestellt.

Grüße
excideuil

[1] Griewank, Karl: Der Wiener Kongress und die europäische Restauration 1814-15, Koehler & Amelang, Leipzig, 1954 (1942), Seite 74
[2] Marmont: „Denkwürdigkeiten des Marschalls Marmont, Herzog von Ragusa“, übersetzt von Eduard Burckardt, Halle, 1857, Bd. 7 Seiten 13-14
 
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